Île de Quiberon, Menhire und Plage du Loc’h

Von Kervoyal geht es heute um den Golf von Morbian. Dann besuchen wir die Ferieninsel Quiberon. Wir verbringen auf der Insel einige Zeit an der romantischen Badebucht am Port Pigeon. Zurück auf dem Festland besuchen wir das Menhir-Feld von Kerherzo. Wir fahren hinaus auf die Landzunge von Gâvres, kommen durch Lorient und erreichen den kleinen Wohnmobilstellplatz in den Dünen am Plage du Loc’h.

Aufbruch in Kervoyal

Gegen 11:00 Uhr verlassen wir den Stellplatz von Kervoyal. Dass es heute mit unserem Aufbruch so spät wird, liegt auch daran, dass zwei Wagen vor uns die Ver- und Entsorgungsstation passierten und sich dabei reichlich Zeit ließen. Es braucht gute 30 Minuten, bis wir endlich über den Gully fahren können, der unser Grauwasser aufnimmt. Danach wird die Chemietoilette geleert und der Frischwassertank aufgefüllt. Dann können wir starten. Zunächst geht es auf den Boulevard de l’Atalante nach Damgan. Dort müssen wir landeinwärts abbiegen, denn an der Küste führt keine Straße weiter. Diese müsste nämlich die Mündung des Péneref überwinden, die an ihrer schmalsten Stelle etwa 750 Meter breit ist. Ein Stück weiter unterbricht dann noch der große Golf von Morbihan die Küstenlinie, der mit einer Straße noch viel schwerer zu überbrücken wäre.

Vorbei an Vannes

Also geht es ein ganzes Stück landeinwärts bis auf die N 165. Auf der halten wir uns nach Westen und umfahren die Stadt Vannes. Welches Kleinod wir hier so einfach links liegen lassen, sollen wir erst auf unsere Reise im nächsten Jahr erfahren. Bei Auray verlassen wir die N 165 und halten uns auf der D 768 in Richtung Südosten auf die Küste und die Insel Quiberon zu.

Kurz vor 12:00 Uhr erreichen wir das kleine Städtchen Plouharnel, das wir schon von unserer ersten Frankreichreise kennen. Damals haben wir den Markt besucht und erstmal frische Miesmuscheln erworben, aus denen Steffi damals ein ganz wunderbares Gericht zauberte. Wir fahren auch heute von Plouharnel weiter auf die Île de Quiberon. Damals gerieten wir bei der Auffahrt auf die Insel in einen längeren Stau, der uns heute erspart bleibt.

Anfahrt auf die Île de Quiberon

Île de Quiberon

Genau genommen ist die Île de Quiberon schon seit langem keine Insel mehr. Im 11. Jahrhundert wurden in der Gegend die Wälder abgeholzt. So wurden große Mengen Sand der Erosion durch die ständig vom Meer her wehenden Winde ausgesetzt. Diese Winde und die Strömungen versetzen große Sandmengen nach Norden. So wurde die Durchfahrt zwischen der Nordspitze der Insel und der nahen Landzunge, die sich vom Festland in Richtung der Île de Quiberon erstreckte, verschlossen.

Ein wenig aus Geschichte der Île de Quiberon

Wie auf so vielen küstennahen Inseln finden sich auch auf Quiberon Spuren frühgeschichtlicher Besiedlung. Sie stammen aus der Steinzeit und später aus der Keltenkultur. Dann tobten sich hier die Römer aus, als sie die Bretagne eroberten. Immer wieder rückte die Insel wegen ihrer strategischen Lage in den Mittelpunkt kriegerischer Handlungen, sei es während des Siebenjährigen Krieges mit England oder viel später im 2. Weltkrieg als Teil des sogenannten Atlantikwalls.

Nachdem Quiberon 1882 mit einem Eisenbahnanschluss erschlossen wurde, kamen erste Prominente um die Sommerfrische zu genießen. Schriftsteller und Schauspieler gehörten dazu. 1924 wurde Quiberon zum Kurort erhoben. So konnte sich der herbe Charme der Landschaft von Quiberon auch außerhalb der Bretagne herumsprechen. Dadurch konnte Sie auch zum Drehort verschiedener Filmproduktionen werden. So befinden sich der Black Hill Cove und das Gasthaus Admiral Bendow aus dem vierteiligen Abenteuerklassiker „Die Schatzinsel“ auf Quiberon.

Die Île de Quiberon heute

Heute ist die Insel einer der beliebtesten Badeorte in der Bretagne. Dabei ist das Baden explizit nur an der Ost- und Südküsten der Insel erlaubt. Dort gibt es lange flache Sandstrände. Ganz anders an der Westküste. Von felsigen Steilküsten zerklüftet bilden sich dort gefährliche Strömungen, die ein sicheres Baden unmöglich machen.

Trotzdem entscheiden wir uns für diese Seite der Insel. Vom Hauptort Quiberon um Süden der Halbinsel fahren wie auf der Departementstraße D 168A wieder nach Norden. Die Küstenstraße ist sehr schön. In langen Windungen folgt Sie der zerklüfteten Küstenlinie. Leicht wellig im Verlauf geht es oben auf den Klippen entlang. Hier und da gibt es Parkmöglichkeiten, die aber fast alle eine Höhenbegrenzung haben. Für Wohnmobile werden sie so unbrauchbar. Erst als wir auf eine Nebenstraße abbiegen finden wir an der Bucht Port Pigeon eine Möglichkeit gleich an der Küste unseren Wagen abzustellen.

D 186 A – Île de Quiberon

Port Pigeon – Île de Quiberon

Ein Fußweg führt hinab in die Bucht. Von rauen Felsen umgeben gibt es dort einen wunderbaren Sandstrand, der uns zum Verweilen einlädt. Noch sind wir nicht allein dort unten. Drei junge Männer im Taucheranzug kommen gerade aus dem Wasser. Die Harpunen in ihren Händen und ein paar Fische als Beute in einem kleinen Netz verweisen auf den Zweck ihres Tauchgangs. Sie bleiben noch ein wenig, ordnen ihre Ausrüstung und verlassen dann die Bucht. Eine Familie und ein weiteres Pärchen genießen die Mittagssonne.

Wir streifen eine Weile durch das flache Wasser oder liegen in der Sonne. Interessant finden wir die Formen und Strukturen der Felsen, die uns umgeben. Die Ebbe geht gerade zu Ende und eine seichte Strömung spült frisches Meerwasser heran. Überall dort, wo die Felsen von der Flut überdeckt werden, hat sich ein dichter Bewuchs von Muscheln, Seepocken und uns unbekannten Schalentieren ausgebildet. Im Schatten der Felsen huschen keck die kleinen Krabben hin und her.

Neben uns ist nun nur noch ein Pärchen hier unten. Recht ungeniert geben sie sich ersten erotischen Aktivitäten hin. Steffi fragt mich sogar, ob die Tatoos der jungen Dame eine verschlüsselte Aufforderung zu sexuellen Handlung für ihren Begleiter verbergen. Irgendwie bekommen sie dann aber doch mit, dass sich nicht allein sind und lassen Ihre Handlungen nicht weiter eskalieren.

  • Port Pigeon - Île de Quiberon
  • Port Pigeon - Île de Quiberon
  • Port Pigeon - Île de Quiberon
  • Port Pigeon - Île de Quiberon
  • Port Pigeon - Île de Quiberon
  • Port Pigeon - Île de Quiberon
  • Port Pigeon - Île de Quiberon
  • Port Pigeon - Île de Quiberon
  • Port Pigeon - Île de Quiberon
  • Port Pigeon - Île de Quiberon

Weiter zu den Menhiren von Kerherzo

So können wir noch ein wenig bleiben und Sonne, Meer und Wind genießen. Gegen 13:40 Uhr verlassen wir das diesen schönen Ort. Wir fahren an der Westküste weiter nach Norden. kommen am point du Percho vorbei auf dem noch immer die alte Ruine steht, die im Film „Die Schatzinsel“ der Black Hill Cove war. Dann erreichen wir Portivy, den nördlichsten Ort der Halbinsel. Von dort geht es zurück auf das Festland. Dabei geht es durch einen kleinen Pinienwald. Zu Füßen der alten Bäume liegen jeden Menge großer Zapfen. Wir halten um einige einzusammeln. Sie werden wohl als Deko-Gegenstände an die liebe Verwandschaft gehen.

Wieder auf dem Festland in Plouharnel angekommen, halten wir uns auf der Departementstraße 781 nach Norden und erreichen wenig später, gegen 14:30 Uhr Erdeven. Am südliche Ortsrand befindet sich ein kleines Menhir-Feld. Grund genug für uns dort einen Stop einzulegen. Die Steinreihen von Kerherzo scheinen eher unscheinbar im Vergleich zu den deutlich bekannteren im nicht weit entfernten Carnac.

  • Plouharnel
  • Plouharnel

Menhire von Kerherzo

Heute sind hier noch um die 150 Menhire aufgereiht. Früher allerdings waren es mehr als 1.000. Der größte Teil ist über die Jahrhunderte verschwunden. Irgendwann geriet der ursprünglichen Zweck der Menhire bei den Menschen in Vergessenheit und so verloren sie ihre Bedeutung. So wurden die großen Steine vielleicht zerkleinert und als Baumaterial für Häuser und Ställe verwendet. Und die Fläche auf der die Anlage stand – sie war immerhin zwei Kilometer lang – lieber als Acker und Wald genutzt.

Das Besondere an der Anlage in Kerherzo ist die Größe der Menhire, die bis zu sechs Meter hoch sind. Warum die Menschen von 6.000 Jahren den Aufwand trieben, die tonnenschweren Steine hier her zu zerren und dann zu tausenden in Reihen geordnet aufzurichten ist bis heute nicht zweifelsfrei geklärt. Fest steht nur, dass. die Megaliht-Kultur in ganz Europa von 7.000 Jahren dort in der Bretagne ihren Anfang nahm. Interessante Hintergründe finden sich in einer Terra X Dokumentation.

  • Menhire von Kerherzo
  • Menhire von Kerherzo
  • Menhire von Kerherzo
  • Menhire von Kerherzo
  • Menhire von Kerherzo
  • Menhire von Kerherzo

Nehrung von Graves

Da auch wir heute das Rätsel um die Steinreihen nicht lösen können fahren wir weiter. Weit kommen wir jedoch nicht. Da unsere Mägen zu knurren beginnen, übt die Ma Mie Boulangerie am Straßenrand in Les Quatre Chemins ein magische Anziehungskraft auf uns. Wir verlassen den angenehm eingerichteten Landen mit vier sehr lecker Belegten Baguettes. Da der Parkplatz vor der Boulangerie weitaus weniger einladend ist, als der Landen selber, wollen wir für die Mittagspause einen Ort am Meer suchen.

Den finden wir auf der Nehrung von Graves gleich hinter Plouhinec. Wir sitzen dort in den Dünen, schauen hinaus aufs mehr und mümmeln unsere leckeren Baguettes. Mehr ist hier nicht los – manchmal aber ist das mehr als alles andere.

Gegen 15:40 brechen wir auf. Bei der Rückfahrt zum Festland fällt uns ein markantes Gebäude neueren Datums auf. Es mutet an wie ein kleines Kreuzfahrtschiff, dessen obere drei Decks aus der Wiese ragen. Darüber ragt die große Schiffsbrücke mit Rundumblick auf. Der eigentlich Zweck des Gebäudes ist allerdings weniger der maritimen Urlaubsfreunden gewidmet. Das Schiff auf der Wiese ist ein Stützpunkt der französischen Marineinfanterie und nennt sich Complexe de tir du Linès. Soweit wir im Internet recherchieren konnten, sind in dem Gebäude offenbar mehrere Schießbahnen untergebracht.

  • Nehrung von Graves
  • Nehrung von Graves
  • Complexe de tir du Linès

Weiter nach Guidel Plage

Wir müssen weiter landeinwärts fahren. Um an der Küste weiter nach Norden zu kommen gilt es nun die breite Mündung der Flüsse Blavet und Scoff zum umfahren. Dann auf der D 781 geschieht es. Nach abertausenden Kilometern in Frankreich erwischt uns ein Blitzer. Obwohl einige Kilometer zuvor ein Schild auf diese Gefahr hinwies. Selber Schuld!

So bekommen wir einige Monate später Post von der Französischen Republik. Im Dreifarbdruck(!) und in deutscher Sprache klärt uns das Schreiben über unsere Missetat auf. Wir wurden auf einer 80er Strecke mit 87 km/h geblitzt. Der Französische Staat gibt sich generös und zieht 5 km/h Toleranz ab. So sind wir nur 2 km/h über dem Limit. Zahlen sollte man umgehend. Aus den nun fälligen 45 Euro können bei Zahlungsverzug schnell auch 68 oder gar 180 Euro werden.

Von diesen Formalitäten ahnen wir bei unsere Weiterfahrt am 5. Juli natürlich noch nichts. Wir erreichen via der N 165 gegen 16:30 Lorient und fahren von dort aus wieder hinaus an die Küste, die wir bei Le Courégan erreichen. Von dort an führt die Departementstraße 152 direkt am Meer entlang. Eine schöne aber im Sommer stark befahrende Strecke. Tausende nutzen hier im Sommer die Strände am Atlantik und in den Ferienorten dort gibt es unzählige Ferienhäuser und einige große Hotelanlagen.

D 152 – Plage du Loc’h

Stellplatz Guidel Plages

So geht es für uns durch den Ort Le Fort Bloqué und vorbei der der mächtigen Festung Le Fort du Loc’h die rechts oben in den Dünen steht. Dann erreichen wir am Plage de Loc’h den Wohnmobilstellplatz von Guidel. Denn kennen wir schon von unsere ersten Tour an der der französischen Atlantikküste und sind froh dort noch einen freien Platz ergattern zu können. Um 16:53 stellen wir dort den Motor ab.

Steffi mach sich gleich auf den Weg an den Strand. Ich beschließe noch wenig den Schatten unseres Mobils zu nutzen, um eine kleine Ruhepause einzulegen. Irgendwie hat mich die Fahrerei heute ein wenig geschlaucht. Später geselle ich mich zu Steffi und wir nutzen das kühle Nass des Atlantiks für eine Erfrischung. Ansonsten liegen wir am Strand bis die Sonne immer tiefer steht. Wir schauen jungen und gut trainierten Körpern zu, die sich mehr oder weniger geschickt in den flachen Wellen des Abends in der Kunst des Wellenreitens versuchen. Der Plage du Loch gilt wegen seine offene Lage am Atlantik als Hotspot für Surfer

  • Plage du Loc'h
  • Plage du Loc'h
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