8.6.
Betriebsamer Morgen am Jaizkibel
Der Morgen oben auf dem Parkplatz am Jaizkibel gestaltet sich um uns herum mit einiger Betriebsamkeit. Erste Wohnmobile brechen auf, erste Ausflügler und Wanderer parken Autos ein. Ein Reisebus quetscht sich durch die enge Zufahrt zum Parkplatz und rangiert geschickt auf dem engen Platz. Dann entlässt er eine Schar von Passagieren, die, angeführt von ihrem Reisebegleiter, hinunter zur Aussichtsterrasse strömen.
Fahrt Richtung Pamplona
Wir entfliehen dem Trubel und brechen gegen 10:30 Uhr mit dem Ziel Pamplona auf. Kurz nachdem wir auf die Hauptstraße Richtung Hondarribia eingebogen sind, müssen wir die Fahrt stoppen. Ein Krankenwagen mit Blaulicht kommt den Berg hinauf gebraust. Auf keinen Fall wollen wir seine Fahrt behindern und fahren lieber rechts ran.
Dann rollen wir gemütlich zu Tal. Nicht ganz so gemütlich ist ein Pedalritter unterwegs. Auf der kurvenreichen Strecke bergab überholt er uns plötzlich. Ich bremse stark ab, um ihn möglichst schnell vorbeizulassen. Jeden Moment könnte ein Auto um die Kurve vor uns kommen und den kühnen, oder besser ziemlich dummen, Piloten von der Straße räumen. Das sehen anscheinend nicht nur wir so. Ein wenig später: schon wieder ein Blaulicht. Diesmal allerdings hinter uns. Wir fahren wieder rechts ran, und ein Polizeiwagen schießt an uns vorbei. Drei, vier Kurven weiter haben sie den rasenden Radler gestellt. In dessen Haut würden wir nun nicht gerne stecken.
Tanken in Irun
Vorbei an der Guadalupeko Ama Birjinaren Santutegia geht es hinunter nach Hondarribia und Irun. Bevor wir “auf Strecke” gehen, müssen wir unbedingt noch tanken. Wir hatten das so lange hinausgezögert, bis wir in Spanien sind. Die Dieselpreise sollen hier deutlich günstiger als in Frankreich sein. Zu unserer Überraschung funktioniert auch hier unsere Tankstellen-App. Sie zeigt den günstigsten Preis bei Easygas an der GI-636 an. Das ist zwar ein kleiner Umweg, der sich aber lohnt. Dort gibt es den Diesel für 1,369 € je Liter.
Gegen 10:50 Uhr kommen wir an der Tankstelle an. Sie ist gut besucht. Zwei Mitarbeiter sind unentwegt damit beschäftigt, die Fahrzeuge zu betanken, und gezahlt wird ausschließlich mit Karten. Dank der gut koordinierten Arbeit der beiden Tankwarte ist das Ganze schnell erledigt, und wir können endgültig Richtung Pamplona starten.
Durch das Bidasoa-Tal
Hinter Irun nehmen wir die N-121-A, die dem Tal der Bidasoa hinauf in die Berge folgt. Die Straße ist gut ausgebaut, und wir kommen schnell voran. Das liegt auch an den zahlreichen Tunneln und Viadukten, die manche Berg- und Flussschleife in gerader Linie passieren, anstatt wie die alte GI-3455 dem Flussufer direkt zu folgen. Auch alle alten Ortsdurchfahrten sind durch die neuen Trassen, die in den 2000er-Jahren gebaut wurden, obsolet geworden. Das heißt aber auch: Wer die Gegend links und rechts der Bidasoa näher erkunden will, sollte lieber die parallel verlaufende GI-3455 nehmen.
Passhöhen und Tunnel
Bei Mugairi verlässt die Trasse das Tal der Bidasoa und biegt nach Süden ab. Es geht weiter stetig bergauf, bis die Gipfel des Gebirgszuges mittels zweier Tunnel unterquert werden. Am Ende der Tunnel haben wir eine Höhe von ca. 730 Metern über NN erreicht. Die Berge um uns herum erreichen Höhen von um die 1.000 Meter. Wer Zeit hat und mehr von der Landschaft sehen möchte, kann auch die alte NA-121 nehmen. Diese umgeht die Tunnelstrecke und führt kurvenreich durch ein schönes Bergland bis auf 847 Meter Meereshöhe, die am Puerto de Belate erreicht wird.
Pamplona
Hinter der Tunnelstrecke geht es stetig bergab, und es sind nur noch 25 Kilometer, bis wir den Stadtrand von Pamplona erreichen. Die Suche nach einem Parkplatz gestaltet sich etwas kompliziert. Erst nachdem wir eine Runde um die alte Zitadelle gedreht haben, finden wir gegen 13:00 Uhr am Parque Trinitarios einen Parkplatz, auf dem auch Wohnmobile willkommen sind. Zunächst rätseln wir ein wenig, wie das dort mit dem Bezahlen funktioniert. Zwar mussten wir eine Schranke passieren, aber einen Automaten, an dem man ein Ticket ziehen könnte, ist nicht zu finden. So tippen wir auf eine Nummernschilderkennung und gehen davon aus, dass wir beim Verlassen des Parkplatzes zahlen können.
Mit dem Rad ins Zentrum
Da wir doch ein gutes Stück vom historischen Stadtzentrum entfernt gelandet sind, machen wir die Räder fertig, um so die alte Königs- und Bischofsstadt zu erkunden. Zunächst geht es durch einen schönen Park immer am Ufer des Flüsschens Agra entlang. An der Puente de la Rochapea gibt es einen Schrägseillift, der uns und unsere Räder hoch in die Altstadt bringt. Diese liegt gut 40 Höhenmeter über uns.
Erste Eindrücke von Pamplona
Oben angekommen, sind wir von den engen Gassen und Straßen Pamplonas begeistert. In der noch etwas abgelegenen Calle San Lorenzo ist noch alles ein wenig schmuddelig. Je näher wir jedoch dem eigentlichen Zentrum um den Plaza del Castillo kommen, desto aufgeräumter und ansehnlicher werden die Straßenzüge. So zum Beispiel in der Calle Nueva, über die wir den Plaza Consistorial und kurz danach den Plaza del Castillo erreichen. Dieser ist recht groß und so etwas wie das Herz Pamplonas. Seinen Namen hat er von der Burg aus dem 14. Jahrhundert, die einst an der östlichen Seite des Platzes stand.

Geschichte und Flair am Plaza del Castillo
Vieles hat der Platz über die Jahrhunderte erlebt: Märkte, Feierlichkeiten, Turniere, Stierkämpfe und manches anderes mehr. Nach und nach wuchs ein ganzes Stadtviertel um ihn herum und bildet mit ihm eine ansehenswerte Einheit. Erste Gebäude am Platz entstanden Anfang des 17. Jahrhunderts. Das erste war ein Haus mit einem Stierpferch, einem Tortil – eine Tatsache, die den Platz in seiner Bedeutung als Ort für Stierkämpfe unterstrich.

Hemingway in Pamplona
Dieses pulsierende Herz von Pamplona hat Ernest Hemingway zu seinem ersten großen Roman “Fiesta” inspiriert. Und manche der Schauplätze liegen direkt am Platz oder in unmittelbarer Nähe. So das Café Suiro am Ort der heutigen Nummer 37 an der westlichen Seite des Platzes oder das Hotel Quintana und die benachbarte Bar Txoko. Wer sich auf die Spuren des weltberühmten Schriftstellers begeben will, der 1926 in Pamplona weilte, ist hier genau richtig.
Die Stierkampfarena – Plaza de Toros
Wir verlassen den Plaza del Castillo und fahren hinüber zur großen Stierkampfarena am Plaza de Toros. Auch diese wurde von Hemingway erwähnt. Damals war sie noch recht neu. Sie wurde 1922 errichtet und mit dem für damalige Zeiten noch recht neuen Material Stahlbeton gebaut. Dabei bediente man sich historischer Formensprachen mit Zitaten aus der Renaissance und dem Platereskenstil, der seine Ursprünge in der maurischen Tradition Spaniens hat. Nur die Stahlkonstruktion, die offenbar die oberen Ränge trägt, erscheint wie ein Fremdkörper. Sie wurde bei einer Rekonstruktion der Anlage Ende der 1960er-Jahre hinzugefügt. Heute fasst die Plaza de Toros de Pamplona 19.000 Besucher und gehört so zu den drei größten Stierkampfarenen überhaupt. Betreten können wir sie nicht, die Tore sind verschlossen. So gehen wir ein wenig um das Gebäude herum. An der Südseite finden wir ein großes Bild mit einer Zeichnung, die die Bedeutung der Stierkampftradition in Pamplona unterstreicht.

Figuren des Stierkampfs
Aus einer der Logen grüßen – leicht lädiert – die wichtigsten Beteiligten an den Stierkämpfen. Drei Figuren sind uns gleich klar: der mächtige Stier in der Mitte mit einem etwas irren Grinsen, ganz links das Pferd mit verbundenem Auge und rechts der Torero, dessen Grinsen uns nicht weniger irre erscheint als das seines tierischen Gegners. Der blonde Junge zwischen Stier und Torero mit dem blutgefüllten Eimer und der Mann links vom Stier müssen Mozos sein. Die Läufer, die sich bei der Encierro von den Stieren treiben lassen, sind an den weißen Hemden und den roten Halstüchern und Schärpen gut zu erkennen. Doch wer sind die anderen Figuren? Der Herr mit dem roten Mantel und dem Schlüssel in der Hand – symbolisiert er das Altenheim von Pamplona, dem traditionell die Arena gehört und das dafür sorgt, dass ein guter Teil der Einnahmen karitativen Zwecken zugutekommt? Und was ist mit dem Herrn mit dem Dreispitz, dem mit der blauen Baskenmütze? Wir wissen es nicht. Trotzdem finden wir das Bild, das zum hundertjährigen Jubiläum der Arena im letzten Jahr entstanden ist, sehr amüsant.

Die Calle Estafeta und das Spektakel der Sanfermines
Wir begeben uns hinüber zur Calle Estafeta. Sie ist wohl der bekannteste Ort der jährlich vom 6. bis 14. Juli stattfindenden Sanfermines, der Fiesta von Pamplona. Täglich werden während der Fiesta um 08:00 Uhr die Stiere über eine knapp 900 Meter lange Strecke in die Arena getrieben. Die Mozos, die Läufer, laufen voraus und lassen sich von den 550 bis 700 Kilo schweren Stieren treiben. Immer darauf bedacht, ihnen möglichst nah zu kommen – am besten direkt neben den Tieren. Und da die gehörnten Riesen bis zu 25 Kilometer in der Stunde schaffen können, ist das Ganze alles andere als ungefährlich. Um das Publikum zu schützen, sind die Nebenstraßen mit Holzbarrikaden gesichert. Die Strecke ist quasi eingeschlossen.
Für die Läufer hingegen – unter ihnen auch ahnungslose oder sich überschätzende Touristen – kann das Spektakel schnell blutiger Ernst werden. So werden bei einem einzigen dieser Läufe auch mal 50 oder mehr Verletzte gezählt. Oft geht es für die Mozos glimpflich aus, aber auch schwere Verletzungen, teils mit bleibenden Schäden, sind keine Seltenheit. Von 1924 bis 2009 sind bei den Stierläufen 15 Menschen zu Tode gekommen.
Der letzte Abschnitt des Stierlaufs führt eben durch die enge Calle Estafeta, die wir mit den Rädern jetzt hinauffahren. Uns wird schnell klar, dass es während des Laufens keine Chance gibt, nach links oder rechts auszuweichen. Und wenn der spitzgehörnte Koloss mit bis zu 25 km/h hinter einem her ist, muss man schon von sehr guter Kondition sein, um ihm davonzulaufen. Zum Vergleich: Die Geschwindigkeit von Sebastian Coe bei seinem 1000-Meter-Weltrekord im Jahr 1981 lag bei etwas mehr als 27 km/h.
Ursprung der Stierläufe
Entstanden ist die Tradition der Stierläufe erst in moderner Zeit. Als es aufkam, die im Umland gezüchteten Kampfstiere mit Lastwagen nach Pamplona zu bringen, passten die Fahrzeuge nicht durch die engen Straßen. So mussten die Tiere das letzte Stück des Weges zur Arena zu Fuß zurücklegen. Zunächst erledigten das professionelle Hirten, die wussten, was sie taten. Zu Fuß oder auf dem Pferd dirigierten sie die Tiere mit ihren langen Weidestöcken und Rufen. Die Jugend Pamplonas fand das spannend – und daraus wurde eine Mutprobe: ein Stück neben den gefährlichen Tieren zu laufen. So entstand die Tradition, die sich bis heute gehalten hat. Wie das tatsächlich abläuft, verdeutlichen unzählige Videos im Internet – unter anderem eines aus dem Jahr 2022:
Besuch der Kathedrale Santa María de la Asunción
Von der Calle de Estafeta gelangen wir über die Calle Curia zur Catedral de Pamplona. Ihr offizieller Name lautet Metropolitankathedrale Santa María de la Asunción. Sie ist in ihrem Erhaltungszustand in Spanien einmalig. In anderen Kirchen wurden mit dem Wegfall des klösterlichen Lebens viele Funktionseinheiten im Laufe der Jahrhunderte abgerissen oder entfernt. Nicht so in Pamplona. Neben der Kirche, der Sakristei und dem Kreuzgang sind hier auch noch das Refektorium, der Kapitelsaal, der Schlafsaal und der Keller erhalten – und für Besucher zugänglich. Das macht uns neugierig.
Als wir die Räder abstellen, treffen wir auf deutschsprachige Gäste, die sich darüber ereifern, dass ein Eintrittspreis verlangt wird. „Man zahlt doch kein Geld, um eine Kirche zu besuchen.“ Für uns ist das ein Moment des Fremdschämens. Viele verstehen nicht, dass es in anderen Ländern andere Bräuche und Regeln gibt. Wir denken: Wir sollten dankbar sein, in einem so tollen Land zu Gast sein zu dürfen – und wissen, dass Eintrittspreise in Kirchen meist ihr Geld wert sind. Die 10 Euro pro Person finden wir gut investiert. Architektur, Innenraumgestaltung und unzählige Exponate bieten mehr als viele teurere Museen. Dazu kommt der Hauch der Geschichte, der durch die Hallen weht.
Eindrucksvolle Entdeckungen
Wir verbringen gut eine Stunde in der Kirche und im Kreuzgang. Wir schweifen ab in den Kapitelsaal und das Refektorium, steigen hinab in den Keller und werfen einen Blick in die mittelalterliche Schwarzküche mit ihrem riesigen Kamin. Kaum etwas, das wir nicht interessant finden: sei es die uralte und schlichte Statue des heiligen Jesus in der gleichnamigen Kapelle oder das prächtige Grabmal Karls III., des Edelmütigen, und seiner Frau Eleonore von Trastámara. Seien es die opulenten Altäre in den Nebenkapellen oder die modern gestaltete Ausstellung im Keller. Sei es das Wunderwerk des gotischen Kreuzgangs oder der Chor mit dem fein geschnitzten Chorgestühl, oder einzelne Objekte wie die Sammlung goldener und silberner Kruzifixe oder das Regal mit Madonnenfiguren.
Nein – wir lassen unsere 20 Euro gerne hier und fahren durch die Altstadt hinüber zur Zitadelle von Pamplona. Der Ort ist allerdings wenig spektakulär. Der Innenhof ist heute eine schöne parkähnliche Anlage – mehr aber auch nicht. So lassen wir die Zitadelle als letzte Station unseres Besuches in Pamplona hinter uns und rollen mit den Rädern in flottem Tempo wieder hinunter zum 40 Höhenmeter tiefer gelegenen Flüsschen Agra und zu unserem Wohnmobil.

Weiterfahrt nach Nájera
Da es nach unserer Übersicht keinen sonderlich schönen Wohnmobilstellplatz für die Nacht zu geben scheint, wollen wir noch ein Stück Strecke in Angriff nehmen und starten in Pamplona gegen 16:20 Uhr. Wir verlassen die Stadt Richtung Südwesten, um auf die A-12 zu gelangen. Ziel ist Nájera. Bis dorthin sind es ca. 110 Kilometer, die auf der Autobahn schnell zu schaffen sein sollten. Entlang einiger Vororte von Pamplona erreichen wir die Autobahn 20 Minuten später.
Die Trasse trägt für uns einen magischen Namen: Autovía del Camino – die Autobahn der Pilger auf dem Jakobsweg. Natürlich kennen wir das amüsante und nachdenkliche Buch von Hape Kerkeling in- und auswendig. Und natürlich haben wir Hörbuch und Film mehrfach gehört und gesehen. Leider sind wir nicht gut genug zu Fuß, um die Strecke als Pilger zu absolvieren. Aber wir hoffen, in den nächsten Tagen dem Jakobsweg so folgen zu können, dass wenigstens ein Hauch des berühmten Pilgerflairs an uns vorbeizieht.
Schon kurz hinter Pamplona stehen erste Ortsnamen auf den Ausfahrten, die uns aus dem Buch von Hape Kerkeling bekannt vorkommen. Zizur Mayor ist der erste, es folgen Puente la Reina, Cirauqui, Estella-Lizarra, Los Arcos, Viana und Logroño.
Pilgerroute versus Autobahn
Zunächst verläuft die Route des Jakobswegs etwa einen Kilometer östlich von uns. Und während wir auf einer schicken Autobahn unbeschwert dahinrollen, muss der Pilger auf den nächsten acht Kilometern 300 Höhenmeter hinauf auf die Sierra de Perdón überwinden. Die Autobahn unterquert den Gebirgszug in einem Tunnel.
Und so geht es weiter – für uns und für die Pilger. Während wir auf großzügigen Viadukten Flüsse überqueren und auf breiter Strecke sanft über Höhenzüge rollen, muss der Pilger auf dem Weg nach Nájera einige hundert Höhenmeter auf und ab gehen. Allerdings lassen sie sich deutlich mehr Zeit. Während wir die Strecke in knapp zwei Stunden zurücklegen, sind die Pilger hier vier bis fünf Tage unterwegs. Dabei verläuft deren Route auf diesem Abschnitt meist außer Sichtweite der Autobahn – so bekommen wir keinen von ihnen zu Gesicht.
Nájera
Die Landschaft links und rechts der modernen Autobahn ist die einer hügeligen Hochebene, die hier und da weite Ausblicke über das Land gewährt. Jetzt, Anfang Juni, ist auf den Feldern noch ein sattes Grün zu sehen. Schon bald aber werden sich die Farbtöne erst in ein goldenes Gelb und später in ein trostloses Graubraun verwandeln. Umso trostloser wird die Landschaft dann für die Caminos erscheinen.
Gegen 17:50 Uhr verlassen wir die Autobahn A-12 an der Ausfahrt 110. Wir biegen nach Norden ab und merken nicht gleich, dass wir die falsche Richtung eingeschlagen haben. Zwei Kilometer geht es durch die Weinberge des Anbaugebiets La Rioja, bis wir kurz vor Uruñuela unseren Irrtum erkennen und wenden.
Kurz nach 18:00 Uhr erreichen wir den Ortskern von Nájera. Wir versuchen unser Glück bei der Stellplatzsuche zunächst bei der Stierkampfarena am südlichen Stadtrand. Der Platz ist aber recht abgelegen, nicht beleuchtet und ein wenig vermüllt – das erscheint uns zu unsicher. Deshalb fahren wir ein Stück zurück und finden eine gute Alternative unter dem kühlen Schatten von Platanen auf dem Parkplatz vor dem städtischen Freibad.
Abendstimmung in Nájera
Wir wollen den Abend nicht im Auto verbringen und gehen nicht weit – am Rande eines Parks hat die Cafetería Boffi einen kleinen Garten mit einigen Tischen eingerichtet. Nachdem wir dort Platz genommen haben, kommt sogleich von der anderen Straßenseite ein freundlicher Kellner angerauscht, der schnell unsere Getränkewünsche aufnimmt.
Um uns herum herrscht ziemlicher Trubel. Viele Kinder in Sportkleidung sind unterwegs und scheinen unterschiedliche Stationen eines großen Kinder- und Sportfestes zu absolvieren. Uns gegenüber steht ein großes, offenes Zelt, in dem offenbar Bastelstrecken und eine Schminkstation angeboten werden. Auch wir profitieren von der Aktion – bietet doch die Cafetería Boffi ihre Getränke zum halben Preis an. Offenbar ein Angebot, das eigentlich jenen Eltern zugutekommen soll, die ihre Sprösslinge zu dem Fest begleitet haben.
Da wir aber eigentlich nicht dazugehören, wollen wir die Großzügigkeit des spendablen Gastronomen nicht überstrapazieren und bleiben nicht allzu lange.
Tagesausklang am Fluss
Zurück am Wohnmobil zaubert Steffi eine Spargelsuppe. Wir hatten das edle Gemüse aus der Markthalle in Arcachon mitgenommen. Den Rest des Abends verbringen wir auf einer Bank am Rio Najerillo, der gleich an unserem Parkplatz vorbeifließt und Nájera in zwei Hälften teilt. Gegenüber, leicht erhöht über den Häusern, können wir die Türme des Monasterio de Santa María la Real und der Iglesia de Santa Cruz erkennen – beide sind Ziele der Pilger hier in Nájera.