West- und Südeuropa

In das Tal des Lot – Lac de Pareloup, Espalion und Conquest

Heute erreichen wir den Lot. Espalion, Estaing und Entraygues-sur-Truyére sind dort unsere Stationen. Vorher verpassen wir leider den Viehmarkt in Laissac und besuchen später den berühmten Pilgerort Conques. Ein Nachtquartier finden wir in Boisse-Penchot am Lot.

Aufbruch am Lac Pareloup

Das Abendrot, welches sich gestern Abend hinter den ersten Wolkenlücken breit machte, war eine gutes Omen. Heute Morgen haben wir blauen Himmel, nur ein paar Kumuluswolken dekorieren das Firmament. Wieder schlafen wir lange. Dann notieren wir in Stichpunkten die Ereignisse von gestern. Es folgt ein ausgiebiges Frühstück. Dann wir nutzen noch die in die Jahre gekommen Sanitäranlagen des am Aire de camping-car municipale des Vernhes, wo wir gestern Abend einen Stellplatz für die Nach gefunden hatten.

Zu dem blauen Himmel hat sich ein frischer Sommerwind gesellt. Den nutzen schon jetzt am frühen Vormittag einige Segelboote und Windsurfer. So kommt ein wenig Bewegung auf die sonst leere Wasserfläche. Wir schauen Dem Treiben noch eine wenig zu. Dann räumen wir zusammen und starten gegen 10:50 Uhr Richtung Norden. Wir wollen heute den Fluss Lot erreichen und dann seinem romantischen Tal in Richtung Nordwesten folgen.

Damit steht auch unser erstes Etappenziel für heute Fest. Das Städtchen Espalion am Lot wird von unserem Reiseführer wegen seines Stadtbildes als lohnendes Ziel empfohlen. Bis dorthin sind es auch nur knappe 60 Kilometer.

Pont des Vergnes

Erste Etappe nach Laissac

Zunächst geht es über die Pont des Verges die einen der viele Seitenarme des Sees überspannt. Dann noch einige hundert Meter an seinem Ufer und wir nehmen Abschied vom Lac de Pareloup.

Noch bleiben wir noch auf der Hochfläche, die wir gestern vom Tal des Tarn kommend erreichten. Entgegen der Anweisung unseres Navis entscheiden wir uns für eine Nebenstrecke, die uns Landschaftlich reizvoller erscheint.

Die führt hinter Pont-de-Salars vorbei am Lac Vigour, einem weiteren großen Stausee dort oben. Die Straße folgt kurvenreich den Konturen der Landschaft und fällt nun langsam ab.

Die Wärme der Sonne beginnt von der angenehmen Wärme des Morgens in eine Mittagshitze umzuschlagen. Erleichterung bringt die Fahrt durch den wunderbar schattigen und zauberhaft wilden Foret du Laissac. Die Straße folgt dabei den Tälern der Bergflüsschen Ruisseau de Semméne und Ruisseau de Luganac. Die bringen uns hinunter in das Städtchen Laissac an das wir keine besonderen Erwartungen haben.

Laissac

Unter in der Stadt angekommen wundern uns jedoch, da heute an einem Dienstag dort wohl ein größerer Markt abgehalten wird. Als wir dann noch an einer riesigen offenen Halle vorbeikommen, deren Zweck sich uns nicht gleich erschließ werden wir neugierig. Wir finden schnell einen Parkplatz neben der Halle und erkennen nun auch deren Bestimmung. Die kühne Konstruktion aus Stahl und Trapezblech überspann den Rindermarkt von Laissac . Ein Blick in eine Internetsuchmaschine erklärt weiters hierzu.

Viehmarkthalle Laissac

Viehmärkte in Laissac

Im Juli und August finden am jedem Dienstagmorgen die Viehauktionen statt. Ein Ereignis für das wir Langschläfer heute natürlich viel zu spät dran sind. Unter im Schatten des riesigen Daches der Aktionshalle stehen nur noch ein paar traurig dreinblickende Färsen, die offenbar noch verladen werden müssen. Zwei eindeutig als Viehtransporter erkennbar LKW machen sich gerade auf den Weg. Ansonsten ist das von einem hohen Zaum umgebene Gelände verwaist. Schade, gerne hätten wir dieses Spektakel miterlebt. Bei der Führung die immer im 07:45 Uhr angeboten wird hätten wir sicher die Gelegenheit gehabt ganz nah mit dabei zu sein.

Der Viehmarkt in Laissac ist die zweitgrößte Viehauktion in Frankreich. Ein Vielzahl der Tiere wird dort an italienische Zwischenhändler verkauft. Wie es aus dem Mark zugeht erzählt ein Beitrag des Fernsehsenders France 3.

Etwas enttäuscht, aber auch neugierig erkunden wir die gleich nebenan gelegene Altstadt und den dort noch stattfinden Markt. Der konzentriert sich auf die Avenue de Rodez und den Place du 11. Novembre 1918. Die beiden Durchgangsstraße wurden aus Anlass des Marktes für den Verkehr gesperrt. Für einen Dienstagvormittag ist hier einiges an Leuten unterwegs, Das Angebot der Händler reicht von frischen regionalen Lebensmitteln über Bekleidung bis hin zu Antiquitäten und Kunsthandwerksartikeln. Davon spricht uns nichts so recht an. So schonen wir ein wenig die Reisekasse. Wir werfen noch einen Blick in die Église Saint Felix und kehren dann über die Rue Valat zum Auto zurück.

Wir nehmen uns vor: Wenn wir an einem Dienstag im Juli oder August nochmal in der Gegend sind, werden wir auf jeden Fall früher aufzustehen.

Mit diesem Vorsatz starten wir gegen 12:10 Uhr in Richtung Espalion.

Unser Spaziergang durch Laissac

Espallion am Lot

Noch einmal geht es durch eine Hügellandschaft, die bei dem schönen Wetter nett anzuschauen ist. Bevor es hinunter in das Tal des Lot geht, legen wir oberhalb von Espalion keine kleine Pause ein. Dafür nutzten wir einen schon verwilderten Abzweig, der von der neuen großzügig ausgebauten D 920A wegführt.

Offenbar ist dies die alte Route hinunter in die Stadt, die nicht zurückgebaut wurde, um die sich aber wohl auch niemand mehr kümmert. Die Schlaglöcher bleiben hier ungeflickt und Bäume und Büsche am Straßenrand strecken ungehindert ihre Äste und Zweige Richtung der Fahrbahn aus. Hier und das gibt es eine Lücke im Bewuchs. Dort hat man reizvolle Ausblicke hinunter nach Espalion, zum über der Stadt gelegenen verfallen Château de Calmot d’Olt und auf das Tal des Lot.

Auf der alten Straße holpern wir hinunter in Richtung Espalion. Wir weichen Ästen aus und umfahren Schlaglöcher. Dann vereinigt sich die alte Route mit der neuen Departementstraße. So können wir das letzte Stück des Weges nach Espalion fast „schweben“. In der Stadt angekommen finden wir einen Parkplatz unweit des Zentrums, in der Avenue Pierre Montell, gleich am schönen angelegten Park am Ufer des Lot.

Am Lot

Vor dort aus machen wir uns zu Fuß auf den Weg das alte Städtchen zu entdecken. Zunächst geht es durch den wunderbar schattigen Park direkt am Ufer des Lot. Der erste Hingucker dort ist eine liebevoll in Sandstein geschlagene Skulptur. Sie ehrt die abertausenden Pilger, in den Jahrhunderten Espalion auf ihren Weg auf nach Jakobsweg nach Santiago de Compostela passierten.

Der Blick vom Park in Richtung der alten Brücke über den Lot ist ein wunderbares Postkartenmotiv. Am linken Ufer ragt vor der Brücke ein mächtiges Stadthaus auf. Fast mutet es mit seinen hohen Mauern und Türmen wie eine kleine wehrhafte Burg an.

Es ist das Alte Palast von Espalion, der 1572 im Stil der Renaissance von Gouverneur errichtet wurden. Er war Rathaus und Gerichtsgebäude. 1912 wurde er unter Denkmalsschutz gestellt und 1992 in ein Künstlerhaus umgewandelt. Von seiner Terrasse direkt über dem Lot hat man einen ganz besonderen Blick auf den Fluss und die Pont Vilgure.

Blick von der Terrasse des Alten Palast

Die steuern wir als nächstes an. Seit dem 13. Jahrhundert überspannt die Brücke mit ihren vier Bögen den Lot. Heute ist die Teil der UNESCO-Weltkulturerbes Wege der Jakobspilger in Frankreich. Die Brücke war eine wichtiger Flussübergang an der Via Podienis, dem wohl bekanntesten Jakobsweg in Frankreich. Gegenüber am anderen Ufern stehen die Häuser der Gerber, die für ihre Handwerk auf das Wasser des Lot angewiesen waren. Wenn die Häuschen ein wenig feiner herausgeputzt wären, könnten sie eine Zierde des Stadtbildes sein.

Einen besonders guten Blick auf die Pont Vilgure und das Bauensemble rund herum hat von der Pont Neuf D’Espalion. Über sie fließt heute der Verkehr, während Pont Vilgure den Fußgängern und Radfahrern vorbehalten ist.

In die Stadt

Von dort aus wenden wir uns in Richtung der Stadtmitte. Wir werfen einen Blick in die für das Städtchen recht große Église Paroissiale d’Espalion. In der Boulangerie gleich gegenüber bekommen wir das leckerste Baguette, das wir bisher gegessen haben. Es besteht nicht aus der üblichen Weizenmehlmischung, sondern ist eine unübertroffene Sauerteigkreation. Ob die wohl bis zum Auto vor unserer Gier sicher sein wird?

Ein paar Meter weiter, vor der ehemaligen Kirche Saint-Jean-Baptiste steht ein seltsames technisches Gerät. Es sieht aus, wie eine Art Kessel, der auf drei Beinen steht. Es gibt eine Art Guckloch und an den Wänden sind außen mehre Gasflaschen angehangen. Seltsam!

Musée du Scaphandre

Wir erfahren, dass dies ein Außenexponat des Musée du Scaphandre ist. Ein Tauchermuseum, mitten in Frankreich. Das finden wir noch seltsamer. Zwei findige Ingenieure aus dem Departement Aveyron stammten, zu dem auch Espalion gehört, machten einst Erfindungen, auf die der moderne autonome Taucheranzug zurückgeht.

Um diese Tradition zu ehren, haben sich Privatleute zusammengetan und in der ehemaligen Kirche Saint-Jean-Baptiste in Espalion ein Museum für Taucheranzüge und Tauchgerät eingerichtet.

Und warum nur wurde hier mitten im Land, wo die nächste Meeresküste bei Séte fast 150 Kilometer Luftlinie entfernt liegt, diese Tradition begründet?
Damals ging es um die Rettung von Bergleuten, die nach Wassereinbrüchen in ihre Stollen in höchste Bedrängnis geraten waren. Und natürlich fand auch die Marine Interesse an der Sache. Da mag auch daran gelegen haben das der eine der Erfinder auch Marineoffizier war.

Nach diesen bahnbrechenden Erkenntnissen geht es für und durch die Gassen der Altstadt zurück zum Auto. Wir kommen am Hotel de Ville vorbei und am leider stark verwitterten Ostportal der ehemaligen Kirche Saint-Jean-Baptiste vorbei. Wir werfen Blicke in enge Gassen wie die Rue Méjane. Zum Schluss kommen geht es wieder durch den kleinen Park am Lot. Dort bleiben wir noch eine wenig und genießen den schönen Blick über den Fluss.

Nun verstehen wir auch, warum sich am gegenüberliegenden Flussufer ein Taucher aus der Szene schleicht. Es ist wohl eine weitere Reminiszenz an die submarine Tradition des Departements Aveyron.

Ein Taucher macht sich davon
leaflet-marker lat=44.5212131621744 lng=2.7647245660269033 title=“poi“ iconurl=“/wp-content/uploads/icon/map/poi.png“ iconsize=“27,40″ iconanchor=“13.5,40″]Pilgerdenkmal[/leaflet-marker] [/leaflet-marker]

Entlang des Lot

Dann beginnen wir unsere Fahrt an den Ufern des Lot, der für den Rest des Tages unser Begleiter sein wird. Zunächst ist das Tal weit und von sanften Hügeln umgeben, Die Landschaft ist recht zersiedelt. Immer wieder tauchen einzelne Hofstellen in der Landschaft auf. Man betreibt hier Weidewirtschaft und da, wo es eben ist auch ein wenig Ackerbau.

Das nächste Städtchen ins Estaing. Steffi hat den Ort flugs im Baedeker-Reiseführer nachgeschlagen und kann kurzer Lektüre folgendes verkünden. Die mächtige Burg auf dem Felsen mitten in der Stadt gehörte und gehört seit Jahrhunderten der Adelsfamilie Estaing. In der französischen Geschichte waren die Estaings immer ganz vorne mit dabei. Sei es an der Seite von Richard Löwenherz beim dritten Kreuzzug, auf dem Schlachtfeld mit Phillip II. in der Schlacht von Bouvines oder als Fürsprecher der Königin in der französischen Revolution. Und auch der modernen Zeitgeschichte drückten sie ihren Stempel auf. Entspringt doch der ehemalige französische Staatspräsident Valéry Giscard d’Estaing ebenfalls dieser Familie.

Da Schloss und Burg schön anzuschauen sind, halten wir kurz und fangen die Silhouette mit der Kamera für unsere Reiseerinnerungen ein.

Estaing

Hinter Estaing wird das Lottal wieder enger. Der Fluss zwängt sich kurvenreich durch eine schmales Tal. Hier ist kein Platz für Landwirtschaft oder Siedlungen. Berge und Wald reichen bis an den Fluss. Nur für die Straße, der wir folgen konnte Platz geschaffen werden. Und trotzdem das Tal eng ist wir der Fluss immer breiter und hat fast aufgehört zu fließen. Das liegt an der Barrage de Golinhac, die den Lot auf einer Länge von vier Kilometern aufstaut. Die 115 Meter breite Staumauer ist 35 Meter hoch und dient der Stromerzeugung.

Entraygues-sur-Truyére

Als nächsten Ort erreichen wir Entraygues-sur-Truyére. Da dort die Flüsse Lot und Truyére zusammentreffen konnte sich im sonst engen Tal des Lot ein kleiner Kessel bilden. Er bietet den Platz für eine größere Ansiedlung. Das Städtchen mit nicht einmal 500 Einwohner soll auf das 10. Jahrhundert zurückgehen. Es etablierte sich als wichtiger Ort an der Kreuzung von Handelswegen, der Via Podensis die dem Lauf des Lot folgt und einer Straße, die der Truyére folgt und aus der Auvergne kommt. Hier am Zusammenfluss beider Wasserläufe war des Gelände auch für den Bau von Brücken über die Lot die und Truyére günstig. An solchen Stellen bilden sich oft Sand- und Geröllbänke, die die den Fluss teilen und so den Brückenbau erleichtern. Zwei kurze Brücken sind immer leichter zu errichten als eine lange.

Wir halten dort aber wegen einem Hinweis in unserem Reiseführer, der von romantischen überdachten Gassen spricht. Das wollen wir und unbedingt ansehen. Wir finden einen Parkplatz auf dem wunderbar schattigen Place de la Republique.

Ein kleiner Stadtrundgang in Entraygues-sur-Truyére

Von dort halten wir uns zu Fuß in Richtung der Truyére. Die Gebäude ringsum scheinen recht als zu sein und wurden offenbar aus dem Gestein errichtete, welches die Gegend zu bieten hat. So auch die alte Mühle in Place de Moulin. Dahinter liegt direkt am Flussufer ein liebevoll angelegter Garten, der jedermann offensteht.

Jardin de la Grave

Nun halten wir uns in Richtung Stadtmitte und kommen an der Kirche der Pfarrgemeinde Notre Dame des Quatre Vallées, der Église Saint Georges vorbei. Wir werfen einen Blick hinein, finden aber, dass es dort wenig Sehenswertes gibt.

Am Ende des aufgeräumten Platzes vor der Kirche steht ein außergewöhnlicher Brunnen. Das dies der Brunnen des Wassers des Lebens verkündet eine dort angebrachte Plakette. Auf der ist außerdem ist zu erfahren, dass für den Brunnen ein 15,6 Tonnen schwerer Granitfels aus dem Tal des Lot verwendet wurde, der Brunnen ein Symbol für das Naturerbe der Region sei und sich Freiwillige um seinen Erhalt kümmern. Zu beachten sein aber auch, dass das Wasser des Lebens auf keinen Fall trinkbar sein.

Brunnen des Wassers des Lebens

Rue Basse

Vom Brunnen des Wassers des Leben kommen wir in die Rue Basse. Hier ist das ursprüngliche Ortsbild von Entraygues am authentischsten erhalten. Das Haus mit der Nummer neun gehörte früher einem Schiffsmeisters. Die waren schon vor Jahrhunderten rudernd oder segelnd auf dem Lot unterwegs um Handel zu trieben.

Die Rue Basse ist auch die am tiefsten gelegene Straße von Entraygues und war damit immer das erste Opfer Hochwasser des Lot in der Stadt.

Die Straße ist eng und die Häuser scheinen sich über uns zu vereinigen. Viellicht ist ja damit die überdachte Gasse gemeint, von der unsere Reiseführer berichtet.

Rue Droite

Über der Place Albert Castanié geht es nun in die Rue Droite, die rechte Straße. Sie befindet sich auf der rechten Seite des Place Majeure (heute Place Albert Castanié) heißt daher „Rechte Straße“. Früher war sie die Hauptgeschäftsstraße und das Herzstück der Stadt. Dort hatten sich viele Läden und Handwerksbetriebe angesiedelt.

Viele der Gebäude dort haben bis heute ihren historischen Charakter bewahrt. Die Häuser der „Reichen“ bestehen aus Stein und sind verputzt, während die Häuser der „Armen“ einen Sockel aus Steinen aufweisen, der später mit Lehm und Holzrahmen aufgestockt wurde. Es gibt immer noch wunderschöne Türen mit geschmiedeten und gemeißelten Nägeln sowie Türrahmen aus behauenen Steinen. Die Fassaden der Fachwerkhäuser sind ebenfalls sehr schön anzusehen.

8 / 7

Vom Ende der Rue Droite ist es nicht mehr weit zum Place de la Republique. Am Auto angekommen verabschieden uns von Entraygues-sur-Truyére und setzen unsere Fahrt entlang des Lot fort.

Weiter nach Conques

Hierzu gilt es aber zunächst die Truyére zu überqueren. Das geht ca. zwei Kilometer oberhalb der Flussmündung. Von dort führt uns die Straße zurück zum Lot. Nun geht es auf der D 107 weiter. Wir sind diese Strecke vor Jahren schon einmal gefahren. Nur in entgegengesetzter Richtung. Das Flusstal bleibt weiter eng. Nur da wo es der Platz es hergab, konnten sich einzelne Höfe ansiedeln. Das Land rechts und links von ihnen wird als Weide oder als Gartenland genutzt.

Wir erreichen das wundervoll verträume Vieillevie mit seinen geheimnisvollen Schloss. Hier haben wir vor Jahren eine Nacht verbracht, bevor wir seinerzeit von Albi kommend hoch in die Auvergne fuhren. Heute wollen wir nicht hierbleiben.

Da der berühmte Pilgerort Conques gleich nicht nähe liegt, und der Tag noch nicht zu alt ist, entscheiden wir uns für einen Abstecher dorthin. Hierzu überqueren wir in Les Cazelles den Lot und fahren einige Kilometer das Tal des kleinen Dourdou de Conques hinauf. Da der Pilgerort mit seiner berühmten Abteilkirche hoch über dem Bergflüsschen liegt geht es etwas später links ab und in Serpentinen steil bergan. Mit dem Wohnmobil finden wir auf den Parkplatz gleich unterhalb des Orteingangs keinen Platz. Wir müssen weiter bergauf fahren. Die Straße führt oberhalb des Ortes an dessen Ostseite. Dort gibt es großzügige kostenpflichtige Parkplätze auch für Busse und Wohnmobile.

Conques

Vor dort aus machen wir uns zu Fuss auf dem Weg zur Abteikirche. Gäbe es hier keinen Touristen, würde man sich in frühere Jahrhunderte zurückversetzt fühlen.

Conques

Rechts oben am Hang über uns kleben dichtgedrängt Fachwerkhäuschen am Berg. Die boten Pilgern von nach Santiago Unterkunft nach den Strapazen ihres Marsches.

Conques – Rue de la Peyrade

Die Abteikirche von Conques

Seelischen Erbauung konnten sie in der berühmten romanischen Abteikirche finden. Die liegt unterhalb des Weges, der uns in der Ort führt. Wir steigen dort hinunter und gönnen uns erstmal ein kaltes Getränkt vor dem Sarl Au Parvis, einem kleinen Bistro direkt am Platz vor der Kirche. Von dort haben wir einen wunderbaren Blick auf die Westfassade. Der Hingucker dort ist das großes Portal mit dem beeindruckenden Tympanon über den beide Eingangstüren.

Das Tympanon

Wie in fast allen seinen romanischen Vorbildern geht es in dem Tympanon um die Darstellung der Apokalypse aus dem Jüngsten Gericht. Zentral sitzt da der Gottessohn als Weltenrichter und entscheidet über den Weg der sterbenden in den Himmel oder die Hölle.

Wie als Mahnung an die Lebenden ist das Geschehen in der Hölle besonders drastisch dargestellt. Da werden Menschen von Ungeheuern verschlungen und von Schlagen erwürgt. Affenähnliche Wesen quälen die Delinquenten, groteske Fratzen überall.
Jesus wir von Evangelisten flankiert und die 14 Ältesten wachen über das Geschehen. Über der Szene schweben Engel, die in Horn blasen.

Es ist eine Bildkonzept das erstmals in Moissac umgesetzt wurde und in ganz Europa seine Nachahmungen fand. Sei es in Frankreich, Deutschland, Italien oder Frankreich. Jenes in Conques ist aber sicher einer der figurenreichsten und schönsten.

In der Abteikirche

Nach der kleinen Erfrischung betreten wir die angenehme Kühle des sakralen Raumes. Gewaltige Säulen streben dort empor, um das mächtige Dach, welches dem dreischiffigen Raum überspannt und den Vierungsturm zu tragen. Im der recht dunkeln Atmosphäre des Raumes bildet die Vierung über uns einen hellen Licht hellen Lichtpunkt.

Das Raumkonzept ist eindeutig romanisch. Davon zeugen die gewaltigen Rundbögen in den Fenstern und Obergaden. Die filigranen Kreuzgewölbe der Gotik waren noch nicht erfunden. Daher schließ ein schlichtes Tonnengewölbe den Raum nach oben ab. Sehenswert ist auch der Chorumgang mit seinen vielen Apsiden, die als separate Kapellen dienen. Mehr soll über die Abteikirche hier nicht berichtet werden. Die haben wie vor fünf Jahren schon einmal genauer beschrieben.

Der ehemalige Kreuzgang

Wir werfen noch einen Blick in den ehemaligen Kreuzgang, der nur noch in Teilen erhalten ist. Das, was noch da ist wurde aber liebevoll restauriert. Zu empfehlen ist hier auf jeden Fall auch ein Blick in die Schatzkammer mit Ihren einmaligen und zum Teil sehr alten Exponaten. Der Eintritt dort ist allerdings kostenpflichtig. Das wir das was es dort zu sehen gibt schon kennen, verzichten wir heute darauf.

Weiter am Lot

Satt dessen machen wir uns auf den Rückweg zum Parkplatz. Gegen 18:20 Uhr starten wir zu unsere letzten Etappe für heute. Wir wollen unten am Lot eine Platz für die Nacht finden. Also fahren wir wieder hinunter nach Les Cazelles um von dort auf wieder dem Lot zu folgen. Die Landschaft beschaulich und interessant. Hinter der Mündung des Dourdou de Conques erscheint und das Tal etwas weiter zu werden. Nun liegen die Ortschaften auch näher zusammen. In dieser Kulisse folgen wir dem Fluss noch gute 25 Kilometer. Dann ist Boisse-Penchot erreicht. Das 500-Seelenörtchen bietet neben den sehenswerten Kirche Saint-Joseph aus dem Jahr 1964 dem Wohmmobilisten auch einen schattigen Stellplatz in den Nähe des Flusses.

Abends in Ankunft in Boisse-Penchot

Den nehmen wir gerne in Anpruch. Es schon nach 19:00 Uhr und an der Zeit die Tour für heute zu beenden. Es ist schön ruhig hier und Steffi unternimmt einen Spaziergang hinüber zum Fluß, von dem man dort eine Art kleinen „Hafen“ abgezweigt hat.

Ich sortiere währenddessen die Erlebnisse der letzten Tage in der Tarnschlucht. Nach und nach füllt sich der Platz mit immer mehr Wohnmobilen. Ein untrügliches Zeichen für die Beliebtheit der Gegend hier.
Abends sitzen wir noch lange und denken zurück an der verpassten Viehmarkt von Laissac, die wunderbaren Städtchen, Espalion, Estaing und Entraygues-sur-Truyére, den beeindruckenden Pilgerort Conques und die Landschaften entlang des Lot. Ein Abendessen aus der Bordküche (Rumpsteak und ein toller Salat) versüßen und den Abend.

Der Zugvogel

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