Pointe des Espagnols – Plage de Kersiauénou – Meneham

Heute wird es einer recht kurze Etappe die uns von Pointe des Espagnols an der Rade du Brest nach Meneham am englischen Kanal führt.

Aufbruch am Pointe de Espagnols

Das Wetter ist heute Morgen prächtig. 25° C, ein lauer Wind und stahlblauer Himmel. Beste Bedingungen für nächste Etappe, die uns an den westlichen Eingang des englischen Kanals bringen soll. Wir starten gegen 10:15 Uhr und sind heute einmal nicht die letzten. Wir holpern vom Parkplatz und fürchten ein wenig um unsere Reifen angesichts der viele faustgroßen spitzen Steine. Die liegen so dicht beieinander liegen, dass man nicht allen ausweichen kann.

Wir gelangen aber unbeschadet auf die D 355, der wir nach Westen und dann nach Süden folgen. Sie führt uns entlang der westlichen Küste der Halbinsel von Roscanvel. Die Halbinsel ist der rechte Arm eines Kreuzes, welche die Halbinsel Crozon bildet, und reicht ca. sieben Kilometer hinaus ins Meer.

Diese sieben Kilometer sind ein schöner Auftakt unserer heutigen Etappe. Die Vegetation scheint es dort schwer zu tun. Links und rechts der Straße sind nur wenigen Bäume auszumachen. Eher ist dichtes Buschwerk, Heide und Gräser, die die Fauna hier bestimmen. Sicher hält der ständige Wind vom Atlantik hier manches nieder. Auch die sicher nicht starke Humus-Schicht auf dem felsigen Untergrund wird kaum mehr zulassen. Die Straße einen Blick auf das azurblau leuchtende Meer frei. So geht es durch diese recht einzigartige Landschaft Süden.

Auf der D355

Plage de Kersiguénou

Hinter Carmaret -sur-Mer biegen wir nach Westen ab und fahren Richtung Inland. Ein Zwischenstopp legen wir an der wunderschönen Plage de Kersiguénou ein. Es ist unser zweiter Besuch dort. Schon 2017 haben wir an dieser Stelle einen wunderbaren Vormittag verbracht. Wir genießen den kühlen feuchten Sand unter unseren Füßen, den lauen Wind und die sachten Wellen, die unsere Füße umspülen. Schön ist der Blick über die große Bucht hinüber zur Pointe de Dinan. Dort hat das Meer einen charakteristischen Torbogen in die Felsen geschlagen. Wie der Teile eines Visiers gibt er den Blick auf das Wasser dahinter frei.

  • Plage de Kersiguénou
  • Plage de Kersiguénou
  • Plage de Kersiguénou

Als wir zum Auto zurückkehren, nehmen wir eine Mineralwasserflasche aus unserem Vorrat im Keller unter dem Bett unseres Campers. Diese Menge brauchen wir an einem solchen Tag auf jeden Fall. Und gekühlt in der Kühlbox über dem Handschuhfach des Fiat-Ducato ist jeder Schluck auch recht erfrischend.

Als wir aber die Hecktüren wieder schließen wollen, geht dies nicht mehr. Wir stehen so schräg auf dem holprigen Parkplatz an der Plage de Kersiguénou, dass sich die Karosserie erheblich verwunden hat. Unten ist zwischen den beiden Hecktüren eine Lücke von einigen Millimetern entstanden. Oben überlappen sich beide Türen um das gleiche Maß. Wir fahren ein paar Meter vor, um wieder einigermaßen gerade stehen zu können. Damit ist am Heck wieder alles im Lot und wir können beide Türen problemlos schließen. Bloß gut, dass die Karosse so flexibel konstruiert ist. Sonst würde die im holprigen Gelände glatt zerreißen.

Wir fahren weiten nach Osten. Links verläuft das tiefe Tal eines kleinen Flusses. Auf dem Hang gegenüber stehen graue Hallen und offenbar auch Bunkeranlagen im Wald. Es ist keine kleine Anlage. Auf Open Street Map erfahren wir das der Komplex den Namen Site pyrotechnique de Guenvenez trägt. Es ist eine bedeutende militärische Anlage. Dort werden die Raketen für die französische Marine montiert. Nur wenig Kilometer nördlich davon befindet sich auf der Halbinsel Île de Longue, die Basis der französischen Atom-U-Boote der Triomphant-Klasse.

Über die Plage de Kersiguénou

Für uns geht es weiter nach Osten. Die nächsten ca. 20 Kilometer sind recht unscheinbar. Erst als wir hinunter zur breiten Trichtermündung des Flusses Aulne kommen, wird es wieder interessanter. Der Fluss, der hier um die 300 Meter breit ist, wird von einer spektakulären Brückenkonstruktion überspannt. Die zwei Pylonen der 515 Meter langen Schrägseilbrücke ähneln einem auf dem Kopf gestellten Y und wirken sehr elegant. An ihnen hängt, getragen von je 72 Seilpaaren die zweispurige Fahrbahn, die einer Kurve über dem Fluss verläuft. So konnten die Zufahrtstrassen so angeschlossen werden, dass ein besonders guter Verkehrsfluss gewährleistet ist. Der Hingucker sind neben der Landschaft die 72 Schrägseilpaare die fächerförmig von der Fahrbahn hoch zu den Pylonen verlaufen. Bei unserer Vorbeifahrt erzeugen sie einen interessanten optischen Effekt. Neben der zweispurigen Fahrbahn fand man auch Platz und Geld für einen 2.40 Meter breiten Rad- und Fußweg an jeder Seite.

Das Bauwerk ist noch recht neu. Es wurde 2011 dem Verkehr übergeben. Die neue Pont de Térénez ist der Ersatzbau einer Hängebrücke aus dem Jahr 1952 die baufällig geworden war, Von der sind östlich der neuen Brücke noch die Brückenköpfe erhalten. Die dienen heute als Parkplätze und Aussichtspunkte. Wer übrigens Überfahrt auf der alten Brücke virtuell erleben will hat auf Google Street-View die Gelegenheit dazu.

  • Anfahrt - Plage de Kersiguénou
  • Tragseile und s P ylone- Plage de Kersiguénou
  • Tragseile und s P ylone- Plage de Kersiguénou

Hinter der Pont de Térénez geht es um eine enge Landspitze und dann ein Stück am Wasser entlang. Wir sind nun an der rechten Seite der Mündung der Alune maritime in die Rade du Brest. Ein landschaftlich recht schöner Abschnitt, der entfernt an norwegische Fjorde erinnert. Noch ein Stück weiter ostwärts erreichen die wir Nationalstraße 165. Diese gute Schnellstraße, die Nantes mit Brest verbindet, hat uns in den letzten Tagen immer mal wieder begleitet. Nun nehmen wir die letzten Kilometer dieser Verbindung bis nach Brest. Bevor die die Stadt erreichen, führt uns die Straße auf der Pont de l’Iroise über die Trichtermündung des Élorn in die Rade du Brest

Pont de l’Iroise

Die Brücke ist bei weiten nicht so elegant wie die Pont de Térénez aber trotzdem ein mächtiges und sehenswertes Bauwerk. Zwei 113 Meter hohe Pylonen tragen die an Schrägseilen hängende vierspurige und 800 Meter lange Fahrbahn. Sie schwebt ca. 30 Meter über dem blauen Wasser des Èlorn. Das Konstruktionsprinzip erinnert uns an das Viadukt von Millau. Rechts unten liegen sicher an die 100 Sportboote auf Reede. Die meisten leuchten im strahlenden Weiß auf dem blauen Wasser. Westlich Pont de l’Iroise verläuft ihre Vorgängerin. Die Pont Albert-Louppe ist heute nur noch den Radfahrern und Fußgängern vorbehalten.

Pont de l'Iroise

Auf der anderen Seite angekommen fahren wir durch die östlichen Vororte von Brest. Teilweise kommen wir wegen des stockenden Verkehrs nur langsam voran. Das meiste, was wir hier sehen, stammt aus der jüngsten Vergangenheit und reizt uns nun wenig. Offenbar sind es die in Landschaft wuchernde Zellen einer Boomtown am Meer.

Von Brest nehmen wir die D 19 nach Norden. Nun wird es nun sehr ländlich und schön. Kleinteilige Acker- und Wiesenschläge, kleine Dörfer und Weiher reihen sich aneinander. Die Siedlungen sehen schmuck aus, den Menschen geht es dort offenbar gut. Wir überqueren den Aber des Beonit und den Aber Wrac’h. Es sind zwei Meeresarme, die recht wie in Land reichen und dem Spiel von Ebbe und Flut ausgesetzt sind.

Dann erreichen wir unser Tagesziel in Meneham. Bretonischer uns maritimer als hier geht wohl kaum. Wir parken wir auf dem Aire de Camping Car Plage de Meneham ein, der unmittelbar an dem gleichnamigen Campingplatz liegt. Wir stehen der hinter dichten Hecken auf fester Grasnarbe. Zu den 11 Euro für die Übernachtung gönnen wir uns für weitere zwei Euro die Nutzung eines Stromanschlusses.

Meneham und Umgebung

Als wir uns eingerichtet haben, geht auf zwei Uhr am Nachmittag zu. Viel zu früh den Tag jetzt schon zu beenden. Also nehmen wir die Fahrräder, um die Gegend zu erkunden. Nach kurzer Strecke vor dem Wahrzeichen dieser Gegend.

Der Wachsposten von Meneham.

Das steht ein aus groben Granitsteinen errichtetes einfaches Steinhaus, umgeben von riesigen Granitfelsen, die das Häuschen wohl verschlingen wollen, so nach reichen Sie an die Wände heran. Oder wollen sie es eher beschützen?

Das Haus ist einer von einer ganzen Kette von ehemaligen Wachposten, die einst die bretonische Kanalküste bewachten. Die Entstehung dieser Linie wird dem 17. Jahrhundert und dem berühmten Festungsbaumeister Vauban zugeschrieben. Und Wachsamkeit gegen den Dauerrivalen England geboten damals die Erfahrungen aus den unzähligen Kriegen und Scharmützeln gegen den Erzrivalen hinter dem englischen Kanal allemal.

Wachposten von Meneham

Der Dienst in der damaligen Einsamkeit dieses Ortes war sicher kein leichter. Aber wenn das Wetter stimmte, war wenigstens die Aussicht eine schöne. Eine in chaotischer Ordnung zerklüften riesige Felsen zerklüfteten die Küste. Dazwischen immer kleine Abschnitte mit strahlend weißen Stränden. Dahinter das azurblau leuchtende Meer. Diese Aussicht macht uns neugierig aus das, was es hier sonst noch zu entdecken gibt.

  • Plage du Rudoloc - Meneham
  • chaotisches Felsgewirr - Meneham
  • Küstenweg - Meneham

Weiter nach Neiz Vran

Wir fahren auf dem Küstenweg weiter nach Westen und kommen als nächstes am wundervollen Plage Nodeven Rudoloc vorbei. Wir halten uns auf dem Strandweg, der durch die sachten Dünen verläuft und werden von den Fußgänger dort nicht wohlgelitten. Der ist Weg wohl nur ihnen vorbehalten.

  • Plage Nodeven Rudoloc - Meneham
  • Plage Nodeven Rudoloc - Meneham

Nun gilt es einige hundert Meter landeinwärts zu fahren. Dort erst führt eine Bücke über einen sumpfigen Abschnitt der die Küstenlinie hier zerteil. Damit sind wir auch auf der Küstenstraße, die die vor uns liegenden Orte miteinander verbindet. Der folgen wir bis nach Neiz-Vran.

Auf dem Weg dorthin, in Kerlouarn fällt uns in den Dünen auf einem leicht erhöhten Punkt ein gekreuzter Fahnenmast auf. Den schauen wir uns genauer an. Er steht auf einer kleinen Betonplattform. Daneben eine Stele die als Aufschrift den Buchstaben K trägt. Es ist eine kleine Gedenkstätte, die an den Untergang der HMCS Athabaskan erinnert. Das kanadische Kriegsschiff wurde ca. 12 Kilometer nordwestlich von hier am 29. April 1944 von deutschen Torpedobooten versenkt. 128 Männer kamen dabei ums Leben. Neben der Möglichkeit des Gedenkens hat man dort auch einen wunderschönen schönen Blick über den gesamten Küstenabschnitt.

  • Am Denkmal für die HMCS Athabaskan - Kerlouarn
  • Am Denkmal für die HMCS Athabaskan - Kerlouarn

Wir fahren weiter nach Neiz Vran und lassen uns dort nieder, wo ein nur bei Ebbe begehbarer Pfad hinüber in das Felsengewirr der Ile aux vaches führt. Dort verweilen wir ein wenig, genießen die Sonne, den Wind, den Geruch nach Meer und die schöne Aussicht.

Neiz Vran

Dann geht es zurück in Richtung Meneham. Am Ende des Weges nehmen wir allerdings nicht den Weg am Meer entlang, sondern fahren lieber durch das Örtchen Saint Egarec. Dort stehen vereinzelt kleine Häuser auf großzügig bemessenen Grundstücken. Die Bebauung ist nicht geschlossen, so dass sich zwischen den Grundstücken immer wieder Platz für Wiesen und kleine Felder ergibt. Viele Hauser sind recht neu, andere sind noch im typischen bretonischen Stil mit den auffälligen Kaminen an den beiden Hausgiebeln errichtet.

Chapelle Saint-Egarec

Ein wenig zurückgesetzt fällt uns an der rechten Straßenseite eine Kirche auf, die wir über einen kleinen unbefestigten Weg erreichen können. Es ist die Chapelle Saint-Egarec. Eine erste Kapelle stand hier wohl schon im 11. Jahrhundert. Der Bau, vor dem wir stehen ist aus dem 15. Jahrhundert zeigt klar gotische Elemente. Dabei ist sie so ganz anders. Die Dachtraufen reichen weit hinunter. Sie müssen wohl den immer wieder den vom Meer heranbrausenden Stürmen trotzen. Und dem Gotteshaus fehlt es an einem Turm. Der viel im Januar 1917 einen Blitzschlag zum Opfer.

Lieder sind die Türen zur Kapelle verschlossen. So können wir leider keinen Blick hineinwerfen. Dafür entdecken wir ein paar Meter außerhalb des von einer Hecke und Mauer umschlossenen Kirchhofes einen alten Schacht, der mit wenigen Stufen hinunter zu einem Brunnen führt. Über dem Brunnen eine kleine Staute. Sie ist das Bildnis die Heiligen Brevalrius. Wohl aus Irlandland kommend wirkte er im 6. Jahrhundert als christlicher Missionar in der Bretagne. Über seiner Kleidung träge er eine Tunika mit einem auffälligen Christurkreuz. Kelch und Hostie sind seine Attribute und ein Hund springt freudig an seiner linken Seite zu ihm hoch.

  • Chapelle Saint-Egarec
  • Chapelle Saint-Egarec
  • Chapelle Saint-Egarec
  • Chapelle Saint-Egarec
  • Statue des Heiligen Brevalrius

Die Chapelle Saint-Egarec ist bei unserem Besuch ein ruhiger Ort, der ein wenig zum Verweilen einlädt.
An Trinitatis, dem Sonntag nach Pfingsten wird es hier aber ganz anders zugehen. Dann führt eine vom Meer kommend eine Prozession zur Chapelle Saint-Egarec, zu der kleinen Statue des Heiligen Brevalrius und zu dem Brunnen. Die Gläubigen bitten mit Prozession um Vergebung. Und vielleicht tragen die Frauen unter Ihnen dabei ihre bretonische Tracht mit den hohen weißen Hauben aus feiner Spitze. So wie das in den großartigen Bildern über die Prozessionen am Meer von Mathurin Méheut illustriert wurde.

Museé de Meneham

Wir verlassen diesen friedlichen Ort und fahren zum Freilichtmuseum von Meneham. Gleich hinter den Felsen am Wachposten, inmitten der grasbewachsene Dünen steht das alte Meneham mit seinen niedrigen reetgedeckten Häusern. Früher hatten hier Fischer, Bauern und Zöllner ihre Heimat. Heute sind alle Gebäude liebevoll restauriert und laden zu einem Spaziergang in die Vergangenheit ein. Hier könnten wir sicher viel über das beschwerliche Leben damals erfahren. Allerdings sind wir ein wenig spät dran. Die Häuser sind leider schon verschlossen. So müssen wir uns mit dem Blick von außen zufriedengeben.

Dafür hat aber, im zentralen Gebäude der Anlage das Bistro noch geöffnet. Dort lassen wir uns unter freien Himmel nieder. Wir strecken die Beine aus, genießen die Nachmittagssonne und lassen unsere Blicke noch ein wenig über das Museumsdorf schweifen. Dabei genießen wie Froment Caramel und die legendäre Breizh Cola, die Cola der Bretonen.

  • Museé Meneham
  • Museé Meneham
  • Museé Meneham
  • Museé Meneham
  • Museé Meneham

Danach geht es erstmal zurück zum Wohnmobil. Nach einer längeren Pause machen wir uns nochmal auf ans Wasser schauen uns der Sonnenuntergang an.

Plage du Rudoloc - Meneham
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