Saintes-Maries-de-la-Mer – Les Cabanes de Fleury

Wir bleiben noch einen Tag am Mittelmeer und fahren von Saintes.-Maries-de-al-Mer über Aigues-Mortes und Séte nach Les Cabanes de Fleury.

Start in Saintes-Maries-de-laMer

Während ich noch schlafe, hat Steffi heute Morgen auf einen kleinen Strandspaziergang am noch ganz stillen Weststrand von Saintes-Maries-de-la-Mer unternommen. Als sie zurück ist gönnen wir uns ein Frühstück und überlegen, was wir heute machen wollen. In Saintes-Maries zu bleiben ist für und keine Option. Einerseits kennen wir die Stadt schon recht gut und andererseits ist der geschotterte und nun gut gefüllte Stellplatz am Weststrand recht trostlos. Und unseren Hunger auf einen Tag am Strand haben wir gestern gestillt.

  • Weststrand - Saintes-Maries-de-la-Mer
  • Stellplatz Weststrand - Saintes-Maries-de-la-Mer

So wollen wir weiterfahren. Einen Tag soll es noch an der Küste des Mittelmeers entlang gehen. Irgendwo hinter Agde wollen wir uns dann ein Plätzchen für die Nacht suchen. So brechen wir gegen 10:00 Uhr auf und fahren auf der Departementstraße 38 landeinwärts. Wir versuchen die Petit Rhone mit der Fähre von Sauvage zu überwinden. Die fährt aber erst ab 11:00 Uhr und ist für Wohnmobile gesperrt.

Fähre von Sauvage

So bleiben wir auf uns bereits bekannter Strecke und überqueren auf der Pont Sylvéréal die Petit Rhone. Wie immer habe ich den Gedanken hier irgendwo im riesigen Mississippi-Delta zu sein. So wir hier stelle ich es mir zumindest immer vor. Warum? Keine Ahnung! Aber wenn man ein wenig auf Google Streetview nachschaut, lassen sich die submaritimen Landschaftsbilder der Camargue und der Bayous im Mississippi-Delta in gewisser Weise vergleichen.

Vielleicht sind es aber auch Bilder aus der Kindheit, auf die ich mit hier besinne. Die Landschaft erinnert an die toll gezeichneten Bilder der Comicreihe „Die Digedags in Amerika“ Als Reporter nehmen da die drei lustigen Kerle dort an einem der berühmten Schiffsrennen zwischen New Orleans und Baton Rouge teil und helfen nebenbei einem Sklavenjungen auf seiner Flucht. Mich würde es nicht wundern, wenn die alte Mississippi-Queen hier auf den Petit-Rhône gleich um die Ecke kommen würden.

Vorbei an Aigues-Mortes und Le-Grau-du-Roi

Für uns geht es weiter nach Westen. Wir umfahren die riesigen Strandseen und Salinen zwischen der Petit Rhône und Aigues-Mortes. Keine Straße, kein Weg führt dort hindurch. Dann erreichen wir nach Aigues-Mortes. Die am Reißbrett entworfenen alte Festungsstadt lag einst direkt am Meer. Schon lange ist der Hafen verlandet und die Küstenline gut acht Kilometer nach Südwesten gewandert. Vor einigen Jahren konnten wir den Ort schon einmal besuchen. Deshalb verzichten wir heute auf einen Stopp. Aber der Besuch von Aigues-Mortes lohnt sich auf jeden Fall, wie wir 2019 schon berichteten.

Aigues-Mortes
Aigues-Mortes

So bleibt für uns nur der Blick auf die hervorragend erhaltene hohe Stadtmauer mit ihren mächtigen Wehrtürmen. Wir folgen der Straße, die entlang des Seitenkanals des Canal du Rhône à Sète verläuft und Aigues-Mortes nun mit dem Meer bei Le-Grau-du-Roi verbindet. Wir überholen ein Touristenschiff, das sicher gut gelaunte Gäste bei prächtigem Wetter von Aigues-Mortes ans Meer bringt. Die Straße und der Kanal führen schnurgerade durch die amphibische Landschaft, die sich in den letzten 800 Jahren durch die Verlandung der ehemaligen großen Lagune gebildet hat. Heute prägen Salinen und flache Strandseen die Gegend hier.

Straße und Kanal nach Le-Grau-du-Roi

Le-Grau-du-Roi und La Grande-Motte lassen wir links liegen. Beide Orte stehen heute für modernen Badeurlaub wie ihn wir wenig schätzen. Das wir mit dieser Meinung vielleicht zu einer Minderheit gehören, erkennen wir ein Stück weiter. Auf der D 62B rollt heute am Samstagvormittag eine schier endlose Autokolonne in die Badeorte.

Stau auf dem Weg nach Le-Grau-du-Roi
D 62

Séte

Dann fahren wir eine kurzes Stück landeinwärts. Rechts von uns der Flughafen von Montpellier. Danach geht es südlich vorbei an der Stadt und weiter in Richtung Séte. Wir erreichen die quirlige Hafenstadt gegen 12:00 Uhr und kämpfen uns durch den dichten Verkehr der von mehreren Hafenbecken durchzogenen Innenstadt. Séte haben wir schon oft besucht. Gerade erst im letzen Jahr. Daher fahren wir weiter.

  • Séte
  • Canal Maritime - Séte
  • Canal de Séte
  • Grande Rue Mario Roustan - Séte

Auf der schmalen Nehrung zwischen dem Meer und dem Étang de Thau geht es von Séte auf der D 612 in Richtung Adge. Die Nehrung trägt den Namen Le Toc. Sie ist für den Verkehr und Tourismus erschlossen worden. Parallel zu Straße führt eine Bahnlinie über die Landenge und die Küste ist ein einziger fast 12 Kilometer langer Badestrand. Für die Badegäste gibt es unzählige Parkplätze. Von denen einer ein beliebter Wohnmobilstellplatz ist, auf dem es in der Saison immer viel zu eng zugeht. Zwischen den Dünen uns der Straße versteckt sich außerdem der große Campingplatz am alten Kastell Tohapi.

Am Stadtrand von Adge legen wir eine Pause ein und checken bei dieser Gelegenheit unsere Optionen für die kommende Nacht. Dabei entscheiden wir uns für den scheinbar recht abgelegenen Ort Cabanes de Fleury.

Auf dem Weg dorthin stellen wir uns reichlich ungeschickt an. Am Ortsrand von Valras-Plage biegen wir an einem Kreisverkehr falsch ab und fahren nichtsahnend wieder landeinwärts. So handeln wir uns einen Umweg von guten 30 Kilometern ein. Landschaftlich ist diese Strecke aber durchaus reizvoll. Besonders schön ist das Verschlafen wirkende Weinbaustädtchen Fleury und seine Umgebung. Von dort geht es zunächst durch die Weinfelder auf einer kleinen Hochebene. Von deren Rand hat man einen schönen Blick hinunter in der Ebene rund um den immer mehr verlandenden Ètang de Vendres.

Les Cabanes de Fleury

Dann haben wir die Küste bei Les Cabanes de Fleury erreicht. Dort mündet aus den Pyrenäen über Carcassonne kommend die Aude ins Mittelmeer. An der kanalisieren Mündung ist ein kleines Ferienzentrum entstanden. Eine Ferienhaussiedlung, ein Campingplatz, ein Sportboothafen, ein paar Restaurants, ein Einkaufsladen und natürlich der Badestrand gehören dort zum Angebot. Und natürlich ein mit dem nötigsten ausgestatteter Wohnmobilstellplatz, der Aire de Services Les Cabanes de Fleury.

Ein paar Stunden am Strand

Wir parken ein und machen uns zu Fuß auf den kurzen Weg an den Strand. Dort bleiben wir ein zwei Stunden. Da wird es uns zu ungemütlich. Es ist recht kühl heute, die Sonne versteckt sich hinter grauen tiefhängenden Wolken und eine steife Brise weht vom Wasser her. Deshalb ist auch nur ein schmaler Streifen am Strand zu Baden freigegeben. Nur den können die Rettungsschwimmer gut überblicken. Das die hier heute präsent sind, darauf weist auch die rote-gelbe Flagge hin.

Plage Grande Cosse

Ètang de Vendres

Auf den Rückweg zum Wohnmobil machen wir uns Gedanken über die seltsam erscheinende Landschaft rings um Les Cabanes de Fleury. Es ist alles sehr eben hier und offenbar nur wenig fruchtbar. Ein Blick auf das Satellitenbild der Gegend hilft bei der Erklärung. Offenbar Mündete die Aude früher in eine große Lagune und nicht direkt ins Meer. Die Lagune wurde dann wohl von Menschenhand trockengelegt. Davon zeugen unzählige Gräben, die das Wasser zur Aude abfließen lassen. Kleine Sperrwerke verhindern, dass das Wasser aus dem Fluss in die Lagune zurückfließen kann. Der Erfolg dieser Maßnahmen ist nicht zu übersehen. Von der einst großen Lagune mir mehr als 1.000 Hektar offener Wasserfläche ist der vergleichsweise bescheidene Ètang de Vendres übriggeblieben. Er hat optimistisch gemessen noch eine Wasserfläche von vielleicht 350 Hektar.

Den Abend verbringen wir am Wohnmobil. Frische Kartoffeln kochen im fröhlich sprudelnden Wasser. Steffi zaubert einen superleckeren Linsensalat und ich versuche mich an einem Quark mit vielen Kräutern und noch mehr Knoblauch. Eine Flasche trockener Weißwein wird unser Mal abrunden.

Bei unserem Tun haben wir neugierige Beobachter. Zwei sehr süße französische Bulldoggen linsen interessiert mit ihren typischen Knopfaugen unter dem Wohnmobil des Nachbarn hervor. Und da sie nur an einer langen Leine liegen, haben sie den Weg zu uns schnell gefunden. Offenbar wollen sie an unseren Mal teilhaben. Als beim Anrühren des Quarks ein dicker Klecks auf meinem Fuß landet ist sich einer unserer Gäste nicht zu schade diesen Schatz genüsslich von meinen Zehen zu schlecken. Dies ist wohl dem Herrchen der beiden Tierchen wohl nun doch zu unangenehm. Er pfeift die beiden zurück. Schade eigentlich.

Wir verbringen einen ruhigen Urlaubsabend und schmieden Pläne für die nächsten Tage.

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