Fontaine Royale de Lupin - Port des Barques

Rund um Port des Barques

Wir bleiben heute in Port des Barques und unternehmen eine kleine Radtour rund um den Ort. Dabei erfahren wir manches über die Cabanes à carrelet am Steilufer der Südküste, kommen am Austernpark bei Saint Froult vorbei und besuchen die Fontaine Royale de Lupin am Ufer der Charente.

Wir starten mit den Rädern am Wohnmobilstellplatz von Port des Barques. Wir sind zunächst langsam unterwegs, den Sophie begleitet und zu Fuß mit ihrem Rüden Loki.

Als erstes erreichen wir die Südküste vonPort des Barques. Rechts von uns befindet sich ein kleiner Park, in dem sich schon viele Badegäste niedergelassen haben. Die Stelle scheint beliebt zu sein. Das liegt sicher an der besonderen Anlage des Badestrandes. Während Port des Barques von weiten Watt-Flächen umgeben ist, ist hier am Strand ein Speicherbecken angelegt worden, dass auch während der Ebbe ausreichen Wasser für einen unbeschwerten Badespaß bietet.

Links von uns erhebt sich ein kleines Steilufer. Vor der mit einigen Seekiefern bestandenen Fläche hat man einen guten Blick nach Süden und Südwesten bis zur Insel Oléron. Das diese Aussicht einst auch von strategischer Bedeutung war, zeigen zwei alte Kanonenrohre. Sie erzählen von der einstigen militärischen Bedeutung von als Port des Barques und der vorgelagerten Insel Île Madame.

Übrigens kann man hier an der Avenue de la Baie in einer sehr schönen Lage auch über Nacht mit dem Wohnmobil stehen. Und so beschließen wir nach unserer Radtour vom wenig attraktiven Wohnmobilstellplatz im Ort an diese Stelle zu wechseln.

Cabanes à carrelet

Pittoresk anzuschauen sind von dort oben aus auch die 32 Fischerhütten. Wie bunte Farbtupfer scheinen Sie über in dem Wasser zu schweben. Dünne Holzpfähle heben sie so weit aus dem Wasser heraus, dass selbst die höchste Flut ihnen eigentlich nichts anhaben kann. Kommt das Hochwasser jedoch gemeinsam mit einem starken Sturm kann sich zeigen, wie zerbrechlich die filigranen Konstruktionen sind.

Zur erreichen sind die Cabanes à carrelet von Land aus über abenteuerlich anmutende Stege.

Ihren seltsamen Namen „Cabanes à carrelet“ (Karree-Hütten) haben die Fischerhütten von dem quadratischen Netz mit dem dort gefischt wird. Die Netze hängen an einer Art Galgen und können mit Winden oder Flaschenzügen abgesenkt werden. Zuvor werden sie in der Mitte mit einem Köder bestückt. Hält der Fischer den passenden Zeitpunkt für gekommen, kann er das Netz schnell nach oben ziehen.

Cabanes à carrelet - Port des Barques
Cabanes à carrelet

Da das Netz mit dem Fang nicht direkt bis an die Hütte herangeholt werden kann, bedarf es eines langen Handkeschers, um den Fanges auch habhaft zu werden. Der kann, ganz nach der Lage der Hütte aus Meeräschen, kleinen Seezungen, Krabben, Garnelen oder sogar Aalen bestehen.

Man findet sie nämlich nicht nur hier in Port des Barques. Eher sind sie Symbol an der gesamten Küste der Charente. Auch in den Mündungsarmen der Flüsse wir der Charente oder dem Havre de Brouage sind sie anzutreffen.

Man kann die Cabanes à carrelet übrigens nicht kaufen. Der Staat entscheidet an wen sie vermietet werden. Dabei ist der Pachtzins mit 300 Euro im Jahr recht überschaubar. Kostspielig kann aber die Ausrüstung werden, die man vom Vorgänger mit übernehmen kann. Mehrere zehntausend Euro können hier schon zu Buche schlagen.

Dies und noch einiges Interessante über die Cabanes à carrelet habe in in französischer Sprache in diesem Beitrag gefunden.

Im Austernpark von Saint Froult.

Unser Route führt weiter an der Südküste bei Port des Barques entlang. Wir nutzen hierzu zunächst die Straße, durchqueren den kleinen Ort Piédemont und biegen dann rechts ein und kommen wieder zum Ufer, welches nun wieder flach ist. Oben auf dem kleinen Deich verläuft ein Wanderpfad. Auch von dort aus bietet sich ein schöner Blick auf die gesamte Bucht bis hinüber zur Insel Oléron.

Nur wenige Meter weiter kommen wir zum Parc ostréicole, dem Austernpark von Saint Froult. Über eine Strecke von ca. 1,4 Kilometer reihen sich 53 Wasserbecken aneinander. Alle sind so um die 20 Meter breit und ca. 140 Meter lang. Manche von ihnen sind unterteilt.

An der Stirnseite zur Straße hin erhebt sich an Wirrwarr vom Hallen, Häusern um Schuppen. Darum herum lagert ein Durcheinander von Gerätschaften und Fahrzeugen. Da sind die zu langen Spindeln aufgefädelten Teller, die die Larven der Austern einfangen und ihnen Halt geben. Die traditionelle Methode, hierzu frisch gekalkte tunnelförmige Dachziegel zu nutzen, scheint dort obsolete zu sein. Hier und da sind leere Austernkörbe aus eigen Maschendraht zu Stapel aufgetürmt. In ihnen haben die edlen Meeresfrüchte in der Regel drei Jahre Zeit, um heranzuwachsen.

Der Fahrzeugpark ist für Land und Wasser, für die Lang- und die Kurzstrecke geeignet. Manche der Traktoren scheinen aus längst vergangenen Epochen der Motorisierung zu stammen. Auch die mitunter sehr „gebraucht“ daherkommenden Kleintransporter machen den Eindruck, schon manche hunderttausend Kilometer auf dem Tacho zu haben.

Neueren Datums scheinen die flachen Aluminiumboote zu sein, die nun an Land liegend, zum Einbringen der „Ernte“ genutzt zu werden. Alles hier wirkt ein wenig verschlafen. Angesichts der Jahreszeit ist das aber kein Wunder.

Ein wenig über Austern

Jetzt, Mitte September steckt die Austernsaison noch in den Kinderschuhen. Ihren Höhepunkt wird sie zu den Feiertage um den Jahreswechsel erreichen und dann bis in den April andauern. Dann werden hier die modernsten Fahrzeuge am Austerngeschäft einparken. Es sind riesigen Sattelschlepper, die die Ware sortiert in fünf Größenklassen über ganz Frankreich und darüber hinaus verteilen werden.

Das der Parc ostréicole von Saint Froult eine so gut überschaubare Anlage ist, ist für die Züchter hier ein Glücksfall. In den weitläufigen Zuchtanlagen wie jenen im Becken von Arcachon ist nämlich der Austernklau an der Tagesordnung. Gerade in der Hochsaison. Mal ist es der Nachbar der „aus Versehen“ ein paar Körbe von nebenan einsackt, mal sind es Fremde die sich bei Nacht und Nebel an der Arbeit andere Bereichern.

Weiter an die Charente

Wir wünschen den Austernzüchtern hier alles Gute und fahren weiter in den Ort Saint Froult. Sanft dämmert der Ort in der Mittagshitze dahin, als wir ihn durchqueren. Sehenswertes gibt es hier kaum es sei denn, man schätzt die ländliche Ruhe als Standort für sein Eigenheim.

Hinter dem Ort führt die Straße durch einen sumpfige Niederung. Sie besteht aus nun verlandeten rechteckigen Becken. Ob diese einst auch zur Austernzucht oder vielleicht als Salinen genutzt wurden, lässt sich nicht erkennen. Der Kanal der diese Becken einst mit Wasser versorgte ist heute noch in Betrieb. Aber auch sein Name (Bogenkanal) liefert keinen Hinweis auf die frühere Verwendung der Anlage.

Bogenkanal
Bogenkanal

Für uns geht es nun einige Höhenmeter hinauf. Oben angekommen haben mit 20 Metern über dem Meer den „Gipfel“ unserer Tour erreicht. Dann erreichen wir das zu dieser Mittagstunde vollkommen ausgestorbene Saint-Nazaire-sur-Charente. Von dort geht es auf der Rue de Lupin hinunter zum Ufer der Charente. Unten angekommen stehen wir vor dem geschlossenen Gasthof „L Escale Du Lupin“.

Fontaine Royale de Lupin

Dahinter steht im Wasser ein recht seltsames Bauwerk. Aus massiven Steinen gemauert macht es einen recht wehrhaften Eindruck. Vom Baustil her nimmt des Anleihen des Barock auf. Was aber wirklich rätselhaft ist: Warum steht der Bau im Wasser? Das Geheimnis können wir recht schnell lüften. Über einen Steg ist der Turmartige Bau zu erreichen und er ist für Besucher geöffnet.

Im Inneren erfahren wir auf Schautafeln, dass dies die Fontaine Royale de Lupin ist. Der Brunnen gehörte zur nicht weit entfernten Festung Fort Lupin und wurde in seiner heutige Form im Jahr 1763 erreichtet. Die Fontaine Royale de Lupin diente dem einzigen Zweck, die Schiffe der königlichen Marine mit Trinkwasser zu versorgen.

Das Süßwasser wurde in den Quellen von Font-Pourri und Fontaine des Morts gewonnen. Es wurde durch eine etwa 2800 Meter lange Steinzeugleitung zu den Sammelbecken hier in Ufernähe geleitet. Auf den letzten 650 Metern verläuft sie geradlinig bis zur Charente und folgt dabei teilweise der Straße von Etelon.

Das Kanalsystem aus dem 17. Jahrhundert besteht aus glasierten Steinzeugrohren mit einem Durchmesser von 11 cm. Sie wurden auf einem Fundament aus Mauerwerk verlegt und in einem Estrich eingebettet. Sie verfügte über 28 Schächte zur Wartung, von denen einige noch erhalten sind.

Das Wasser wurde in zwei überdachten Wasserbecken gespeichert. Das östliches Becken (großes Becken) fasst 550 m³. Es ist in einem gutem Zustand und befindet sich unter dem heutigen Restaurant. Das westliche Becken (kleines Becken) befand sich unter dem heutigen Parkplatz. 1935 wurde es teilweise freigelegt und 1948 durch eine Explosion zerstört.

Es muss ein toller Anblick gewesen sein, als sich hier auf der Charente die Galeonen, Fregatten und Linienschiffe einfanden, um an der Fontaine Royale de Lupin ihr Trinkwasser zu bunkern, bevor es hinaus auf das Meer ging. Ihre Aufgaben warten gewaltig. Immer im Schatten der größeren britischen Royal Navy galt des die langen Küsten Frankreichs und die damaligen französischen Überseegebiete in Afrika, Nordamerika und Asien zu sichern.

Zurück nach Port des Barques

Wir fahren weiter und zurück nach Port des Barques. Wir versuchen dabei nahe dem Ufer der Charente zu bleiben. So richtig will das nicht gelingen. Nach wenigen hundert Meter ist der Orteingang erreicht. Ab hier erstrecken sich die Teiche und Zuchtanlagen von Austerzüchtern bis an das Flussufer, Auch hier ist allerlei Geräte auszumachen, ohWir fahren weiter und zurück nach Port des Barques. Wir versuchen dabei nahe dem Ufer der Charente zu bleiben. So richtig will uns das nicht gelingen. Nach wenigen hundert Meter ist der Orteingang erreicht. Ab hier erstrecken sich die Teiche und Zuchtanlagen von Austernzüchtern bis an das Flussufer. Auch hier ist allerlei Gerät auszumachen, ohne dem die Austernzüchter ihrer Profession nicht nachgehen könnten.

Durch ein kleines Wohnviertel können wir uns wieder in die Nähe des Ufers schlängeln. Dort geht es auf dem Boulevard de la Charente weiter. Auch finden sich weiter Anlagen der Austernzüchter. Vor manchen stehen an der Straße schmucke Häuschen, deren Vorgärten von fast mannshohen Hecken aus Rosmarin gesäumt werden.

Rosmarin
Rosmarin

Am Platz mit dem historischen Leuchtfeuer von Port des Barques finden wir eine weitere Gelegenheit mit dem Wohnmobil zu übernachten. Am Ende des Boulevard de la Charente stoßen wir auf den zentralen Uferplatz von Port des Barques an der Avenue de la République. Dort ist quasi das touristische Zentrum des Ortes. Zwei drei Restaurants, einige Kioske und die Tourist-Information bieten dort den Gästen ihre Dienste an.
Vor hier ist es noch ca. ein Kilometer bis zum Wohnmobilstellplatz. Ein Strecke die wir schnell bewältigen.

Nach einer ausgiebigen Pause setzen wir unsere Beschluss vom Vormittag in die Tat um. Wir wechseln von Aire de Campingcar in der Avenue des Sports an schön gelegenen Stellplatz an der Avenue de Baie oben auf dem kleinen Steilufer an der Südküste.

Noch ein kleiner Rundgang

Vor dort aus unternehmen wir noch einen kleinen Ausflug an das Westufer. Zunächst geht es vorbei an der schon beschriebenen Badestelle. Hier tummeln sich noch einige Badegäste in den Fluten. Die meisten sind aber dabei ihre sieben Sachen zusammenzupacken, um sich auf den Abend in einem der Restaurants oder in ihren Ferienquartieren vorzubereiten.

Am Ende der Badestelle stoßen wir auf die Calle les Anses. Die endet dort abrupt. Ihre Fahrbahn wird gerade von der auflaufenden Flut überspült. Bei Ebbe jedoch scheint die Straße jedoch weitere 300 Meter hinaus in Watt befahrbar zu sein. Der Sinn dieser Anlage erschließt sich uns leider nicht. Vielleicht lagen hier früher die Austernbänke von Port des Barques, die von dieser Straße bewirtschaftet wurden.

Calle les Anses - Port-des-Barques
Calle les Anses

Rechts von uns zweigt ein schöner Uferweg in Richtung Port des Barques ab. Er führt uns, während dicke Wolken aufziehen zum Abzweig des Passe aux Bœufs. Der „Ochsenweg“ führt hinüber zu Île Madame und ist nun bei Ebbe benutzbar. Auch er wird gerade von der Flut überspült. Von der andere Seite kommend pflügt ein letzter Wagen durch das Wasser und Port des Barques noch zu erreichen. Auf der hiesigen Seite wird er von den Schaulustigen mit einen großen Hallo begrüßt.

Passe aux Bœufs.

Wir fahren mit den Rädern noch einmal hinunter zur Avenue de la République. Dort bieten mehrere Kioske Austern und andere Meeresfrüchte aber auch Waffeln an. Da gestern am Earl Papin Moufflet gut mit Meeresfrüchten versorgt wurden, entscheiden wir uns diesmal für die Waffeln. Nach der Bestellung nehmen wir an den dort aufgestellten Gartentischen Platz. Wir müssen etwas länger warten. Offenbar ist irgendeine wichtige Zutat gerade ausgegangen. Nach 20 Minuten fährt eine PKW vor. Ein weißer Karton wird entladen und verschwindet in dem Kiosk.

Dann scheint es wieder vorwärtszugehen. Zehn Minuten später stehen drei Waffeln mit unterschiedlichen Füllungen, Kaffee und Mineralwasser auf dem Tisch. Wir lassen und alles gut schmecken und beobachten eine wenig das Kommen und Gehen um Ufer und auf dem Parkplatz gleich gegenüber.

Cyclanthera Brachystachya

Dann machen wir uns auf den Rückmarsch, bei dem Steffi noch eine seltsame botanische Begegnung hat. In ein einen der Vorgärten am Weg wächst eine Pflanze mit seltsamen Früchten. Die sehen aus wie kleine Gurken die mit Stacheln besetzt sind. Steffis Neugier ist geweckt. Sie kann nicht widerstehen und betastet die unbekannten Früchte. Die scheinen ihr das Übel zu nehmen, denn bei der Berührung explodieren sie förmlich und spritzen dabei einen schleimig-feuchten Inhalt in die Gegend.

Steffi ist erschrocken und der Gärtner, der den Vorfall beobachtet hat, amüsiert sich köstlich. Er bietet Steffi Samen oder einen Ableger des Gewächses an. Sie lehnt dankend ab.

Cyclanthera Brachystachya
Cyclanthera Brachystachya

Später im Wohnmobil lesen wir nach. Cyclanthera Brachystachya oder „Explodiergurke“ wird die Pflanze genannt. Das seltsame Verhalten dient ihrer Verbreitung. Bei jeder „Explosion“ werden die Samen bis zu einigen Metern davongeschleudert.

Mit dieser Erkenntnis beenden wir den Tag.

Unsere Route mit dem Rad

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