Heute wollen wir der Loire nach Süden folgen und weiter bis an die Ardéche fahren. Dabei wollen wir und Zeit lassen schauen was es am Weg so zu entdecken gibt.
Ein Morgen am Canal du Centre
Auch heute kündigt sich ein heißer Tag an. Wir haben die Nacht in dem kleinen Weiher Pont du Board ganz in der Nähe von Paray-le-Monial verbracht. Auf dem schönen Platz direkt am Canal-du-Centre ist heute Morgen noch nicht viel los. Nur ein kleiner Kastenwagen parkt gleich neben uns. Er gehört zu einem gewichtigen Sportsfreund, der sich auf einer Art K0mbimöbel direkt am Ufer niedergelassen hat. Der originelle Hocker dient gleichzeitig auch als Schatulle für eine bemerkenswerte Ausstattung an Angelequipment.
Drei Ruten hat er ausgelegt und er scheint etwas von seinem Geschäft zu verstehen. Im Fünfminutentakt zieht er kleinere Fische aus dem Wasser. Es sind zumeist Barsche und Rotaugen, die er in seinen Hälterkescher wandern lässt. Vielleicht hat er heute ja noch etwas Größeres vor und will die Winzlinge als Köder benutzen.
Wir wollen heute weiter nach Süden, in Richtung des Ardeche-Gebirges vorankommen. Vorher möchten wir und aber im nahegelegenen Digoin eine wasserbauliche Seltenheit anschauen. Hierzu fahren wir zunächst einige Kilometer Richtung Westen und folgen dabei zunächst dem Lauf des Canal-du-Centre. Und heute ist sogar ein erstes Sportboot unterwegs.
Vereinzelt liegen sogenannte Pénichen am Ufer vertäut. Früher war dies die bevorzuge Schiffsklasse für den Güterverkehr auf den Kanälen in Frankreich. Ideal auf die Maße der Schleusen, die Höhe der Brücken und die Breite der Kanäle angepasst. Die alten Pénichen, die heute noch im Einsatz sind, wurden zu Wohn- oder Sportbooten umgebaut.
Digoin
In Digoin angekommen finden wir recht schnell einen Parkplatz in der Rue Perruts ganz in der Nähe der Pont Canal, die wir uns hier anschauen wollen. Dabei wird erstmals ein ganz wesentlicher Vorteil des kleinen Kastenwagens, mit dem wir unterwegs sind, deutlich. Mit sechs Metern Länge und etwas mehr als zwei Metern Breite passt er die Parklücken, die eigentlich für PKW’s vorgesehen sind.
Wir schnappen uns die Kameras um machen uns zu Fuß auf dem Weg zur Pont du Canal, die hier den Canal latéral à la Loire über die noch recht wilde Loire führt.
Die Kanäle
Aus dem Canal latéral à la Loire wird in Digoin, nur wenige hunderte Meter von hier der Canal du Centre. Gemeinsam mit dem Canal de Briare bilden sie eine Kanalkette, die die Seine mit der Saône verbindet. So können heute Sportboote quer durch den Westen Frankreichs vom Ärmelkanal bis in Mittelmeer schippern. Und so ziemlich in der Mitte dieser Strecke liegt die Pont Canal in Digoin.
Sie ist eine der ersten großen Kanalbrücken in Frankreich uns wurde 1837 fertiggestellt. Bald war sie den Anforderungen der immer größer werdenden Frachtschiffe nicht mehr gewachsen. So musste sie zweimal erweitert werden, bis sie 1896 den Ansprüchen den Pénichen der Freycinet-Klasse entsprach.
Die Pont Canal
So ist die Brücke heute 243 Meter lang und ruht auf 10 Pfeilern. Der auf 10 Pfeilern und 11 Rundbögen ruhende Trog ist 6 Meter breit und 2,30 Meter tief. Auf den großzügigen Fußwegen links und rechts Troges kann man heute wunderbar entlang schlendern. Das Wasser des Canal latéral à la Loire neben sich und das Rauschen der wilden Loire einige Meter weiter unten. Diese Wege wurde aber nicht angelegt um dort entspannt entlangzuspazieren. Im Gegenteil. Es sind die Leinpfade. Auf ihnen war schwere Arbeit zu leisten, um die Pénichen über die Brücke zu ziehen. Als der Kanal erbaut wurde, gab es noch keine Motorschiffe. Pferde oder auch Menschen zogen die Schiffe von sogenannten Leinfaden die Wasserwege entlang.
Die Anlage rund um die Pont Canal ist neu gestaltete worden. Eine Art Stufenterrasse die hoch zur Straße über den Kanal führt lädt zum Verweilen ein. Gleich neben der Straßenbrücke befindet sich das ObservaLoire. Das ObservaLoire ist ein Informationszentrum zu Leben und Umwelt an der Loire. Es gibt Ausstellungsräume die sich dem Leben am, auf und unter dem Wasser widmen. Von aus Aussichtplattform hat man einen schönen Blick auf die Loire und die Pont Canal. Zum Programm des ObservaLoire gehörten Seminare zur Gesichte und zur Natur und Umwelt an der Loire.
Wir besuchen das ObservaLoire allerdings nicht. Bis zu unserm Tagesziel bei Vallon-Point-d’Arc liegen noch knappe 380 Kilometer vor uns, die wir nun in Angriff nehmen wollen.
Ein Missgeschick
Bevor wir gegen 10:40 starten unterläuft mir ein Missgeschick. Wie von selbst löst sich das Weitwinkelobjektiv aus der Kamera und kracht auf den steinharten Boden des Leinfades. Der Grund für diese keine Unglück bleibt mir schleierhaft. Entweder war das Bajonett nicht richtig eingerastet oder ich bin unbemerkt an die Bajonettsperre gekommen. Egal, das Ergebnis ist jedenfalls ärgerlich. Das Objekt lässt sich nicht mehr an die Kamera setzen. Das heißt es gibt von der gesamten Reise keine Weitwinkelaufnahmen im Vollformat mehr. Vielleicht kann ich mich aber mit GoPro und DJI-Action behelfen.
Bis nach Roanne
Von Digoin für uns unser Weg nach Süden. Wir wollen zunächst möglichst nahe der Loire bleiben und ihrem Verlauf stromaufwärts folgen. So geht es auf der D 982 zunächst Richtung Roanne. Wir kommen schnell voran. Die nächste größere Ortschaft Marcigny umgeht die Straße in einem westlichen Bogen. Wir sind nun bei gut über 30°C unter strahlend blauen Himmel unterwegs. Es wird immer wärmer und unsere Lust unsere Füße oder noch mehr in das kühle Wasser der Loire zu tauchen immer größer.
So verlassen wir gegen 11:15 Uhr bei Igverrande Departementstraße und hoffen unten im Ort ein kühles Plätzchen am Fluss für eine kurze Rast zu finden. Dort haben wir aber keine Chance. Entweder ist alles zugewachsen oder die privaten Grundstücke reichen bis an den Fluss.
So geht es auf den D 982 weiter bis nach Roanne. Die Stadt mit ihren 25.000 Einwohnern passieren recht schnell, da wir zunächst auf der D 482 bleiben und dann am die N 7 wechseln. So fahren wir am eigentlichen Stadtzentrum vorbei. Die N 7 verlassen wir nur wenige Kilometer hinter Roanne. Wir wollen zum zu Lac de Villerest. Vielleicht gibt es ja an diesem Stausee der Loire eine Bademöglichkeit.
Auf dem Weg dorthin finden wir am Ortsausgang des hübschen Ortes Parigny einen kleinen Wohnmobilstellpatz mit einer Entsorgungsstation. Das trifft sich gut. Wir sind nun schon den vierten Tag unterwegs und hatten noch keine Gelegenheit um uns um dieses inzwischen recht dringende Thema zu kümmern. Also die Camper über den Grauwassereinlass geparkt und das Ventil geöffnet, Wasserschlau angeschlossen, Wassertank geöffnet und Wasser marsch, die Kassetten-Toilette entnommen und in den dafür vorgesehenen Gully gekippt. Nach 20 Minuten ist alles erledigt.
Entlang am Loire-Stausee
Weiter geht es zunächst in Richtung der Barrage de Villerest. Die 55 Meter hohe und 205 Meter breite Mauer staut die Loire zum Lac de Villerest auf. Wir fahren jedoch nicht hinunter zur Staumauer, da sich gewöhnlicher Weise in der Nähe solcher Bauten keine Bademöglichkeit finden lassen. Vielmehr biegen wir auf die D 56 ab und hoffen weiter stromaufwärts ans Wasser zu kommen.
Diese Streckenvariante wird für uns allerdings zu einer Enttäuschung. Erstens geht es nun die nächsten 15 Kilometer auf frischem Rollsplitt weiter. Ständig hoffen wir, dass die kleinen scharfen Kiesel weder Lack noch Glas beschädigen. Zweitens führt uns die Straße hoch über dem Ufer der Loire entlang. Ein Weg zum Wasser? Zunächst Fehlanzeige. Erst nach 12 Kilometer mit dem bedenklichen Klappern vom Rollsplitt in unseren Radkästen finden wir eine Straße, die hinunter zu Loire führt. Als wir soweit vorgefahren sind, dass wir freien Blick hinunter auf den Fluss haben, stimmt uns der Anblick zunächst optimistisch.
An der Base Nautic de Corelle
Oben auf einer Wiese über einer beeindruckenden Flussschleife stehen einige Gebäude. Daneben ein großzügiger Parkplatz. Weiter unten am Strand leuchten uns etwa 20 Kajak in grellen Farben entgegen. Das alles gehört zur Base Nautic de Corelle. Dort gibt es Angebote zum Paddeln, Rudern und Standup paddling. Da sollte doch auch ein Sprung in das kühle Nass der hier aufgestauten Loire möglich sein. Also fahren wir hinunter und parken als einzig auf dem geschotterten Parkplatz ein.
Überhaupt sieht die ganze Anlage irgendwie verlassen aus. Keine Menschenseele ist unter der heißen Mittagssonne auszumachen. Aber das soll uns nicht stören – im Gegenteil. So steigen wir vom Parkplatz den steilen Weg zum Ufer hinunter. Unten angekommen dann die Ernüchterung. Hinweisschilder waren dringend davor hier baden zu gehen. Das ist sicher eine Vorsichtsmaßnahme wegen der Staumauer und dem Wasserkraftwerk vorne in Villars. Viellicht müssten dort immer mal wieder die Schütze geöffnet werden. Dies kann hier oben vielleicht zu Strömungen führen, denen nicht jeder Schwimmer gewachsen ist.
So verlassen wir die Base Nautic de Corelle unverrichteter Dinge und fahren auf der schmalen Straße wieder hinauf zur D 56.
Am Château de La Roche
Die Departementstraße nähert sich in ihrem weiteren Verlauf immer mehr der Loire an. Dann verlaufen Straße und Fluss gemeinsam durch einen engen Canyon. Dort unten, mitten im Fluss befindet sich auf einer Felsinsel das Château de La Roche. Ein Bau aus dem Ende des 13. Jahrhunderts bildet der Kern der heutigen Anlage. Damals stand es hoch über der unten in der tiefen Schlucht dahinrauschenden Loire.
Über die Jahrhunderte hat es für das Château de La Roche immer wieder Zeiten von Verfall und Wiederaufbau gegeben. Sein heutiges Erscheinungsbild erhielt das Château de La Roc erst im letzten Jahrhundert. Von einem Industriellen übernommen wurde es um 1900 im heute sichtbaren neugotischen Stil überbaut und restauriert.
Aber es folgte noch ein Verfall. Als Mitte des letzten Jahrhunderts das Staudamm-Projekt an der Loire Fahrt aufnahm wurden große Flächen links und rechts der Loire enteignet und der staatlichen Energiegesellschaft EFD übertragen. An dem alten Schloss auf dem Fels hatte die jedoch kein Interesse. Das nun verlassene Schloss wurde Opfer und Plünderungen und mehrerer Überschwemmungen. Mit dem Stau der Loire ab 1982 wurde der Fels, auf dem das Château ruht, zu einer Insel. 1993 ging das Schloss an die Gemeinde Saint-Priest-la-Roche über. Der Verein der Freunde des Château de La Roche renovierten die Anlage. Seit 1996 erstrahlt sie nun im neuen Glanz uns ist durchaus ein Hingucker an unserer Route.
Vorbei an Saint Ètienne und La Puy-en-Valey
Hinter dem Château de La Roche verlässt die D 56 die Loire wieder, windet sich hinauf auf ein welliges Hügelland und führt in Richtung Balbigny. Dort weitet sich das Tal der Loire. Auf der D 1082 geht es nun in langen geraden Abschnitten in Richtung Saint-Étienne. Auf den Weg dorthin unternehmen wir einen letzten Versuch eine Badestelle zu finden. Hierzu fahren wir die verlassenen Kiesgruben bei Rivas an. Die sind allerdings im besten Fall für Angler einladend. Badestellen? Fehlanzeige. Noch ein allerletzter Versuch an der Straßenbrücke von Rivas nach Graintilleux, dann ist die obere Loire als Badegewässer für uns erledigt.
Von Saint-Ètienne nehmen wir die Nationalstraße 88. Die windet sich kurvenreich hinauf ins Valey bis auf 1.000 Meter über dem Meer. Dann geht es ein letztes Mal hinunter in das Tal Loire und vorbei an Le Puy-en-Valey. Über der Stadt wachen auf zu Basalt erstarrten Vulkankegeln die Kirche Saint-Michel d’Aiguilhe und sie rot schimmernde Statue der Notre-Dame de la France. Puy-en-Valey die einer der Ausgangpunkte des Jacobs Wegs nach Santiago de Compostella und die Kathedrale dort unten gehört zum UNESCO-Welterbe. Das nächste Mal werden wir hier sicher nicht nur vorbeifahren.
Von Puy-en-Valey führt die N 88 wieder hinauf in die Berge. In Montagnac fällt und das Hinweisschild zum Lac du Bouchet auf. Doch noch eine Bademöglichkeit? Wir biegen auf die D 33 ab, um das zu erkunden.
Lac du Bouchet
Hinter dem kleinen Ort Cayres zweigt eine asphaltierte Straße in den Wald ab. Die bringt uns hinunter bis an den See. Dort unten befindet sich das Restaurant Châlet du Lac du Bouchet. Und hier ist jede Menge los. Restaurantbesucher, Badegäste und Spaziergänger zuhauf. Alle Parkplätze sind dort belegt. Also wenden wir und fahren Stück zurück. Wir biegen in den Weg ab, der nahe dem östlichen Seeufer verläuft. Aber auch dort ist alles zu geparkt. So versuchen wir den See zu umrunden. Vielleicht finden wir am gegenüberliegenden Ufer eine geeignete Stelle für uns. Aber auch dieser Versuch schlägt fehl.
So nehmen wir doch den Großen Sammelparkplatz. Von dort sind es ca. 450 Meter bis zum Wasser. Der Weg führt steil hinab und ist zum Teil mit Treppenstufen gesichert. Am Ufer angekommen stehen wir vor einem fast kreisrunden See. Das blaue Wasser glitzert in der Nachmittagssonne und viele Badegäste haben sich hier eingefunden, um das kühle Nass und den einmaligen Ort zu genießen
Die Entstehung des Lac du Bouchet
Der Lac du Bouchet ist ein Kratersee, ein Überbleibsel der bewegten vulkanischen Geschichte, die die Landschaft des Valey vom Millionen Jahren geformt hat. Vor 800.000 Jahren explodiere die Spitze einer der vielen Vulkan in der Gegend. Das Magma war bis zum Grundwasser aufgestiegen. Was dann folgte war unvermeidlich. Zahlreiche Explosionen schleuderten jede Menge Gesteinsmaterial in die Gegend. Übrig bleib ein Krater von drei Kilometer Umfang und einer Tiefe von bis zu 28 Metern. Grund- und Regenwasser füllten den Krater später zum Lac du Bouchet auf. Heute ist der See eine kleine Touristenattraktion auf 1.205 Metern Meereshöhe.
Hier können wir nun endlich das ersehnte Bad nehmen. Das Wasser ist wunderbar klar und angenehm kühl. Der Boden ist von großen runden Steinen übersäht. Badeschuhe sind hier dringend zu empfehlen. Nach dem erfrischenden Bad geht es wieder zurück zum Auto. Auf dem Weg dorthin schauen wir noch in den kleinen Pavillon kurz vor dem Parkplatz. Dort gibt es eine Ausstellung. Die ist recht interessant gemacht und widmet sich der Entstehung des Lac du Bouchet, der Natur dort und dem Leben der Menschen mit dem See über die Jahrtausende.
An der Ardèche entlang
Gegen 17:40 Uhr brechen wir am Lac du Bouchet auf. Für uns geht es nun zurück auf die N 88 die uns weiter Süden bringt. Später biegen wie auf den N 102 ab und erreichen gegen 18:20 Uhr den Col de la Chavade auf 1.266 Meter Höhe. Damit haben wir auch das Quellgebiet der Ardèche erreicht.
Die Straße folgt nun dem Tal des Flusses. Vom dem ist zunächst nur sein von Geröll übersätes Bett auszumachen. Nur hier und da einige Pfützen zwischen den Steinen. Die seit Wochen anhaltende Trockenheit hat die Ardéche hier oben verschwinden lassen. Das ändert sich erst einige Kilometer weiter unten nachdem mehr und mehr Gebirgsbäche in die Ardèche münden und ihr wertvolles Wasser spenden. Trotzdem ist die Fahrt hinunter nach Aubenas landschaftlich ein Knaller. Erst geht es in engen Kehren hoch über dem Tal entlang. Dort gibt es immer wieder großartige Ausblicke in die karge Gebirgslandschaft.
Später unten am Fluss wechseln sich Ortschaften mit den Wiesen und Auwäldern am Fluss ab. In den Dörfern sind die älteren Hauser aus dem typisch graubraunen Kalkstein erreichtet, der das Gebirge ringsum bildet. Unverputzt strahlen sie Ursprünglichkeit und Festigkeit aus. Die Bunten Fensterläden sind wohltuende Farbtupfer auf dem Grau. Aus dem gleichen Stein errichtet, stützen lange Mauer die Straße und den Hang gegen das Abrutschen in Richtung Fluss. Viele von ihnen sind als Trockenmauern errichtet worden tun ihren Dienst sicher schon seit vielen, viel Jahren.
Vorbei an Aubenas und Vogüé
Stromab wird das Tal immer breiter und die Siedlungsdichte nimmt stark zu. Wir fahren an Aubenas vorbei und sind von der mittelalterlicher Stadtsilhouette beeindruckt, die sich rechts über und auf dem Hang erhebt. Dann erreichen wir das wunderbar malerische Vogüé, wo wir vor vier Jahren einen wunderbaren Abend verbringen durften.
Dort verlassen wir die Ardèche und nehmen die Departementstraße 1, die uns quasi über den Berg nach Vallon-Pont-d’Arc bringen wird. Wir hoffen so ein wenig Zeit einzusparen. Es ist jetzt schon nach 19:00 Uhr und wir sind schon über 10 Stunden unterwegs. Ober in den Bergen, bei der Ortschaft Sarrazin, stoßen wir auf ein kleines Lavendelfeld. Wir halten und Steffi taucht in den betörenden Duft ein und macht ein paar Fotos.
Um 19:45 erreichen wir Vallon-Pont-d’Arc. Von dort aus ist es nicht mehr weit bis zu unsrem Tagesziel. Ein letztes Mal geht es für heute an der Ardèche entlang. Und dies wohl der schönste Streckenabschnitt für heute.
Es geht vorbei an der Pont d’Arc, der riesigen natürlich entstandenen Steinbrücke über die Ardèche. Sie ist 60 Meter lang und 54 Meter hoch. Es muss ein gewaltiges Schauspiel gewesen sein, als die Ardèche im Altpleistozän hier die Felsbarriere durchbrach damit die alte große Flussschleife die Cirque d’Estre abschnitt und trockenlegte. Heute verläuft dort die D 290 die uns in ihrem weiteren Verlauf unter Felsbrücken hindurch zum unserem Tagesziel bringt.
Am Camping du Midi
Als wir kurz vor 20:00 Uhr den steilen Weg hinunter zur Rezeption des Platzes Camping du Midi nehmen, ist diese nicht mehr besetzt. So fahren wir weiter hinunter und finden noch viele freie schattige Stellplätze auf der terrassenförmig gestalten Anlage.
Wir parken ein und machen erstmal die Beine lang. 400 Kilometer stehen für heute auf dem Tacho. 11 Stunden waren wir unterwegs. Zieht man die Stopps in Digoin und am Lac du Bouchet ab, waren es satte neun Stunden Fahrtzeit. Das reicht nun wirklich für heute.
Der Platz hier hat eine wunderbare Lage direkt am Ufer der Ardèche. Fünf Sterne und Glanz darf man hier aber nicht erwarten. Alles ist irgendwie abgerockt und vielleicht auch ein ganz wenig schmuddelig. Das stört uns aber wenig. Wichtig ist das wir ein ruhiges und schattiges Plätzchen für den restlichen Abend und die Nacht gefunden haben. Wir kennen den Platz von unserer Reise im Jahr 2018. Damals waren nur Tagesgäste und haben einen sehr aufregenden Nachmittag in einen Kajak auf der Ardèche verbracht. Ein Erlebnis, das wir morgen toppen wollen. Heute Abend lassen wir aber erstmal Ruhe einkehren.
Eine kleine Reparatur
Dies gibt mir die Gelegenheit die Folgen des Missgeschickes mit dem Weitwinkelobjektiv von heute morgen genauer anzuschauen. Die Gläser und die Mechanik scheinen nicht beschädigt zu sein. Kein Sprung oder Kratzer an den Gläsern. Der Ring für den Zoom und die Schärfe lassen sich leicht bewegen. Offenbar krachte das gute Stück mit der Kante am Bajonettring auf den harten Boden. Das Bajonett selbst scheint nicht beschädigt zu sein. Aber in der Außenverkleidung gibt es eine Delle, die nun ein wenig über den Bajonettring regt. Mit einem Schraubenzieher und ganz sanfter Gewalt versuche ich das zurückzudrücken. Es gelingt ganz gut. Ich setze das Objektiv an die Kamera an und drehe es sehr sehr langsam und mit viel viel Gefühl. Das Objektiv rastet ein und alles funktioniert. Zoom, manueller und automatischer Fokus und auch die Blendensteuerung. Was bin ich erleichtert!
Späte Gäste
Als diese Prozedur gegen 21:00 Uhr erledigt ist fährt ein Kleinbus auf die Terrasse unter uns. Er hält bei zwei Wagen, die wie wir Kennzeichen aus Thüringen haben. Einer aus Jena und einer aus dem Saale-Holzlandkreis. Die Passagiere die aussteigen sehen recht erschöpft aus. Sie mühen sich ihre Ausrüstung auszuladen. Ein schnell zusammen gelegtes und nasses Schlauchboot, Paddel, Schwimmwesten, wasserdichte Fässer – alles was man für einen Tag auf dem Wasser so braucht. Ihren Gesprächen ist zu entnehmen, dass der ihr Tag auf dem Wasser nicht der Beste war. Ich beschließe Sie morgen früh danach zu befragen.
Währenddessen ist Steffi nochmal runter zum Ufer gegangen und bringt ein schönes Foto mit.