Uzés und Avignon

Heute Vormittag schauen wir uns Uzès an. Danach geht es schnelle 45 Kilometer nach Avignon. Dort steht der Palast der Päpste, die berühmte Brücke von Avignon und die Altstadt auf unserem Zettel.

Der Morgen in Uzès

Wir beginnen den Tag mit der Erkundung von Uzès. Die Stadt mit 8.300 Einwohnern liegt mitten im Dreieck der Städte Nimes, Ales und Avignon und am Rand des Weinanbaugebietes Côtes-du-Rhône-Villages. Als Sitz von Herzögen und Bischöfen ist Uzès mit einer abwechslungsreichen Geschichte gesegnet. Der Herren der Stadt haben natürlich auch ihre baulichen Spuren im Stadtbild hinterlassen. Unterstützt wird die Attraktivität von Uzès auch durch ihre Lage hoch über dem Euretal auf einem ca. 145 Meter hohen Kalksteinplateau. Manche geben ihre das Attribut einer „toskanischen Stand“ und andere verleihen ihr den Titel einer „Stadt der Kunst und Kultur“.

Ein Spaziergang durch Uzès

Wir werden der Ort zu Fuß erkunden. Von unserem Stellplatz an der Domain Saint Firmin bis ins historische Zentrum sind es gerade einmal 500 Meter. Es geht entlang der Rue Masbourguet und der Rue Xavier Sigalon hinunter zum Stadtzentrum. Noch ist es hier menschenleer. Nur ein Kätzchen schaut aus einer Tür, um uns in Uzès zu begrüßen.

  • Rue Xavier Sigalon
  • Rue Xavier Sigalon

Bei Straßen sind eng werden von zweigeschossigen aneinander gebauten Ackerbürgerhäusern gesäumt. Das bevorzugte Baumaterial war hier offenbar der Kalkstein, auf dem sich auch die Stadt erhebt. Hinter dieser und jener Tür haben sich heute Künstler niedergelassen. In der Rue Xavier Sigalon Nr. 11 hat gar ein Kino seine Heimstatt gefunden. Sicher mit einen Augenzwinger auf seine Lage in der südfranzösischen Provinz hat es sich den Namen „Cinema le Capitole“ gegeben. Am Ende der Straße steht auf einem kleinen Platz eine der für Frankreich typische Collone Morris, dem Gegenstück der deutschen Litfaßsäule, und weist mit großen Plakaten auf das Kinoprogramm hin.

  • Rue Xavier Sigalon - Uzès
  • Rue Xavier Sigalon - Uzès
  • Rue Xavier Sigalon - Uzès

Um den Herzogspalast

Es geht über den stark befahrenden Boulevard Gambetta der zum Stadtring um die historische Innenstadt gehört. Dann tauchen wir in die Gassen der Altstadt ein. Nach wenigen Metern überhebt sich der Turm des Herzogspalastes hoch über uns. Der Palast gilt als Wahrzeichen der Stadt. Die ehemalige Herrschaft wurde 1528 zum Herzogtum erhoben. Der Palast ist eine mächtige Trutzburg mitten in der Stadt. Die beste Perspektive auf die mächtige Trutzburg mitten in der Stadt, hat man vom Place du Duchè. Die 20 Euro Eintritt pro Person finden wir etwas übertrieben. Somit verzichten wir auf einen Blick hinter die Mauern.

Vom Place du Duchè schlendern wir durch die wunderbar engen Gassen der Rue du Coin und der Rue Port Royal. Dabei tauchen wir ein in eine Welt zwischen Mittelalter und Renaissance.

Dann biegen wir nach rechts ab und kommen auf den wunderbaren Place aux Herbes. Der große Marktplatz ist gesäumt von Gebäuden mit wunderbaren Arkadengängen. Große Platanen spenden kühlen Schatten und die Geschäfte haben manch Originelles zu bieten. In den Gärten der Restaurants habe sich erste Gäste niedergelassen und genießen Kaffee und kühle Getränke. So stellt man sich das dolce vita in Südfrankreich vor.

  • Place aux Herbes
  • Place aux Herbes
  • Place aux Herbes
  • Place aux Herbes
  • Place aux Herbes

Dann machen wir uns auf den Rückweg. In der Stadt sind nun schon wesentlich mehr Menschen unterwegs, wie wir vor den Geschäften in der Rue Jacques d’Uzès beobachten können.

Rue Jacques d’Uzès

Fahrt nach Avignon

Uzès gefällt uns sehr und wir werden sicher nicht das letzte Mal hier gewesen sein. Doch jetzt um 11:00 Uhr gilt es die Stadt über dem Euretal Adieu zu sagen. Für 14:00 Uhr haben wir unsere Tickets für den Papstpalast in Avignon gebucht. So geht es zurück zum Wohnmobil an der Domain Saint Firmin. Dort nutzen wir noch die Möglichkeit der Ver- und Entsorgung des Campers. Auch die ist hier kostenfrei, was wir sehr großzügig finden. Gegen 11:30 Uhr brechen wir auf. Über die Fahrt nach Avignon gibt es nicht viel zu berichten.

Dort angekommen steuern wir gezielt den Campingplatz Le Bagatelle an. Hierzu geht es auf der Europabrücke zunächst an das linke Ufer der Rhône. Dann ein paar hundert Meter auf dem Stadtring am Flussufer bis zur Pont Èdourad Daladier. Die bringt uns hinüber zur Île Piot. Sie ist der südliche Zipfel der bedeutend größeren Île de la Barthelasse, welche die Rhône ca. sechs Kilometer von Avignon in zwei Arme teilt.

Einige im Internet kolportiere Geschichten über gestohlene und aufgebrochene Wohnmobile in Avignon haben uns dazu bewegt, keinen der frei zugänglichen Stellplätze für Wohnmobile hier zu nutzen. Der Checkin an Campingplatz Le Bagatelle ist freundlich und unkompliziert. Wir bekommen für 24,50 € einen schattigen Stellplatz unter hohen Kastanien nicht weit entfernt von der Rezeption, dem Lebensmittelladen und dem Sanitärgebäude. Viel Zeit uns hier einzurichten haben wir allerdings nicht. Es geht auf 13:15 zu und unser Termin in Palast der Päpste drängelt.

Hinüber in die Altstadt

Also nehmen wir die Räder vom Fahrradträger, schnappen uns die Kameras und machen uns auf den Weg. Zunächst geht es über die Pont Édouard Daladier. Sie bringt uns an das linke Rhône-Ufer. Dann geht es durch einige enge Straße und Gassen der Altstadt hinauf zum Place du Palais. Dort stehen wir direkt vor unserem nächsten Ziel, dem Papstpalast von Avignon. In der Mitte erhebt sich der sogenannte neue Palast, der unter Papst Clemens VI. dem Gebäudeensemble hinzugefügt wurde. Rechts davon die Grand Chapelle links, etwas zurückgesetzt und bei unserem Besuch eingerüstet der Alte Palast. Alles macht eher den Eindruck einer Wehranlage als eines der wichtigsten religiösen Zentren der Christenheit.

Palast der Päpste - Avignon
Palast der Päpste

Da mag an den unsicheren Zeiten damals geschuldet sein. Immerhin stritten sich die Päpste in Avignon Rom während des abendländischen Schisma mehrere Jahrzehnte lang über nicht weniger als eine der zentralsten Machtpositionen in Europa. Kaiser und Könige waren vom Segen des Papstes abhängig. Und es war nicht auszuschließen, dass um dieses Privileg auch mit Gewalt und militärischen Mittel gestritten werden würde.

Durch den Papstpalast

Wir gehen hinüber zum Eingangsportal des neuen Palastes, über dem sich markant zwei oktogonale Türmchen erheben. Schnell finden wir dank unserer Zeittickets, die wir schon gestern via Internet gebucht haben, Einlass. Wir erhalten jeder ein sogenanntes Histopad. Das Tablet wird uns als elektronischer Guide durch Räume und Gänge des Plastes gute Dienste leisten. Entlang des Besucherweges sind immer wieder großflächige Symbole angebracht, Erfasst man die mit der Kamera des Tablets wird auf dem Histopad in Text, Bild, Audio und Video mehr über den Ort erzählt, an dem man sich gerade befindet.

So ausgerüstet geht es durch Ehrenhof hinüber in den alten Palast. Leider ist der Ehrenhof bei unserem Besuch von einer modernen Tribünenanlage überbaut. Der Besucherweg führt unter der Tribüne entlang. So bleibt uns Großzügigkeit diese Hofes leider verborgen.

Das Histopad führt uns nun treppauf, treppab zuverlässig durch viele der verschachtelt angeordneten Räume und Gänge des alten und neue Palastes.

Konsistorium und Schatzkammer

Es geht durch den Konsistorien-Saal in dem einst das oberste Tribunal der Christenheit zusammentrat. Auch wurde hier Brigitta von Schweden heiliggesprochen. Ihrem Heimatkloster konnten wir 2014 einen Besuch abstatten. Ein großes Modell der Gesamtanlage gibt vermittelt einen guten Überblick über den alten und neuen Palast und die Grand Chapelle. An das Konsistorium angegliedert ist die Chapelle Saint-Jean. Dort Leuchten in überwiegenden blauen Farbtönen die grandiosen Fresken von Simone Martini. Betreten kann man die Chapelle Saint Jean leider nicht. Nur eine gläserne Tür gibt den Blick in ihr Inneres frei.

Konsistorium - Papstpalast Avignon
Konsistorium

Interessant und ein wenig geheimnisvoll ist natürlich die päpstliche Schatzkammer. Die befindet sich im der zweiten Ebenendes sogenannten Papstturms. In eisenbeschlagenen Truhen die mit eine oder. zwei Schlössern gesichert warten, wurden hier die wichtigsten Dokumente der Kurie aufbewahrt. Unter dicken Bodenplatten lagerten in Gewölben unter dem Fußboden Säcke mit Gold- und Silbermünzen und andere Wertgegenstände.

Und einsam muss es hier unten gewesen sein. Nur drei Personen hatten dort Zugang. Der Papst, der Kämmerer und der Schatzmeister,

  • Schatzkammer  - Papstpalast Avignon
  • Tresor  - Papstpalast Avignon

Der Apparat Kurie

Auf einer Schautafel erfährt man im Papstturm auch mehr über den organisatorischen Aufbau des päpstlichen Apparates. Die Apostolischen Kammer war für die Verwaltung der Finanzen und Liegenschaften der Kurie verantwortliche. Das konnten Kämmerer und Schatzmeister nicht allein bewältigen. Ihnen stand ein ganzer Stab von untergeordneten Schreibern, Sekretären, Notaren und Kurieren zur Seite. Zur Apostolischen Kammer gehörte auch die Münzanstalt, die Kammerversammlung und die Provinzverwaltung.

In der Apostolischen Kanzlei wurden rechtswirksame Urkunden und Erlässe formuliert. Die hatten bei der Machstellung der damaligen katholischen Kirche praktisch Gesetzeskraft. Damit lag hier das eigentliche Machtzentrum der Kurie. Vieles konnten von der Kanzlei selbst vorbereitet und entschieden werden. Der Papst hat die Vorgänge nur noch genehmigt, konnte aber wichtige Entscheidungsprozesse an sich ziehen. Der Kanzlei standen der Kanzler und die Vize-Kanzler vor. Positionen mit enormer Macht. Ihnen zur Seite standen Referendare, Notare, Schreiber und Korrektoren.

Kirchliche Richter und Notare hatte am ständigen Kirchengericht das Sagen, Es befasste sich mit allen Fällen, die von den untergeordneten Gerichtsinstanzen nicht behandelt werden konnten.

Neben dem obersten Gericht gab es das Bußgericht. Es  befasste sich mit dem „Eingemachten“. Es galt als das höchste Gericht der Christenheit. Verhängung und Aufhebung von Exkommunikationen und andern kirchlichen Strafen standen hier auf der Agenda.

Schautafel Apparat Kurie - Papstpalast Avignon
Apparat Kurie

Ein Blick in das 14. Jahrhundert

Man frag sich dabei, wo das ganze Geld herkam. Immerhin errichteten die Päpste hier eines der größten Feudalschlösser seiner Zeit. Immerhin 15.000 m² Nutzfläche standen dort zu Verfügung. Die Antwort auf diese Frage ist bezeichnend in die damalige Zeit und die widersprüchliche Rolle der katholischen Kirche in den Jahrhunderten.

Im 14. Jahrhundert ging es Europa nicht gut. Eine Klimaveränderung drückte die Temperaturen. Missernten, verheerende Fluten (Magdalenenflut) und mehrere Ausbruchswellen der Pest dezimierten die Bevölkerung drastisch und senkte die Produktivität der Wirtschaft erheblich. Durch die Überschwemmungen wurde wichtige Infrastruktur (Brücken) und fruchtbare Agrarflächen in den Flussauen vernichtet. Es kam zu sozialen Verwerfungen und Bauernaufständen in England, Frankreich und Flandern.

Und was macht die katholische Kirche? Sie brachte mit nicht geraden feinen Mitteln Ihre Schäfchen in Trockene. Man verkaufte kirchliche Ämter und befreite gut zahlende „Kunden“ von manch katholischer Pflicht. So konnten zahlungskräftige Adlige die strengen Regeln im Eherecht der katholischen Kirche umgehen. Die Adelshäuser etablierten so ungeachtet ihrer katholischen Glaubensbekenntnisse ihre Heirats- und damit Machtpolitik. Auch das Anerkennen von Reliquien gegen bare Münze war eine beliebte Einnahmequelle der Kurie. Die Gemeinden zahlten sicher gerne, versprachen Reliquien doch Pilger und Wallfahrer en masse und damit auch Geld, Geld, Geld. Die zunehmende Ökonomisierung des kirchlichen Handels ließ neben dem riesigen Landbesitz der Kirche die Reichtümer in den Tresoren von Avignon anschwellen.

Aber bleiben wir bei unserem Rundgang durch den Papstpalast.

Grand Tinel und Küche

Beeindrucken ist der große Speisesaal, der Grand Tinel. Er ist 48 Meter lang 1o Meter breit, Überspannt wir er von einer hölzernen Spitztonne, die heute in goldener Farbe über uns strahlt. Hier wurden große Gesellschaften fürstlich bewirtet. Das war wohl auch nötig, denn im krisengeschüttelten 14. Jahrhundert waren die Interessen vieler weltlicher und kirchlicher Herren zu bedenken. Und wo ließ sich besser darüber Verhandeln als an reichlich gedeckten Tafeln.

Grand Tinel - Papstpalast Avignon
Grand Tinel

Speis und Trank kamen aus der großen Küche, der Cuisine haute, gleich nebenan. Sie befindet sich im obersten Geschoss eines Turmes, den Papst Clemens VI. 1342 an den alten Palast anbauen liest. In dem großen Raum konnten große Mengen vielfältigster Speisten gleichzeitig zubereitet werden. Der Rauch, der in der Mitte des Raumes angelegten großen Feuerstelle konnte nach oben in einen 18 Meter hohen achteckigen Rauchfang abziehen. Die beiden unteren Stockwerke des Turmes, die Celles dienten als Vorratsräume, die mit Köstlichkeiten als allen Teilen Frankreich beliefert wurden, wie einer Schautafel zu entnehmen ist.

  • Cuisine haute - Papstplast Avignon
  • Rauchfang - Papstplast Avignon
  • Lieferketten - Papstplast Avignon

Interi0r

Die Innenausstattung der Räume ist eher schlicht. Das liegt einerseits daran, dass der Bau in der architektonischen Tradition des Festungsbaus steht. Andererseits verschwand spätestens mit der französischen Revolution das bewegliche Interieur endgültig aus den Räumen des Palastes. Von da an wurde er zum Teil als Kaserne genutzt. Aber auch schon vorher, nachdem in Päpste Anfang des 15. Jahrhunderts wieder nach Rom zogen, verblasste der Glanz des Palastes der Päpste nach und nach. Nun residierten hier nur noch die Legaten und Vizelegaten der Kurie. Denen standen bei weitem nicht die finanziellen Mittel zur Verfügung, die die Kämmerer Päpste in den Tresoren des Palastes hüteten.

Was im Interieur geblieben ist, sind die farbenfrohen Fresken in Kapelle St. Jean oder die im sogenannten Hirschzimmer. Und dass die Päpste durchaus auch an dem weltlichen Gefallen fanden, wird in den überragend dargestellten Jagdszenen im letzteren Raum deutliche. Lieder darf man in diesen Räumen nicht fotografieren.

Unter den architektonischen Highlights sind noch der Kreuzgang des alten Plastes und das grandiose gotische Maßwerkfenster im Südflügel des neuen Palastes mit dem Blick in den Ehrenhof zu erwähnen. Im Südflügel des alten Palastes sind Bodenkacheln ausgestellt, die man bei Restaurierungsarbeiten freigelegt hat. Und auch hier ging es bei weitem nicht nur religiös zu. Motive wie Hase, Wildschwein und Auerochse erzählen von der Lust der Päpste an der Jagd. Taube und Fisch hingegen könnten durchaus als biblische Motive gedeutet werden. Hinzu kommen Steine mit einer vielfältigen Ornamentik oder einfache Farbsteine in überwiegend grünen und goldenen Farbtönen.

  • Kreuzgang - Papstpalast Avignon
  • Galerie Kreuzgang - Papstpalast Avignon
  • Maßwerkfenster - Papstpalast Avignon
  • Sakristei - Papstpalast Avignon
  • Bodenkacheln - Papstpalast Avignon

Grand Chapelle

Das letzte Kapitel unseres Rundgangs durch den Papstpalast ist die Grande Chapelle. Hier wird im Mittelschiff, noch verborgen hinter Stellwänden, gerade eine Ausstellung mit dem Titel „Amazonien“ des Fotografen Sebastião Salgado aufgebaut. Die wenigen Blicke, die wir vorbei an den Stellwänden auf der großformatigen Schwarzweißfotos werfen können, begeistern uns. Sie erzählen eindrücklich und kontrastreich von der Natur, dem Leben und den Menschen am Amazonas. Leider wird diese Ausstellung erst in 4 Tagen eröffnet werden. Da werden wir aber schon ganz wo anders sein.

Zu Abschluss geht es durch den obligatorischen Museumsshop. Wir liebäugeln mit den Repliken der Bodenkacheln, deren originale wir bei unserem Rundgang bewundern konnten. Wie so oft können wir uns aber für keines der vielfältigen Motive entscheiden. So bleibt der Einkaufskorb leer und die Reisekasse wird geschont.

Um vom Ausgang zurück zu den Rädern zu kommen, müssen wir durch die enge Rue de la Peyroleire. Hier wird deutlich, dass der Papstpalast auf einen großen Kalksteinfelsen thront. Hier treten die blanken Feldwände zu Tage. In der Nische einer Felswand hat sich eine Pantomime niedergelassen. Starr sitzt sie da und erschrickt nun ab und an die Vorbeiziehenden mit einer markanten Bewegung. Die danken es ihr mit dieser und jener Münze, die in ihren Klingelbeutel fällt.

 Rue de la Peyroleire - Avignon
Rue de la Peyroleire

Die Brücke von Avignon

Zurück zu den Rädern ist für uns klar: Wenn schon Avignon, dann müssen wir uns auch auf die Spuren eines berühmten Melodie begeben. Die durch das Lied weltbekannt gewordene Brücke von Avignon – die Pont Saint-Bénézet. Sie ist nur 300 Meter vom Place du Palais entfernt. Der Weg dorthin bringen wir mit den Rädern schnell hinter uns. Am Ziel angekommen gilt es zunächst Tickets zu erwerben, Die fünf Euro pro Person scheinen uns nicht übertrieben, zumal für jede Person auch ein Audioguide in deutscher Sprache mit dabei ist.

Dann geht es eine Treppe hinauf. Oben angekommen stehen wir auf dem ersten Brückenbogen. In unserem Rücken die mächtige Stadtmauer und vor uns ein Torhaus, welches die Brücke zum Fluss hin absicherte. In dem Torhaus gibt es keiner kleine Ausstellung, in der man viel über die Geschichte des Bauwerks erfahren kann.

Die Legende

Da ist zunächst einmal die Legende von der Entstehung der Brücke. Ein junger Hirte soll im Jahr 1177 aus der Bergen der Ardèche hinunter nach Avignon gekommen sein, Er verkündete den Bürgern, dass er von niemanden geringeren als Gott beauftrag worden wäre, hier in Avignon eine Brücke über die Rhône zu schlagen. Die Avigneser verspotteten ihn und der Prälat forderte ihn auf, doch einen mächtigen Felsblock als Fundament in den Fluss zu werfen. Zur Überraschung aller gelang dem Hirten dieses Kunststück. So konnte er mit dem Segen des Prälaten und der Bürgen sein Werk in Angriff nehmen.

Dem Hirten, der auf den Namen Bénézet hörte, ist heute die untere der Doppelkapelle auf dem ersten Brückenpfeiler gewidmet. Die vier heute noch existierenden Brückenbögen sind die letzten von insgesamt 22 Bögen die Rhône einst überspannten. Die Brücke war über 900 Meter lang und damals die längste Brücke in ganz Europa Das Bauwerk war Teil des wichtigen Pilgerwegs von Frankreich nach Italien und darüber hinaus für Stadt Avignon von herausragender wirtschaftlicher und strategischer Bedeutung.

Der Niedergang der Brücke

Der Gewalten der Natur war sie auf Dauer allerdings nicht gewachsen. Immer wieder beschädigten Hochwasser einzelne Brückenbögen. Die wurden dann provisorisch mit Holzkonstruktionen überbrückt. Auch kriegerischen Auseinandersetzungen trugen zum Niedergang bei.

Trotz einer geschickten Verwendung des Brückenzolls und der Sammlung von weiteren Mitteln für den Brückenerhalt reichte das Geld nicht aus, um die Brücke auf Dauer zu erhalten. Nach einem erneuten Hochwasser im Jahr 1660 wurde Sie endgültig aufgeben.

Wir schauen uns Doppelkapelle auf dem ersten Brückenpfeiler im Wasser an und schlendern bis zum heutigen Brückenkopf. Von dort hat man einen wunderbaren Blick über den Fluss und zurück auf die Altstadt von Avignon.

Wir gehen zurück und schauen uns noch ein wenig in der Ausstellung im Torhaus um. Glaubt man der dort ausgestellten fotografischen Rekonstruktion der Brücke, ist es erstaunlich, wie sich die Flusslandschaft seitdem verändert hat, Wo früher offenes Wasser mit einigen Sandbänken war, ist über die Jahrhunderte eine mehre Kilometer lange und breite Insel geworden, die von zwei Armen der Rhône umschlossen wird.

  • Pont Saint-Bénézet - Avignon
  • Blick auf die Stadt - Pont Saint-Bénézet Avignon
  • Brückenhaus - Pont Saint-Bénézet Avignon
  • Stadtmauer - Pont Saint-Bénézet Avignon
  • Doppelkapelle - Pont Saint-Bénézet Avignon
  • Kapelle Saint-Bénézet - Pont Saint-Bénézet Avignon

Abendessen im La Civette

Wir beenden unseren Besuch hier und fahren wieder hinauf zum Place du Palais in der Hoffnung einen Platz in einem netten Restaurant zu finden. Es wird Zeit das wir etwas essen. Seit dem Frühstück heute Morgen in Uzès haben wir noch nichts zu uns genommen.

Wenige Meter vom Place du Palais werden wir fündig. An der Ostseite des Place de l’Horloge laden gleich mehrere Restaurants in die ihre Gärten ein, Wir entscheiden uns für das La Civettte und haben damit eine gute Wahl getroffen. Wir sitzen mit einem wunderbaren Blick auf die klassizistische Fassade des Opernhauses. Die Sonnenschirme über uns dämpfen die noch immer intensive Abendsonne über Avignon und wir lassen uns auf den Punkt gerilltes Rinderfilet (Pavet du Boueff) und Flankstaek (Bavette) mit Pommes und frischem Salat schmecken. Bewundernswert finden wir die Leistung des Kellners. Charmant und mit Witz versteht die Wünsche und Marotten der Gäste aus verschiedensten Ländern zu nehmen.

Zurück zum Wohnmobil

Anschließend unternehmen wir noch eine kleine Radtour durch die Straßen und Gassen der westlichen Altstadt bis hinunter zur Rhône. Wir erkennen, dass Avignon noch manches mehr zu bieten hat als alte Brücke und einer Festung, die ein Palast sein will.

Dann geht es zurück über Pont Èdourad Daladier auf die Île de Piot.

Am anderen Ufer, in der Chemin des Bergers bleiben noch eine ganze Weile am Ufer der Rhône sitzen. Man hat dort einen besonders schönen Blick auf die Silhouette der Altstadt von Avignon. Sie leuchtet nun im Licht der immer tiefen stehenden Sonnen in scheinbar sich ständig verändernden Farben. Fast jede Bank hier am Ufer ist besetzt und viele Spaziergänger flanieren hier entlang und genießen das besondere Flair dieses Sommerabends vor einer weltberühmten Kulisse. Auch auf dem Fluss ist noch etwas los. Ein ganzer Kanuverein kommt paddelnd vom abendlichen Training den Strom hinab.

Avignon
Avignon

Als wir später, als es schon dunkel wird Dunkel wird, zum Wohnmobil zurückkehren, sitzen wir noch eine wenige draußen und lassen den Tag resümieren. Die Zikaden oben in den Baumkronen geben ein laustarkes Abendkonzert. Angesichts des schönen Wetters lassen wir die Möbel heute draußen stehen und gehen zu Bett.

Stunden später werden wir von einem gewaltigen Rauschen geweckt, dass durch die hohen Baumkronen über und fegt. Erste großen Regentropfen klopfen auf das Dach. Steffi springt aus dem Bett und räumt in Windeseile die Möbel ins Trockene. Das setzt ein stundenlanger kräftiger Regen ein, der bis ca. 5:00 Uhr in der Frühe anhält.

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