Heute wollen wir uns Rochefort am Atlantik ansehen. Hierzu geht es von Les-Eyzies-de-Tayac xxx Kilometer nach Westen.
Start in Les-Eyzies-de-Tayac
Der Tag beginnt für uns bereits in der Nacht. Ein Wetterumschwung findet statt, als ein atlantisches Tief auf die heiße und trockene Luft trifft, die uns in den letzten Tagen begleitet hat. Das Ergebnis ist eine Nacht, die von Blitzen erhellt wird. Dieses Spektakel dauert etwa eine Stunde. Dann setzt dauerhafter Regen ein. Das angenehme leise Trommeln auf das Dachfenster über uns wiegt uns wieder in den Schlaf, aus dem wir erst gegen 09:00 Uhr erwachen. Es gibt keinen Sonnenschein, der uns zu einem früheren Aufstehen verleiten könnte.
Nach den morgendlichen Routinen brechen wir erst gegen 10:25 Uhr am Stellplatz in Les Eyzies-de-Tayac auf. Bevor wir diesen einzigartigen Ort, der sich unter einer mächtigen Felswand erstreckt, verlassen, haben wir noch eine kleine Verpflichtung zu erfüllen. In der Mairie in der Avenue de la Préhistoire müssen wir noch die Stellplatzgebühr für die letzte Nacht entrichten. Ein kleiner Zettel, der gestern Abend bei unserer Rückkehr vom Abendessen im Bistro La Paillote unter unserem Scheibenwischer klemmte, hat uns dazu aufgefordert.
Avenue de la Préhistorie – Les Eyzies-de-Tayac-Sireuil
Um diese Aufgabe zu erledigen, setze ich Steffi vor dem Rathaus ab, da es aufgrund fehlender Parkmöglichkeiten schwierig ist, direkt davor zu parken. Während im Rathaus ist, drehe ich mit dem Wohnmobil eine kurze Runde entlang der Avenue de la Préhistoire. Fünf Minuten später kann ich sie wieder einsammeln. Nun können wir unsere Reise fortsetzen. Unser Ziel ist es, das immer noch anhaltende regnerische Wetter zu nutzen um an die Atlantikküste bei Rochefort zu gelangen.
In dieser Richtung gibt es weder Autobahnen noch Nationalstraßen. Daher werden wir die Departementsstraßen nutzen müssen, was ein nur langsames Vorankommen bedeuten wird. Etwa 270 Kilometer liegen vor uns.
Durch das Périgord
Solange wir uns noch im Périgord befinden, bietet die Landschaft Einiges am Abwechslung. Die Straßen, die wir nutzen, folgen oft dem Verlauf kleiner Flüsse und Bäche. Die Dörfer entlang der Straßen sind nicht weit voneinander entfernt. Die Flussauen zwischen ihnen werden häufig als Weiden oder Ackerland genutzt. Auf den Departementsstraßen 47 und 710 fahren wir so bis kurz vor Périgueux. Die Hauptstadt des Périgord umfahren wir auf der Autobahn A89 und sparen dadurch sicherlich eine halbe Stunde Fahrzeit.
Dann setzen wir unsere Fahrt auf verschiedenen Departementsstraßen in nordwestlicher Richtung fort. Die Landschaft wird weniger reizvoll, und die Ortsbilder, wie das von Allemans, sind nicht immer schön anzusehen. Sie spiegeln jedoch ein authentisches Stück der französischen Provinz wider, das oft den Eindruck erweckt, verlassen zu sein. Der Regen begleitet uns immer noch.
Durch das Perigord
Solange wir noch im Perigord sind ist die Landschaft abwechslungsreich. Straßen die wir nutzen folgen gerne den Lauf von kleinen Flüssen und Bächen. Die Orte die sich entlang der Straßen reichen liegen nicht weit auseinander. Dazwischen werden die kleine Flußauen oft als Weiden oder für den Ackerbau genutzt. So geht es auf den Departementstraßen 47 und 710 bis kurz vor Périgueux. Die Hauptstadt des Perigords umfahren wir auf der Autobahn A89 und sparen so sicher eine halbe Stunde Fahrzeit.
Dann setzen wir unsere Fahrt auf verschiedenen Departementsstraßen in nordwestlicher Richtung fort. Die Landschaft wird weniger reizvoll, und die Ortsbilder, wie das von Allemans, sind nicht immer schön anzusehen. Sie spiegeln jedoch ein authentisches Stück der französischen Provinz wider, welches oft den Eindruck erweckt, verlassen zu sein. Der Regen begleitet uns immer noch.
Durch das Cognac
Erst als wir dem Atlantik immer näher kommen und das Land immer flacher wird, reißt auch der Himmel auf. Wir lassen den Regen hinter uns und haben nun das Weinanbaugebiet Cognac erreicht. Endlose Felder mit Weinreben bestimmen nun die Landwirtschaft links und rechts der Straße. Bei Jarnac-Champagne legen wir eine kurze Pause ein. Die Landschaft, die wir von unserem Parkplatz aus weit überblicken können, ist weit und offen. Weinreben und Getreidefelder erstrecken sich, soweit das Auge reicht. Bauminseln und Hecken verleihen der Ebene Struktur. In der Ferne ragt die Église Sainte-Marie ou Notre Dame in Lonzac frech über den Horizonz hinaus.
Für uns geht es weiter durch Pons und vorbei an Saintes. Dies Straße verläuft nun über weite Strecken schnurgerade nur abgelenkt von dieser und jener Ortsumfahrung. Dann ein weiter Bogen nach Nordosten der uns über die Charente führt. Träge steht das tiefbraune Wasser unten im Fluß. Sein niedriger Wasserstand zeigt und deutlich das wir kurz von der Küste sind. Die Gezeiten prägen die Flusslandschaft bis hier her.
Rochefort
Dann kurz nach 15:00 Uhr haben wir Rochefort erreicht. Gern wollen wir hier eine Zwischenstation einlegen und machen uns auf die Suche nach einem Parkplatz. Nach einer Runde durch das Stadtviertel rund um den historischen Hafen finden wir in der Rue du Docteur Jacques Pujos eine Lücke, die groß genug für unseren Kastenwagen ist. Schnell sind die Räder bereit und wir beginnen die Gegend Rund um das historische Marinearsenal von Rochefort zu erkunden. Die einst strategisch wichtige Anlage ist heute eine Museumskomplex.
Die Königliche Seilerei der Marinewerft von Rochefort
Das es schon recht spät ist verzichten wir allerdings auf den Eintritt und begnügen uns mit dem Besuch der weitläufigen Außenanlagen.
Das zentrale Gebäude ist die ehemalige königliche Seilerei. Das einstöckige Gebäude im Barockstil ist beeindruckend lang. In Nord-Süd-Richtung erstreckt sich der westliche Flügel der zweiflügeligen Anlage stolze 380 Meter. Diese beeindruckende Länge war notwendig, um Leinen, Seile und Taue in allen erdenklichen Längen, Stärken und Konfektionen herzustellen. Dieses Material wurde für die Takelage und Ausrüstung der königlichen Marine-Segelschiffe benötigt und trug maßgeblich dazu bei, die Ambitionen Frankreichs als Seemacht zu realisieren.
Trotz der funktionalen Anforderungen des Baus wurden auch architektonische Raffinessen berücksichtigt, wie an den Stützpfeilern an den Außenwänden zu erkennen ist.
Die königliche Seilerei von Rochefort war drei Jahrhunderte lang lebensnotwendig für die französische Marine. Doch dann brach das Zeitalter der Stahlseile und der Dampfschifffahrt an. Stahlseile konnten in Rochefort nicht hergestellt werden, und die moderne Seilereimaschinen benötigten keine langen Werkshallen mehr. Außerdem waren hatten die schweren, langen Fregatten und Schlachtschiffe aus Stahl zu groß für die flache und sich windende Charente. Die Bedeutung der Seilerei und des ganzen des Arsenals nahm stetig ab. 1927 wurde es schließlich ganz geschlossen.
Das Gelände um die ehemalige Seilerei ist heute zu einem Park umgestaltet. Einst herrschte hier sicherlich emsige Betriebsamkeit einer großen Schiffswerft. Es roch vermutlich nach Teer und Holz, Bretter wurden gesägt und genagelt, Schiffe wurden kalfatert, Masten wurden aufgerichtet und Segel wurden genäht. In diesem Zeitraum von 250 Jahren wurden hier etwa 350 Segelschiffe gebaut, ausgerüstet, repariert und gewartet.
Die Docks von Rochefort
Gleich nebenan zweigen zwei Docks von der Charente ab. Beide Docks können unabhängig von den Gezeiten immer Wasser führen oder alternativ als Trockendocks genutzt werden. Im nördlichen Dock wurde ein besonderer Kletterparcours installiert. Hier klettert man nicht durch Bäume oder entlang von Kletterwänden, sondern erkundet in luftiger Höhe die Masten, Rahen und Spieren der Takelage eines Segelschiffs aus dem 17. Jahrhundert.
Im südlichen Dock sollte ursprünglich die „Hermione“ liegen. Allerdings wurde die hochseetaugliche Nachbildung einer Fregatte Anfang des Jahres nach Bayonne verlegt, wo sie einer umfangreichen Restaurierung unterzogen wird. Es ist schade, dass wir das stolze Viermast-Segelschiff heute nicht bewundern können. Wir wünschen dem Verein, der sich bewundernswert um den Betrieb und die Erhaltung des Schiffes kümmert, alles Gute. Diese Wünsche sind dringend erforderlich, da sich herausgestellt hat, dass der Holzrumpf der Hermione von einem invasiven Pilz befallen ist, der nur durch umfangreiche Eingriffe in die Konstruktion des Rumpfes beseitigt werden kann.
Die Schwebefähre von Rochefort
Wir lassen das historische Marinearsenal hinter uns und radeln am rechten Ufer der Charente flussabwärts. Ein asphaltierter Weg führt entlang des Wassers. Der Fluss zeigt sich in einem tiefen Braunton, während die Schilfgürtel und Wiesen rundherum in satten Grüntönen erstrahlen. In der Ferne ragt ein beeindruckendes Stahlungetüm über den Fluss.
Es handelt sich um die Schwebefähre von Rochefort, die letzte ihrer Art in Frankreich. An beiden Ufern der Charente erheben sich 68 Meter hohe stählerne Pylonen. In einer schwindelerregenden Höhe von 50 Metern hängt ein 175 Meter langer Brückenträger an ihnen, der die Charente überspannt. Auf den ersten Blick mag man über den Zweck dieser Konstruktion rätseln, aber bei näherer Betrachtung erkennt man die Stahlseile, die vom Brückenträger herabreichen. Sie tragen eine Gondel, die so von Ufer zu Ufer schweben kann.
Die Anlage wurde 1900 nach 27 Monaten Bauzeit in Betrieb genommen. Sie konnte damals 9 Fuhrwerke und 50 Personen oder alternativ 200 Personen über den Fluss befördern, ohne den Schiffsverkehr zum Marinearsenal von Rochefort zu behindern. Heute ist die Schwebefähre Fußgängern und Radfahrern vorbehalten und eine bedeutende Touristenattraktion.
Der Stadthafen von Rochefort
Nach unserem Besuch der Schwebefähre kehren wir in die Stadt zurück und werfen einen Blick auf den Stadthafen, der heute den Sportbooten als Liegeplatz dient. Die repräsentativen Gebäude am Quai aux Vivres gehörten einst zum Marinearsenal von Rochefort. Heute beherbergen sie ein Restaurant, ein Café und das Hotel Residence de l’Arsenal Royal. Gleich nebenan befindet sich das Forum des Marais Atlantiques, eine Behörde, die sich um den Naturschutz in der Region um Rochefort kümmert.
Ports des Barques
Mit dem Besuch im des Stadthafens sagen wir Rochefort gegen 17:40 Uhr Adieu. Wir fahren hinaus nach Port des Barques draußen an der Mündung der Charente. Diesen malerischen Küstenort haben wir oft besucht und schätzen ihn sehr. Dort angekommen steuern wir die Avenue de la Baie an. Etwas außerhalb des Orts konnte man dort noch 2022 an der Steilküste am Straßenrand unter Seekiefern mit dem Wohnmobil auch über Nacht stehen. Man hat eine gute Aussicht über die große Meeresbucht der Pertus d’Antioche bis hinüber zu Île de Oléron.
Entlang der Steilküste reihen sich Stege auf hohen Stelzen, an deren Ende immer ein kleines Fischerhäuschen steht. Diese dienen heute den Hobbyfischern als Domizil. Weitere Informationen hierzu finden Sie in unserem Bericht über Port des Barques aus dem vorletzten Jahr.
Mit dieser Aussicht lassen wir den Tag ausklingen. Dabei sucht uns noch ein Pärchen Wiedehopfe das offenbar, dem Liebesrausch verfallen seinen Balztanz aufführt.