La Rochelle

La Rochelle ist heute unser Ziel. In der ausnehmend schönen Hafenstadt am Atlantik verbringen wir einen der schönsten unserer Urlaubstage.

Aufbruch in Port-des-Barques

Der Morgen an der Avenue de la Baie beginnt bei schönstem Wetter. Wir schlafen aus, frühstücken in Ruhe und dann besuchen uns zwei Wiedehopfe. Heute Morgen bietet sich von hier oben eine klare Sicht hinüber zur Île d’Oléron. Gut erkennbar sind das Viaduc d’Oléron und das Fort des Saumonards. Nach diesem zauberhaften Morgen brechen wir gegen 10:00 Uhr auf. Zu diesem Zeitpunkt können wir noch nicht ahnen, dass dies unsere letzte Nacht an diesem einzigartigen Ort sein würde.

  • Wiedehopf
  • Wiedehopfe
  • Viaduct d'Oleron
  • Fort des Saumonards

Als Ziel haben wir uns heute das nahegelegene La Rochelle ausgesucht. Auf dem Weg dorthin müssen wir uns um Wasser für unseren 100 Liter Frischwassertank kümmern. Das letzte Mal konnten wir vor 5 Tagen in Les Cabanes des Fleury Wasser tanken, und nun ist nicht mehr viel davon übrig.

Unser erster Versuch in Soubise schlägt fehl, da der Wasserhahn auf dem schönen, schattigen Parkplatz an der Avenue de Soubise wohl schon länger ausgetrocknet ist. Dafür können wir aber mal wieder Diesel zu einem Preis von unter einem Euro pro Liter am Intermarché in Soubise tanken. Allerdings liegt der Literpreis mit 1,999 Euro denkbar knapp unter der magischen Zweieurogrenze.

Dann geht es über die moderne Hochbrücke über die Charente. Rechts grüßt ein letztes Mal die Schwebebrücke von Rochefort, die Pont Transporteur. Über die weitere Fahrt auf der N 137 nach La Rochelle gibt es nicht viel zu berichten, außer vielleicht, dass wie üblich dichter Verkehr auf der Strecke herrscht

  • Pont Transporteur
  • Richtung La Rochelle

Gegen 11:30 Uhr finden wir einen Platz auf dem wunderbar schattigen Wohnmobilstellplatz in La Rochelle. Bevor wir einparken, füllen wir dort unseren Wasservorrat auf. Den Tagespreis von 12,50 € finden wir angesichts der Lage und des Serviceangebots auf dem Platz vollkommen angemessen.

La Rochelle

Neben uns steht ein Camper, zu dessen Besatzung ein paar ganz süße junge Katzen gehören. Sie tapsen fröhlich umher und erkunden die nähere Umgebung. Dabei machen sie auch vor unserem Wohnmobil nicht halt. Und schwups, hat sich eins in unsere Kabine verirrt. Wir sind kurz davor, einen Katzendiebstahl zu begehen, so niedlich ist das Tierchen.
Aber natürlich widerstehen wir der Versuchung und führen das Kätzchen wieder zu seiner Mama zurück, die schon mautzend auf der Suche nach ihrem Sprössling ist. Nach dieser kleinen Episode machen wir uns mit den Fahrrädern auf den Weg in die Stadt.

Kätzchen will mit

Auf dem Weg zum Port Vieux

Vom Wohnmobilstellplatz aus nehmen wir den Boulevard Aristide Roundeau nach Süden und erreichen schnell das Ufer an der Baie de Port Neuf. Der Neue Hafen ist heute Liegeplatz für Sportbote mit flachem Wasser. Da gerade Ebbe ist, liegen die wenigen Boote im Schlamm. Weiter draußen üben sich die jüngsten Segler in ihren Optimisten in der Kunst des Segelns vor dem Wind.

Das Ufer der Baie de Port Neuf wurde offenbar vor nicht allzu langer Zeit neu gestaltet. So können wir auf einer breiten Strandpromenade direkt am Meer nach Westen in Richtung der Innenstadt radeln.

  •  Baie de Port Neuf
  • Optimisten vor dem Wind

Mit dem schönen Blick auf der Meer ist es allerdings nach wenigen hundert Metern vorbei. Rechter Hand liegen nun Grundstücke mit noblen Willen und weniger schön anzusehenden modernen Zweckbauten. Weiter geht es vorbei am schönen Parc Alcide d’Orbigny und dem Casino bis zum Plage des la Concurrence. Der ist offenbar so etwas wie der Stadtstrand von La Rochelle.

Auf dem Weg zum Port Vieux la Rochelle

Dort stehen auch die ersten alten Festungsbauten die die Einfahrt zu dem einst den strategisch so wichtigen Hafen von La Rochelle schützen. Wir ersteigen die Reste einer alten Redoute und haben von dort oben einen ersten Blick auf den alten Leuchtturm von La Rochelle, dem Tour de la Laterne.

Reste der alten Redoute

Nun ist es nicht mehr weit bis zum historischen Hafen von La Rochelle. Wir passieren den Tour de la Lanterne und kommen zum Tour de la Chaîne, dem massiven Kettenturm.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Ufers, nur etwa 50 Meter entfernt, erhebt sich der noch imposantere Tour Saint-Nicolas. In früheren Jahrhunderten wurden zwischen beiden Türmen schwere Ketten gespannt, um das Eindringen feindlicher Schiffe zu verhindern. Wer bis dorthin vordrang, konnte von den Wehrgängen und den Schießscharten beider Türme hervorragend bekämpft werden.

Hinter beiden Türmen erstreckt sich das Becken des historischen Hafens von La Rochelle, dem Vieux-Port.

Die Kulisse hier unter dem stahlblauen Himmel ist einmalig. Umrandet wird der alte Hafen von der Chemin des Dames, dem Quai Duperré und dem Quai du Carénage. Entlang dieser Promenaden kann man wunderbar am Ufer des alten Hafens entlangspazieren. An der Chemin des Dames führen mehrere Pontonbrücken in das Hafenbecken. Die haben die Sportboote für sich beansprucht. Auf der gegenüberliegenden Seite liegen kleine Passagierschiffe, die zu Ausflugsfahrten auf dem Meer und bis zur Île d’Oléron einladen. Am Quai Duperré liegen keine Schiffe. Dieser Bereich des Vieux-Port Hafens fällt bei Ebbe trockem.

An der Chemin des Dames herrscht reges Treiben. Künstler bieten ihre Werke aus Holzbuden entlang des Ufers feil, darunter Keramik, Schmuck und anderes Kunsthandwerk sowie Malereien und Grafiken, meist mit maritimen Motiven. Parallel dazu erstrecken sich die Gärten einiger Restaurants entlang einer kleinen Baumallee wie eine Perlenkette. Es ist jedoch noch zu früh, um dort einzukehren.

  • Tour de la Lanterne
  • Port Vieux von Westen
  • Port Vieux von Osten

Vielmehr machen wie uns auf den Weg die Altstadt von La Rochelle zu erkunden.

Église Saint-Sauveur de La Rochelle

Wir beginnen nicht weit nördlich des alten Hafens. Dort steht die Église Saint-Sauveur de La Rochelle. Dieser Ort hat eine bewegte Geschichte. Dass der Glockenturm nicht so recht zur dreischiffigen Basilika zu passen scheint, kommt nicht von ungefähr. Der Turm ist das letzte Überbleibsel der Magdalenenkirche, die im Jahr 1462 fertiggestellt wurde. Im Stil der Flamboyantgotik errichtet, galt sie einst als das „Wunder von La Rochelle.“

In den Religionskriegen des späten 16. Jahrhunderts stand La Rochelle an der Seite der Protestanten und wurde sogar als Hauptstadt des französischen Protestantismus betrachtet. Um die Stadt besser gegen die katholische Liga verteidigen zu können, ließ man im Jahr 1568 alle Kirchen der Stadt abreißen, mit Ausnahme des Glockenturms der damaligen Magdalenenkirche. Dieser eignete sich hervorragend dazu, die anrückenden Feinde zu beobachten.

Der Wiederaufbau als dreischiffige Basilika erfolgte von 1652 bis 1718. Auch in dieser Phase war ihre Geschichte wechselvoll. Ein Brand warf die Bemühungen zur Neuerstellung des Gotteshauses zurück. Nach der französischen Revolution wurde sie sogar zum Verkauf angeboten und als Marinearsenal genutzt. Ab 1802 fanden dort wieder Gottesdienste statt. Nach ihrer jüngsten Rekonstruktion wurde die Église Saint-Sauveur de La Rochelle im Jahr 2008 wiedereröffnet.

In ihrem Inneren kommt die Kirche recht schlicht daher, wie es sich für den Protestantismus gehört. Gotische Pracht oder barocker Überfluss wie in den vielen katholischen Kirchen und Kathedralen Frankreichs bleiben hier außen vor,

  • Église Saint-Sauveur de La Rochelle
  • Église Saint-Sauveur de La Rochelle
  • Église Saint-Sauveur de La Rochelle

Weiter durch die Innenstadt


Weiter geht es von der Église Saint-Sauveur de La Rochelle quer durch die Innenstadt. Die Rue de Saint-Sauveur ist eher eine Gasse als eine Straße. Viele Passanten drängen sich vorbei an den Bars und Geschäften, die in erster Linie Touristen ansprechen. Ruhiger ist es in der ebenfalls engen Rue des Gentilshommes. Sie mündet in die Rue des Merciers, die mit ihren Torbogenarkaden eine eigene Sehenswürdigkeit von La Rochelle darstellt.

 Rue des Merciers La Rochelle
Rue des Merciers

An der Markthalle mit der typischen Jugendstilfassade biegen wir nach Osten ab und stoßen nach vielleicht 200 Metern auf den Place de Verdun. Hier steht die mächtige Cathédrale Saint-Louis. Sie ist recht jung, was sich am klassizistischen Baustil erkennen lässt. Sie wurde ab 1742 errichtet, aber erst 1862 geweiht. Wir schauen hinein, können außer den Deckenmalerien keine besonderen Höhepunkte im Raumkonzept und Interieur entdecken. Eher enttäuscht verlassen wir die Cathédrale Saint-Louis und fahren mit den Rädern weiter zum Rathausplatz.

  • Cathédrale Saint-Louis - La Rochelle
  • Mittelschiff Cathédrale Saint-Louis - La Rochelle
  • Seitenschiff Cathédrale Saint-Louis - La Rochelle
  • Obergaden im Vierungskreuz Cathédrale Saint-Louis - La Rochelle
  • Himmel in der Vierung Cathédrale Saint-Louis - La Rochelle
  • Altar Cathédrale Saint-Louis - La Rochelle

Das Rathaus

Das Rathaus ist wohl der prächtigste Bau in der Altstadt von La Rochelle. Wehrhaft erhebt sich vor uns die Mauer, die den Rathaushof nach Osten hin abschließt. Zwei Türme flankieren sie im Norden und im Süden. Das Ganze wirkt eher wie eine Burg als der Sitz der Ratsversammlung der mächtigsten Bürger der Stadt. Die Mauer selbst ist schlicht gestaltet, aus mächtigen Kalksteinquadern gemauert. Lediglich Pforte und Tor werden von Spitzbögen und Blendtürmchen im gotischen Stil geziert. Das Wappen über dem Tor erzählt von der maritimen Bedeutung der Stadt, die einst der größte und bedeutendste französische Hafen am Atlantik war.

Im Innenhof verbirgt sich eines der schönsten Rathäuser Frankreichs. Hinzukommt, dass es das älteste Rathaus in Frankreich ist, das bis heute als solches genutzt wird. Über den schönen Arkadenbögen im Parterre erhebt sich die erste Etage mit den mächtigen Fenstern, hinter denen sich vermutlich der Ratssaal befindet. Zwischen den Fenstern schmücken Statuen die Fassade, die die vier Kardinaltugenden (Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung) darstellen. Links von der Fassade ist ein schönes Treppenportal vorgesetzt, das wahrscheinlich die Mächtigen der Stadt direkt in den Ratssaal in der ersten Etage führte.

Das Gebäude, in dem Stilepochen vom 16. bis zum 19. Jahrhundert zu erkennen sind, wurde im Juni 2013 Opfer einer Brandkatastrophe. Eine beeindruckende Fotodokumentation erzählt von diesem Ereignis und dem anschließenden Wiederaufbau. Im Dezember 2019 konnte es wiedereröffnet werden und erstrahlt nun in neuem Glanz.

Zurück zum alten Hafen


Der Weg zurück zum Vieux-Port führt uns durch die Rue de l’Hôtel de Ville zum Place de la Caille. Dort hat sich eine kleinere Menschenmenge versammelt, um der Musik eines ambitionierten Straßenmusikers zuzuhören. Am Ende jedes Stücks gibt es begeisterten Applaus, und einige Münzen und kleinere Banknoten wandern in den offenen Gitarrenkoffer, der als Spendenbox dient. Auch wir verweilen einen Moment, um der Musik zu lauschen. Dann fahren wir die schmale Rue du Temple hinab, in der sich einige Läden und Geschäfte befinden. Am Ende der Straße biegen wir links ab und stehen vor dem schönen Uhrenturm von La Rochelle. Das große spitzbogenförmige Tor in seiner Basis führt uns wieder in Richtung des alten Hafens.

Nun möchten wir uns noch die andere Seite des Vieux-Port Hafens ansehen. Wir fahren mit den Rädern am Quai Duperrè entlang über die Brücke, die den Canal de Marans à La Rochelle überspannt. Von hier aus haben wir wohl den schönsten Blick auf den alten Hafen. Rechts sehen wir die Gebäude entlang der Rue Leonce Vieljeux mit dem Uhrenturm im Hintergrund. Davor sehen wir das geschäftige Treiben entlang der Chemin des Dames. Im Hafenbecken selbst liegen die Sportboote wie weiße und blaue Tupfen. Vorne bei den beiden Festungstürmen legt gerade ein Boot der Linie „Bus de Mer“ ab und fährt hinaus in Richtung offene See.

Links von uns befindet sich das Quai de Carénage, an dem gerade kein Boot festgemacht ist. Wir setzen unsere Fahrt auf der breiten Promenade fort. Weiter vorne erstreckt sich ein weiteres Hafenbecken, das Bassin à Flot. Heutzutage ist es ebenfalls ein Zuhause für Sportboote. Im Gegensatz zum Port Vieux ist dieses Hafenbecken durch eine Schleuse von den Gezeiten abgeschottet, daher ist Niedrigwasser hier kein Thema. Daher finden sich fast ausschließlich Segeljachten dort, die mit ihren tiefen auf eine bestimmte Wassertiefe im Hafen angewiesen sind.

Ein wenig Hafengeschichte

Einst wurde in La Rochelle mehr als die Hälfte des Handels mit den französischen Überseekolonien in der Neuen Welt abgewickelt. Unmengen von Pelzen und Fellen aus Neufrankreich, der Wiege des modernen Kanadas, Zucker, Rum, Melasse und später auch Tabak und Kaffee von den Antillen und aus Louisiana wurden hier angelandet. Die französischen Kolonien in Nordamerika erstreckten sich damals über weite Gebiete, von New Orleans den Mississippi hinauf bis zu den Großen Seen und nach Neufundland reichten. Hinzu kamen die Besitzungen auf den kleinen und großen Antillen, wobei Haiti die bedeutendste war.

La Rochelle war auch am unheilvollen Dreieckshandel über den Atlantik beteiligt. Von dort aus wurden Feuerwaffen, Stahl- und Bronzebarren, Manufakturwaren und billiger Schmuck wie Glasperlen an die westafrikanische Küste verschifft. Dort wurden diese Waren gegen Sklaven getauscht. Die Sklaven wurden unter schrecklichen Bedingungen in der Dunkelheit der Unterdecks der Schiffe zusammengepfercht und wie Handelsware nach Süd-, Mittel- und Nordamerika transportiert.

Die brutalen Bedingungen während der mehrwöchigen Überfahrt führten zu hoher Sterblichkeit unter den Sklaven. Jeder Einzelne, der die Überfahrt überlebte, steht für ein menschliches Schicksal, das heutzutage schwer vorstellbar und unerträglich ist. Schätzungen zufolge gab es in den 400 Jahren des Dreieckshandels rund 9 Millionen solcher Schicksale.

Ein Gemälde von Horace Vernet aus dem Jahr 1762 veranschaulicht, wie es zu jener Zeit ausgesehen haben mag.

LaRochelleHarbour1762

Das Bureau du Port und die Leuchttürme von La Rochelle

Eine schmale Fußgängerbrücke führt uns über die Schleuse, die das Bassin à Flot mit dem Port Vieux verbindet. Auf der anderen Seite sehen wir das schmucke Gebäude des Hafenbüros und dahinter in weißer und roter Farbe strahlenden Hafenleuchtturm von La Rochelle. Zusammen mit dem weiter hinten am Quai Valin stehenden Phare Vert du Quai Valin bildet er eine Linie auf 59° des Kompasses, was der idealen Ansteuerungslinie für den Vieux-Port von La Rochelle entspricht.

Der Phare Vert du Quai Valin ist übrigens deutlich höher als der alte Hafenleuchtturm hinter dem Hafenbüro. Sahen die einlaufende Schiffe die Feuer beider Türme genau übereinander, waren sie auf dem richtigen Kurs. Wenn sich das obere Feuer nach links oder rechts bewegte, musste der Kurs korrigiert werden, um die Lichter wieder genau auf einer senkrechten Linie zu positionieren. Andernfalls bestand die Gefahr eines Schiffbruchs in den flachen Gewässern links und rechts der Einfahrt nach La Rochelle.

Dieses Zusammenspiel der beiden Leuchttürme gibt es übrigens erst seit 1853, als auf Drängen der Lotsen von La Rochelle wurde diese Navigationshilfe errichtet wurde.

Buero du Port - La Rochelle
Bureau du Port

Weiter zum großen Yachthafen

Wir nähern uns der Pont levant du Gabu. Diese stählerne Hubbrücke wird uns über die Schleuse führen, die den alten Fischereihafen von La Rochelle von den Gezeiten abtrennt. Heute ist der Fischereihafen den Freizeitskippern vorbehalten. Ganz am südlichen Ende des Hafenbeckens befindet sich das Musée Maritime de La Rochelle, in dem einige Museumsschiffe und Ausstellungen zu maritimen Themen untergebracht sind.

Nach der Überquerung der Pont levant du Gabu halten wir uns rechts und fahren weiter am Wasser entlang. Die Uferpromenade, entlang derer wir nun nach Westen fahren, wird von einem kleinen Park begleitet. Offensichtlich genießen viele Familien den Schatten der Bäume und haben sich mit Picknickdecken auf der Wiese niedergelassen. Ein Blick zurück bietet eine neue Perspektive auf die beiden mächtigen Festungstürme an der Einfahrt zum Port Vieux.

Der Port des Minimes – La Rochelle

Wir fahren weiter über die Passerelle Nelson Mandela, die Radfahrern und Fußgängern vorbehalten ist. Links von uns erhebt sich ein Meer von Masten in den Himmel. Es müssen Tausende sein. Tatsächlich befinden wir uns am größten Yachthafen Frankreichs, dem Port des Minimes. Mit 3.500 Liegeplätzen ist er zweifellos eine Marina der Superlative. Wir fragen uns, welche materiellen Werte hier sicher vor der Brandung des Meeres liegen. Der Anblick ist in jedem Fall atemberaubend. Und dabei können wir hier nur einen Teil des riesigen Hafens überblicken.

  • An der Passerelle Nelson Mandela
  • Port Minimes
  • Arbeiten im Port Minimes

Was uns wundert ist der Name dieses Ortes. Port des Minimes – Hafen der minimes – also sowas wie kleiner oder geringer Hafen. Das passt nun überhaupt nicht. Mit einer kleinen Recherche im Internet können wir dieses Rätsel aber schnell lösen. In dieser Gegend von La Rochelle gab es einst ein Frauenkloster des Minimen-Ordens. Dieses Kloster gab dem Stadtteil von La Rochelles und dem Yachthafen seinen Namen. Was mögen die Schwestern des Ordens, die bewusst in Armut lebten und sich nur angeblich nur Brot, Früchten und Wasser ernährten beim Anblick der teuren Yachten und sportlichen Booten denken?

Wir verweilen noch eine Weile auf der Außenmole des Port des Minimes, beobachten das Geschehen im Hafen und den Bootsverkehr, der in Richtung des Port Vieux fährt oder von dort kommt. Die Wassertaxis, Linien- und Ausflugsboote, Segel- und Motorboote sowie Jetskis bilden einen ständigen Strom vor der Kulisse des gegenüberliegenden Ufers mit dem Casino und dem Plage de la Concurrence.

Ein Abend am Port Vieux – La Rochelle

Dann machen wir uns auf den Weg zurück zum Port Vieux. In der Chemin des Dames lassen wir uns auf den Außenplätzen des Bistros Gourmand nieder. Ein Cappuccino und eine eisgekühlte Pepsi scheinen uns genau das Richtige zu sein, um den Kohlenhydratmangel nach dem ausgiebigen Mittagessen auszugleichen. Danach hat Steffi Lust, ein wenig durch die Geschäfte am Quai Duperré zu bummeln. Außerdem möchte sie unsere Bargeldvorräte ein wenig aufstocken.

Ich entscheide mich dafür, den gemütlichen Platz im kühlen Schatten unter den Bäumen des Bistro Gourmand nicht zu verlassen und halte die Stellung. Um meine Anwesenheit gegenüber dem freundlichen Kellner zu legitimieren, bestelle ich ein kühles und köstliches Floreffe-Bier und nutze die Zeit, um mich ein wenig im Internet über La Rochelle und seine alten Häfen schlau zu machen. Einige Erkenntnisse fließen in diesen Beitrag ein.

Nach etwa einer Stunde kehrt auch Steffi zurück. Da es bereits auf 17:00 Uhr zugeht, entscheiden wir uns spontan, hier zu bleiben und früh zu Abend zu essen. Die nächsten zwei Stunden verbringen wir bei guter Küche und angeregten Gesprächen über unsere Erlebnisse in La Rochelle. Dabei genießen wir köstliche Menüs. Steffi wählt die von ihr so geliebten Miesmuscheln (Moules), während ich mich ganz klassisch für ein Entrecôte entscheide. Mit Käse und Wein runden wir das Menü ab.

  • Entrecode mit Pommes
  • Mules in Weißwein

Zurück zum Wohnmobil

Gegen 19:20 Uhr machen wir uns auf den Rückweg zu unserem Wohnmobil. Wir folgen dabei der gleichen Route wie auf unserem Weg in die Stadt am Vormittag. Erneut wundern wir uns über das blickdicht abgesperrte Gelände zwischen dem Tour de la Chaîne und dem Tour de la Lanterne. Der Sinn dieser Abschirmung wird uns heute noch deutlich werden.

Auf dem Rückweg verweilen wir hier und da, zum Beispiel am Plage de la Concurrence, wo die letzten Badegäste des Tages die Abendsonne genießen, und an der Baie de Port Neuf, wo die Boote nun nicht mehr auf dem Trockenen liegen. Die Flut hat sie wieder aufs Wasser gehoben, und sie dümpeln sanft auf den Wellen vor sich hin.

Eine unruhige Nacht

Gegen 20:30 Uhr sind wir schließlich am Wohnmobil angekommen. Unsere Nachbarn auf der gegenüberliegenden Seite sitzen noch draußen und scheinen in ein Cognac- und Whiskey-Tasting vertieft zu sein. Wir empfinden es mittlerweile als zu kühl, um noch draußen zu sitzen, und beschließen, den Tag zu beenden. Doch ab 21:00 Uhr erklingen irgendwo in der Ferne die Rhythmen durchaus hörenswerter Popmusik. Leider ist die Lautstärke so hoch, dass wir sie nicht überhören können. So geht bis kurz nach Mitternacht weiter. Etwa eine Stunde später beginnt ein reges Kommen und Gehen von meist jungen Gästen auf dem Wohnmobilstellplatz. Wir sind ein wenig genervt! Gegen 2:00 Uhr kehrt dann endlich Ruhe ein..

Aufgrund von Schlaflosigkeit versuche ich währenddessen im Internet herauszufinden, was hier eigentlich vor sich geht. Des Rätsels Lösung des: Vorne am Hafen auf dem abgesperrten Gelände begann heute das Festival Les Francofolies de La Rochelle 2022. Bis zum 13. Juli werden dort ausschließlich französische Musiker auftreten. Dabei wird kein bestimmtes Genre bevorzugt. Rock, Pop, Indie, Rap, Elektronik… alles ist vertreten. Mit diesem Wissen kehrt schließlich auch auf dem Wohnmobilstellplatz Ruhe ein, und wir können doch noch ein paar Stunden Schlaf finden.

Timetable

10:11 Abfahrt Avenue de la Baie in Part de Barques
10:40 Tanken in Soubise
10:47 Brücke Charente
10:53 vorbei an Rochefort
11:13 Stadtrand von La Rochelle
11:36 Stellplatz La Rochelle

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