Durch die Marais de poitevin von La Rochelle nach Saint-Vincent-sur-Yard

Wir verlassen heute La Rochelle. Noch im Stadtgebiet aber machen wir uns auf die Suche nach dem berühmten U-Boot-Bunker La Pallice, wo wichtige Szenen des Kinoklassikers „Das Boot“ gedreht wurden. Danach verlassen wir La Rochelle und geht es durch die weite Ebene der Marais de poitevin hinaus an den Atlantik bei Saint-Vincent-sur-Jard .

Nach der unruhigen Nacht, die uns das Eröffnungskonzert des Les Francofolies de La Rochelle beschert hat, beginnen wir den Tag gegen 09:00 Uhr. Das Wetter ist perfekt, und wir starten unsere heutigen Aktivitäten eher gemütlich. Gegen 10:20 Uhr brechen wir auf, jedoch nicht ohne vorher das Grauwasser und den Tankinhalt unserer Chemietoilette entsorgt zu haben.

Auf der Suche nach dem Heimathafen von U96

Vom Stellplatz aus machen wir uns in La Rochelle zunächst auf den Weg nach Westen. Bald stoßen wir auf die Bahnanlagen, die den heutigen Hafen von La Rochelle mit dem nationalen Bahnnetz verbinden. Genau dieser Hafen ist unser erstes Ziel heute. Wir hoffen, einen Blick auf den ehemaligen U-Boot-Bunker La Pallice der deutschen Kriegsmarine werfen zu können.

Dieser Bunker war ein bedeutender Drehort einer der erfolgreichsten Filmproduktionen Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg. Das berühmte U-Boot U96 aus Wolfgang Petersens Weltkriegsdrama und Kassenschlager „Das Boot“ legte dort ab und fand auch dort sein tragisches Ende.

Als die Dreharbeiten hier zwischen dem 29. September und dem 22. Oktober 1980 stattfanden, waren die Bürger von La Rochelle wohl wenig amüsiert und vielleicht auch verwundert. Schließlich liefen hier, nur 35 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, junge deutsche Männer in Uniformen der Deutschen Kriegsmarine und der SS herum. Interessanterweise wurden hier nur die Szenen im Bunker selbst gedreht. Möglicherweise lag das daran, dass sich die Umgebung des Bunkers schon 1980 stark verändert hatte und Aufnahmen in einen authentischen Umfeld nicht mehr zuließen.

Wir jedenfalls müssen feststellen, das rund um den Bunker, dessen Betreten seit 2006 verboten ist, Lager- und Hafenhallen entstanden sind, die die Sicht auf das historische Gebäude weitgehend versperren. Nur an einer Stelle gelingt es uns an der Chausse de la Ceinture, einen halbwegs freien Blick auf die Bunkertore zu erhaschen.

Wir versuchen noch von anderen Seiten an den Hafen heranzukommen, finden dann aber unsere Neugierde für diesen Ort nun doch etwas seltsam.

  • U-Boot-Bunker La Rochelle
  • U-Boot-Bunker La Rochelle
  • U-Boot-Bunker La Rochelle

Adieu La Rochelle

So gut der Film auch war, ist dieser Ort eben auch der Ausgangspunkt von Fahrten die den sinnlosen Tod vieler junger Männer auf beiden Seite nach sich zogen und die Regeln des internationalen Kriegsrechts oft missachteten. So beenden wir unsere Erkundungen dort und halten uns nordwärts an der Küste entlang.

Wir entdecken zunächst den großen Parkplatz an der Bushaltestelle Belvédére. Vor hieraus starten die Busse, die die Gäste über die ca. drei Kilometer lange Pont d l’Ile de Ré hinüber auf die sehr beliebte Île de Ré bringen. Da dort Parkplätzen knapp sind, wie auch wir bei einem Besuch im letzten Jahr erfahren mussten, wird dieses Angebot von den Badelustigen und Sonnenhungrigen aus der Stadt sicher gerne angenommen.

Pont d l'Ile de Ré am Belvédère La Rochelle
Pont d l’Ile de Ré am Belvédère La Rochelle

Wir überqueren die Nationalstraße und tingeln durch kleinen Küstenorte L’Houmeau, Nieul-sur-Mer und Marsilly nach Norden. Wir tun dies in der Hoffnung dort irgendwo einen netten Platz am Strand zu finden. Gerne möchten wir den Rest des Tages faul am Strand liegen und ab und zu in die kühlen Fluten des Atlantiks eintauchen. Jedoch führen dort nur wenige Straßen zum Meer und wenn ein geeigneter Platz für unser Vorhaben zu finden war, waren die Parkplätze dort einzig den PKWs vorbehalten.

Einfahrtshöhe 2,10 Meter in Port du Plomb

Durch die Marais du Poitevin

Also fahren wir weiter nach Norden und stoßen auf flaches Land – die Marais du poitevin. Heute ein Naturpark hat dieses flache Land eine bewegte Geschichte hinter sich. Einst reichte hier das Meer 20 bis 30 Kilometer in das Land. Irgendwann wich das Meer und ließ eine weitläufige Sumpflandschaft zurück. Ab dem 11. Jahrhundert begannen Mönche diese Gegend urbar zu machen. Hierzu wurde eine System von zahllosen Kanälen und Wehren angelegt. Sie entwässern seitdem das Land. So gelten heute 70% der 100.000 Hektar der Marais de poitevin als urbar, 30% sind weiterhin Sumpfland.

Hier im Osten, wo wir die Marais de poitevin durchqueren, ist sie weitestgehend urbar und waldfrei. Sie wird als Wiese, Weide oder Feld genutzt. Bei den Feldfrüchten dominieren Mais und Sonnenblumen.

Die vielen Kanäle sind von Busch- oder Baumstreifen gesäumt. Sie geben der Landschaft ein wenig Struktur. Das gesammelte Wasser fließt der Sèvre Niortraise zu, die wir nach wenigen Kilometern überqueren. Der braun-schwarze Fluss bewegt sich in verschlungenen Mäandern von Ost nach West auf die flache Baie de l’Aiguillon zu.

Über den Canal Maritime de Marans à la Mer

Parallel zur Grundrichtung der Mäander der Sèvre Niortraise verläuft von Ost nach West schnurgerade der Canal Maritime de Marans à la Mer. Er macht das Sumpfgebiet bis weit ins Land nach Niort für kleinere Boote schiffbar. Wir überqueren den Kanal auf der Pont du Brault. Der mittlere Teil der Brücke ist als Hubbrücke mit großen Gegengewichten ausgelegt. Geöffnet gibt die Konstruktion auch den Seglern mit ihren hohen Masten den Weg frei.

Pont du Brault
Pont du Brault

Auch wenn die Marais de poitevin hier waldlos erscheint, gibt es weiter im Westen aber noch Wälder. Dort soll die Landschaft eher unserem Spreewald ähneln. Das werden wir uns sicher ein anderes Mal anschauen. Für heute haben wir die Idee mit dem Strandtag noch nicht aufgegeben.

Weiter nach Saint Vincent-sur-Jard

Daher biegen wir bald nach Westen ab. Über Champagné-les-Marais, Triaize und Saint-Michel-en-Herm geht es nach L’Aigullion-sur-Mer. Auf dem Weg nach Westen behält die Landschaft ihren amphibischen Charakter. Immer wieder geht es über Kanäle wie dem Canal de Bourdeau und den Chenal Vieux.

Die Orte am Wegesrand scheinen in der Mittagshitze wie ausgestorben. Die Bewohner, die sich unseren Blicken entziehen wohnen in niedrigen, weiß getünchten Häuser mit meist anderthalb Geschossen. Die meisten Fensterläden sind geschlossen und sperren so die Mittagshitze aus. Taubenblau oder braun gestrichen sind Sie kontrastreiche Farbtupfer im Ortsbild. Grün kommt von den Bäumen und Gärten hinzu und die Malven am Straßenrand vor manchen Häuser sind sowieso schön anzuschauen.

  • Canal du Bourdeau
  • Chenal Vieux
  • Saint-Michel-en-l'Herm

Wir lassen die Marais de poitevin nun hinter uns und fahren weiter nach L’Aigullion-sur-Mer. Am Ortsrand gibt es einen dieser modernen Einkaufsparks, die meist von einem großen Supermarkt dominiert werden. In diesem Fall ist es ein Super U et Drive. Wir halten dort und decken uns mit Lebensmitteln ein.

Dann geht es kurz hinein nach L’Aigullion-sur-Mer. Seit unserem Besuch hier im letzten dort Jahr hat sich offenbar nichts verändert. Auch hier hat die Hitze der „Heiligen Mittagszeit“ die meisten von der Straße vertrieben. So fahren wir auf der küstennahen Departemtstraße noch weiter nach Norden und Steuern Saint-Vincent-sur-Jard und den dortigen Wohnmobilstellplatz an. Wir finden einen der wenigen noch freien Plätze, der jetzt nach 14:00 sogar ein wenig Schatten bietet.

Saint-Vincent-sur-Jard

Nun soll es aber endlich an der Strand gehen. Da denn Stellplatz und das Meer sowohl Wohnbebauung als auch ein Wald trennen gilt es ca. einen Kilometer mit dem Rad zurückzulegen. Schnell ist aber der Übergang Nummer drei am Plage Le Bouil ereicht. Dort verbringen wir einen wunderbaren Nachmittag.

Wir liegen faul in der Sonne und kühlen und im wunderbar erfrischenden Meer ab, wenn es uns zu heiß wird. Wenn wir nicht dösen oder schlafen schauen wir dem Treiben Katamaran-Segler zu, die mit Ihren bunten Segelm erfrischende Farbtupfer auf das recht ruhige Wasser zaubern. Auch sind einige Wind- und Kitesurfer unterwegs. Sie ziehen ihre Bahnen deutlich schneller als die Katamarane. Übertroffen werden aber diese nur von einem Artisten auf einen kurzen Surfbrett mit Foil. Dieses erhebt samt dem Surfer hoch über die Wasseroberfläche und rast, nur getragen von der kleinen Tragflächen des Foils dahin.

Das Alles erleben wir vor einer Kulisse über der sich die Sonne immer tiefer über die Küste und das Meer senkt. Ganz wunderbar!

  • Katamaran - Plage Le Bouil
  • Strandübergang Nr. 3 - Plage Le Bouil
  • Plage Le Bouil

Nach dem wir genug Sonne getankt haben, gönnen wir uns oben auf der Düne im kleinen Strandcafé „Moments“ noch ein kühles Getränkt. Noch geht es auf der Terrasse, von der man über die Dünen einen schönen Blick auf den Strand und das Meer hat, ruhig zu. Doch dann beginnt ein DJ seine Anlage aufzubauen. Ein Zeichen für uns dem Café „Moments“ Adieu zu sagen.

Noch wollen wir aber noch nicht zurück ins Wohnmobil. So fahren mit den Rädern durch Saint-Vincent-sur-Jard zum westlichen Ende des Plage Le Bouil.

Der Tag neigt sich zu Ende

Auch dort gibt es einen schönen Strand vor einer großzügig befestigten Promenade. Dahinter ein Park mit einer kleine Freilichtbühne, einigen überdachten oder freistehende Bänken und einer Austernbar. Die niedrigen Seekiefern bieten den Badegästen ausreichend Schatten.

Wir nehmen auf einer der Bänke an der Promenade Platz und schauen dem Glitzern der Wellen zu, die die immer tiefer stehende Sonne auf das Wasser zaubert.

Dann geht es zurück zum Wohnmobil, wo wir bei untergehender Sonne eine ruhigen Abend verbringen, zu Abend essen und die Reiseerlebnisse der letzten Tage ordnen. Dabei begleitet und das warme Licht der Sonnenunterganges, welches die Szene um uns herum in eine ganz besondere Stimmung versetzt.

  • Sonnenuntergaqng in Saint-Vincent-sur-Jard
  • Aire CAMPING-CAR PARK Saint Vincent Sur Jard
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