Zugvogel – ein Reiseblog https://www.mit-uns-entdecken.de/ Fri, 18 Apr 2025 15:50:15 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.4 https://www.mit-uns-entdecken.de/wp-content/uploads/2018/09/cropped-favicon_-Zugvogel-1-32x32.png Zugvogel – ein Reiseblog https://www.mit-uns-entdecken.de/ 32 32 125620668 León – Ponteferrada – Samos https://www.mit-uns-entdecken.de/leon-ponteferrada-samos/ Sat, 10 Jun 2023 23:18:59 +0000 https://www.mit-uns-entdecken.de/?p=29803 Den Vormittag des 10.06.2023 nutzen wir um nochmal die Altstadt von León zu besuchen. Der Markt auf dem Plaza Mayor und die Kathedrale von León finden unsere besondere Aufmerksamkeit. Am […]

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Den Vormittag des 10.06.2023 nutzen wir um nochmal die Altstadt von León zu besuchen. Der Markt auf dem Plaza Mayor und die Kathedrale von León finden unsere besondere Aufmerksamkeit. Am frühen Nachmittag brechen wir dann in Richtung Westen auf. Wir besuchen auf dem Weg Ponferrada. Weiter geht es hoch in die Einsamkeit der Berge in der Sierra del Courel und wieder hinunter nach Tircastela und Samos.

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León

Der Lärm der Feiernden irgendwo in unserer Nähe zog sich bis tief in die Nacht hinein. Deshalb konnten wir erst sehr spät einschlafen. So holen wir am Morgen eine Stunde Schlaf nach. Dann folgen die üblichen Morgenroutinen und ein kleines Frühstück.

Auf demselben Weg wie gestern Abend fahren wir mit den Rädern noch einmal hinauf in die Altstadt. Zunächst steuern wir die Plaza Mayor an. Dort ist gerade Marktzeit. An den vielen bunten Ständen werden überwiegend regionale Lebensmittel in einer uns unbekannten Vielfalt angeboten.

Ein Stand bietet auf seinen großen Auslagen sicher an die zehn verschiedenen Sorten Knoblauch an. Andere Händler bieten eine breite Auswahl an Bohnen- oder Kartoffelsorten. Auch die Auswahl und Qualität von frischem Gemüse ist riesig und stellt alles, was wir von unseren heimischen Märkten kennen, weit in den Schatten. Aber auch Waren aus fernen Ländern werden angeboten – so präsentiert ein Händler beispielsweise norwegischen Stockfisch, eine der beliebtesten Fastenspeisen in den katholisch geprägten Ländern des Südens.

Angesichts der Vielfalt des Angebots können wir uns kaum entscheiden. Hinzu kommt, dass wir erst gestern Abend bei unserer Ankunft in León unsere Vorräte im Supermarkt aufgefüllt haben. So nehmen wir nur einige rote Paprika mit – sie sind so fest und fleischig, wie wir sie in Deutschland noch nie gesehen haben.

  • Koblauch - Plaza Mayor León
  • Vielfältiges Angebot - Plaza Mayor León
  • Oliven und co - Plaza Mayor León
  • Prächtiger Kohl - Plaza Mayor León
  • Schinken und Wurst - Plaza Mayor León
  • Stockfisch - Plaza Mayor León

Zwischen Marktleben und Architektur

Das alles spielt sich vor der sehenswerten Kulisse der Plaza Mayor ab. Die westliche Seite wird von der Fassade des Alten Rathauses von León dominiert. Die anderen drei Seiten begrenzt ein dreigeschossiges Renaissance-Ensemble mit einer wunderbaren, umlaufenden Arcadengalerie, die an heißen Sommertagen den kühlen Schatten Kastiliens bietet.

Den architektonischen Gesamteindruck des Platzes können wir heute jedoch kaum auf uns wirken lassen – zu zahlreich und bunt sind die vielen Marktstände, denen heute der Platz gehört.

  • Plaza Mayor - León
  • Altes Rathaus - León

Begegnungen am Rathaus

Wir setzen uns noch ein wenig auf eine Bank direkt vor dem alten Rathaus und beobachten das bunte Treiben auf dem Markt. Dabei befinden wir uns in der Gesellschaft zweier alter Herren, die hier ihren Vormittag genießen. Wache Augen schauen aus ihren wettergegerbten Gesichtern – was mögen sie wohl schon alles gesehen haben?

Auf zur Kathedrale

Wir reißen uns los und schieben unsere Räder durch die nun schon stark bevölkerte Calle Mariano Domínguez Berrueta. Die enge Gasse ist nach einem spanischen Schriftsteller und Politiker benannt, offenbar eine wichtige Persönlichkeit des demokratischen Kastiliens. Der Weg ist nicht weit, und wir stehen bald auf der Plaza de Regia vor der Kathedrale von León.

Calle Mariano Domínguez Berrueta - León
Calle Mariano Domínguez Berrueta

Die Westfassade erscheint uns in Baustil und Proportionen irgendwie unstimmig. Besonders der Nordturm scheint nicht ganz zum übrigen Bau zu passen. Sehr schön hingegen ist die dreiteilige Portalanlage mit dem darüber aufragenden Giebel des Langhauses und der riesigen Fensterrosette.

Der Nordturm wurde erst in der Mitte des 15. Jahrhunderts hinzugefügt. Damit war der Bau der Kathedrale nach 250 Jahren vollendet – im Vergleich zu anderen Kathedralen jener Zeit ein eher kurzer Zeitraum. Dieser Umstand sorgte auch für eine bemerkenswerte stilistische Einheitlichkeit. Die Bauweise orientiert sich deutlich an französischen Vorbildern – insbesondere die Kathedrale von Reims scheint das maßgebliche Vorbild gewesen zu sein.

Catedral de León
Catedral de León

Ein Fenstermeer aus Licht

Wir lösen Tickets für sieben Euro pro Person und sind gespannt, was uns im Inneren erwartet. Als wir eintreten, wird uns sofort klar, was diese Kathedrale so besonders macht: Ungewöhnlich viel Licht strömt von oben in den Raum. Die Konstruktion der Obergaden ist soweit wie möglich vom Stein befreit. Jeder dadurch entstandene Freiraum wurde mit bunten Glasfenstern gefüllt.

  •  Säulen der Vierung - Catedral de León
  • Große Rosette - Catedral de León
  • Große Rosette - Catedral de León
  • Apsis mit Hauptaltar - Catedral de León
  • Apsis mit Hauptaltar - Catedral de León
  • Apsis mit Hauptaltar - Catedral de León

Insgesamt 125 Fenster – bis zu 12 Meter hoch – bedecken eine Fläche von 1.800 Quadratmetern. Hinzu kommen 57 weitere Öffnungen sowie die drei großen Rosetten über den Portalen im Norden, Westen und Süden. Viele der Fenster sind bis heute in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten.

Beeindruckend ist auch das reich verzierte Chorgestühl sowie der Chor insgesamt.

  • Detail - Catedral de León
  • Detail - Catedral de León
  • Detail - Catedral de León
  • Detail - Catedral de León
  • Detail - Catedral de León
  • Detail - Catedral de León
  • Detail - Catedral de León
  • Detail - Catedral de León
  • Detail - Catedral de León
  • Detail - Catedral de León
  • Detail - Catedral de León
  • Detail - Catedral de León

Kreuzgang und Siesta

Als nächstes treten wir hinaus in den Kreuzgang, der sich an das Nordportal der Kirche anschließt. Anders als an vielen anderen Orten kann man hier auch den Innenhof betreten. Er ist nicht – wie sonst üblich – als Garten angelegt, sondern vollständig mit Steinplatten ausgelegt.

  • Kreuzgang - Catedral de León
  • Kreuzgang - Catedral de León

Zwei aufwendig verzierte Stelen an der Nordseite des Hofes geben dem ansonsten leeren Platz ein wenig Struktur. Als wir wieder zurück in das kühle Innere der Kathedrale treten, werden wir gebeten, das Gebäude zu verlassen – es ist jetzt 12:15 Uhr, und um 12:30 Uhr schließt die Kathedrale für einige Stunden ihre Türen. Es ist Siesta.

Um 12:45 Uhr machen wir ein letztes Foto der Kathedrale – diesmal aus Richtung Südosten vom Plaza de Puerta Obispo. Von hier aus erkennt man besonders gut, wie komplex und gelungen das architektonische Konzept der Kathedrale ist. Vielleicht liegt es an der starken Orientierung an der Kathedrale von Reims, einer der „Mütter“ der gotischen Kathedralen.

Catedral de León
Catedral de León
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Abschied von León

Wir verlassen die Altstadt von León und fahren mit den Rädern zurück zum Wohnmobilstellplatz. Dort gönnen wir uns eine erfrischende Dusche und eine kleine Mittagspause. Bevor wir weiter in Richtung Westen aufbrechen, kümmern wir uns noch um die Ver- und Entsorgung von Wasser und Toilette – am Platz sind dafür alle Einrichtungen in vorbildlicher Form vorhanden.

Auf nach Ponferrada

Gegen 14:00 Uhr brechen wir auf. Obwohl es schon recht spät ist, haben wir uns heute noch ein Zwischenziel vorgenommen: die Templerburg von Ponferrada. Dazu nehmen wir die Autopista 71, die im Grunde genommen dem Verlauf des Jakobswegs folgt – dieser verläuft von León bis Astorga meist nördlich von uns entlang der stark befahrenen Nationalstraße 120.

Hinter Astorga wechseln wir auf die Autobahn 6, die uns hinauf auf 1.221 Meter Höhe führt – ein Sattel zwischen den Montes de León und dem Kantabrischen Gebirge im Norden. Für die Pilger ist der Weg deutlich beschwerlicher, denn deren Route führt südlich von uns direkt über die Montes de León bis auf über 1.500 Meter Höhe.

Moderne Stadt, mittelalterlicher Kern

Wir fahren hinunter in Richtung des Río Sil und erreichen Ponferrada kurz nach 15:30 Uhr. Die Stadt begrüßt uns mit Einkaufszentren und Gewerbegebieten. Später folgen moderne Wohn- und Geschäftsbauten mit bis zu zwölf Etagen – nicht wirklich schön und ohne Hinweis auf die Schätze des historischen Zentrums.

  • Iglesia San Andres - Ponferrada
  • Castillo de Ponferrada

Wir finden einen Parkplatz gleich neben der Pilgerherberge und erreichen bald die Altstadt rund um die alte Templerburg und die Basílica de Nuestra Señora de la Encina.

An der Templerburg erleben wir eine kleine Enttäuschung: Die Tore werden erst um 16:30 Uhr wieder geöffnet – Siesta. So konzentrieren wir uns auf die Basilika, die ebenfalls eine wichtige Zwischenstation auf dem Jakobsweg ist.

Ein Blick in die Basilika

Die Basilica de Nuestra Señora de la Encina in ihrer heutigen Form stammt aus dem Jahr 1670. Außen ist sie recht schmucklos, fast wehrhaft. Der Grundriss hat die Form eines lateinischen Kreuzes. Nur die Balustraden der oberen Etagen des Turms und die Turmhaube sind mit barocken Elementen geschmückt – diese wurden jedoch erst nach einem Blitzschlag, der den ursprünglichen Turm zerstörte, ergänzt.

Im Inneren überrascht die Kirche mit einem filigranen Kreuzgewölbe über dem Schiff. In der Apsis steht ein vergoldeter, prunkvoller und saalhoher Hauptaltar. Davor leuchtet der silberne Altartisch. Die beiden Seitenaltäre stehen dem in Ausstattung kaum nach. Auch an der Nord- und Südseite finden sich je ein weiterer goldener Altar. Der restliche Innenraum ist klar und schlicht – das gefällt uns besonders gut.

  • - Ponferrada
  • Hauptaltar - Basilica de Nuestra Señora de la Encina - Ponferrada
  • Altar Detail - Basilica de Nuestra Señora de la Encina - Ponferrada
  • Silberner Altartisch -Basilica de Nuestra Señora de la Encina - Ponferrada
  • Reliquienschrein - Basilica de Nuestra Señora de la Encina - Ponferrada
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Nach dem Kirchenbesuch gönnen wir uns ein Eis in der Cafetería Heladería La Lechera auf der Plaza de La Virgen de la Encina.

In die Höhen der Sierra del Courel

Dann geht es zurück ins Wohnmobil und weiter auf der Autobahn 6 nach Nordwesten – in Richtung der Sierra del Courel und der Sierra de Ancares, die zu den südlichen Ausläufern des Kantabrischen Gebirges gehören.

Der kurvenreiche Streckenabschnitt führt uns auf über 1.100 Höhenmeter. In Pedrafita do Cebreiro wollen wir ursprünglich auf die LU-633 abbiegen. Wegen einer unklaren Baustelle verpassen wir jedoch die Abfahrt und fahren sieben Kilometer weiter, bevor wir wenden können.

Auf Jakobs Spuren am Alto de San Roque

Zurück in Pedrafita do Cebreiro gelingt uns nun der Absprung. Doch der erste Versuch, einen Stellplatz in O Cebreiro zu finden, scheitert. Die Auffahrt ist zu steil und der Platz zu überfüllt. Also fahren wir weiter auf einer traumhaften Strecke mit herrlichen Fernblicken.

Am O Alto de San Roque erreichen wir 1.270 Meter Höhe. Dort gibt es einen kleinen Parkplatz und das beeindruckende Monumento ao Peregrino – eine lebensgroße Bronzefigur des heiligen Jakobus als Pilger. Vom Wind zerzaust, hält er mit der linken Hand den Hut fest, während er sich mit der rechten auf seinen Pilgerstab stützt. Ein Denkmal für die Millionen von Pilgern, die diesen Weg gegangen sind.

  • Monumento ao Peregrino - Alto de San Roque
  • O Alto de San Roque

Ein Bremsenschreck in Tricastela

Inzwischen ist der späte Nachmittag angebrochen. In Alto de Poio erreichen wir mit 1.335 Metern den höchsten Punkt unserer heutigen Tour. Danach geht es steil hinab ins Tal des Río Sarria. Zehn Kilometer lang verlieren wir fast 600 Höhenmeter – eine Herausforderung für uns und das Wohnmobil. Als wir kurz vor Tricastela anhalten, stellen wir erschrocken fest: Die Handbremse funktioniert nicht mehr.

Ein markanter Geruch nach überhitzten Bremsen liegt in der Luft. Wir hoffen, dass sich das Problem nach dem Abkühlen von selbst löst.

Ein Platz für die Nacht in Samos

Wir versuchen in Tricastela einen Stellplatz zu finden, aber der zentrale Platz mitten im Ort gefällt uns nicht. Also fahren wir weiter entlang des Río Sarria nach Samos, vorbei am beeindruckenden Kloster. In der Nähe des Ortsausgangs finden wir einen schattigen Platz direkt am Fluss.

Ein letzter Bremstest zeigt: Die Handbremse funktioniert wieder – Gott sei Dank! Als wir den Zündschlüssel ziehen, ist es kurz vor 19:00 Uhr. Steffi zaubert einen tollen Salat – ein gelungener Abschluss für einen erlebnisreichen Tag.

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Najéra – Burgos – León https://www.mit-uns-entdecken.de/najera-burgos-leon/ Fri, 09 Jun 2023 20:12:29 +0000 https://www.mit-uns-entdecken.de/?p=29800 Von Nájera geht es heute quer durch Kastilien nach Léon. Unterwegs stetten wir der großartigen Kathedrale von Burgos einen Besuch ab. Aufbruch in Nájera Nach den üblichen Morgenroutinen brechen wir […]

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Von Nájera geht es heute quer durch Kastilien nach Léon. Unterwegs stetten wir der großartigen Kathedrale von Burgos einen Besuch ab.

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Aufbruch in Nájera

Nach den üblichen Morgenroutinen brechen wir in Nájera am 09. Juni 2023 um 09:57 Uhr auf. Das Tagesziel heute soll León, die alte Hauptstadt des gleichnamigen ehemaligen Königreichs, sein. Bis dorthin sind es rund 300 Kilometer. Für die Fahrt werden wir also um die dreieinhalb Stunden brauchen. So bleibt bis heute Abend also ausreichend Zeit, um unterwegs noch etwas zu entdecken. Mal sehen, was der Weg für uns bereithält.

Entlang der Autovía del Camino de Santiago

Schnell ist die Autovía del Camino de Santiago erreicht, die uns zügig nach Westen bringt. Die Sonne steht schräg hinter uns, und noch trübt keine Wolke den Himmel. Bald umgeht die Autobahn in einem nördlichen Bogen Santo Domingo de la Calzada, und wir wechseln dort auf die Nationalstraße.

Santo Domingo de la Calzada – wieder so ein klangvoller Name aus dem Reisebericht von Hape Kerkeling. Und viele weitere folgen heute noch: Castildelgado, Villamayor, Belorado, Tosantos oder Villafranca.

Begegnung mit den Pilgern

Nun kommen wir auch den Pilgern näher. Unsere Route ist keine Autobahn mehr. Teilweise wird sie zur Autovía ausgebaut, an anderen Abschnitten bleibt sie eine alte zweispurige Fernstraße. Gerade dort verläuft der Camino oft direkt an der Straße. So können wir die Caminos gut beobachten, ohne den Wanderern zu nahe zu kommen.

Meist luftig bekleidet mit T-Shirt und Shorts, bunten Rucksäcken aus modernen Geweben – die heute die traditionell lederne Pilgertasche ersetzen – und mit guten Wanderschuhen, sind sie in Richtung Westen unterwegs. Eine Kopfbedeckung darf auf keinen Fall fehlen: Hut, Mütze, Cap oder Tuch.

Viele entlasten Knie und Hüften mit modernen Wanderstöcken. Manche jedoch sind noch mit dem schweren, mannshohen hölzernen Pilgerstab unterwegs. Die abwechslungsreiche Landschaft und die dichte Abfolge von Städten und Dörfern macht den Camino auf diesem Abschnitt für sie kurzweiliger. Trotzdem bleibt es eine gewaltige körperliche Herausforderung, die Strecke zu bewältigen.

Der schwere Weg der Pilgerer

Gerade als es auf Burgos zugeht, wird es anspruchsvoll. Für die Pilger geht es hinauf auf eine Passhöhe von 1.150 Metern, die an der Puerto de La Pedraja erreicht wird. Dort oben ist es recht einsam. Zwischen Villafranca Montes de Oca und dem kleinen Flecken San Juan de Ortega liegen 12 Kilometer schwieriger Wegstrecke, ohne dass das nächste Ziel in Sichtweite wäre.

Ankunft in Burgos

Unser erstes Zwischenziel für heute soll Burgos und seine sensationelle gotische Kathedrale sein. Diese hatten wir zwar vor zwei Jahren schon einmal besucht, aber wir empfinden es als Frevel, dieses Wunderwerk gotischer Architektur nicht erneut zu bestaunen, wenn wir schon so nah vorbeifahren.

Von den nördlichen Ausläufern der Sierra de la Demanda, die wir auf der N120 überqueren, geht es hinunter in das gewaltige kastilische Hochland. Der erste große Stadtmarke in der Landschaft ist Burgos, die alte Krönungsstadt der Könige von Kastilien. Heute ist sie eine moderne Großstadt mit etwa 180.000 Einwohnern.

Der Weg ins Zentrum

Kaum haben wir den Ortseingang passiert, ragen links und rechts der N120 moderne Wohnblöcke mit bis zu acht Geschossen in die Höhe. Auch in Richtung Stadtzentrum wird es kaum gemütlicher. Erst als wir auf der Suche nach einem Parkplatz die Avenida del Arlanzón entlangfahren, wandelt sich das Bild ein wenig. Dort stehen einige kommunale Zweckbauten wie das Fußballstadion Coliseum Burgos, ein Schwimmbad und der Sportpalast.

Auf der anderen Straßenseite fließt der Río Arlanzón, an dessen beiden Ufern ein Park kühlen Schatten spendet. Dort finden wir eine der wenigen freien Parklücken in der Nähe des historischen Stadtzentrums.

Im Schatten der Kathedrale

Kaum ausgestiegen, schwingen zwei Arbeiter ungestüm ihre Motorsensen, um dem Bewuchs am Bordsteinrand den Garaus zu machen. Schon fliegen – angetrieben von den sich rasend drehenden Sensenköpfen – kleine Kiesel durch die Luft und schlagen in unseren Camper ein. Hoffentlich bleibt der ohne Glas- oder Lackschäden.

Um Zeit zu sparen und unsere Knie zu schonen, nehmen wir die Fahrräder und fahren die knapp drei Kilometer bis zur Kathedrale im Zentrum. Der Weg durch den Park am Río Arlanzón ist angenehm kühl und schattig, und gegen 12:20 Uhr erreichen wir die alte Puente Santa María – und damit auch den Arco de Santa María.

Arco de Santa Maria - Burgos
Arco de Santa Maria

Die Kathedrale von Burgos

Der gewaltige Torbogen war einst Teil der Stadtmauer und ist heute eines der Wahrzeichen von Burgos. Wir schließen die Räder in der Nähe an und betreten den Plaza del Rey San Fernando, einen der beiden zentralen Plätze der Stadt. An seiner Nordseite steht eine der schönsten und größten gotischen Kathedralen Spaniens: die Catedral de Santa María.

Die Doppeltürme über dem Westportal ragen 88 Meter in die Höhe. Das mächtige Südportal mit seiner vorgestellten Treppe dominiert den Platz. Die Kathedrale steht leicht erhöht und wirkt dadurch noch eindrucksvoller. Wir blicken gewissermaßen aus der Froschperspektive auf das Bauwerk, dessen Errichtung bereits 1221 begann.

  • Cateral de Burgos
  • Catedral de Santa Maria, Aufgang zum Südportal 
 - Burgos
  • Catedral de Santa Maria, Südportal 
 - Burgos
  • Catedral de Santa Maria, Südportal Tympanon - Burgos
  • Catedral de Santa Maria, Südportal Mittelpfosten - Burgos
  • Catedral de Santa Maria, Detail Fassade
 - Burgos

Ein Wiedersehen mit Geschichte

Über die Kathedrale, deren künstlerische Wurzeln unter anderem auch in Deutschland liegen, hatten wir bereits in einem Beitrag aus dem Jahr 2019 berichtet. Viel hat sich seitdem nicht verändert – außer, dass die damals laufenden Restaurierungsarbeiten im Chorumgang nun abgeschlossen sind. Dieser Teil der Kirche, nun von Gerüsten und Planen befreit, erstrahlt in neuem Glanz.

Das folgende kleine Album mit Bildern aus dem Jahr 2023 soll den Beitrag von damals ergänzen.

Fast zweieinhalb Stunden hält uns dieses Wunderwerk der spanischen Gotik in seinem Bann: mit dem riesigen Kirchenschiff und Chor, den vielen Nebenkapellen, der gewaltigen Vierung, den großen und gleichzeitig filigranen Altären, dem beeindruckenden Retabel am Hauptaltar, der Orgel mit den großen spanischen Trompeten, den reich ausgestatteten Kuppeln, dem zweigeschossigen Kreuzgang und den Schatzkammern mit ihren Kleinodien.

Ein Besuch, den wir – trotz der Wiederholung – keinesfalls bereuen. Wir möchten ihn jedem Geschichts-, Kunst- und Architekturinteressierten ans Herz legen.

  • Capilla de las Reliquias, Kuppel - Catedral de Santa Maria Burgos
  • Capilla de las Reliquias, Reliquienaltar - Catedral de Santa Maria Burgos
  • Capilla de Presentación, Kuppel - Catedral de Santa Maria Burgos
  • Grabmal des Gonzalo Díaz de Lerma - Catedral de Santa Maria Burgos
  • Südöstlicher Chorumgang - Catedral de Santa Maria Burgos
  • Hochaltarbild von Gil de Siloé, Capilla de Santa Anna - Catedral Santa Maria Burgos
  • Hochaltarbild von Gil de Siloé, Capilla de Santa Anna - Catedral Santa Maria Burgos
  • Hochaltarbild von Gil de Siloé, Capilla de Santa Anna - Catedral Santa Maria Burgos
  • Hochaltarbild von Gil de Siloé, Capilla de Santa Anna - Catedral Santa Maria Burgos
  • Goldene Treppe - Catedral de Burgos
  • Hochaltar im Mittelchor - Catedral de Santa Maria Burgos
  • Hochaltar im Mittelchor - Catedral de Santa Maria Burgos
  • Hochaltar im Mittelchor - Catedral de Santa Maria Burgos
  • Hochaltar im Mittelchor - Catedral de Santa Maria Burgos
  • Querschiff - Catedral de Santa Maria Burgos
  • - Catedral de Santa Maria Burgos
  • Capilla de San Juan de Sahagún - Catedral de Burgos

Platzregen und Weiterfahrt

Als wir kurz vor 15:00 Uhr wieder auf den Plaza del Rey San Fernando hinaustreten, ist dieser wie ausgestorben. Gerade war ein ordentlicher Platzregen über Burgos niedergegangen. Für uns eine Wohltat – er hat die Hitze dieses frühen Junitages etwas heruntergekühlt.

Plaza del Rey San Fernando - Burgos
Plaza del Rey San Fernando – Burgos

In der vom Staub befreiten Luft fahren wir zurück zum Wohnmobil. Wir sind erleichtert, dass dort alles in Ordnung ist. Bei unseren Ausflügen in die Städte des Südens bleibt immer ein mulmiges Gefühl: Ist nach unserer Abwesenheit noch alles unversehrt? Besonders jetzt, da EFFI uns gehört und wir nicht – wie in den Vorjahren – mit einem Mietmobil unterwegs sind.

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Auf nach León

Gegen 15:20 Uhr starten wir in Burgos mit dem Tagesziel León. Gute 180 Kilometer liegen vor uns, die wir in rund zweieinhalb Stunden zurücklegen wollen. Wir nutzen die neue A-231, die jedoch noch nicht vollständig ausgebaut ist.

Pilgern werden wir wohl kaum begegnen – der Jakobsweg verläuft bis León meist abseits unserer Strecke, zum Teil bis zu 15 Kilometer südlich, etwa zwischen Burgos und Carrión de los Condes.

Durch die kastilische Weite

Unsere Fahrt führt durch die weite Landschaft Kastiliens. Aus Westen ziehen weitere schwere Regenwolken auf, und hier und da fällt ein Schauer. Eine kleine Abwechslung bietet sich hinter Villaherreros, wo wir die Autobahn verlassen müssen. Das Teilstück vor uns ist noch im Bau, also weichen wir für einige Kilometer auf die Nationalstraße 120 aus.

Regenwolken über Kastilien
Regenwolken über Kastilien

Ankunft in León

Mitten in der Einsamkeit biegen wir an der Ausfahrt am Kilometer 218 nach Norden ab. Über die Nationalstraße 601 und die Autobahn A-60 gelangen wir an den östlichen Stadtrand von León – der alten Hauptstadt des Königreichs León.

Hier präsentiert sich León als moderne Großstadt. Ein riesiges Einkaufszentrum, moderne Wohn- und Zweckbauten, unter anderem der Universität von León, säumen unseren Weg. In der Stadt steuern wir den Stellplatz an der Avenida de la Universidad an. Die neue Bitumenfläche liegt leicht erhöht über dem benachbarten Parkplatz. Die Lage ist nicht sonderlich schön, aber zentrumsnah. Die Ausstattung ist modern und zweckmäßig – ein Vorteil, den offenbar auch andere schätzen: Gegen 17:00 Uhr erwischen wir einen der letzten freien Stellplätze.

Abendstimmung in der Altstadt

Ein wenig wollen wir noch die Altstadt erkunden. Mit den Rädern geht es hinauf zu der von einer mächtigen Stadtmauer aus dem Mittelalter umgebenen Altstadt. Schnell erreichen wir vom Arco de la Cárcel, einem der historischen Stadttore, über die engen Gassen den Plaza de Regla mit der Catedral de León.

Eine Besichtigung ist heute allerdings nicht mehr möglich – die letzten Besucher verlassen gerade das Gebäude, neue werden nicht mehr eingelassen. So nehmen wir unseren kleinen Ausflug als Appetithappen für den morgigen Vormittag. Mit den Rädern fahren wir wieder hinunter zum Wohnmobil, sichten die Bilder, die heute in der Catedral de Burgos entstanden sind, und beenden den Tag mit einem Abendessen aus eigener Küche.

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Jaizkibel – Pamplona – Najéra https://www.mit-uns-entdecken.de/jaizkibel-pamplona-najera/ Thu, 08 Jun 2023 21:03:13 +0000 https://www.mit-uns-entdecken.de/?p=29796 8.6. Betriebsamer Morgen am Jaizkibel Der Morgen oben auf dem Parkplatz am Jaizkibel gestaltet sich um uns herum mit einiger Betriebsamkeit. Erste Wohnmobile brechen auf, erste Ausflügler und Wanderer parken […]

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Betriebsamer Morgen am Jaizkibel

Der Morgen oben auf dem Parkplatz am Jaizkibel gestaltet sich um uns herum mit einiger Betriebsamkeit. Erste Wohnmobile brechen auf, erste Ausflügler und Wanderer parken Autos ein. Ein Reisebus quetscht sich durch die enge Zufahrt zum Parkplatz und rangiert geschickt auf dem engen Platz. Dann entlässt er eine Schar von Passagieren, die, angeführt von ihrem Reisebegleiter, hinunter zur Aussichtsterrasse strömen.

Fahrt Richtung Pamplona

Wir entfliehen dem Trubel und brechen gegen 10:30 Uhr mit dem Ziel Pamplona auf. Kurz nachdem wir auf die Hauptstraße Richtung Hondarribia eingebogen sind, müssen wir die Fahrt stoppen. Ein Krankenwagen mit Blaulicht kommt den Berg hinauf gebraust. Auf keinen Fall wollen wir seine Fahrt behindern und fahren lieber rechts ran.

Dann rollen wir gemütlich zu Tal. Nicht ganz so gemütlich ist ein Pedalritter unterwegs. Auf der kurvenreichen Strecke bergab überholt er uns plötzlich. Ich bremse stark ab, um ihn möglichst schnell vorbeizulassen. Jeden Moment könnte ein Auto um die Kurve vor uns kommen und den kühnen, oder besser ziemlich dummen, Piloten von der Straße räumen. Das sehen anscheinend nicht nur wir so. Ein wenig später: schon wieder ein Blaulicht. Diesmal allerdings hinter uns. Wir fahren wieder rechts ran, und ein Polizeiwagen schießt an uns vorbei. Drei, vier Kurven weiter haben sie den rasenden Radler gestellt. In dessen Haut würden wir nun nicht gerne stecken.

Tanken in Irun

Vorbei an der Guadalupeko Ama Birjinaren Santutegia geht es hinunter nach Hondarribia und Irun. Bevor wir “auf Strecke” gehen, müssen wir unbedingt noch tanken. Wir hatten das so lange hinausgezögert, bis wir in Spanien sind. Die Dieselpreise sollen hier deutlich günstiger als in Frankreich sein. Zu unserer Überraschung funktioniert auch hier unsere Tankstellen-App. Sie zeigt den günstigsten Preis bei Easygas an der GI-636 an. Das ist zwar ein kleiner Umweg, der sich aber lohnt. Dort gibt es den Diesel für 1,369 € je Liter.

Gegen 10:50 Uhr kommen wir an der Tankstelle an. Sie ist gut besucht. Zwei Mitarbeiter sind unentwegt damit beschäftigt, die Fahrzeuge zu betanken, und gezahlt wird ausschließlich mit Karten. Dank der gut koordinierten Arbeit der beiden Tankwarte ist das Ganze schnell erledigt, und wir können endgültig Richtung Pamplona starten.

Durch das Bidasoa-Tal

Hinter Irun nehmen wir die N-121-A, die dem Tal der Bidasoa hinauf in die Berge folgt. Die Straße ist gut ausgebaut, und wir kommen schnell voran. Das liegt auch an den zahlreichen Tunneln und Viadukten, die manche Berg- und Flussschleife in gerader Linie passieren, anstatt wie die alte GI-3455 dem Flussufer direkt zu folgen. Auch alle alten Ortsdurchfahrten sind durch die neuen Trassen, die in den 2000er-Jahren gebaut wurden, obsolet geworden. Das heißt aber auch: Wer die Gegend links und rechts der Bidasoa näher erkunden will, sollte lieber die parallel verlaufende GI-3455 nehmen.

Passhöhen und Tunnel

Bei Mugairi verlässt die Trasse das Tal der Bidasoa und biegt nach Süden ab. Es geht weiter stetig bergauf, bis die Gipfel des Gebirgszuges mittels zweier Tunnel unterquert werden. Am Ende der Tunnel haben wir eine Höhe von ca. 730 Metern über NN erreicht. Die Berge um uns herum erreichen Höhen von um die 1.000 Meter. Wer Zeit hat und mehr von der Landschaft sehen möchte, kann auch die alte NA-121 nehmen. Diese umgeht die Tunnelstrecke und führt kurvenreich durch ein schönes Bergland bis auf 847 Meter Meereshöhe, die am Puerto de Belate erreicht wird.

Pamplona

Hinter der Tunnelstrecke geht es stetig bergab, und es sind nur noch 25 Kilometer, bis wir den Stadtrand von Pamplona erreichen. Die Suche nach einem Parkplatz gestaltet sich etwas kompliziert. Erst nachdem wir eine Runde um die alte Zitadelle gedreht haben, finden wir gegen 13:00 Uhr am Parque Trinitarios einen Parkplatz, auf dem auch Wohnmobile willkommen sind. Zunächst rätseln wir ein wenig, wie das dort mit dem Bezahlen funktioniert. Zwar mussten wir eine Schranke passieren, aber einen Automaten, an dem man ein Ticket ziehen könnte, ist nicht zu finden. So tippen wir auf eine Nummernschilderkennung und gehen davon aus, dass wir beim Verlassen des Parkplatzes zahlen können.

Mit dem Rad ins Zentrum

Da wir doch ein gutes Stück vom historischen Stadtzentrum entfernt gelandet sind, machen wir die Räder fertig, um so die alte Königs- und Bischofsstadt zu erkunden. Zunächst geht es durch einen schönen Park immer am Ufer des Flüsschens Agra entlang. An der Puente de la Rochapea gibt es einen Schrägseillift, der uns und unsere Räder hoch in die Altstadt bringt. Diese liegt gut 40 Höhenmeter über uns.

Erste Eindrücke von Pamplona

Oben angekommen, sind wir von den engen Gassen und Straßen Pamplonas begeistert. In der noch etwas abgelegenen Calle San Lorenzo ist noch alles ein wenig schmuddelig. Je näher wir jedoch dem eigentlichen Zentrum um den Plaza del Castillo kommen, desto aufgeräumter und ansehnlicher werden die Straßenzüge. So zum Beispiel in der Calle Nueva, über die wir den Plaza Consistorial und kurz danach den Plaza del Castillo erreichen. Dieser ist recht groß und so etwas wie das Herz Pamplonas. Seinen Namen hat er von der Burg aus dem 14. Jahrhundert, die einst an der östlichen Seite des Platzes stand.

Plaza Consitorial - Pamplona
Plaza Consitorial

Geschichte und Flair am Plaza del Castillo

Vieles hat der Platz über die Jahrhunderte erlebt: Märkte, Feierlichkeiten, Turniere, Stierkämpfe und manches anderes mehr. Nach und nach wuchs ein ganzes Stadtviertel um ihn herum und bildet mit ihm eine ansehenswerte Einheit. Erste Gebäude am Platz entstanden Anfang des 17. Jahrhunderts. Das erste war ein Haus mit einem Stierpferch, einem Tortil – eine Tatsache, die den Platz in seiner Bedeutung als Ort für Stierkämpfe unterstrich.

Plaza del Castillo - Pamplona
Plaza del Castillo

Hemingway in Pamplona

Dieses pulsierende Herz von Pamplona hat Ernest Hemingway zu seinem ersten großen Roman “Fiesta” inspiriert. Und manche der Schauplätze liegen direkt am Platz oder in unmittelbarer Nähe. So das Café Suiro am Ort der heutigen Nummer 37 an der westlichen Seite des Platzes oder das Hotel Quintana und die benachbarte Bar Txoko. Wer sich auf die Spuren des weltberühmten Schriftstellers begeben will, der 1926 in Pamplona weilte, ist hier genau richtig.

Die Stierkampfarena – Plaza de Toros

Wir verlassen den Plaza del Castillo und fahren hinüber zur großen Stierkampfarena am Plaza de Toros. Auch diese wurde von Hemingway erwähnt. Damals war sie noch recht neu. Sie wurde 1922 errichtet und mit dem für damalige Zeiten noch recht neuen Material Stahlbeton gebaut. Dabei bediente man sich historischer Formensprachen mit Zitaten aus der Renaissance und dem Platereskenstil, der seine Ursprünge in der maurischen Tradition Spaniens hat. Nur die Stahlkonstruktion, die offenbar die oberen Ränge trägt, erscheint wie ein Fremdkörper. Sie wurde bei einer Rekonstruktion der Anlage Ende der 1960er-Jahre hinzugefügt. Heute fasst die Plaza de Toros de Pamplona 19.000 Besucher und gehört so zu den drei größten Stierkampfarenen überhaupt. Betreten können wir sie nicht, die Tore sind verschlossen. So gehen wir ein wenig um das Gebäude herum. An der Südseite finden wir ein großes Bild mit einer Zeichnung, die die Bedeutung der Stierkampftradition in Pamplona unterstreicht.

Plaza de Toros de Pamplona
Plaza de Toros de Pamplona

Figuren des Stierkampfs

Aus einer der Logen grüßen – leicht lädiert – die wichtigsten Beteiligten an den Stierkämpfen. Drei Figuren sind uns gleich klar: der mächtige Stier in der Mitte mit einem etwas irren Grinsen, ganz links das Pferd mit verbundenem Auge und rechts der Torero, dessen Grinsen uns nicht weniger irre erscheint als das seines tierischen Gegners. Der blonde Junge zwischen Stier und Torero mit dem blutgefüllten Eimer und der Mann links vom Stier müssen Mozos sein. Die Läufer, die sich bei der Encierro von den Stieren treiben lassen, sind an den weißen Hemden und den roten Halstüchern und Schärpen gut zu erkennen. Doch wer sind die anderen Figuren? Der Herr mit dem roten Mantel und dem Schlüssel in der Hand – symbolisiert er das Altenheim von Pamplona, dem traditionell die Arena gehört und das dafür sorgt, dass ein guter Teil der Einnahmen karitativen Zwecken zugutekommt? Und was ist mit dem Herrn mit dem Dreispitz, dem mit der blauen Baskenmütze? Wir wissen es nicht. Trotzdem finden wir das Bild, das zum hundertjährigen Jubiläum der Arena im letzten Jahr entstanden ist, sehr amüsant.

Matadoren - Plaza de Toros de Pamplona
Matadoren – Plaza de Toros de Pamplona

Die Calle Estafeta und das Spektakel der Sanfermines

Wir begeben uns hinüber zur Calle Estafeta. Sie ist wohl der bekannteste Ort der jährlich vom 6. bis 14. Juli stattfindenden Sanfermines, der Fiesta von Pamplona. Täglich werden während der Fiesta um 08:00 Uhr die Stiere über eine knapp 900 Meter lange Strecke in die Arena getrieben. Die Mozos, die Läufer, laufen voraus und lassen sich von den 550 bis 700 Kilo schweren Stieren treiben. Immer darauf bedacht, ihnen möglichst nah zu kommen – am besten direkt neben den Tieren. Und da die gehörnten Riesen bis zu 25 Kilometer in der Stunde schaffen können, ist das Ganze alles andere als ungefährlich. Um das Publikum zu schützen, sind die Nebenstraßen mit Holzbarrikaden gesichert. Die Strecke ist quasi eingeschlossen.

Für die Läufer hingegen – unter ihnen auch ahnungslose oder sich überschätzende Touristen – kann das Spektakel schnell blutiger Ernst werden. So werden bei einem einzigen dieser Läufe auch mal 50 oder mehr Verletzte gezählt. Oft geht es für die Mozos glimpflich aus, aber auch schwere Verletzungen, teils mit bleibenden Schäden, sind keine Seltenheit. Von 1924 bis 2009 sind bei den Stierläufen 15 Menschen zu Tode gekommen.

Der letzte Abschnitt des Stierlaufs führt eben durch die enge Calle Estafeta, die wir mit den Rädern jetzt hinauffahren. Uns wird schnell klar, dass es während des Laufens keine Chance gibt, nach links oder rechts auszuweichen. Und wenn der spitzgehörnte Koloss mit bis zu 25 km/h hinter einem her ist, muss man schon von sehr guter Kondition sein, um ihm davonzulaufen. Zum Vergleich: Die Geschwindigkeit von Sebastian Coe bei seinem 1000-Meter-Weltrekord im Jahr 1981 lag bei etwas mehr als 27 km/h.

  • Calle Estafeta - Pamplona
  • Calle Estafeta - Pamplona
  • Calle Estafeta - Pamplona
  • Farmacia - Calla Curia - Pamplona

Ursprung der Stierläufe

Entstanden ist die Tradition der Stierläufe erst in moderner Zeit. Als es aufkam, die im Umland gezüchteten Kampfstiere mit Lastwagen nach Pamplona zu bringen, passten die Fahrzeuge nicht durch die engen Straßen. So mussten die Tiere das letzte Stück des Weges zur Arena zu Fuß zurücklegen. Zunächst erledigten das professionelle Hirten, die wussten, was sie taten. Zu Fuß oder auf dem Pferd dirigierten sie die Tiere mit ihren langen Weidestöcken und Rufen. Die Jugend Pamplonas fand das spannend – und daraus wurde eine Mutprobe: ein Stück neben den gefährlichen Tieren zu laufen. So entstand die Tradition, die sich bis heute gehalten hat. Wie das tatsächlich abläuft, verdeutlichen unzählige Videos im Internet – unter anderem eines aus dem Jahr 2022:

Besuch der Kathedrale Santa María de la Asunción

Von der Calle de Estafeta gelangen wir über die Calle Curia zur Catedral de Pamplona. Ihr offizieller Name lautet Metropolitankathedrale Santa María de la Asunción. Sie ist in ihrem Erhaltungszustand in Spanien einmalig. In anderen Kirchen wurden mit dem Wegfall des klösterlichen Lebens viele Funktionseinheiten im Laufe der Jahrhunderte abgerissen oder entfernt. Nicht so in Pamplona. Neben der Kirche, der Sakristei und dem Kreuzgang sind hier auch noch das Refektorium, der Kapitelsaal, der Schlafsaal und der Keller erhalten – und für Besucher zugänglich. Das macht uns neugierig.

Als wir die Räder abstellen, treffen wir auf deutschsprachige Gäste, die sich darüber ereifern, dass ein Eintrittspreis verlangt wird. „Man zahlt doch kein Geld, um eine Kirche zu besuchen.“ Für uns ist das ein Moment des Fremdschämens. Viele verstehen nicht, dass es in anderen Ländern andere Bräuche und Regeln gibt. Wir denken: Wir sollten dankbar sein, in einem so tollen Land zu Gast sein zu dürfen – und wissen, dass Eintrittspreise in Kirchen meist ihr Geld wert sind. Die 10 Euro pro Person finden wir gut investiert. Architektur, Innenraumgestaltung und unzählige Exponate bieten mehr als viele teurere Museen. Dazu kommt der Hauch der Geschichte, der durch die Hallen weht.

Eindrucksvolle Entdeckungen

Wir verbringen gut eine Stunde in der Kirche und im Kreuzgang. Wir schweifen ab in den Kapitelsaal und das Refektorium, steigen hinab in den Keller und werfen einen Blick in die mittelalterliche Schwarzküche mit ihrem riesigen Kamin. Kaum etwas, das wir nicht interessant finden: sei es die uralte und schlichte Statue des heiligen Jesus in der gleichnamigen Kapelle oder das prächtige Grabmal Karls III., des Edelmütigen, und seiner Frau Eleonore von Trastámara. Seien es die opulenten Altäre in den Nebenkapellen oder die modern gestaltete Ausstellung im Keller. Sei es das Wunderwerk des gotischen Kreuzgangs oder der Chor mit dem fein geschnitzten Chorgestühl, oder einzelne Objekte wie die Sammlung goldener und silberner Kruzifixe oder das Regal mit Madonnenfiguren.

  • Catedral de Pamplona - Detail
  • Pavillon im Chor
  • Catedral de Pamplona
  • Catedral de Pamplona
  • Catedral de Pamplona - Detail
  • Bildnis des heiligen Jesus Christus - Christuskapelle Catedral de Pamplona
  • Schwarze Madonna - Catedral de Pamplona
  • Grabmal Karl III. - Catedral de Pamplona
  • Sockelfiguren am Grabmal Karl III. - Catedral de Pamplona
  • Sockelfiguren am Grabmal Karl III. - Catedral de Pamplona
  • Chor - Catedral de Pamplona
  • Kapitelsaal - Catedral de Pamplona
  • Esse der Schwarzküche - Catedral de Pamplona
  • Zelle (Vorratsraum) - Catedral de Pamplona
  • Puerta ampora Catedral de Pamplona
  • Tympanon - Puerta ampora Catedral de Pamplona
  • Madonna - Puerta ampora Catedral de Pamplona
  • Kreuzgang - Catedral de Pamplona
  • Kreuzgang innen - Catedral de Pamplona
  • Kreuzgang Detail - Catedral de Pamplona

Nein – wir lassen unsere 20 Euro gerne hier und fahren durch die Altstadt hinüber zur Zitadelle von Pamplona. Der Ort ist allerdings wenig spektakulär. Der Innenhof ist heute eine schöne parkähnliche Anlage – mehr aber auch nicht. So lassen wir die Zitadelle als letzte Station unseres Besuches in Pamplona hinter uns und rollen mit den Rädern in flottem Tempo wieder hinunter zum 40 Höhenmeter tiefer gelegenen Flüsschen Agra und zu unserem Wohnmobil.

Zitadelle Pamplona
Zitadelle Pamplona
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Weiterfahrt nach Nájera

Da es nach unserer Übersicht keinen sonderlich schönen Wohnmobilstellplatz für die Nacht zu geben scheint, wollen wir noch ein Stück Strecke in Angriff nehmen und starten in Pamplona gegen 16:20 Uhr. Wir verlassen die Stadt Richtung Südwesten, um auf die A-12 zu gelangen. Ziel ist Nájera. Bis dorthin sind es ca. 110 Kilometer, die auf der Autobahn schnell zu schaffen sein sollten. Entlang einiger Vororte von Pamplona erreichen wir die Autobahn 20 Minuten später.

Die Trasse trägt für uns einen magischen Namen: Autovía del Camino – die Autobahn der Pilger auf dem Jakobsweg. Natürlich kennen wir das amüsante und nachdenkliche Buch von Hape Kerkeling in- und auswendig. Und natürlich haben wir Hörbuch und Film mehrfach gehört und gesehen. Leider sind wir nicht gut genug zu Fuß, um die Strecke als Pilger zu absolvieren. Aber wir hoffen, in den nächsten Tagen dem Jakobsweg so folgen zu können, dass wenigstens ein Hauch des berühmten Pilgerflairs an uns vorbeizieht.

Schon kurz hinter Pamplona stehen erste Ortsnamen auf den Ausfahrten, die uns aus dem Buch von Hape Kerkeling bekannt vorkommen. Zizur Mayor ist der erste, es folgen Puente la Reina, Cirauqui, Estella-Lizarra, Los Arcos, Viana und Logroño.

Pilgerroute versus Autobahn

Zunächst verläuft die Route des Jakobswegs etwa einen Kilometer östlich von uns. Und während wir auf einer schicken Autobahn unbeschwert dahinrollen, muss der Pilger auf den nächsten acht Kilometern 300 Höhenmeter hinauf auf die Sierra de Perdón überwinden. Die Autobahn unterquert den Gebirgszug in einem Tunnel.

Und so geht es weiter – für uns und für die Pilger. Während wir auf großzügigen Viadukten Flüsse überqueren und auf breiter Strecke sanft über Höhenzüge rollen, muss der Pilger auf dem Weg nach Nájera einige hundert Höhenmeter auf und ab gehen. Allerdings lassen sie sich deutlich mehr Zeit. Während wir die Strecke in knapp zwei Stunden zurücklegen, sind die Pilger hier vier bis fünf Tage unterwegs. Dabei verläuft deren Route auf diesem Abschnitt meist außer Sichtweite der Autobahn – so bekommen wir keinen von ihnen zu Gesicht.

Nájera

Die Landschaft links und rechts der modernen Autobahn ist die einer hügeligen Hochebene, die hier und da weite Ausblicke über das Land gewährt. Jetzt, Anfang Juni, ist auf den Feldern noch ein sattes Grün zu sehen. Schon bald aber werden sich die Farbtöne erst in ein goldenes Gelb und später in ein trostloses Graubraun verwandeln. Umso trostloser wird die Landschaft dann für die Caminos erscheinen.

Gegen 17:50 Uhr verlassen wir die Autobahn A-12 an der Ausfahrt 110. Wir biegen nach Norden ab und merken nicht gleich, dass wir die falsche Richtung eingeschlagen haben. Zwei Kilometer geht es durch die Weinberge des Anbaugebiets La Rioja, bis wir kurz vor Uruñuela unseren Irrtum erkennen und wenden.

Kurz nach 18:00 Uhr erreichen wir den Ortskern von Nájera. Wir versuchen unser Glück bei der Stellplatzsuche zunächst bei der Stierkampfarena am südlichen Stadtrand. Der Platz ist aber recht abgelegen, nicht beleuchtet und ein wenig vermüllt – das erscheint uns zu unsicher. Deshalb fahren wir ein Stück zurück und finden eine gute Alternative unter dem kühlen Schatten von Platanen auf dem Parkplatz vor dem städtischen Freibad.

Abendstimmung in Nájera

Wir wollen den Abend nicht im Auto verbringen und gehen nicht weit – am Rande eines Parks hat die Cafetería Boffi einen kleinen Garten mit einigen Tischen eingerichtet. Nachdem wir dort Platz genommen haben, kommt sogleich von der anderen Straßenseite ein freundlicher Kellner angerauscht, der schnell unsere Getränkewünsche aufnimmt.

Um uns herum herrscht ziemlicher Trubel. Viele Kinder in Sportkleidung sind unterwegs und scheinen unterschiedliche Stationen eines großen Kinder- und Sportfestes zu absolvieren. Uns gegenüber steht ein großes, offenes Zelt, in dem offenbar Bastelstrecken und eine Schminkstation angeboten werden. Auch wir profitieren von der Aktion – bietet doch die Cafetería Boffi ihre Getränke zum halben Preis an. Offenbar ein Angebot, das eigentlich jenen Eltern zugutekommen soll, die ihre Sprösslinge zu dem Fest begleitet haben.

Da wir aber eigentlich nicht dazugehören, wollen wir die Großzügigkeit des spendablen Gastronomen nicht überstrapazieren und bleiben nicht allzu lange.

Tagesausklang am Fluss

Zurück am Wohnmobil zaubert Steffi eine Spargelsuppe. Wir hatten das edle Gemüse aus der Markthalle in Arcachon mitgenommen. Den Rest des Abends verbringen wir auf einer Bank am Rio Najerillo, der gleich an unserem Parkplatz vorbeifließt und Nájera in zwei Hälften teilt. Gegenüber, leicht erhöht über den Häusern, können wir die Türme des Monasterio de Santa María la Real und der Iglesia de Santa Cruz erkennen – beide sind Ziele der Pilger hier in Nájera.

  • Parkplatz am Freibad - Najera
  • Am Rio Najerilla - Najera

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Montalivet – Arcachon – Jaizkibel https://www.mit-uns-entdecken.de/montalivet-arcachon-jaizkibel/ Wed, 07 Jun 2023 23:54:41 +0000 https://www.mit-uns-entdecken.de/?p=29791 Es geht mit einem Abstecher nach Arcachon weiter nach Süden, bis nach Spanien hinein, wo wir als Tagesziel die Höhen des Jaizkibel ansteuern. Montalivet-les-Bains und die Fahrt Richtung Süden Nach […]

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Es geht mit einem Abstecher nach Arcachon weiter nach Süden, bis nach Spanien hinein, wo wir als Tagesziel die Höhen des Jaizkibel ansteuern.

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Montalivet-les-Bains und die Fahrt Richtung Süden

Nach einer ruhigen Nacht auf dem wenig einladenden Wohnmobilstellplatz von Montalivet-les-Bains brechen wir gegen 10:00 Uhr auf. Der einzige Hingucker auf dem sonst recht trostlosen Platz sind neben der Copilotin die in voller Blüte stehenden Palmlilien.

Palmlilien
Palmlilien

Wir nutzen noch die etwas antiquierte Entsorgungsstation, nehmen Trinkwasser auf und starten dann Richtung Süden. Als erstes Ziel haben wir einen Wohnmobilhändler in einem Gewerbegebiet bei Arcachon ausgemacht. Der hat wohl auch einen kleinen Zubehörshop und uns fehlt noch die für Spanien obligatorische Warntafel für die Räder auf unserem Heckträger. Die hoffen wir dort zu bekommen. Google Maps meint, dass wir bis dorthin 1:40 Stunden brauchen. Das ist knapp, denn von 12:00 bis 14:00 Uhr legt der Laden eine Mittagspause ein.

Verbrannte Wälder

So nehmen wir die schnellste Route. Diese führt uns über die Départementstraßen D3 und D5 konsequent nach Süden. Wir durchqueren die endlos erscheinenden Seekiefernwälder der westlichen Gascogne und Ortschaften wie Carcans, Saumos, La Temple oder Blagon. Außerhalb der Orte ist man in den Wäldern dabei, die Folgen der großen Waldbrände des letzten Jahres zu beseitigen. Bei Temperaturen von knapp 38°C brachen riesige Feuer aus, die letztendlich 7.400 Hektar Wald erfassten. Fünf Campingplätze brannten ab und hunderte Menschen mussten evakuiert werden. Das waren die größten Brände, die je in Frankreich gewütet haben. Um sie erfolgreich zu bekämpfen, mussten auch Kräfte aus dem Ausland herangezogen werden, wie auch ein Beitrag des WDR berichtet: Link zum WDR-Bericht.

Nun sind in den Wäldern und auf den abgebrannten Flächen Harvester und Planierraupen unterwegs. Große Laster fahren tausende von verkohlten Stämmen aus dem Wald. Doch ist schon wieder sattes Grün auszumachen. Offenbar sind es die Farne, die gut mit den Flammen umgehen konnten. Mindestens einen halben Meter hoch stehen sie auf großen Flächen und wachsen ungebremst im hellen Licht.

Die Ankunft in Arcachon

Unsere Fahrt hingegen zieht sich. Erst um 13:54 Uhr können wir auf die A660, den Autobahnzubringer nach Arcachon, abbiegen. Und um 12:00 Uhr sind wir noch 6 Kilometer vor dem Campingausstatter, der gerade seine Türen für eine wohlverdiente Mittagspause schließt – Mist!
So beschließen wir, nach Arcachon hineinzufahren und die nächsten zwei Stunden dort zu verbringen.

Ein wenig Arcachon

In uns bereits bekannter Weise finden wir am Boulevard de la Plage in Höhe des Yachthafens von Arcachon eine Parklücke zu günstigen Konditionen. 2,50 Euro für zwei Stunden finden wir für einen solchen touristischen Hotspot mehr als in Ordnung. Mit den Rädern sind es am Wasser entlang etwas mehr als ein Kilometer bis zum zentralen Platz am Strand. Dort reicht die Seebrücke ca. 100 Meter in das flache Bassin d’Arcachon, das eine Meeresbucht bildet und die über 200 Kilometer lange Strandlinie zwischen der Girondemündung und den Pyrenäen unterbricht.

Wir aber halten uns in Richtung Stadtmitte. Wir wollen zur Markthalle am Place des Marquises. Vielleicht ist da ja ein maritimer Mittagsimbiss zu bekommen. Vielleicht eine Portion der leckeren eingelegten Fischchen, die wir vor Jahren hier schon einmal genossen haben. Doch auch dort kommen wir zu spät an. Es geht auf 13:00 Uhr zu, und die Händler an den Ständen haben einen großen Teil ihrer Ware schon wieder abgeräumt. Denn um 13:00 Uhr wird die Markthalle ihre Tore für heute schließen. Das schränkt die Auswahl deutlich ein.

Mittagsimbiss am Strand

Um nicht ganz leer auszugehen, nehmen wir eine Tüte mit 500 Gramm Crevettes der Größe 20-30 zu einem saftigen Preis mit. 25,00 Euro kostet uns der Spaß. Deutlich teurer als sonst. Da bezahlen wir zu einem guten Teil wohl auch die Lage mitten in Arcachon mit. Wir fahren mit unserem kleinen Einkauf hinunter an den Strand und finden an der Promenade unter einer riesigen Seekiefer, die kühlen Schatten spendet, eine freie Bank. Dort lassen wir uns die kleinen Garnelen schmecken. Da gibt es immer eine kleine Sauerei, als wir das leckere Schwanzfleisch aus ihren Panzern pulen. Wir ruhen ein wenig aus und schauen dem Treiben am Wasser zu.

Boulevard Marcel Gounouihil - Arcachon
Boulevard Marcel Gounouihil – Arcachon
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Weiterfahrt und Stopp bei Palace Caravanes

Dann geht es am Strand entlang wieder zum Wohnmobil. Es geht auf 13:30 Uhr zu und wir wollen möglichst wenig Zeit verlieren. Wir starten um 13:45 Uhr am Boulevard de la Plage in Arcachon und kommen kurz nach 14:00 Uhr bei Palace Caravanes, dem Wohnmobilhändler im Gewerbegebiet von Gujan-Mestras gleich an der A660, an. Das, was wir brauchen, liegt im Regal. So ist kein großer Dialog nötig. Wir zahlen 13,10 Euro für die Warntafel. Solide sieht das Stück Plastik nicht aus, aber es entspricht wohl den Vorschriften in Spanien und wird in den nächsten freien Wochen seinen Zweck erfüllen. Schnell ist die Tafel mittels Gummibändern an den Rädern montiert und wir können unseren Weg fortsetzen.

Mautgebühren und Ankunft in den Pyrenäen

Um 14:25 Uhr erreichen wir die A63, die uns schnell nach Süden bringt. Der Verkehr fließt gut und wird nur durch fünf obligatorische Stopps an den Mautstationen entlang der Strecke unterbrochen. Dort zahlen wir für insgesamt 169 Kilometer 27,00 Euro Streckenmaut.

Zunächst können wir der Landschaft links und rechts der sechsspurigen Trasse nichts abgewinnen. Lange geht es schnurgerade durch die endlosen Seekiefernwälder der Landes. Erst später, als wir an Bayonne und Biarritz vorbeifahren und die Pyrenäen in Sicht kommen, wird die Strecke abwechslungsreicher.

Grenzübergang nach Spanien und der Jaizkibel

So erreichen wir die spanische Grenze und verlassen wie gewohnt die Autobahn an der Ausfahrt Irun. Es ist nun 16:20 Uhr und an der Zeit, die heutige Etappe zu beenden. So fahren wir, wie schon öfter, hinauf auf den Jaizkibel. Der markante Bergrücken ist der zweitgrößte direkt an der spanischen Nordküste. Der Ausläufer der Pyrenäen ist 12 Kilometer lang und der höchste Gipfel ist 547 Meter hoch. Von Hondarribia geht es auf der GI-3440 in vielen Windungen tüchtig bergauf.

Guadalupeko Ama Birjinaren Santutegia

Die erste Sehenswürdigkeit auf dem Weg hinauf ist die Guadalupeko Ama Birjinaren Santutegia. Die Kirche aus dem 16. Jahrhundert ist der Jungfrau von Guadalupe, der Schutzheiligen von Hondarribia, unten im Tal geweiht. Davor gibt es eine schöne Aussichtsplattform mit einem Blick, der bis weit nach Frankreich reicht. Für uns ist hier jedoch kein Halten. Das Rote Kreuz hat heute den Platz belegt und Batterien von Wasserflaschen auf langen Tischen aufgebaut. Ob es heute Abend noch die Teilnehmer eines sportlichen Wettkampfes versorgen wird? Ein paar hundert Meter von hier entfernt liegt auch die alte Festung von Guadalupe mit tollen Aussichten auf die Biscaya. Da wir diesen Ort schon kennen, fahren wir weiter hinauf bis zum Parkplatz Aparkalekua.

Dort wollen wir für die Nacht bleiben. Gut, dass wir recht früh dran sind. Noch sind einige Parkflächen frei. Wir wählen eine mit Blick nach Norden. Vor uns eine Weide, auf der in Eintracht Kühe, Pferde und Schafe weiden. In der Ferne unten das heute ruhige Meer, auf dem zwei Fischkutter ihre Runden ziehen. Wunderbar!

Aussichten und Stellplatz am Jaizkibel

Es gibt dort gleich mehrere Aussichtspunkte in alle Himmelsrichtungen. Der schönste ist nur 50 Meter entfernt. Vom alten Wachturm gibt es ein 360-Grad-Panorama. Im Norden geht der Blick auf das Meer. Nach Osten folgt der Blick auf die Küstenlinie bis weit nach Frankreich hinein. Im Südosten und Süden liegt gleich unter uns der dichtbesiedelte Raum um Irun, und uns gegenüber beginnen sich die Pyrenäen zu erheben. Auffällig ist dabei der mächtige La Rhune, der westlichste markante Gipfel des Faltengebirges. In diese Richtung gibt es gleich neben dem Parkplatz eine aufwendig gestaltete Aussichtsplattform. Und im Westen, nicht weit entfernt, die nächsten Gipfel des Jaizkibel.

Es ist ein ausgesprochen schöner Ort und wir sind immer froh, wenn wir dort oben noch einen Stellplatz bekommen. Das hat auch heute geklappt. Viel später hätten wir allerdings nicht kommen dürfen. Gegen 18:30 Uhr sind alle Plätze belegt.

Da es zwar trüb, aber nicht kalt ist, sitzen wir noch eine ganze Weile draußen, gönnen uns ein Abendessen aus eigener Küche und fallen über unsere Urlaubsliteratur her. Irgendwann in der blauen Stunde gesellt sich Nieselregen zu uns. So werden wir ins Wohnmobil gezwungen und beenden den Tag.

  • Auf dem Jaizkibel
  • Jaizkibel
  • Irun - Jaizkibel
  • La Rhune - Jaizkibel
  • Alter Wachturm - Jaizkibel
  • Pyräneenpanorama - Jaizkibel

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Montalivet und Soulac-sur-Mer https://www.mit-uns-entdecken.de/montalivet-und-soulac-sur-mer/ Tue, 06 Jun 2023 22:55:00 +0000 https://www.mit-uns-entdecken.de/?p=29787 Mit den Rad geht es bei mediteraner Hitze durch schattige Wälder nach Soulac-sur-Mer. Nach den 1.614 Kilometern der letzten drei Tage, die uns von Thüringen an den Rhein und weiter […]

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Mit den Rad geht es bei mediteraner Hitze durch schattige Wälder nach Soulac-sur-Mer.

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Nach den 1.614 Kilometern der letzten drei Tage, die uns von Thüringen an den Rhein und weiter an der Auvergne vorbei bis an den Atlantik bei Montalivet-les-Bains führten, wollen wir es heute ruhiger angehen lassen. Wir möchten einen Tag bleiben, dabei aber nicht ganz zu Faulenzern werden. So schlafen wir aus und gönnen uns ein ausgiebiges Frühstück hinter den Dünen des Plage Vensac.

Radtour nach Soulac-sur-Mer

Dann machen wir die Räder startklar. Wir haben eine kleine Tour in Richtung Soulac-sur-Mer geplant. Gegen 10:30 Uhr starten wir bei bestem Wetter Richtung Norden. Zunächst folgt die Straße den Stranddünen, doch dann versperrt die riesige Ferienanlage Euronat den direkten Weg.

Euronat

So müssen wir landeinwärts nach Osten abbiegen. Von der Anlage selbst ist, abgesehen vom Zaun, kaum etwas zu sehen. Die Gebäude liegen tief im Wald aus Seekiefern, in den das Ferienzentrum hineingebaut wurde. Und das hat seinen guten Grund: Euronat ist eines der größten FKK-Feriendörfer in Frankreich. Es bietet den “Naturalisten” Mietunterkünfte, einen Campingplatz und ein Thalassozentrum. Hinzu kommt ein “Dorf” mit verschiedensten Einkaufsmöglichkeiten, Bars, Bistros und Restaurants. Dazu gibt es natürlich den grandiosen Strand von über einem Kilometer Länge, der – ebenso wie die gesamte Anlage – vor den Blicken Außenstehender abgeschirmt ist.

Das einzige, was wir hinter dem Zaun gut erkennen können, ist ein offenbar frisch aufgeschütteter Erdwall von etwa zwei Metern Höhe, der sich wohl um die gesamte Anlage zieht. Doch dieser hat wenig mit dem erforderlichen Maß an Diskretion zu tun. Vielmehr dient er einem handfesten Zweck: Ein Stück südlich von hier wüteten letztes Jahr ein riesige Feuer in den ausgedehnten Wäldern südlich von Arcachon. Sogar ein Campingplatz brannte dabei ab. Diese Wälder gleichen dem, in dem die Ferienanlage Euronat steht. Der Wall ist daher ein erster Schutz, falls sich eine Feuerbrunst aus den benachbarten Forsten nähern sollte.

Wall an der Ferienanlage Euronat
Wall an der Ferienanlage Euronat

Durch diese Wälder geht es für uns weiter. Wir müssen die Ferienanlage umfahren, bevor unser Weg wieder nach Norden führt. Auf einem meist gut ausgebauten und schnurgeraden Weg kommen wir voran. Nur hier und da gibt es abrupte Richtungswechsel nach Nord und West und wieder nach Nord. Diese folgen der Logik forstwirtschaftlicher Wege in einem intensiv genutzten Wald. Für Wanderer und Radfahrer wurden sie aber mit einer feinen Bitumenschicht überzogen. So macht das Radfahren trotz der zunehmenden Mittagshitze Spaß. Nur dort, wo die Stranddünen im Laufe der Jahrhunderte weiter ins Landesinnere vorgedrungen sind, gibt es leichte, kaum erwähnenswerte Anstiege zu meistern.

Ankunft in Soulac-sur-Mer

So nähern wir uns Soulac-sur-Mer. Zuerst erreichen wir den Ortsteil L’Amélie. Dort biegen wir links ab und fahren auf der Rue du Huit Mai 1945 bis zum Strand. Die Straße selbst ist wenig einladend. Zwei recht seelenlose Zweigeschosser beherbergen Ferienappartements, und die klapprigen Holzverschläge davor verbessern das Bild nicht gerade. Also lieber weiter nach Soulac!

Dazu geht es auf dem Boulevard de l’Amélie noch einmal ca. zwei Kilometer durch den Küstenwald. Ein Boulevard im Sinne einer von Bäumen gesäumten Prachtstraße sollte man hier nicht erwarten. Zwar stehen links und rechts Bäume, doch von Pracht kann keine Rede sein. Hinter teils rostigen Zäunen und hinter Bäumen und Gebüsch verbergen sich Ferienhäuser, die jedoch keineswegs prächtig sind. Die Straße ist von in die Jahre gekommenem Asphalt bedeckt, durchzogen von notdürftig reparierten Schlaglöchern. Zum schnellen Radfahren reicht es aber allemal.

Der Tanz

In Soulac-sur-Mer angekommen, weicht der Wald und macht links Platz für einen Campingplatz. Gleich dahinter finden Wohnmobile Stellplätze in den Dünen über dem Strand. Rechts haben sich Ferienhäuser aus verschiedenen Nachkriegsjahrzehnten angesiedelt. Am Boulevard du Front de Mer stoßen wir auf die Strandpromenade. Dort begrüßt uns eine recht ungewöhnliche Plastik: Fünf Meter hohe Figuren zweier Tänzer mit ausgestreckten Armen, die unter den Beats der späten 60er Jahre zu vibrieren scheinen. Der Künstler Otter B entwarf sie 1970. Es ist ein in Beton gegossenes Spiel aus Formen, die zu zwei tanzenden Figuren zusammengefügt wurden.

Es ist ein in Beton gegossenes Spiel aus Formen mit verschiedensten Dreiecken und Winkeln, die zu den zwei tanzenden Figuren zusammengefügt wurden. Die kantige Erscheinung wird auf seltsame Art von kleinen runden Löchern gebrochten. Sie durchdringen die Körper und zeichnen die Augen, die Knopfleisten- und Grütellinie nach. Hierzu hat man beim Guss des Betons einfache Flaschen in das Material gesteckt und später wieder entfernt.

Die Bemahlung in den Farben, Blau, Rot, Weiß, Grau und Schwarz unterstützt die kantigen Formen und sieht seltsam ramponiert aus. Das liegt an den rauen Bedingungen dort oben auf der Düne. Wind und Sand wirken wir Sandpapier, dass die Tänzer ständig streicheln. So musste bereits 1975 die Bemalung erstmals erneurt werden. Dies ist aber nicht die einzige Gefahr die die Beiden in den letzten 50 Jahren zu bestehen hatten. Massive Strandabbrüche in Soulac, die zurAufgabe und zum Abriß ganzer Häuserblöcke führten, gefährdeten auch ihren ursprünglichen Standort. So stehen sie heute ca. 100 Meter von ihrem ursprünglichen Standplatz entfernt.

Der Tanz - Soulac-sur-Mer
Der Tanz

Wir fahren auf dem Boulevard du Front de Mer weiter Richtungs Ortsmitte. Wir verlassen den Strand und biegen dann rechts in die Rue de Plage ein um den Ort ein wenig zu erkunden.

  • Boulevard du Front de Mer - Soulac-sur-Mer
  • Fotopoint - Soulac-sur-Mer

Die Geschichte der Église Notre-Dame-de-la-fin-des-Terres

Die Rue de Plage mit ihren Geschäften, Bistros, Restaurants, Hotels und Pensionen ist deutlich enger als beispielsweise Montalivet-les-Bains. Zudem ist Soulac-sur-Mer wesentlich größer. Während Montalivet im Wesentlichen nur aus einem Straßenzug mit einem sich anschließenden Gewirr von Ferienhäusern besteht, breiten sich hier schachbrettartig eine Vielzahl von Straßen und Gassen aus, die dicht bebaute Carrés umschließen. Auch gibt es in Soulac Spuren, die weit in die Vergangenheit reichen. Besonders die Église Notre-Dame-de-la-fin-des-Terres erzählt spannende Geschichten.

Sie war einst die Kirche eines bedeutenden Benediktinerklosters. Für viele Pilger, die in Soulac mit dem Schiff landeten, waren Kloster und Kirche der Startpunkt ihres Weges nach Santiago de Compostela. Daher ist die Église Notre-Dame-de-la-fin-des-Terres heute Teil des UNESCO-Weltkulturerbes “Jakobsweg in Frankreich”.

Eine andere Geschichte berichtet, dass die Kirche aufgrund einer unaufhaltsam vorrückenden Sanddüne aufgegeben werden musste und fast vollständig verschwand. Nur der Turm ragte noch aus den Sandmassen heraus und diente der Schifffahrt lange Zeit als unverzichtbare Orientierung. Irgendwann zog die Düne weiter und gab die Kirche Stück für Stück wieder frei. Der Mensch half nach und legte die Kirche erneut frei. Noch heute zeugen kleine Hügel neben dem großen Kirchplatz, dem Place Aliénor d’Aquitaine, von dieser Geschichte.

Zurück nach Montalivet-les-Bains

Nach einem kurzen Bummel durch die Gassen von Soulac geht es zurück zum Strand. Dort hat die Gemeinde die Statue #soulac installiert. Sie folgt damit wohl dem Trend, dass viele Gäste in den sozialen Netzwerken gerne zeigen, von Sie im Urlaub sind. Dafür ist der überdimensionale Schriftzug auf dem Strand vor dem blauen Meer und unter dem noch viel blaueren Himmel sicher eine Ideale Kulissen. Und bei jedem Post eines solchen Bildes auf Facebook, Instagram, Tiktok und co. ist die Marke “#soulac” mit dabei. Recht clever eigentlich.

Für uns geht es auf dem gleichen Weg zurück nach Montalivet-les-Bains. Eigentlich hatten wir eine etwas längere Route durch die Dörfer im Landesinneren geplant, aber es ist einfach zu heiß. Das Thermometer zeigt deutlich über 30°C. So nehmen wir lieber den kürzeren Weg und genießen die Abschnitte, in denen der Wald aus Seekiefern kühlen Schatten spendet. Manchem Radfahrer, der uns heute Morgen entgegenkam, begegnen wir nun auf seinem Rückweg.

Parken verboten

Wieder an den Dünen des Plage Vensac angekommen, entdecken wir ein neues Schild, das unmissverständlich darauf hinweist, dass Wohnmobile hier zwischen 22:00 und 07:00 Uhr nicht stehen dürfen. Da wir gestern aus der anderen Richtung kamen und noch vor dem Schild wendeten, hatten wir es gar nicht gesehen. Zum Glück hat sich letzte Nacht niemand daran gestört! Heute Abend werden wir wohl auf den wenig einladenden Wohnmobilstellplatz von Montalivet-les-Bains ausweichen müssen.

Vorher flüchten wir für eine Siesta in den Schatten des Wohnmobils. Dann geht es nochmal an den Strand. Denn bis 22:00 Uhr können wir ja hier bleiben.

Stellplatz in Venday-Montalivet

Um 19:00 Uhr packen wir zusammen und parken um. Der Wohnmobilstellplatz vorne im Ort ist alles andere als eine Augenweide. Und als wir dort ankommen, wird uns klar, welches Spiel mit den Wohnmobilisten nun auch in Montalivet-les-Bains gespielt wird. Den bisher von der Gemeinde betriebenen Stellplatz hat die Firma Camping-Car Park übernommen. Zu den Deals mit der Gemeinde gehört dann meist auch, das Freistehen auf anderen Flächen im Gemeindegebiet zu verbieten, oft mit der Begründung, dass diese Flächen nun unter Naturschutz stünden. So stimmt dann der Umsatz bei Camping-Car Park. Das mag in Ordnung sein, wenn die Leistung auf den von Camping-Car Park betriebenen Plätzen gut ist. Und an vielen Standorten ist dies auch so. Im Jahr 2023 in Montalivet-les-Bains allerdings nicht. Es wurde bisher nichts investiert, das dem Wohnmobilisten zugutekommen könnte – außer natürlich der Schrankenanlage, die die Einnahmen sichert.

Der Platz mit seinen geschotterten Wegen und den in der Sonne des Frühsommers schon verwelkten Grasflächen wirkt trostlos. Keine Hecke oder Baum, der Schatten spenden könnte. Geboten werden nur Mülltonnen und eine in die Jahre gekommene Entsorgungsstation. Das war’s.

Allerdings ist die Lage des Platzes durchaus interessant. Gleich hinter den Stranddünen und keine 300 Meter von der Avenue de l’Océan, der Hauptstraße mit ihren Restaurants und Geschäften entfernt. Bleibt zu hoffen, dass es Montalivet-les-Bains gelingt, ein attraktives Ziel für die meist recht kaufkräftigen Wohnmobilisten zu bleiben.

Ein Abendessen mit gemischten Gefühlen

Wir wollen heute Abend auch noch ein wenig Kaufkraft im Ort lassen und irgendwo nett zu Abend essen. Nachdem wir gestern im Restaurant Chez Jeannot in der Avenue de l’Océan nicht so recht zufrieden waren, versuchen wir es heute Abend mal in einer der Nebenstraßen.

Am Boulevard du Front de Mer stoßen wir auf das kleine Restaurant L’Oyat. Die vier Tische draußen sind besetzt oder reserviert. So bleibt uns nichts anderes übrig, als in der hinteren Ecke des kleinen Gastraums Platz zu nehmen. Der Eindruck ist enttäuschend. Im Raum liegt noch die drückende Hitze des Tages, und er benötigt dringend eine Renovierung – und noch dringender eine Reinigung. Die Möbel sind alt, klapperig und unbequem, und das Ambiente wenig einladend. Trotz alledem haben wir Hunger, und die junge Crew macht einen engagierten und freundlichen Eindruck und kümmert sich rührend um uns.

So bestellen wir beherzt Speis und Trank und hoffen, dass die Küche die weniger angenehmen Seiten des Hauses schnell in den Hintergrund treten lässt. Steffi entscheidet sich für Meeresfrüchte und findet das Gericht durchaus akzeptabel. Ich entscheide mich für einen Burger mit klangvollem französischem Namen, den ich nicht verstehe, und greife damit heftig daneben.

Was sich zwischen den beiden Brötchenhälften befindet, ist durch und durch vegetarisch zubereitet. Bei den Salatbestandteilen und den Saucen ist das in diesem Fall auch in Ordnung. Das ebenfalls vegetarische Patty ist für mich allerdings schlichtweg ungenießbar. Ich lege es beiseite und begnüge mich mit den Brötchenhälften und dem wenigen Salat, der dazwischen verblieben ist. Hoffentlich gibt unser Kühlschrank später am Abend noch etwas her.

Was wir hier zu zahlen haben, ist auch nicht wenig. Aber meine Unzufriedenheit mit dem Burger ist eigentlich meine eigene Schuld, angesichts meiner Unfähigkeit, die französische Speisekarte richtig zu interpretieren. In Gedanken wünschen wir der jungen Crew des L’Oyat, dass sie es schaffen, in den nächsten Jahren hier einen besseren Ort daraus zu machen.

Dann geht es zurück zum Wohnmobil. Wir sitzen noch eine ganze Weile draußen, bis die Sterne über uns zu glitzern beginnen.

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Montalivet
Montalivet

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Messeix – Montalivet https://www.mit-uns-entdecken.de/messeix-montalivet/ Mon, 05 Jun 2023 23:15:19 +0000 https://www.mit-uns-entdecken.de/?p=29783 Heute nochmal eine lange Strecke. Es geht nach Montalivet an den Atlantik wo wir uns an den Strand legen und den Abend in dem kleinen Seebad verbringen. Ein holpriger Start […]

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Heute nochmal eine lange Strecke. Es geht nach Montalivet an den Atlantik wo wir uns an den Strand legen und den Abend in dem kleinen Seebad verbringen.

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Ein holpriger Start in den Tag

Der Start unserer heutigen Etappe ist mit Hindernissen verbunden. Als wir nach einem guten Frühstück aufbrechen wollen, meldet sich erneut die Ölstandskontrolle des Motors. Diesmal lautet die Anzeige nicht wie vor einigen Tagen “Ölstand kontrollieren”, sondern “Motoröl nachfüllen”. Oh, das wird wohl höchste Zeit, wie auch ein Blick auf den Ölmesstab zeigt. Das sollte nach dem Start unsere erste Pflicht sein.

Doch der Aufbruch gestaltet sich nicht einfach. Als wir den Code unseres Parktickets am Automaten eingeben, will sich die Schranke partout nicht öffnen. Wir versuchen es mehrfach, jedoch ohne Erfolg. Stattdessen erscheint eine für uns nicht nachvollziehbare Fehlermeldung im Display – technisches Kauderwelsch. Wir rufen die angegebene Telefonnummer für solche Fälle an. Der Anruf führt uns in eine Warteschleife mit französischen Ansagen, die wir leider nicht verstehen.

Hilfe im Rathaus

Also mache ich mein Fahrrad startklar und rolle hinunter in den Ort. Vielleicht kann uns jemand im kleinen Rathaus helfen, an dem wir gestern Abend vorbeikamen. Und tatsächlich, der Empfang im Hôtel de Ville in der Rue de Merisiers ist besetzt, und ich werde freundlich empfangen. Eine Dame spricht Englisch und versteht sofort mein Problem. Sie telefoniert und bedeutet mir dann, zum Wohnmobil zurückzukehren. Es werde jemand kommen, um uns zu befreien.

Also geht es wieder bergauf hinaus aus Messeix. Die Steigung ist beträchtlich, und ich lege die kleinste Übersetzung ein. Dabei passiert das nächste Missgeschick: Die Kette springt ab und verklemmt sich zwischen der Zahnkranzkassette und den Speichen. Also stelle ich das Rad auf den Kopf und greife mit Herz in die verschmierte Kette. Die Operation gelingt, aber ich hätte mir Handschuhe gewünscht, denn meine Hände sind nun ein einziges Öl-Schmierwerk.

Endlich freie Fahrt

Am Wohnmobilstellplatz angekommen, sind bereits drei Retter mit zwei Autos angerückt. Sie haben die Wartungstür des Automaten geöffnet und schauen etwas ratlos. Irgendwie bringen sie den Schlagbaum dann doch dazu, sich zu öffnen, und wir können endlich weiterfahren. Die fälligen sieben Euro drücken wir ihnen passend in die Hand. Wegen des Ärgers, den wir hatten, scheint damit wohl niemand gerechnet zu haben. Umso herzlicher werden wir verabschiedet. Das ganze Missgeschick hat uns eine Stunde gekostet.

Am Parkplatz gegenüber dem Friedhof halten wir nochmals an, um uns für den Tag zu sortieren. Ich versuche, die Schmiere von den Händen zu bekommen, und wir überlegen, wo wir bald Motoröl finden könnten.

Auf der Suche nach Motoröl

Das sollte am besten an einer Autobahnraststätte zu erledigen sein. Also entscheiden wir uns für die Weiterfahrt auf direkter Route Richtung Bordeaux. Nach zwanzig Kilometern erreichen wir endlich die Autobahn. Bis zur nächsten Tankstelle müssen wir allerdings noch weitere 50 Kilometer fahren. Wir sind erleichtert, als wir die E.Leclerc AUTOROUTE STATION SERVICE AIR DE LA CORRÈZE erreichen, ohne dass eine weitere Kontrollleuchte aufleuchtet. Das passende Öl ist natürlich vorhanden und schnell nachgefüllt. Wir nehmen uns vor, nun regelmäßig einen Blick auf den Ölmesstab zu werfen.

Die E.Leclerc AUTOROUTE STATION SERVICE AIR DE LA CORRÈZE ist übrigens eine sehr großzügig gestaltete Anlage. Kein Vergleich zu den deutschen Pendants von der Tank+Rast AG. Die Sache mit der Maut hat eben nicht nur Nachteile.

Durch das wunderschöne Périgord

Gegen 12:15 Uhr geht es bei bestem Wetter weiter. Die Autobahn führt nun mitten durch das wunderbare Périgord vorbei an alten und einzigartigen Städten wie Sarlat und Les Eyzies. Wir sind versucht, abzubiegen und in diese herrliche Landschaft einzutauchen, doch wir widerstehen! Schließlich haben wir für unsere vier Wochen ganz andere Ziele geplant.

Eine Stunde später wollen wir nochmals eine Pause einlegen und fahren von der Autobahn nach Saint-Léon-sur-l’Isle. Dort kennen wir einen wunderbaren, schattigen Platz direkt am Fluss. Wir breiten unseren Mittagsimbiss an einem der Tische aus und genießen die Ruhe sowie den Blick auf das Wasser. Gleich nebenan steht ein Angler im Wasser und versucht sein Glück mit Fliege, Schnur, Rolle und Rute. Sein Hund, ein schöner Weimaraner, tobt währenddessen auf der Krone des Wehrs herum, auf der er trotz oder wegen seiner nassen Pfoten vergnügt balanciert.

Ankunft in Montalivet-les-Bains

Gegen 13:50 Uhr reißen wir uns von dieser Idylle los und nehmen den letzten Abschnitt des Tages in Angriff. Es geht wieder auf die A 89. Eine halbe Stunde später überqueren wir bei Libourne die Dordogne. Ihr Wasserstand ist niedrig, und die Ufer sind von braunem Schlamm gezeichnet. Es ist Ebbe am Atlantik, und die Gezeiten reichen hier weit ins Land.

Dabei fällt uns ein, dass uns noch ein wichtiger Ausrüstungsgegenstand für eine Tour nach Spanien fehlt. Wir brauchen noch die dort obligatorische Warntafel für unseren Fahrradträger am Heck. Steffi prüft im Internet die Optionen eine in Bordeaux zu bekommen. Leider hat der entsprechende Händler vor Ort heute am Montag geschlossen.

Also kein Grund dorthin einen Abstecher zu machen. So durchfahren wir Bordeaux auf dem nördlichen Stadtring. Auf der Pont de Aquitaine geht es über die Garonne, die sich einige Kilometer stromab mit der Dordogne zur Gironde vereint. Diesem Strom werden wir auf unserer Tour nochmal einmal begegnen. Die Fahrbahn der Brücke liegt über 50 Meter über dem Fluss. Wir fragen uns, ob das noch immer ausreicht um die neuesten Ozeanriesen passieren zu lassen. Denn als die Brücke Ende der 60er Jahre in Betrieb ging hat sicher noch niemand an die Ausmaße von Kreuzfahrtschiffen der heutigen Tage gedacht.

Von Bordeaux sind es noch gute 90 Kilometer bis nach Montalivet-les-Bains, wo wir gegen 17:00 Uhr eintreffen. Wir fahren hinaus zu unserem altbekannten Standplatz an den Dünen, wenden und parken direkt hinter der großen Stranddüne. Zu unserer Überraschung stehen an dieser beliebten Stelle heute nur zwei weitere Camper. Uns soll es recht sein – je weniger Nachbarn, desto ruhiger.

Abend in Montalivet

Abends fahren wir mit dem Rad nach Montalivet und erleben einen Ort nach der Corona-Pandemie. Unser Lieblingsrestaurant, die Brasserie Café Les Dunes, ist verwaist. Also leider keine Moules in Weißwein mit Blick von der Terrasse auf das Meer. Das übrige Angebot entlang der Avenue de l’Océan ist ebenfalls ausgedünnt, und die Preise sind entsprechend gestiegen. Wir kehren ins Restaurant Chez Jaenot ein. Zwei Burger schlagen mit 30 Euro zu Buche, und mit Getränken landen wir bei 56 Euro – deutlich teurer als vor drei Jahren.

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Ein Denkmal und eine Geschichte

Erstmals fällt uns dort, mitten auf dem Platz, ein offenbar neuer Gedenkstein auf. Über dem Schriftzug “OPERATION FRANKTON HMS TUNA” befindet sich ein Emblem mit einem stilisierten Thunfisch, darüber ein Anker und ein Tau, umschlossen von einem Eichenlaubkranz. Zunächst können wir uns darauf keinen Reim machen.

Also googeln wir ein wenig, während wir auf der kleinen Mauer sitzen, die den Platz umgibt, aufs Meer und die immer tiefer sinkende Sonne schauen. Schnell hat die Suchmaschine etwas Passendes gefunden.

Die Operation Frankton fand mitten im Zweiten Weltkrieg statt und startete nicht weit von hier. 16 Kilometer vor der Gironde-Mündung brachen Anfang Dezember 1942 zehn Männer in Faltkajaks vom englischen U-Boot Tuna auf. Ihr Ziel war es, in mehreren Nächten den über 100 Kilometer entfernten Hafen von Bordeaux zu erreichen. Dort sollten sie die im Hafen liegenden Schiffe mit Haftminen angreifen. Der Rückmarsch war über das damals neutrale Spanien geplant.

Die Operation wurde jedoch durch hohen Wellengang, Niedrigwasser und Missgeschicke der Besatzung stark beeinträchtigt. Letztlich erreichten nur zwei der fünf Boote Bordeaux. Dort konnten sie an mehreren Schiffen einigen Schaden anrichten – jedoch nichts, was nicht nach einiger Zeit wieder repariert werden konnte.

Nur zwei der Männer fanden den Weg zurück nach Hause. Zwei kenterten noch draußen vor der Gironde und starben an Unterkühlung. Die anderen wurden auf ihrem Weg nach Spanien entdeckt, den Deutschen übergeben und hingerichtet.

Mit dieser Geschichte im Gepäck geht es zurück zum Wohnmobil. Dort schauen wir noch so lange über die Düne bis die Sonne hinter dem Horizont versinkt.

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Breisach – Messeix https://www.mit-uns-entdecken.de/breisach-messeix/ Sun, 04 Jun 2023 23:30:34 +0000 https://www.mit-uns-entdecken.de/?p=29780 Bei bestem Wetter starten wir unsere Reise von Breisach am Rhein und fahren mitten hinein nach Frankreich. Stundenlang sind wir auf den gut ausgebauten Autobahnen und Nationalstraßen unterwegs. Unterwegs gönnen […]

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Bei bestem Wetter starten wir unsere Reise von Breisach am Rhein und fahren mitten hinein nach Frankreich. Stundenlang sind wir auf den gut ausgebauten Autobahnen und Nationalstraßen unterwegs. Unterwegs gönnen wir uns einen kleinen Abstecher zum Canal du Centre, um dort eine verspätete Mittagspause einzulegen. Nach dieser Stärkung fahren wir weiter in Richtung Südosten, um den Abend und die Nacht auf dem Wohnmobilstellplatz in der ehemaligen Bergbaugemeinde Messeix zu verbringen.

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Der erste Tankstopp

Nach einem guten Frühstück starten wir gegen 09:20 Uhr vom großen Wohnmobilstellplatz in Breisach am Rhein. Bevor wir uns auf die Strecke ins Herz Frankreichs begeben, müssen wir noch einmal tanken. Das erledigen wir am “Tankcenter Europoint … die etwas andere Tankstelle” direkt an der Zufahrt zur Rheinbrücke in Breisach. Warum sie als “etwas andere Tankstelle” beworben wird, erschließt sich uns nicht – es sei denn, der Grund liegt darin, dass sie nicht zu den großen Tankstellenketten gehört. Der Preis ist es jedenfalls nicht: Mit 1,569 Euro pro Liter Diesel liegt er im üblichen Bereich. Wir tanken 52,69 Liter, was bedeutet, dass unser Verbrauch auf den letzten 555 Kilometern durchschnittlich 10,5 Liter Diesel pro 100 Kilometer betrug – ein Wert, mit dem wir angesichts der Größe unseres Campers zufrieden sind.

Durch das Elsass nach Burgund

Gegen 09:30 Uhr geht es weiter. Wir erreichen schnell die Auffahrt Bad Krozingen auf die A5 und fahren rund 30 Kilometer nach Süden. Rechts von uns liegt der südliche Schwarzwald, dessen Berge nach Süden immer flacher werden und in der Ebene verschwinden. Kurz darauf versperrt uns ein Wald den Blick auf das Gebirge – vermutlich Reste des einst riesigen Auwaldes des Rheins, der durch die Begradigung des Flusses weitgehend verschwunden ist.

Am Kreuz Neuenburg wechseln wir auf die französische A35. Die Rheinbrücke auf deutscher Seite ist etwas holprig, aber dahinter wird die Strecke wieder besser. Ein blaues Schild mit orangefarbener Schrift heißt uns im Département Haut-Rhin willkommen, kurz darauf folgt ein weiteres Schild für die Region Grand Est.

Vorbei an Mulhouse und der erste Mautpunkt

Vor Mulhouse sehen wir eine Ausfahrt mit dem Hinweis “Citroën-Peugeot” – sie führt zum Werk Sausheim des Stellantis-Konzerns, das den Raum Mulhouse zu einem wichtigen Standort der französischen Automobilproduktion macht. Die Bedeutung der Branche zeigt sich auch daran, dass Mulhouse die Heimat des “Musée National de l’Automobile” ist.

Wir lassen Mulhouse hinter uns und folgen der A36 weiter Richtung West-Südwest. Um 10:22 Uhr passieren wir kurz vor Belfort die erste Mautstation. Am “Gare de Fontaine-Lavier” werden für 33 Kilometer 4,70 Euro fällig. Dank des geringen Verkehrsaufkommens an diesem Sonntag und der acht offenen Mautspuren geht es schnell. Die Kassenhäuschen mit Personal sind längst verschwunden – heute zahlt man bar oder mit Kreditkarte an Automaten. Die Bedieneinheiten sind hoch für Lkw-Fahrer und tief für Pkw-Fahrer angebracht, sodass wir mit unserem Kastenwagen immer irgendwie dazwischen liegen. Vielleicht sollten wir uns für künftige Reisen eine Mautbox zulegen, um die Telepéage-Spuren zu nutzen, bei denen kein Halt nötig ist.

Durch das Tal des Doubs

Zwischen Belfort und Montbéliard ist die Autobahn mautfrei – eine Besonderheit des französischen Mautsystems, das in vielen urbanen Regionen kostenlose Autobahnabschnitte ermöglicht. So wird der innerstädtische Verkehr entlastet. Hinter Montbéliard erreichen wir die nächste Mautstation, ziehen aber nur ein Ticket, das wir bis zur nächsten Station aufbewahren müssen.

Nun haben wir Zeit, die schöne Landschaft zu genießen. Die A36 folgt dem Tal des Doubs. Eine erste Pause legen wir wie im Vorjahr am Aire du Bois des Potets ein. Wir wechseln auf die A31 und bei Beaune auf die A6, die uns ein Stück nach Süden führt. Gegen 12:30 Uhr erreichen wir Chalon-sur-Saône und wechseln auf die Nationalstraße 80. An der Autobahnausfahrt lösen wir unser letztes Mautticket ein: Für 213 Kilometer werden 30,80 Euro fällig – ein Wert von etwa 14 Cent pro Kilometer, den man sich für mautpflichtige Autobahnen in Frankreich merken kann.

Pause am Canal du Centre

Die N80 wurde in den letzten Jahren abschnittsweise zur vierspurigen Schnellstraße ausgebaut. Vor Paray-le-Monial erinnern wir uns an einen Übernachtungsplatz am Canal du Centre den wir schon im letzen Jahr genutzt haben. Da wir bereits 470 Kilometer hinter uns haben, nutzen wir die Gelegenheit für eine längere Pause. Wir verlassen die Nationalstraße und fahren nach Pont-de-Bord am Canal du Centre. Am Kanalufer verbringen wir eine Stunde, entspannen uns und genießen die Stille. Die Versuchung, die Nacht hier zu verbringen, ist groß – doch wir möchten morgen den Atlantik erreichen und entscheiden uns, weiterzufahren, um die restliche Strecke auf etwa 400 Kilometer zu reduzieren.

Die letzte Etappe nach Messeix

Gegen 14:50 Uhr geht es weiter. Wir folgen dem Canal du Centre bis Paray-le-Monial. Einige Hausboote ziehen gemächlich vorbei – eine reizvolle Art des Reisens. Hinter Paray-le-Monial erreichen wir die N79, die uns bis Moulins führt.

Bei Moulins fahren wir auf die N7 in Richtung Vichy. Mehrere Versuche, einen Stellplatz im Tal der Allier zu finden, bleiben erfolglos. Gegen 16:00 Uhr erreichen wir die A719 und nehmen sie bis zur A71, wo wir erneut ein Mautticket ziehen. Bald darauf wechseln wir auf die A89 und fahren entlang des nördlichen Zentralmassivs. Bald schon grüßen rechts die längst erloschen und von der Erosion rundgeschliffenen Vulkan der Auvergne. Die begleiten uns noch, als wir A89 50 Kilometer weiter verlassen.

Die Zufahrt nach Messeix ist lang und verwinkelt, aber um 19:30 Uhr kommen wir an.

Ein verdienter Abschluss des Tages

Der Stellplatz ist neu eingerichtet, asphaltiert und bietet drei mit einer Pergola beschatteten Sitzecken mit herrlichem Blick auf die Berge der Auvergne. Wir sind zunächst die einzigen Gäste und bereiten uns ein gutes Abendessen. Zwei Steaks landen auf unserem neuen Campinggrill, den wir erstmals testen – er besteht die Feuerprobe mit Bravour, trotz des auffrischenden Windes.

  • Wohnbmobilstellplaz Messeix
  • Wohnbmobilstellplaz Messeix
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  • Es wird Nacht Wohnbmobilstellplaz Messeix

Der Wind bringt Wolken mit sich, und bald beginnt es zu regnen. Wir ziehen uns in den Camper zurück. Spät am Abend gesellt sich ein weiterer Camper zu uns, während der Vollmond mit den abziehenden Regenwolken ein spektakuläres Schauspiel am Himmel inszeniert.

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Riechheim – Breisach https://www.mit-uns-entdecken.de/riechheim-breisach/ Sat, 03 Jun 2023 22:23:04 +0000 https://www.mit-uns-entdecken.de/?p=29727 Von Erfurt geht es über den Thüringer Wald in Richtung Süden. Vorbei. an der fränkischen Metropole Würzburg halten wir auf Stuttgart und den Schwarzwald zu, den wir von Ost nach […]

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Von Erfurt geht es über den Thüringer Wald in Richtung Süden. Vorbei. an der fränkischen Metropole Würzburg halten wir auf Stuttgart und den Schwarzwald zu, den wir von Ost nach West überqueren um in Breisach am Rhein ein erstes Etappenziel zu erreichen. Es ist der Auftakt zu unserer Sommerreise nach Frankreich und Nordspanien im Juni 2023.

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Start in Erfurt

In diesem Jahr werden wir erstmals mit dem eigenen Camper auf große Tour gehen. Eigentlich wollten wir am Samstag, dem 3. Juni 2023, in aller Ruhe aufbrechen. Das meiste an Ausrüstung und Gepäck hatten wir bereits im Laufe der Woche ins Wohnmobil gebracht. Trotzdem mussten vor der Abfahrt noch der Laptop, die Fotoausrüstung, die persönlichen Sachen und einiges mehr aus der Wohnung in den Camper gebracht werden. Doch das war am Samstag nicht möglich. Ein großes Straßenfest vor dem Haus und eine Megabaustelle dahinter verlegten den nächstgelegenen Parkplatz in weite Ferne.

Deshalb entschieden wir uns, die letzten Sachen bereits am Freitag nach Feierabend zu verladen und dann aufzubrechen. Zu dieser Zeit konnten wir noch vor dem Haus parken. Also brachten wir gegen 17:00 Uhr alles ins Auto und besorgten noch Lebensmittel für das Abendbrot und das Frühstück.

So starteten wir am frühen Abend des 2. Juni 2023 und nahmen eine erste, wenn auch sehr kurze Etappe in Angriff. Nach etwa einer halben Stunde Fahrt erreichten wir den Wanderparkplatz am Riechheimer Berg südlich von Erfurt.

Dort blieben wir für eine Nacht und genossen das schöne Panorama. Der Blick reichte vom Thüringer Wald über das Burgenensemble der Drei Gleichen bis in das südliche Thüringer Becken. Ganz links war die markante Kuppel des Singer Berges zu sehen, weit vor dem Kamm des Thüringer Waldes. Weiter rechts, in der Ferne, oben auf dem Kamm des Waldes, erblickten wir die Doppelspitzen des Panorama-Hotels in Oberhof. Noch weiter rechts ragte der mächtige Inselsberg mit der bekannten Funkturmspitze auf.

Weit vor dem Gebirgskamm, fast schon in der Ebene, erhoben sich drei auffällige Kalksteinberge, gekrönt von drei Burgen: die Wachsenburg, die Mühlburg und die Burg Gleichen. Dieses Ensemble gilt als eines der bekanntesten Burgenensembles in Mitteldeutschland. Rechts davon lag der Seeberg, der die alte Residenzstadt Gotha mit ihrem mächtigen Schloss Friedenstein verdeckte. Dann schloss sich das weite Thüringer Becken an. Dahinter zeichneten sich im Dunst schemenhaft die Höhenzüge des Hainichs ab.

Mit der immer tiefer sinkenden Sonne wurde die Landschaft in warmes Licht getaucht. Als sie hinter dem Willrodaer Forst rechts von uns verschwand, begannen unten im Tal tausende Lichter, die Szenerie zu illuminieren.

3. Juni 2023 – bis an den Rhein

Unser Start erfolgte am Riechheimer Berg. Bevor es richtig losging, mussten wir noch frische Lebensmittel für die nächsten Tage besorgen.

Dafür bot sich das Ilmkreiscenter am Stadtrand von Arnstadt an, wo wir die Einkäufe schnell erledigten. Lebensmittel von Aldi sowie Brot und Brötchen von der Bäckereikette Helbig sollten uns über die kommenden Tage versorgen. Beim Tanken an der dort ansässigen BFT-Tankstelle erlebten wir jedoch ein kleines Ärgernis: Als wir auf das Gelände fuhren, wurde der Dieselpreis mit 1,539 € pro Liter angezeigt. Ein guter Preis, wie wir fanden. So tankten wir, ohne genau auf die Preisanzeige an der Zapfsäule zu achten. Beim Bezahlen folgte dann die Überraschung: Der Kassenbon wies 1,589 € pro Liter aus. Wir fühlen uns im schlechtesten Sinne des Wortes “bedient”, zumal uns das bei BFT bereits schon einmal passiert war.

Nach dem Tanken meldete das Display in der Instrumententafel unseres neuen Campers dann auch noch “Motorölstand kontrollieren”. Doch das wollten wir jetzt wirklich nicht. Wir wollten endlich los und taten das auch.

Über den Thüringer Wald

Nicht weit entfernt fuhren wir an der Ausfahrt Arnstadt-Süd auf die A71. Unsere Route führte uns nach Süden, vorbei an Ilmenau und über die Brücken über die Täler des Reichenbachs und der Zahmen Gera. Immer näher rückte das Gebirge heran, bis es uns förmlich verschluckte. Wir durchquerten die Tunnel Alte Burg, den Rennsteigtunnel, den Tunnel Hochwald und den Tunnel Berg Bock, und führen quasi unter dem Thüringer Wald hindurch. Diese Trasse nach Süden, die wir seit ihrer Eröffnung im Jahr 2003 zu schätzen gelernt haben, machte die Fahrt angenehm. Hinter den Tunneln ging es dann etwas langsamer voran, da die Strecke wegen einer Baustelle auf einige Kilometer nur noch zweispurig befahrbar war. Nach 20 Jahren Betrieb war wohl eine neue Fahrbahndecke fällig.

Rechts von uns erhob sich ein markanter Berg: der Dolmar. Eigentlich gehört er nicht in diese Region, denn er ist der Rest eines erloschenen Vulkans, der geologisch zur Rhön zählt. Normalerweise befinden sich diese alten Vulkane auf der anderen Seite des Werratals, das wir wenige Kilometer weiter überquerten. Anschließend fuhren wir durch den Tunnel Eichelberg und ließen Thüringen hinter uns.

Vorbei an Schweinfurth und Würzburg

Spätestens hier kam Urlaubsstimmung auf. Wir blickten über eine unspektakuläre, aber schöne Landschaft. Rechts erhoben sich die Höhenzüge der Rhön, davor erstreckten sich grüne und gelbe Felder. Der Raps war in diesem Jahr noch nicht verblüht. Dazwischen lagen alte Dörfer mit ihren roten Dächern. Wir freuten uns auf den kommenden Monat.

Unsere Route führte uns vorbei an Schweinfurt und Würzburg. Die jahrelange Baustelle auf der A3 bei Würzburg war endlich fertiggestellt, sodass das frühere Nadelöhr zwischen München und Frankfurt beseitigt war. Weiter ging es auf der A81 nach Süden. Wir kamen gut voran, besser als auf der alternativen Strecke über Frankfurt – zumindest war das unser Eindruck. Das lag möglicherweise auch daran, dass es Samstag war und der Berufsverkehr sowie der Lkw-Verkehr die Autobahn nicht so stark belasteten.

Bis an den Schwarzwald

Unsere Strecke führte uns über die Täler von Tauber, Jagst, Kocher und Neckar. Fast im Halbstundentakt lassen wir diese Flüsse hinter uns. Einige der Brücken wurden gerade erneuert, sodass sie nur zur Hälfte befahrbar waren. Trotzdem floss der Verkehr weitgehend reibungslos.

Ab Ludwigsburg und vorbei an Stuttgart wurde der Verkehr dann dichter. Wir blieben auf der A81 zwischen der Schwäbischen Alb und dem Schwarzwald, fuhren vorbei an Villingen-Schwenningen und verließen an der Abfahrt Geisingen die Autobahn. Dann wechselten wir auf die B31, um nach Westen über den Schwarzwald zu gelangen. Bei schönem Wetter ist das immer eine reizvolle Strecke.

Über den Schwarzwald nach Freiburg

Zunächst folgt die Route der offenen Landschaft des noch jungen Donautals und überquert dabei mehrfach den Fluss. Als Ortsumgehung führt sie südlich an Donaueschingen vorbei. Den ersten Ausläufer der Berge unterquert die Straße im Tunnel Döddingen. Danach geht es kontinuierlich bergauf, bis wir an der Ausfahrt Friedenweiler mit 934 Metern über dem Meer den höchsten Punkt der Route über den Schwarzwald erreicht haben. Dabei beginnt der Wald gerade erst.

Bei Neustadt überquert die Straße in fast 100 Metern Höhe auf der Gutach-Talbrücke die Gutach und die Höllentalbahn. Der Blick hinunter auf Neustadt, das sich scheinbar vor uns im ganzen Tal ausbreitet, ist beeindruckend. Schnell geht es weiter vorbei an Titisee und Hinterzarten, bevor wir in drei, vier Kehren vorbei an der Ravennaschlucht hinunter an den Höllenbach fahren. Gemeinsam mit den Gleisen der Höllentalbahn rollen wir nun stetig hinab auf Freiburg zu.

Es ist mittlerweile fast 16:00 Uhr, und nach knapp sechs Stunden im Auto sehnen wir uns nach einem Ende der heutigen Etappe. Die App Park4Night zeigt uns in der Nähe der Ausfahrt Buchenbach einen Stellplatz am Wanglerhof an. Der ist schnell erreicht. Es stellt sich aber heraus, dass es sich eher um einen Abstellplatz für nicht mehr genutzte Wohnwagen handelt. Vielleicht sind es aber auch Dauercamper. Egal wie dem auch sei: Das Umfeld erscheint uns wenig einladend, weshalb wir uns zurück auf die Bundesstraße begeben.

Erfolglose Stellplatzsuche am Kaiserstuhl

Ein Abstecher nach Stegen erweist sich ebenfalls als Fehlversuch. Gegen 16:20 Uhr durchqueren wir Freiburg und versuchen erneut unser Glück in Ihringen am südlichen Kaiserstuhl. Dort soll es einen Stellplatz am Weingut Schweizer geben, was vielversprechend klingt. Also fahren wir auf einer schönen Route durch die Dörfer am südlichen Kaiserstuhl.

Als wir gegen 16:45 Uhr am Weingut Schweizer ankommen stellen wir jedoch fest, dass uns dieser Ort zu modern ist. Wir befinden uns in einem Gewerbegebiet, in dem das Weingut eine moderne Wohn- und Produktionsstätte errichtet hat. Neben einer Halle aus neuzeitlichen Betonelementen sind einige Plätze für Wohnmobile reserviert. Auch dieser Ort spricht uns nicht an. Wir hatten eher auf einen lauschigen Fachwerkhof mit eigener Besenwirtschaft gehofft.

Ankunft in Breisach

Wir beenden die weitere Suche und fahren nach Breisach, hinüber auf die Landzunge zwischen Altrhein und Grand Canal d’Alsace. Dort soll es in einem Park einen Stellplatz direkt am Wasser geben. Doch auch das stellt sich als Irrtum heraus – hier ist das Übernachten mittlerweile verboten.

Als Alternative gibt es an der Hauptstraße einen neu eingerichteten Platz mit wenig Charme. Also fahren wir zurück auf die deutsche Seite und steuern den großen Wohnmobilstellplatz direkt am Rhein an. Dieser ist bereits gut gefüllt, aber in der zweiten und dritten Reihe sind noch ausreichend Plätze vorhanden. So können wir kurz nach 17:00 Uhr und nach 570 Kilometern die Etappe für heute beenden. Die Ölkontrolle hatte sich übrigens nicht noch einmal gemeldet.

Eine kleine Radtour zum Abschluss des Tages

Doch der Tag ist für uns noch nicht vorbei. Bevor wir zu einer kleinen Radtour aufbrechen, muss ich mein Fahrrad warten. Obwohl ich es zum ersten Mal mache, sind die Bremssteine an Vorder- und Hinterrad schnell gewechselt.

Unterhalb des Breisacher Münsterbergs fahren wir in Richtung Rheinuferstraße.

Breisacher Münsterberg
Breisacher Münsterberg

Dort haben zwei Flusskreuzfahrtschiffe festgemacht. Weiter geht es unter der Straßenbrücke hindurch zur Staustufe Breisach. Das mächtige Wehr überspannt fast die gesamte Breite des Altrheins. Nur auf unserer Seite schließt sich an das Wehr eine Schleuse an.

Sie wurde Mitte der 1960er Jahre erbaut und ist mit ihren 67 Metern Länge und 9,05 Metern Breite nicht mehr auf dem neuesten Stand. Für die modernen Flusskreuzfahrtschiffe der Reedereien Viking oder A-Rosa, die deutlich länger als 100 Meter und breiter als 11 Meter sind, ist sie längst zu klein. Diese Schiffe müssen die Schleuse Vogelgrün am parallel zum Altrhein verlaufenden Grand Canal d’Alsace nutzen. Die größere der beiden Kammern dort ist 180 Meter lang und kann Schiffe mit einer Breite von bis zu 22,7 Metern aufnehmen.

Durch die Natur am Altrhein entlang

Nun fahren wir auf dem gut ausgebauten Rheindamm stromaufwärts. Vorbei am Restaurant Rheinpromenade, der Jugendherberge und dem Bootshaus des Breisacher Rudervereins geht es in die Natur. Rechts von uns liegt der breite, kanalisierte Altrhein. Weit vor uns erheben sich die Berge des Schwarzwaldes. Links von uns erstreckt sich ein dichter, kaum durchdringlicher Laubwald.

Bald erreichen wir ein erstes und kurz darauf ein zweites modernes Einlassbauwerk. Mit diesem kann kontrolliert Wasser aus dem Fluss in den Wald zwischen Altrhein und Möhlin geleitet werden – eine Einrichtung, die sowohl dem Hochwasser- als auch dem Naturschutz zugutekommt. Im Falle eines Hochwassers kann ein Teil der Wassermassen in den rein forstwirtschaftlich genutzten Wald umgeleitet werden. Bei Trockenheit steht immer ausreichend Rheinwasser zur Verfügung, um das wertvolle Feuchtgebiet vor einer Austrocknung zu bewahren. Eine Fischtreppe ermöglicht den Fischen zudem den Wechsel zwischen den beiden Revieren – Auwald und Fluss.

Wenige hundert Meter weiter haben wir die Gelegenheit in den Auwald hineinzufahren. Auf einem Weg mitten durch den Wald geht es dann zurück in Richtung Breisach. Der Auwald verdient dort ganz sicher den positiv besetzten Beinamen “Grüne Hölle”. Das Grün umfasst uns und den Weg fast vollständig. Selbst der Blick nach oben zeigt auf dem nicht gerade schmalen Weg kaum einen Blick in den Himmel. Nur weit vorn, wie ein Licht am Ende des Tunnels leuchtet freies Land. Wir fahren einige dutzend Meter und habe nun linker Hand noch ein kleines Fenster entdeckt. Das lässt uns entlang eines kleine Fließes bis zum Rheindamm blicken.

  • An der Staustufe Breisach
  • Auf dem Rheindamm - Breisach
  • Fenster zum Altrhein - Breisach
  • Im Auwald bei Breisach
  • Einlaufbauwerk - bei Breisach
  • Der Tag neigt sich dem Ende zu - Altrhein Breisach

Dann erreichen wir wieder die offene Stadtrandlandschaft und den Rheindamm. Der Blick über den Fluss von dort aus zeigt uns, dass der Tag beginnt sich seinem Ende zuzuneigen. Dort wo der Rheindamm auf die Rheinufer Straße trifft entdecken wir noch ein paar interessante Informationstafeln die von der Rheinbegradigung und dem aktuellen Maßnahmen zu Hochwasserschutz in der Gegend erzählen.

Ein gelungener Tagesausklang

Schließlich kehren wir in die Stadt zurück. Doch bevor wir den Aben ausklingen lassen, halten wir am “Weinbrunnen am Anleger”. Neben einem kleinen Imbiss bestellen wir auch den besonders angepriesenen “Sommerwein”. Leider stellt sich dieser als Enttäuschung heraus – insbesondere, wenn man bedenkt, dass der Kaiserstuhl ein exzellentes Weinanbaugebiet ist. Trotzdem lassen wir die Flasche natürlich nicht verkommen. Doch wegen eines Weines werden wir hier wohl nicht noch einmal einkehren.

Danach machen wir einen letzten Stopp im Eiscafé Incontro. Dort holen wir uns zwei hervorragende Eisbecher und genießen sie im Garten. Während wir essen, beobachten wir das bunte Treiben. Der Laden brummt auch um 21 Uhr noch – Familien mit Kindern, Nachbarn vom Wohnmobilstellplatz, Biker die ihre schweren Maschinen gerade auf dem Parkplatz nebenan abgestellt haben, Senioren und Radler in schickem Dress, sie alle können dem leckeren Eis nach italienischer Machart nicht widerstehen.

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Für uns geht es zurück zum Wohnmobil, wo wir den Tag beenden – jedoch nicht, ohne über unsere Weiterreise nach Spanien nachzudenken.

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Frankreich 2022 – ein Fazit https://www.mit-uns-entdecken.de/frankreich-2022-ein-fazit/ Wed, 24 Aug 2022 18:52:13 +0000 https://www.mit-uns-entdecken.de/?p=31199 Im Sommer 2022 waren waren wir in verschiedensten Landschaften in Frankreich unterwegs. In 30 Reisetagen legten wir inklusive der Anreise aus Thüringen 5.643 Kilometer im gemieteten Wohnmobil zurück. Unsere Reiseroute […]

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Im Sommer 2022 waren waren wir in verschiedensten Landschaften in Frankreich unterwegs. In 30 Reisetagen legten wir inklusive der Anreise aus Thüringen 5.643 Kilometer im gemieteten Wohnmobil zurück.

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Unsere Reiseroute

Von Deutschland an die Ardéche

Wir schon so oft starten wir am Hof des Erlebnisfachmarktes in Bad Langensalza, von wo wir uns erstmals mit einem Kastenwagen auf den Weg machen. Durch Thüringen, Hessen und Rheinland-Pfalz geht es nach Drusenheim am Rhein und erreichten so Frankreich. Am nächsten Tag führt unser Route über die Route des Crêtes in den Vogesen bis zum Grand Ballon, dem höchsten Gipfel des Gebirges. Anschließend geht es weiter nach Paray-le-Monial. Dort besuchen wir die bekannte Basilika Sacré-Cœur. Die Reise führt entlang der oberen Loire von Digoin in die Region Ardèche. Eine Etappe auf der wir malerischen Landschaften durchfahren. Auf der Ardèche unternehmen wir eine Kayak-Tour, bei der das Niedrigwasser den Spaß erheblich einschränkt. Ein besonderer Höhepunkt der Reise fand mit dem Besuch der Höhle von Orgnac tief unter der Erde statt.

  • Sonnenuntergang am Grand Ballon
  • Chor und Apsis - Basilika Sacré-Cɶur Paray-le-Monial
  • Pont Canal Digoin - Loire
  • Loirestausee - Loire
  • Auf der Ardeche
  • In der Höhle von Orgnac

Avignon, Camargue und weiter ins Rousselion

Danach erkunden wir die Städte Uzès und Avignon, einschließlich des Papstpalastes und der berühmten Brücke Pont Saint-Bénézet. Die Route führt weiter durch die Camargue nach Saintes-Maries-de-la-Mer, bekannt für seine weißen Pferde und Flamingos. Anschließend ging es im etwas abgelegen Les Cabanes de Fleury nochmal an das Mittelmeer.

  • Uzés
  • Avignon
  • Saint-Maries-de-la-Mer
  • Strand Cabanes de Fleury

An Tarn, Lot und Vezere

Weitere Höhepunkte der Reise warteten mit dem Viadukt von Millau und auf dem Mont Aigoual in den Cevennen auf uns. Wir erlebten die zerklüftete Tarnschlucht von Ispagnac bis nach Millau und verbrachen eine entspannten Abend am Lac de Pareloup. Weiter ging es in das Tal des Lot mit Stopps in Espalion und Conques. Wir besuchen Boisse-Penchot, Rocamadour und Les Eyzies-de-Tayac, bevor es weiter an den Atlantik nach Rochefort und Port-des-Barques ging.

  • Viadukt von Millau
  • In den Cevennen
  • Tarnschlucht
  • Abend am Lac de Pareloup
  • Espallion
  • Conquest
  • Rocamadour
  • südliches Dock - Arsenal Rochefort
  • Port des Barques - Carret-Häuser

An der Atlantikküste nach Norden

In La Rochelle erkunden wir die zauberhafte Altstadt und den Hafen. Die Reise führt uns durch das Marais Poitevin von La Rochelle nach Saint-Vincent-sur-Jard. Wir machen einen Abstecher zur einmaligen Passage du Gios und fahren an der Küste weiter ins verschlafene Port-des-Brochets und das gediegene Kervoyal. Wir machen einen Abstecher auf die Insel Quiberon, sehen die Menhire von Kerherzo und den Plage du Loch.

  • La Rochelle
  • Saint-Vincet-sur-Mer
  • Passage du Gois am Point de vue Passage
  • Port-des-Brochets
  • Île de Quiberon
  • Menhire von Kerherzo
  • Plage du Loc'h

In die Bretagne

Unsere Route führt weiter über Pont-Aven, Concarneau und die Pointe du Raz nach Douarnenez. Wir entdecken das pittoreske Locronan und blicken von der Pointe des Espagnols weit über die fjordähnliche Rade de Brest.
Auf die wilden Küsten der Bretagne stoßen wir am Plage de Kersiauenou und Meneham. Vom Meneham geht es über Plouescat und Roscoff auf die sehr sehenswerte Pointe de Bihit bei Trébeurden. Die Reise führt weiter über Tregastel und Treguier zum Cap Fréhel und nach Saint-Malo.

  • Am Aven - Pont-Aven
  • Concarneau
  • Pointe du Raz
  • Rue de Prieuré - Locronan
  • Pointe des Espangnols
  • Museé Meneham
  • Pointe de Behit
  • Regionales Angebot - Plouescat
  • Roscoff
  • Tregastel
  • frische Ware in Treguir
  • Phare Vabaun
  • Saint Malo

Durch die Normandie und über Rouen und Metz in die Heimat.

Anschließend besuchen sie Bayeux und Arromanches-les-Bains bevor es über Cabourg nach Rouen geht. Die letzte Etappe führt von Rouen nach Metz, bevor sie die Heimreise antreten.

  • Auf der Düne am Plage Cabourg
  • Cathédrale Notre-Dame de Rouen

Wir waren also 30 Tage Kreuz und Quer in Frankreich unterwegs. Von den Vogesen bis an den Atlantik, vom Mittelmeer bis an sie Kanalküste. Wie immer hat uns das Reiseland Frankreich mit seiner unwahrscheinlichen Vielfalt an Landschaften, Menschen und Erlebnissen begeistert und nie enttäuscht. Erstmals mit einem recht kleine Reisemobil unterwegs zu sein war eine überraschend positive Erfahrung für un die manchen Vorteil mit sich brachte.

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Rouen – Metz https://www.mit-uns-entdecken.de/rouen-metz/ Thu, 14 Jul 2022 23:05:00 +0000 https://www.mit-uns-entdecken.de/?p=27814 Bevor wir heute einen großen Schritt Richtung Heimat machen wollen ein wenig die Altstadt von Rouen erkunden. Besonders freuen wir uns auf die große Cathédrale Notre-Dame de Rouen. Aber auch […]

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Bevor wir heute einen großen Schritt Richtung Heimat machen wollen ein wenig die Altstadt von Rouen erkunden. Besonders freuen wir uns auf die große Cathédrale Notre-Dame de Rouen. Aber auch auf die Gassen der Altstadt und das Ufer der Seine sind wir gespannt. Am Nachmittag geht es dann 470 Autobahnkilometer durch die Picardie und die Champange nach Metz.

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Rouen

Das Frühstück gibt es heute gegen 08:30 Uhr vor dem Wohnmobil. Ein herrlicher Frühsommertag kündigt sich am Ufer der Seine in Rouen an. Manche unserer Nachbarn auf dem Wohnmobilstellplatz an der Marina von Rouen sind bereits abgereist.

Wir lassen es hingegen ruhig angehen und wollen die alte Hafenstadt an der Seine erkunden. Gegen 09:30 Uhr machen wir uns mit den Rädern auf den Weg. Vom Stellplatz aus erreichen wir schnell die alten Hafenkais am rechten Ufer der Seine. Heute hat sich das Areal in eine einladende Flanier- und Touristenmeile verwandelt. Die alten Hafenschuppen wurden nach modernsten Standards renoviert – nicht immer mit Rücksicht auf den Denkmalschutz.

In den Schuppen sind nun Bars, Restaurants, Bistros, Sportstudios und mehr untergebracht. Rechts von uns fließt die Seine, die sich hier, 88 Kilometer von ihrer Mündung entfernt, zu einem beeindruckenden Strom entwickelt hat. An den Kais liegen einige Ausflugsschiffe, und auch ein Flusskreuzfahrtschiff hat angelegt. Es steht mit dem Bug stromaufwärts – vermutlich auf dem Weg nach Paris.

Seine-Ufer in Rouen
Seine-Ufer in Rouen

Hinter den Schuppen wurde das ehemalige Pier-Gelände teils mit modernen Wohn- und Geschäftsgebäuden bebaut, teils sind alte Lagerschuppen erhalten geblieben und haben nach ihrer Renovierung neue Bestimmungen gefunden. Wir radeln am Ufer der Seine entlang durch diese interessante Stadtlandschaft, immer mit Blick auf den breiten Fluss und die imposanten Brücken, die ihn überspannen. An der Pont Jeanne d’Arc verlassen wir die Kais. Dank eines Lifts direkt an der Brücke müssen wir unsere Räder nicht mühsam über Treppenstufen hinauftragen.

Von dort sind es nur noch wenige Straßenzüge bis zur Cathédrale Notre-Dame de Rouen.

Cathédrale Notre-Dame de Rouen

Cathédrale Notre-Dame de Rouen
Cathédrale Notre-Dame de Rouen

Als wir den Place de la Cathédrale erreichen, sind wir überwältigt vom Anblick der imposanten Westfassade der Cathédrale Notre-Dame de Rouen. Die mächtigen Türme im Norden und Süden, das reich verzierte Mittelportal mit der eindrucksvollen Fensterrosette – alles beeindruckt uns zutiefst und lässt uns staunen. Mit über 61 Metern Breite besitzt die Kathedrale die breiteste Westfassade aller Kirchen in Frankreich.

Die heutige Fassade stammt aus dem frühen 16. Jahrhundert. Erst kurz zuvor war der Südturm errichtet worden. Bis dahin hatte die Westfassade nur einen Turm, ähnlich wie die Kathedrale von Auxerre, die wir im letzten Jahr besichtigt haben. Doch in Rouen wollte man sich mit diesem Ungleichgewicht nicht abfinden. Die Kirche sammelte eifrig Spenden – als Dank durften die Gläubigen in der Fastenzeit Milchprodukte verzehren. So erhielt der Turm seinen Namen: Tour de Beurre (Butter-Turm). 1506 wurde er vollendet. Doch das gewaltige Gewicht des neuen Turms brachte statische Probleme mit sich. Das Mittelportal wurde beschädigt und musste von 1508 bis 1511 erneuert werden.

  • Westfassade - Cathédrale Notre-Dame de Rouen
  • Mittelportal - Cathédrale Notre-Dame de Rouen
  • Figurengruppe links vom Hauptportal - Cathédrale Notre-Dame de Rouen
  • Tympanon über dem Hauptportal - Cathédrale Notre-Dame de Rouen
  • Figurengruppe rechts vom Hauptportal - Cathédrale Notre-Dame de Rouen
  • Tympanon Detail - Cathédrale Notre-Dame de Rouen
  • Archivolten - Cathédrale Notre-Dame de Rouen
  • Westfassade Ausschnitt - Cathédrale Notre-Dame de Rouen
  • Tympanon Nebenportal - Cathédrale Notre-Dame de Rouen

Schäden und Zerstörungen

Die Cathédrale Notre-Dame de Rouen hat im Laufe der Jahrhunderte viele Schäden erlitten. Während der Hugenottenkriege 1562 wurden die Statuen der Bischöfe enthauptet und die Gräber von Herzögen und Kardinälen zerstört. 1683 fegte ein Hurrikan über die Stadt und ließ drei Türme einstürzen. Während der Französischen Revolution wurde die Kathedrale als Konzertsaal und Heuboden zweckentfremdet.

Im Jahr 1822 schlug ein Blitz in den Turm über der Vierung ein. Die hölzerne Konstruktion geriet in Brand, die verkohlten Balken stürzten ins Kirchenschiff, und die riesige Laterne musste später als Stahlkonstruktion neu errichtet werden.

Die schwersten Schäden erlitt die Kathedrale jedoch im Zweiten Weltkrieg. In der Nacht vom 18. auf den 19. April 1944 trafen sieben Bomben das Bauwerk, zerstörten die Seitenschiffe und fast alle Kapellen an der Südseite. Die Explosionen drückten die großen Fensterrosetten des Querschiffs nach außen. Während der „Roten Woche“ im Juni 1944 brannte der Nordturm der Westfassade, die Glocken stürzten herab, und das Feuer griff auf das nördliche Seitenschiff und die Bibliothek über. Die Wiederherstellung der Kriegszerstörungen dauerte über ein Jahrzehnt – 1956 konnte die Kathedrale neu geweiht werden.

Auch in jüngerer Zeit erlitt sie Schäden: 1999 ließ ein Sturm erneut den Glockenturm einstürzen, dessen Spitze stürzte in den Chor und beschädigte das prächtige Chorgestühl.

Im Inneren der Kathedrale

Beim Betreten der Kathedrale sind wir überwältigt von ihrer Weite. Trotz laufender Restaurierungsarbeiten und eines eingerüsteten Chors entfaltet sich ein beeindruckender Raum. Ohne die Gerüste könnten wir über 100 Meter in die Tiefe des Kirchenschiffs blicken und die gewaltigen Dimensionen des Innenraums voll erfassen.

Langhaus

Das Mittelschiff erstreckt sich über 11 Joche und erreicht eine Länge von 60 Metern. Das Kreuzgewölbe ragt 28 Meter in die Höhe und wird von massiven Pfeilern getragen. Das Mittelschiff ist schlicht gehalten, nur im oberen Bereich der Obergaden findet sich dezente Ornamentik. Kunstwerke und farbenprächtige Glasfenster zieren hingegen die Seitenkapellen an der Südseite. Jetzt, an diesem sonnigen Vormittag, flutet das Licht durch die hohen Fenster und taucht den Innenraum in ein sanftes Farbenspiel.

Langhaus – Cathédrale Notre-Dame de Rouen
Vierung und Chor

Besonders beeindruckend ist die Vierung, an der sich die beiden Seitenschiffe treffen. Mit einer Länge von fast 54 Metern ist das Querschiff kaum kleiner als das Langhaus. Leider ist der Blick in den Chor durch die Restaurierungsarbeiten versperrt. Dafür ist ein besonderes Highlight im Nordflügel des Querhauses sichtbar: die prachtvolle Treppe der Bibliothekare. Sie wirkt wie aus einem Märchen.

  • Vierung - Cathédrale Notre-Dame de Rouen
  • Querhaus - Cathédrale Notre-Dame de Rouen
  • Treppe der Bibliothekare - Cathédrale Notre-Dame de Rouen
  • Treppe der Bibliothekare, Detail - Cathédrale Notre-Dame de Rouen
  • Chor - Cathédrale Notre-Dame de Rouen
  • Kapelle der heiligen Jungfrau - Cathédrale Notre-Dame de Rouen
  • Fensterrosette über dem Nordportal - Cathédrale Notre-Dame de Rouen
  • Christusfigur - Cathédrale Notre-Dame de Rouen

Das Südfassade

Als wir wieder nach draußen kommen nehmen wir uns die Zeit noch eine Blick auf die die Südfassade Kathedrale zu werfen.

  • Saint-Étienne-Portal Detail - Cathédrale Notre-Dame de Rouen
  • Saint-Étienne-Portal Detail
  • Dachreiter auf dem Chor - Cathédrale Notre-Dame de Rouen

Weiter durch Rouen

Nach unserem Besuch der Kathedrale radeln wir weiter durch die Altstadt von Rouen. Vorbei an der Südfassade erreichen wir den Place Barthélémy, der von wunderschönen Fachwerkhäusern gesäumt wird. An der Ostseite ragt die Église Saint-Maclou empor – kleiner als die Kathedrale, aber nicht weniger beeindruckend. Leider ist sie heute geschlossen. Ein vierbeiniger Stadtbewohner nutzt jedoch den kleinen Brunnen an der Nordwestecke, um sich an diesem heißen Tag abzukühlen.

  • Place Barthélémy Nordseite - Rouen
  • Place Barthélémy Südseite - Rouen
  • Place Barthélémy Brunnen - Rouen
  • Église Saint-Maclou - Rouen
  • Hauptportal Église Saint-Maclou - Rouen
  • Tympanon Église Saint-Maclou - Rouen

Wir halten uns wieder nach Westen und haben in der Rue Saint Romain nochmal ein Begegnung mit der Cathédrale Notre-Dame de Rouen. Ein aufwendig gestaltetes gotisches Tor für in einer Hof, der direkt vor dem Nordportal des Querschiffes und der Bibliothek der Kathedrale endet.

  • Tor zum Hof der Bibliothek - Cathédrale Notre-Dame de Rouen
  • Nordportal - Cathédrale Notre-Dame de Rouen
  • Fensterrosette über dem Nordportal - Cathédrale Notre-Dame de Rouen

Über die Rue de la Croix de Fer gelangen wir zur Rue Saint-Nicolas, wo wir uns in einer kleinen Boulangerie mit frischem Baguette und süßen Köstlichkeiten eindecken.

Unser Weg führt uns vorbei am imposanten Palais de Justice in der Rue aux Juifs und schließlich zur Rue du Gros-Horloge, wo wir den prachtvollen Uhrenturm von Rouen bewundern. Über den Place de la Cathédrale kehren wir an die Seine zurück. Von der Pointe Boieldieu aus genießen wir den Blick auf den breiten Strom.

  • Rue Saint-Nicolas - Rouen
  • Uhrenturm - Rouen
  • Rue du Gros Horloge - Rouen
  • Tourist Information am Place de la Cathédrale - Rouen
  • Quais - Rouen

Gemächlich radeln wir entlang der Promenade am rechten Flussufer zurück zu unserem Wohnmobil. Ein passendes Restaurant für das Mittagessen finden wir nicht, doch eine kleine Pause mit Blick auf die Seine und das Stadtpanorama macht diesen Augenblick perfekt.

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Ein kleines Drama im Hafen

Wieder am Wohnmobil angekommen, beginnen wir, unsere Sachen zusammenzupacken. Wir wollen heute noch weiter Richtung Deutschland. Währenddessen ereignet sich im Jachthafen ein kleines Drama. Ein Skipper will sein Motorboot auf einem Trailer zu Wasser lassen. Dazu schiebt er den Bootsanhänger auf der Anhängerkupplung eines offenbar nagelneuen schneeweißen Peugeot 308 die Sliprampe hinunter. Irgendetwas geht schief. Plötzlich stehen das Boot mit dem Trailer und der Peugeot im Wasser. Das Wasser reicht dem Auto bis zur Heckscheibe. Welch ein Ärgernis!

Schnell ist jemand mit einem Allrad-Pickup zur Stelle, um das Gespann zu retten. Trotzdem dauert es keine zehn Minuten, bis die Feuerwehr anrückt, um eventuell ins Wasser austretendes Öl zu bekämpfen. In der Haut des Skippers möchte ich jetzt nicht stecken. Was mag der sich ärgern, zumal heute auch noch der französische Nationalfeiertag ist!

Wir lassen den Armen in Ruhe, zumal sich inzwischen ausreichend Gaffer eingefunden haben. Lieber nutzen wir noch einmal die Entsorgungsstation auf dem Platz und machen uns anschließend auf den Weg.

Weiter nach Westen

Gegen 13:30 Uhr brechen wir dann auf. Noch einmal geht es durch den dichten Verkehr von Rouen am Ufer der Seine entlang. Dann durch den Tunnel de la Grand’Mare in Richtung der Autobahn. Die nun folgenden 473 Kilometer bis an die Moselle fahren wir durch. Auf den Autobahnen A28 – der Autoroute du Pique-Prune – und A29 – der Autoroute des Estuaires – geht es bis an den südlichen Autobahnring von Amiens. Linker Hand können wir kurz den hoch aufragenden Vierungsturm und das gewaltige Kirchenschiff der Kathedrale von Amiens ausmachen. Ein Ort, den wir sicher noch besuchen werden.

Heute geht es aber weiter nach Osten. Auf der A29 bis Saint-Quentin und auf der A26 – der Autoroute des Anglais – bis an den Stadtrand von Reims. Dort wechseln wir auf die von Paris kommende A4, die die Hauptstadt mit Metz, dem alten Hauptort von Lothringen, verbindet.

Die Fahrt von Rouen bis dorthin ist wenig spektakulär. Wir durchqueren Landschaften mit so klangvollen Namen wie Picardie oder Champagne, empfinden das Landschaftsbild aber eher als gewöhnlich. Meist sind es weite, hügelige Hochflächen, die wir durchfahren, intensiv landwirtschaftlich genutzt. Der Getreideanbau scheint im Vordergrund zu stehen, und in der Champagne natürlich der Weinbau.

Orte des Schreckens

Dann weisen die Schilder an manchen Autobahnabfahrten auf Orte hin, die für immer mit den Schrecken des Ersten Weltkriegs verbunden sein werden. So führt die ein Stück hinter Amiens die unserem Weg kreuzende A1 durch die Felder der Schlacht an der Somme. In dieser verlustreichsten Schlacht des Krieges wurden auf beiden Seiten über eine Million Männer getötet, verwundet oder vermisst. Welch ein Grauen, welch ein Leid!

Und dann geht es noch an Verdun vorbei. Der Name der Kleinstadt wurde zum Synonym für die größte Materialschlacht der Geschichte. Dieses sinnlose Inferno tobte 302 Tage – vom 21. Februar 1916 bis zum 19. Dezember 1916. Auch dort waren die Verluste an Menschen gewaltig. Genau wird man das nie ermitteln können. Schätzungen gehen aber von 714.000 bis 974.000 Soldaten aus – von den enormen materiellen Verlusten einmal ganz abgesehen. Mit den so verlorenen Mitteln hätten die Kriegsparteien Bildung und Wissenschaft voranbringen können.

Metz

Mit diesen Gedanken erreichen wir die Moselle und Metz. Als wir die Autobahn verlassen, haben wir 470 Kilometer Autobahn hinter uns. An drei Mautstellen wurden 55,60 € fällig – zwölf Cent pro Kilometer also. Beim Sprit hatten wir noch eine Begegnung mit dem Spitzenpreis der Reise. Für satte 2,14 € je Liter flossen 64,84 Liter Diesel in den Tank. Macht 139,34 € – inklusive Mehrwertsteuer natürlich. Die beträgt dort übrigens 20 Prozent. So gesehen sollten wir in Deutschland nicht klagen.

Wir kurven ein wenig durch die Altstadt, bis wir den wunderbar gelegenen Stellplatz in einem kleinen Park direkt am Ufer der Moselle erreichen. Als wir den Motor abstellen, stehen wir direkt am Ufer des Flusses mit einem schönen Blick auf das Wasser – es geht auf 18:30 Uhr zu. Die Parkgebühr von 4,00 € wird nicht fällig, da heute Feiertag ist, erläutert uns ein netter Nachbar. Na dann ist ja das eine Prozent Mehrwertsteuer mehr im Vergleich zu Deutschland beim Tanken ist heute wieder eingespart.

Um die berühmte Kathedrale von Metz zu besuchen, ist es nun zu spät. Und ehrlich gesagt bin ich nach dem Autobahnmarathon am Nachmittag ein wenig platt. Daher suchen wir uns ein nettes Bistro für ein kleines Abendessen.

Bistro Le Saint-Marcel und der Tagesausklang

Zehn Minuten Fußweg vom Stellplatz entfernt finden wir – gleich an der Pont Saint-Marcel – das nette, traditionelle Bistro Le Saint-Marcel. Für 69,90 € gibt es dort für uns ausreichend Speis und Trank in guter Qualität. Außerdem können wir an diesem schönen Sommerabend draußen, fast am Ufer der Moselle, sitzen. Das tut uns nach den vielen Stunden im Auto wirklich guttut. Auch können wir beobachten, wie flexibel der Service unseres Gastgebers ist. Plötzlich kommt die Kellnerin mit einem voll beladenen Tablett aus dem Bistro und eilt zum Flussufer. Dort hatte gerade ein Motorboot festgemacht. Dessen Besatzung nimmt mit großem Hallo das Tablett entgegen, bezahlt – und rauscht davon. Wunderbar!

Zurück am Wohnmobil sitzen wir noch lange draußen, schauen auf den Fluss und lassen die letzten 30 Tage ein wenig Revue passieren, während wir bei einer Flasche Wein ein Fazit unserer Reise ziehen. Hin und wieder unterbricht das Quengeln eines Kleinkindes die Idylle. Es gehört zu unserem Nachbarn, einem jungen Paar, vielleicht Mitte zwanzig. Während sie sich redlich und ein wenig genervt bemüht, das Kleine zu beruhigen, sitzt er vor seinem Wohnmobil. Dabei schleift er von Hand hingebungsvoll ein teures Messer an einem dieser in Mode gekommenen Steine mit Diamantbesatz – als wolle er damit Atome spalten. Na ja, jedem sein Hobby. Irgendwie scheint sein Tun schon ein wenig meditativ zu sein.

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