Auf der Ardeche

Heute sind wir auf der Ardèche unterwegs. Vom Camping du Midi bis nach Saint-Martin-d’Ardèche werden wir knappe 25 Kilometer im Kajak unterwegs sein. Das seit Wochen herrschende Niedrigwasser wird für uns zur Herausforderung werden. Am Ende wird sich die Tour durch den grandiosen Canyon der Ardèche aber gelohnt haben.

21.06.2022

Vorbereitungen am Campingplatz

Heute Morgen müssen wir uns erstmal auf dem Camping du Midi anmelden. Gestern Abend war bei unserer Ankunft die Rezeption schon geschlossen. Ich will das gleich in Anschluss an die Morgentoilette erledigen. Also geht es erstmal hinauf zum Sanitärgebäude. Zustand und Sauberkeit von Duschen und Toiletten tendieren in Richtung grenzwertig. Aber man findet alles, was man braucht. Von dort sind es nur noch wenige Stufen und ich stehe vor der Rezeption. Die wurde gerade geöffnet. Trotzdem gilt es zu warten. Ein junges Pärchen ist vor mir an der Reihe. Offenbar wollen sie wie wir die Tagestour auf der Ardèche bis Saint-Martin wagen.

Als ich an der Reihe bin, kann ich meine Wünsche gut in englischer Sprache anbringen. Ich buche zwei Nächte für zwei Personen mit dem Wohnmobil für 52,64 €. Für die Miete eines Zweierkajaks und den Rücktransfer von Saint-Martin de Ardèche kommen weitere 68 € hinzu. Wieder am Wohnmobil angekommen haben wir gerade noch Zeit zum Frühstücken. Dann müssen wir uns schon auf den Weg machen. Denn die Ansage war eindeutig. Man muss mit dem Boot bis spätesten 17:00 Uhr den Landeplatz in Saint-Martin erreicht haben. Andernfalls läuft man Gefahr, den Rücktransfer zu verpassen und diesen auf eigene Faust organisieren und bezahlen zu müssen.

Auf der Ardèche

Unsere Tour beginnt gleich bei dem kleinen Schuppen in unmittelbarer Nähe unseres Stellplatzes. Wir bekommen ein paar Doppelpaddel, eine Schwimmweste pro Person, ein wasserdichtes Fass und ein laminiertes A4-Blatt mit einer Übersichtskarte über den Verlauf der Tour ausgehändigt. Alles, was nicht nass werden darf, lassen wir in dem Fass verschwinden. Dazu gehören trockene Wechselsachen, unser Proviant, Handtücher und die Handys.

Dann geht es hinunter zum Wasser. Aufgestapelt zu kleinen Türmen liegen hier die Kajaks. Dabei passen sie wie Stapelstühle oder Wassereimer ineinander. Alle Boote hier haben die die gleiche Farbe. Den Sinn dahinter werden wir später noch verstehen.

Wir wuchten ein Boot von einem der Stapel. Das Fass können wir hinter dem hinteren Sitz mit Riemen gut befestigen. Dann tragen und zerren wir das Boot über das steinige Ufer in das etwas tiefere Wasser. Jedem sei dabei ein möglichst stabiles wasserfestes Schuhwerk empfohlen. Barfuß ist diese Aktion auf dem steinigen Untergrund nicht zu machen. Und das wasserfeste Schuhwerk wird sich auf der Tour heute noch mancher Bewährungsprobe stellen müssen.

Gegen 10:00 Uhr lassen wir uns unbeholfen in die Sitzschalen des Kajaks plumpsen und los geht das Abenteuer.

Vom Start bis zur Rapide de l’Olivier

Zunächst fließt die Ardèches recht träge dahin und nimmt uns mit nach Nordosten. Nach etwas mehr als einem Kilometer haben wir die erste kleine Stromschnelle, die Rapide du Révou erreicht. Hier beginnt auch die erste große Kehre des Flusses unsere Tour. Auf einer Strecke von 1.600 Metern dreht sich der Verlauf der Ardèche um mehr als 180 Grad.

Die Stromschnelle überwinden wir aufgrund des geringen Wasserstandes recht unaufgeregt. Am Ende hat die Ardèche ihre Richtung von Nordost auf Westen geändert. Dort treffen wir auf sie Stromschelle der „Drei Wasser“ und bekommen einen ersten Eindruck, was es an diesem Tag heißt, die Ardèche mit einem Kajak zu befahren.
Das Wasser ist über der gesamten Flussbreite ist zu flach, als dass es uns über das Geröllfeld tragen könnte. Hier gelingt es uns noch im Sitzen mit ruckartig schiebenden Bewegungen wieder tieferes Wasser zu erreichen. So können wir hier die Fahrt noch fortzusetzen ohne aussteigen.

Hinter den „Drei Wassern“ ändert der die Ardèche erneut in einer engen Kurve ihren Verlauf. Nun geht es in Richtung Südosten. Dann folgt schon der nächste Katarakt, der heute nur ein Schatten seiner selbst ist. An der Rapide de l’Olivier helfen schiebenden Körperbewegungen sitzend im Boot nicht mehr, um voranzukommen. Hier hilft nur noch aussteigen um schiebend oder ziehend das Boot wieder tieferes Wasser zu bringen. Die Stromschnelle verdankt ihren Namen offenbar von einem alten Olivenhain. Reste davon meinen wir noch über dem Gebüsch am linken Ufer auszumachen.

Die Ardèche an diesem Tag

Viele der nun folgen Stromschnellen, die neben der grandiosen Landschaft, den eigentlichen Reiz der Tour ausmachen werden wir auf diese Weise überwinden müssen. Das macht die Tour nicht nur anstrengend und langwierig. Was besonders Schade ist: Der Spaßfaktor geht auf weiten Strecken verloren. Am Ende des Tages wissen wir dann nicht mehr, wir oft und wo wir aussteigen mussten, um das Boot durch die viel zu flachen Stromschnellen zu treideln. An mehr als der Hälfte dieser Untiefen war es aber ganz sicher so.

Rapide de l’Olivier und Rapide le Revolume

400 Meter hinter der Rapide de l’Olivier kommen wir in die Radpide de la Souche. So ist der Katarakt in der deutschen Version der OpenStreetMap benannt. Unsere Orientierungskarte, die wir am Campingplatz mitbekommen haben, weist diesen Ort als Rapide le Revolume aus. Ja, und ein ganz wenig „Revolte“ ist hier im Wasser. Die Ardèche strömt fröhlich und wellenreich über das Hindernis. Wie mir müssen ein wenig Geschick beweisen, werden nass und haben auch etwas Spaß. Wenn es doch nur so weitergehen könnte.

Weil die Leute hier Spaßhaben hat sich am linken Ufer ein Fotograf positioniert, der die Besatzungen beim Überqueren der Stromschnelle ablichtet. Später werden wir den aufnahmen auf www.photocanoe.net wiederfinden, wo sie für nicht wenig Geld zum Verkauf angeboten werden. Hierzu später aber mehr.

  • Rapide de Revolume - Ardèche
  • Rapide de Revolume - Ardèche

Von der Rapide le Revolume zum Bivouac de Gaud

Dann geht es einen Kilometer auf gerader Strecke eher gemütlich weiter. Im nun tieferen Wasser können wir die Doppelpaddel in ruhig und gleichmäßig durch das Wasser ziehen. Nach einem Kilometer kommen in enger Folge durch Rapide des Champs der sich kurz darauf die Rapide de la Dent Noire – „am schwarzen Zahn“ – anschließt. Die hat ihren Namen wohl von einer Felsspitze deren Gestalt stark an den Reißzahn eines Raubtieres erinnert. Auch wenn dieser, weil aus Karstgestein, einen recht kariösen Eindruck macht.

Und wieder wendet die Ardèche ihren Lauf um 180 Grad. Dabei geht es mehr schlecht als recht über zwei weitere Stromschnellen. Die Rapide de l’Hirondelle (bei den Schwalben) und die Rapide de l’Esclapayre. Dann kommen wir Bivouac de Gaud vorbei. Auf dem Biwakplatz kann man übernachten, wenn man mehre Tage auf der Ardèche unterwegs ist. Dort gibt es Toiletten, Duschen und Sitzgelegenheiten. Man kann sein eigenes Zelt aufstellen. Oder man nutzt eine der Gemeinschaftsunterkünfte (Armeezelte) in denen bis zu 20 Personen unterkommen. Außerhalb der Biwakplätze zu übernachten ist hier in Naturreservat übrigens verboten. Vor dem Bivouac de Gaud geht es noch über die Rapide du Padget.

Bivouac de Gaud – Rapide de Figueras

Und dann, nur 500 Meter weiter dreht sich er Fluss in einer ganz engen Kurve wieder nach Südosten. Die Kehre beginnt mit der Rapide de la Canelle und schließt mit der Rapide de Figuras ab. Und die macht nun richtig Spaß. Krachend geht es über die Wellen und manchen Stein. Wir werden ordentlich nass und haben zu tun einen Kurs zu finden, der uns nicht aus dem Boot wirft. Jauchzend geht es so in wilder Fahrt hinunter. Am Ufer sitzt wieder ein Fotograf, der mit sicherem Blick und ruhiger Hand die mehr oder weniger gelungen Passagen der einzelnen Besatzungen durch dieses Hindernis ablichtet.

  • Rapide de Figueras - Ardèche
  • Rapide de Figueras - Ardèche

Von Farben und Fotos

Als wir uns später am Abend die Bilder auf www.photocanoe.net ansehen wird uns auch klar, was es mit den auffälligen Farben der Boote aus sich hat. Die einzelnen Verleihstationen haben Boote in immer nur einer Farbkombination. Camping du Midi hat rot-blaue Boote. Die von Aqua Bateaux sind grün-violett, die von Qcéanide Canoe sind vorne rot und hinten gelb, bei denen von der Domaine les Blanches ist es umgekehrt. Und so weiter, uns so weiter. Übrigens gibt es an der Ardèche an die 35 Bootsverleiher.

Die Fotografen nutzen die Farben der Boote, um die Fotos den einzelnen Verleiher zuordnen zu können. Auf www.photocanoe.net muss man dann nur seinen Bootsverleiher, die Abfahrtszeit und die gewählte Strecke angeben. Dann findet man unter den hunderten Bildern eines Tages recht schnell seine eignen heraus.
Sicher sind die Farben der Boote auch nützlichen, wenn ein Hochwasser mal eines unbemannt nicht zu Tal nimmt. Der Besitzer ist dann schnell ausgemacht.

Bis hierher haben wir die ersten acht Kilometer der Tour hinter uns und sind seit etwa zwei Stunden unterwegs. Das wir für acht Kilometer so lange brauchten liegt daran, dass wir an fast jeder Stromschnelle auf dem Weg bis hierher treideln mussten. Dabei sind die zu überwindenden Untiefen gerne auch mal mehr als hundert Meter lang. So kann es gerne auch mal 10 Minuten dauern, ehe man da herüber ist.

Wir entscheiden das es Zeit für eine erste Pause ist. Hierzu nutzen wir das flache Felsufer unterhalb der Rapide de Figueras. Ein idealer Ort, um anzulanden und auszusteigen. Wir trinken ordentlich – es ist schon sehr warm und recht schwül – und stärken uns mit Obst und Gemüse. Das „Programm“, dass uns die nachfolgenden Paddler auf der Rapide de Figueras liefern, ist durchaus unterhaltsam. Das macht unser Picknick hier recht kurzweilig. Nach 40 Minuten Pause machen wir uns auf den weiteren Weg.

Von der Rapide de Figueras weiter bis zur Rapide du Gué de Guitard

Danach ist die nächste Herausforderung schnell erreicht. Es geht über die Rapide du Casque du Drago – „Helm des Drachen“. Welcher Drache hier seinen Helm trägt, oder vielleicht verloren hat erschließt sich uns nicht. Viel zu sehr sind wir damit beschäftigt, auch hier das Boot durch das Geröll über dem viel zu flachen Wasser zu zerren.

Meistens machen wir das so, dass Steffi im Boot sitzen bleibt und mein Paddel sichert. Ich steige aus und schiebe in gebückter Haltung das Kajak vorwärts. Wenn tieferes Wasser erreicht ist, gilt es für mich den richtigen Zeitpunkt abzupassen, um mich unbeholfen wieder in das Kajak fallen zu lassen. Für denjenigen, der mich dabei aus der Ferne beobachtet ist das sicher ein riesiger Spaß. Dann muss ich schnell mein von Steffi gereichtes Paddel übernehmen, um in dem nun plötzlich sehr schnellen Wasser wieder Kurs aufnehmen zu können.

Auf nächsten knappen drei Kilometern folgen in recht gleichmäßiger Folge weitere fünf Stromschnellen. Ihre teilweise romantischen Namen wie „am Taubenschlag“, „bei der Nachtigall oder die „Furt von Guitard“ machen ihre Überwindung nicht einfacher. Oftmals gilt es auch dort wieder zu treideln oder mit ruckartigen Körperbewegungen über die Hindernisse rutschen.

Missgeschicke an der Rapide de la Toupine de Gournier

An der Rapide de la Toupine de Gournier – dem „Kreisel von Gournier“ unterlaufen uns dann gleich zwei Missgeschicke. An der Einfahrt oben vor der eigentlichen Stromschnelle steuere ich das Boot ungeschickt.

Die Kenterung

Es legt sich vor einem großen Stein quer zum Strom. Wir kommen dort trotz oder wegen des Niedrigwassers mit dem Einsatz der Paddel nicht mehr weg. Steffi flucht ob meiner Unfähigkeit. Gnadenlos dreht der Strom das Boot um seine Längsachse und wir fallen in das flache Wasser. Nun gilt es schnell alles zu greifen, was nicht fest mit dem Boot verbunden ist. Das sind in erster Linie die Paddel und die Kamera. Alles andere befindet sich in dem gut auf dem Kajak verzurrten Wasserfass.

Als wir aufstehen wollen wird klar, dass dies nicht so einfach ist. Die meist faust- bis fußballgroßen, vom Strom rundgeschliffenen Steine, unter unseren Füßen sind sehr glitschig. Deshalb sind unsere Bewegungen recht unbeholfen. Die Verletzungsgefahr bei einem Sturz ist nicht zu unterschätzen. Nun stehen wir noch vor der Aufgabe das gekenterte Boot zu bergen. Trotz des Niedrigwassers ist es sehr anstrengend das Kajak ca. zwanzig Meter gegen die Strömung zu zerren. Erst dort gibt es eine Stelle wo man anlanden und halbwegs sicher wieder in das Boot einstiegen kann.

Der Aufprall

Im zweiten Anlauf finden wir zunächst eine bessere Linie. Wir warten ein wenig und beobachten die Boote vor uns. Offenbar ist die Durchfahrt im tiefen Wasser am Prallhang nicht ganz einfach. Die Mehrzahl der Boote vor uns machen eine unangenehme Bekanntschaft mit dem Uferfelsen, auf den die Strömung direkt zuhält. Trotz dieser Warnung geht es uns nicht besser. Wir krachen voll in den Felsen der hier zu allem Unglück ein grottenartige Vertiefung hat, die wir voll erwischen. Ich habe Angst das sich Steffi vorne im Boot ernsthaft verletzen könnte. Der Aufprall ist so stark, dass ich mich wundere, dass das Boot danach noch immer aus einem Stück besteht. Irgendwie können wir uns befreien und lassen die Rapide dc la Toupine de Gournier etwas atemlos hinter uns.

Rapide de Èlephants und Rapide du Grand Gour

Nicht weit entfernt geht es auf Rapide de Èlephants zu. Dort wird das Flussbett deutlich breiter. Wir können die Stromschnelle in der tiefen Rinne am Prallhang recht bequem durchfahren. Warum dieser Ort den seltsamen Namen mit dem Elefanten trägt, können wir nicht erkennen. Vielleicht kommt er von der großen Sandbank die ähnlich wie ein Elefantenrüssel vom Ufer weit in den Fluss reicht.

Nur 300 Meter weiter folgt die Rapide du Grand Gour, die uns auch eine gute Durchfahrt gewährt. Es ist immer ein wenig aufregend das Kajak auf dem rechten Weg durch das schnelle Wasser zu steuern. Meist warten wir ein wenig vor dem Hindernis. Dabei beobachten wir, welche Linie die Boote vor uns nehmen. Wir versuchen ein wenig das Wasser zu lesen. Wo deuten Wellen oder ein Schwall auf Hindernisse unter Wasser hin. Wie läuft die Strömung an den Felsen vorbei, die aus dem Wasser ragen. Welche Linie bringt die Boote vor uns in Schwierigkeiten, oder wo kommen sie besonders gut durch das Hindernis.

Ist man erstmal im schnellen Strom des Kataraktes gefangen, sind Korrekturen nur im begrenzten Maß möglich. Dann hilft nur ein beherzter Einsatz der Paddel. Mit ihnen kann man eingeschränkt die Richtung ändern, oder das Boot von einem Felsen abstoßen, der aus dem Wasser ragt. Das Boot hier anzuhalten ist allerdings unmöglich. Im wahrsten Sinne des Wortes muss man dann einfach dadurch.

  • Auf der Ardèche

Von der Rapide du Grand Gour zum Plage des Templers

Nun folgt ein ruhiger Abschnitt mit einer besonders schönen und beliebten Stelle. Unterhalb der Belvédère de la Madeleine, einem bekannten Aussichtspunkt hoch oben in den Felsen hat die Ardèche zwei kleine, fast halbkreisförmige Becken in die Felsen geschliffen. Das sind ideale und romantisch gelegene Badestellen. Dementsprechend voll ist es hier. So genießen wir nur den Anblick und lassen und auf dem nun ruhigen Wasser vorbei treiben. Weit oben über uns liegt übrigens die Grotte de la Madeleine. Sie ist mit ihren zahlreichen farbenfrohen Stalaktiten und Stalagmiten eines der touristischen Highlights an der Ardèche.

Bevor wir den Plage des Templers erreichen, ist zwei Kilometer nach der Rapide du Grand Gour die Rapide de la Pastière zu überwinden. Dies geht, wie schon so oft heute, nur mit schieben. Am Plage des Templers angekommen lernen wir, dass dieser Ort an Anhängern der Freikörperkultur vorbehalten ist. Daher wird er auf vielen Landkarten auch als Plage natursite des Templiers ausgezeichnet. Ob die Tempelritter, auf die die Burganlage hoch über dem Gegenüberliegen Ufer zurückgeht, von dem diesem Treiben begeistert wären, sei dahingestellt. Aber man sagt den Templern ja manche skurrile und gar blasphemische Rituale nach. Da ist die Nacktheit der aktuellen Zeitgenossen vielleicht gar nicht so außergewöhnlich.

Camping de la Plage des Templers

Über dem Strand befindet sich auf einer Terrasse befindet sich ein Campingplatz. Auch er ist nur den Freunden der FKK-Kultur vorbehalten. Zu erreichen ist der Platz ausschließlich über einem steilen Pfad, der 600 Meter lang ist und 110 Höhenmeter hinab führt. Das sind satte 18% Gefälle. Da muss man schon gut zu Fuß ein. Für das Gepäck gibt es allerdings eine Seilbahn. Und für den Rückmarsch am Tag der Abreise sollte man während seines Aufenthaltes ausreichend Kraft getankt haben.

Man kann hier seine eignes (Berg)Zelt mitbringen oder Bungalows sowie sogenannten Mayotte-Zelte mieten. Im Prinzip sind das auch Bungalows, nur das Wände und Dach als Zeltplanen bestehen. Es gibt ein Restaurant und ein reiches Angebot an Wellness- und Aktivangeboten. Die Preise sind gehoben und der Platz für Wohnmobile, Camper und Caravans nicht zu erreichen. Das ist sicher ein Segen für diesen ganz besonderen Ort.

Rapide de la Madeleine – Rapide de la Fève

Ab hier macht die Ardèche mal wieder eine Kehre um 180 Grand und umschließt den Berg, auf dem hoch oben die alte Templerburg steht. Auf diesem Abschnitt haben wir die Rapide de la Madeleine und die Rapide du Resquilladou zu überwinden. Wie uns das gelingt? Bei dem niedrigen Wasserstand könnt ihr Euch das sicher denken.


Nun fließt die Ardèche wieder nach Süden und schwenkt dann in gemächlichen Kurven in Richtung ihres Hauptverlaufes nach Südosten. Die Fahrt auf der hier eher langsam fließenden Ardèche ist nun ruhig, bis wir die Rapide du Noyer erreichen. Vom linken Ufer her verengt eine große Sandbank das Flussbett und lässt das Wasser schnell an diesem Ort vorbeilaufen. Wir kommen hier recht gut durch. Den Nussbaum allerdings, auf den der Name dieser Stromschnelle verweist, können wir nicht ausmachen.

  • Ardèche
  • Ardèche


Warum die nur 700 Meter weiter folgende Rapide de la Fève nach einer Bohne oder Saubohne benannt ist, erschließt sich uns ebenfalls nicht. Vielleich erinnert oben gesehen, der kleine Knick, den der Fluss hier macht an Form der Hülsenfrucht. Oder ist es eine Formation in der uns umgebenen pittoresken Felslandschaft? Egal wie dem auch sein, uns gewährt die Rapide de la Fève eine flotte Überfahrt, wofür wir dankbar sind.

Hinter der Rapide de la Fève haben wir den Kilometer 19 der heutigen Tour hinter uns gelassen. Zeit für eine zweite Pause. Die Gelegenheit dafür ergibt sich ca. 600 Meter weiter. Rechts ragt ein Kiesbett ins Wasser. Dort können wir gut anlanden. Gegenüber erhebet sich fast senkrecht eine gewaltige Felswand. Die Ardèche ist hier etwas breiter und tief. Ihr Wasser fließt gemächlich dahin. Ein idealer Ort für uns um baden zu gehen.

Hier zu schwimmen ist einfach ganz wunderbar. Das Wasser ist klar und erfrischend kühl, aber nicht zu kalt. Und die gewaltige Fels- und Gebirgskulisse um uns herum werden wir so schnell nicht vergessen. Nach dem Bad sitzen wir noch einige Zeit um Ufer, bis uns die Sonnenstrahlen abgetrocknet haben.

Von der Rapide de la Madeleine zur Rapide de la Caville

Wir legen wieder ab. Schon nach einigen hundert Meter geht das ruhige Wasser unseres Badesees von eben in das Rauschen der Rapide de la Cadière über.

Dann tauchen ca. 30 Boote vor uns auf. Sie bewegen sich langsam etwas ungelenk auf dem Fluss. Als wir näher kommen erkennen wir, dass meist Kinder in den Kajaks sitzen. Oft haben sie noch Probleme den Kurs zu halten. In drei oder vier Einer-Kajaks sitzen die Betreuer dieses kleinen Korsos. Liebevoll bis bestimmt geben sie Hinweise, um die Gruppe auf Kurs zu halten. Dabei ist Motivation gefragt. Nur wenige Boote kommen nämlich gut voran. Die meisten Besatzungen sind wohl das erstmal herausgefordert, ein Boot mit zwei Doppelpaddeln voranzubringen und auf auch noch auf Kurs in dem nicht immer ruhigen Wasser zu halten. Die meisten Teilnehmer haben noch Spaß dabei. Bei einigen wenigen ist schwindende Lust auf diese Abenteuer zu spüren und manche sind der Verzweiflung nahe. Dabei bewegen sie sich erst noch auf die größte Bewährungsprobe des Nachmittags zu.

Die Betreuer meistern die Situation aber souverän. Es gibt aufmunternde Worte für alle die nicht so recht vorankommen. Lob für die, die ihr Fahrzeug schon gut auf Kurs halten und machen Spaß, wie er in eine Ferienzeit gehört. Ungefragt würde ich ihnen auch meine Kinder oder Enkel anvertrauen. Aber der Korso, der offenbar sein Ziel am Camping des Grottes hat, kommt nur langsam voran.

So setzen wir zum Überholen an und unterschätzen die Situation und das Gelände ein wenig. Mitten in der letzten Stromstelle unserer Tour, der Rapide de la Caville, stecken wir mitten in den Pulk der Kinder fest. Diese und jene kleine Kollision lässt sich nun nicht mehr vermeiden. Aber alle haben eher Spaß daran und so mitten unter den Kindern spüren wir, dass dieses kleine Abenteuer über der Rapide de la Caville für sie unvergesslich bleiben wird.

  • Ardèche
  • Ardèche

Rapide de la Caville – Saint-Martin-d’Ardeche

Hinter dem Campingplatz de la Grotte schlägt die Ardèche einen letzten Bogen von 180 Grad. Danach strebt der Fluss recht konsequent nach Südosten, um schließlich in einen Seitenarm der Rhone zu münden. Für uns wird auf dem recht geraden Abschnitt nun auch unser Tagesziel sichtbar. Leuchtend bunte Farbtupfer stapeln sich am linken Flussufer. Das sind die Kajaks und Kanus der verschieden Verleih-Stationen, die bereits an der großen Landungsstelle angekommenen sind. Sie wurden schon auf die Transportanhänger verladen, die sie zum Startort für den nächsten Tag zurückbringen werden.

Wir wollen uns nach den Anstrengungen des Tages nun einfach treiben zu lassen, bis die Landungsstelle quer ab liegt und wir ein letztes Mal für heute anlanden. Aber wie zum Hohn holt uns auch hier das Niedrigwasser ein. 300 Meter vor dem Ziel heißt es ein letztes Mal auszusteigen und das Boot über das Geröll bis zum Ziel zu schieben und zu ziehen.

An Land angekommen befinden wir uns auf einer befestigten Platte von vielleicht 100 mal 30 Metern. Hier sammeln die Verleiher ihre Gäste und Boote wieder ein. Es sind sicher weit über 100 Boote und doppelt so viele Gäste, die hier heute am späten Nachmittag abgefertigt werden. Manche sind eifrig am Räumen, andere sitzen auf den Steinen am Ufer und lassen einen letzten Blick über den Fluss schweifen. Viele unterhalten sich über die Herausforderung ihrer Tour auf der Ardèche. Wir räumen unsere Sachen aus dem Boot und dem wasserdichten Fass und helfen beim Verladen. Als wir damit fertig sind, wir uns gesagt, dass wir nicht länger warten müssen. Wir könnten schon jetzt mit dem Bus nach Pont du Vallon zurückfahren. Der Chauffeur, der uns eigentlich fahren würde, müsse noch auf ein paar Nachzügler warten. Die werden aber erst in einer Stunde erwartet.

Die Rückfahrt

Dieses Angebot nehmen wir gerne an und steigen in den alten Reisebus der gerade eingetroffen ist. Als der mit uns startet ist er fast bis auf den letzten Platz besetzt. Leider geht unsere Rückfahrt nicht über die D 290, von der es einige spektakuläre Aussichten über das Tal der Ardèche gibt. Vielleicht sind ja die Kurven dort oben zu eng oder der eine Tunnel zu niedrig, als dass der Bus diese Streckenvariante nehmen könnte. Er fährt einen großen Bogen nördlich der Ardèche. So geht es durch eine eher beschaulich als spektakuläre Landschaft über Saint-Remeze zurück nach Vallon.

An einem der Campingplätze dort ist für uns Zwischenstation uns. Wir steigen in einen deutlich kleineren Bus um. Wir sitzen genau über der Hinterachse. Während der doch recht rasanten Fahrt vorbei an der Pont d’Arc, durch den Cirque Quest und entlang am Ufer der Ardèche kracht es unter uns ganz gewaltig. Als ob die Achse gegen irgendein anderes Bauteil schlägt. Aber wir kommen unbeschadet am Camping du Midi an und leisten uns an der Theke an der Rezeption erstmal einen Kaffee und ein Stück Kuchen.

So endet unser Tag auf der Ardèche entspannt und bei schönstem Wetter. Später sitzen wir noch lange vor dem Wohnmobil. Irgendwann trifft der Platzwart ein und türmt die zurückgeholten Boote wieder zu kleinen Stapeln und am Flussufer auf. Die Wasserfässer, Paddeln und Schwimmwesten verstaut er in dem kleinen Schuppen gleich nebenan. So ist alles ist bereit für einen nächsten Tag auf der Ardèche.

Camping du Midi
Camping du Midi
Nach oben scrollen