Route des Crêtes – von Drusenheim auf den Grand Ballon

Aus dem Rheintal geht es heute hinauf auf die Vogesen. Wir wollen auf der der Route des Crêtes dem Kamm des Gebirges nach Süden folgen. Vorher lernen wir aber unfreiwillig sowohl eine neues Stück Autobahn und einen alten Tunnel kennen.

Start in Drusenheim

Ein schöner Sommertag kündigt sich am frühen Morgen des 18. Juni 2022 am Rheinufer von Drusenheim an. Letzte schwache Dunstschwaden wabern über den Fluss, bevor ihnen die vor einem wolkenlosen Himmel noch tief stehende Sonne den gar ausmacht. Erste Jogger und Walker sind auf den Deich in unterwegs.

Morgens in Drusenheim
Morgens in Drusenheim

Wir genießen die Ruhe der Morgenstunden und unser Frühstück. Dabei schmieden wir Pläne für den Tag. Schnell steht unser Entschluss fest. Wir wollen das schöne Wetter für einen Abstecher hoch in die Vogesen nutzen. Gesagt getan! Um 10:00 Uhr starten wir in Drusenheim und haben schnell die A 35 erreicht. Hin und wieder wird der Blick nach Osten, hin zu den Bergen des Schwarzwaldes frei. Was wir sehen, stimmt uns ein wenig skeptisch. Die Höhen des Schwarzwalds zeigen sich von dichtem Dunst und Nebel verhangen. Wir hoffen trotzdem, dass uns die Berge auf dieser Seite des Rheins heute tolle Fernsichten schenken.

Eine neue Autobahn

Kurze Zeit später verpassen wir am Autobahnkreuz Strasbourg Nord den Abzweig auf die alte A 4 die uns vierspurig und mautfrei durch Straßburg nach Süden bringen würde. Stattdessen landen wir aus der neuen A355 und stehen vor der ersten Mautstelle der Reise. 5,80 Euro werden fällig um auf dem neuen Asphalt einen großen Bogen nach Westen um Strasbourg zu schlagen.

Mautstelle A 355
Mautstelle A 355

Die A 355 Grand Contournement Ouest de Strasbourg, zu deutsch: die Große Westumfahrung von Straßburg wurde erst im Dezember 2021 eröffnet. Wir können nun auf feinstem neuem Asphalt die 25 Kilometer zwischen Duttlenheim und Vendenheim absolvieren, bevor wir südlich von Strasbourg wieder auf die alte A 35 treffen. Wir kommen hier schnell voran und rücken ein wenig näher an die Vogesen.

Einmal Tunnel ungewollt

Kurz bevor wir bei Slettstatt die Autobahn verlassen, grüßt uns von einem braunen Hinweisschild an der Strecke und von hoch oben auf den Bergen die Hochkönigsburg. So wie sie heute oben dort steht hat sie kaum noch etwas von der einst staufischen Reichsburg aus dem 12. Jahrhundert. 1901 bis 1908 wurde die Anlage komplett überbaut. Nun ist die so etwas wie eine „Mittelaltertraumfabrik“. Eine Projektion von romantischen Vorstellungen einer ausgehenden Epoche. Im letzten Jahr haben die Hochkönigsburg besuchen dürfen.

Hohe Königsburg - Hinweis an der A 355
Hohe Königsburg – Hinweis an der A 355

Über die Anschlussstelle Slettstatt verlassen wir die Autobahn. Nun geht es nach Westen hoch in die Berge. In Sainte-Maire-aux-Mines nehmen wir im Kreisverkehr noch vor dem Ortseingang die falsche Ausfahrt. Prompt landen wir im Tunnel Maurice Lemaire. Der kostet uns weitere 9,80 € Mautgebühr und bringt uns nicht hoch auf den Kamm der Vogesen, sondern führt uns unter ihm hindurch. Ärgerlich! Wir haben uns so einen Umweg von 40 Minuten eingehandelt.

Aber wenigsten ist die Geschichte des Tunnels recht interessant. Bis 1973 diente er 36 Jahre als Scheiteltunnel der Eisenbahnline Sélestat–Lesseux-Frapelle. Schon bei seiner Einweihung 1937 hatte er einen mehr militärisch-strategischen als einen wirtschaftlichen Nutzen. So verlor die Verbindung nach dem 2. Weltkrieg ihre Bedeutung. Nachdem der Verkehr auf der Eisenbahnlinie 1973 eingestellt wurde, baute man den Tunnel für den Straßenverkehr um. Heute führt die Nationalstraße 159 durch den Tunnel nach Westen.

Nach 6.872 Meter in der Dunkelheit des Stollens umgibt uns wieder Tageslicht. Wir beschließen nicht noch einmal unter dem Berg hindurchzufahren, um zurück nach Sainte-Maire-aux-Mines zu kommen. Vielleicht ist ja die Straße über den Berg dorthin auch recht schön.

Hinauf auf die Vogesen

So geht es über Gemaingoutte und Wisembach zurück nach Sainte-Marie. Es ist eine liebliche Mittelgebirgslandschaft, durch die wir fahren. Die Strecke führt uns hinauf bis auf ca. 770 Meter über dem Meer bevor wir wieder nach Sainte-Marie hinunterfahren.

Von dort aus nehmen wir die D 11 um den Vogesen nach Süden und folgen. Eine schöne Landschaft bei diesem Wetter. Die Straßen sind hier einsam. Aber auch hierher findet La Poste, die französische Post ihren Weg.

La Poste
La Poste

Die Orte und Weiler glänzen mit schönen Häusern am Straßenrand. Der Duft von frisch gemähtem Gras hängt in der Luft. Über Aubure und Fréland erreichen wir so die D415 die uns hoch zum Col des Bohome auf 949 Meter Meereshöhe führt.

Aubure
Aubure

Hier stoßen wir auch auf die berühmte Route des Crêtes auf der wir dem Kamm der Vogesen nach Süden folgen wollen.

Zunächst fahren wir aber hinunter nach Fraize, um unsere Lebensmittelvorräte für die nächsten Tage zu ergänzen. Den Carrefour Markt dort kennen wir von unserer letzten Reise. Wir bekommen dort alles, was wir benötigen und nehmen auch Unnötiges mit. Steffi will unbedingt die Einkaufstasche haben, die mit einen „Rollkofferfunktion“ ausgestattet ist. Sie hat sich später nicht bewährt. Leider können wir hier nicht tanken. Die markteigene Tankstelle will nichts von unseren Kreditkarten wissen.

So geht es nach unserem Einkauf mit relativ wenig Diesel im Tank wieder hinauf zum Col de Bohomme und auf die Route des Crêtes.

Route des Crêtes

Die Route des Crêtes ist auch als „Vogesenkammstraße“ oder „Gipfelstraße“ bekannt. Dabei ist das aber nicht ganz richtig. Nirgendwo führt die Straße über einen Gipfel oder auf dem Kamm der Vogesen entlang. Sie verläuft immer eine wenig westlich der höchsten Punkte der Vogesen. Das hatte damals bei ihrem bau einen einfachen Grund: Die Straße ist ursprünglich eine Militärstraße, die von der deutschen Artillerie aus dem Osten nicht erreicht werden durfte. So nutzte man den Kamm und die Gipfel des Gebirges als natürliche Deckung.

Für die damalige militärische Nutzung der Straße spricht auch, dass sie keine Orte miteinander verbindet. Und tatsächlich, zwischen dem Col de Bagnelles und Uffholtzm den Endpunkten der Route im Norden und Süden sind keinen wirklichen Ortschaften auszumachen. Abgesehen von den Restaurants, Pensionen und Hotels an den Wintersportanlagen wie La Schlucht, Le Markstein oder am Grande Ballon. Die sind aber lange nach dem letzten Krieg entstanden.

Heute ist die Route des Crêtes eine Touristenattraktion. Und das merken wir an die sonnigen Frühsommersamstag im Jahr 2022 ganz besonders. Hunderte Fahrzeuge sind hier oben unterwegs. Sehr viele PKW aller Preisklassen cruisen über Route des Crêtes. Auch mancher Oldtimer ist mit dabei. Viele von denen treffen sich heute am Lac Noir, wo der Parkplatz heute ihnen vorbehalten ist. Biker auf meist schweren Maschinen genießen die kurvenreiche Strecke und manches Wohnmobil reiht sich in die Kolonnen ein. Und viele Radfahrer sind meist auf teuren Rennmaschinen unterwegs nehmen die Route als sportliche Herausforderung in Angriff.

Route des Crêtes

Skistation Le Blanc, Lac Blanc und Lac Noir

Über den Col du Lauchpach erreichen wir auf der Route des Crêtes zunächst die Bergstation des Skigebietes La Blanc. Mit über 13 Pistenkilometern gehört es zu den größeren in den Vogesen. Neun Liftanlagen bringen die Skifahrer nach ihren Abfahrten wieder hier hinauf. Der Sessellift ist auch heute in Betrieb und bring gerade einen einsamen Wanderer nach oben.

Bergstation Le Blanc
Bergstation Le Blanc

Von hieraus unternehmen wir einen kleinen Abstecher in Richtung der beiden Seen hier oben. Der Lac Blanc und der Lac Noir waren die Ober- und Unterbecken des Pumpspeicherwerks Lac Noir. Es war von 1934 bis 2002 in Betrieb. Dann wurde durch einen Schaden in der Druckleitung das Maschinenhaus geflutet und der Betrieb musste eingestellt werden. Man plant eine neue Schachtanlage mit einer neuen modernen Turbine zu bauen. Bis dahin werden die beiden Seen nach der Route de Crêtes wohl in erster Linie den vielen Touristen und Ausflüglern hin oben Freude bereiten. So wie heute. Alle Parkplätze sind belegt, parken mit dem Wohnmobil ist leider nicht möglich.

Auf der Route des Crêtes weiter bis zum Grande Ballon

Von unserem Abstecher an den Lac Noir zurückgekehrt, setzen wir unsere Fahrt auf der Route des Crêtes fort. Unsere nächste Station ist ein kleiner unbenannter Parkplatz auf 1.223 Meter Meereshöhe. Hier wir gönnen uns um 14:20 Uhr eine kleine Pause mit Imbiss aus dem eigenen Kühlschrank. Der Stille Platz hat sein besonderer Reiz durch das große Hochmoor auf der anderen Straßenseite. Aus den satten grünen bis rotbraunen Farbtönen der Moorpflanzen leuchten in der Mittagssonne tausende schneeweiße Blütenstände des Wollgrases hervor.

Auf der Weiteren Fahrt zum Grande Ballon kommen wir an der eher kleine Skistation La Schlucht vorbei. Dann grüßt rechts über uns der Gasthof oben auf dem Gipfel von Hoheneck auf 1.363 Metern Höhen. Da wir im letzten September schon dort oben waren verzichten wir heute auf die recht anspruchsvolle Fahrt dort hinauf.

La Schlucht - Route des Crétes
La Schlucht – Route des Crêtes

Ein kleines Stück weiter liegen der Bergstationen der Liftanlagen des Skigebietes Hoheneck gleich an der Route des Crêtes. Vor hieraus öffnet sich eine schöne Fernsicht über die westlichen Vogesen. Die Pisten führen von dort oben hinunter nach Westen ins Tal der Moselotte.

Unseren nächsten Stopp auf der Route des Crêtes legen wir unterhalb des sogenannten Batteriekopfes ein. Dort gibt es einen kleinen Parkplatz. Die Aussicht über die Vogesen nach Westen und hinunter zum Lac de Kruth-Wildenstein ist sehr schön. Der Stausee dient dem Hochwasserschutz und wurde 1963 in Betrieb genommen.

Lac de Kruth-Wildenstein - Route des Crétes
Lac de Kruth-Wildenstein

Abwechslungsreich geht es weiter auf der der Route des Crêtes. Mal führt sie durch den grünen Bergwald, mal über weite freie Hochflächen die immer wieder hervorragende Fernsichten ermöglichen. Dann geht es kurvenreich zwischen den Almen hindurch, die wohl einzig als Weiden genutzt werden. So erreichten wir das kleine Skigebiet La Markenstein. Die Restaurants, Brasserien und Imbissstuben dort oben sind heute gut besucht.

Nun sind des nur noch wenige Kilometer bis zu unserem Tagesziel, dem Grand Ballon.

Am Grande Ballon

Als wir gegen 15:40 Uhr dort eintreffen ergattern wir den letzten freien Stellplatz für Wohnmobile. Glück gehabt!

Grande Ballon Blick nach Westen - Route des Crétes
Grande Ballon Blick nach Westen

Wir richten uns ein wenig ein und machen „Urlaub“. Abgesehen von dem Trubel, der auch noch am späten Nachmittag hier oben tobt, ist es ein ganz wunderbarer Ort. Gegen 18:00 Uhr besuchen wir das Riche. Die kleine Brasserie bietet den Tagesgästen manche Leckerei und kühle Getränke. Wir entscheiden uns für eine Quiche Lorraine und ein Chevre Chaud. Damit ist das Thema Abendessen für uns erledigt. Wir genießen die Speisen auf der Terrasse und genießen den Blick hinunter ins Rheintal. Leider hat sich der Dunst in der Ferne den ganzen Tag lang nicht aufgelöst. Die Fernsicht bis hinüber zu Schwarzwald können wir so vergessen.

Rheintal vom Grande Ballon gesehen - Route des Crétes
Rheintal vom Grande Ballon gesehen

Später vor dem Wohnmobil richten wir uns so ein, dass wir den Blick nach Westen genießen können. Zum Sonnenuntergang versammeln sich offenbar alle die noch hier oben sind um gemeinsam den grandiosen Sonnenuntergang zu genießen.

Sonnenuntergang im Grande Ballon - Routes des Crétes
Sonnenuntergang im Grande Ballon

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