Von der Loire an die Marne, Auxerre und der große Osten

27. September 2021

Aufbruch in Briare

Als wir am 27. September in Briare aufbrechen hat sich das Wetter geändert. Das tolle Abendrot, das gestern den Himmel über den Canal Latéral à la Loire so stimmungsvoll erleuchtet hat, war kein Omen für weiterhin gutes Wetter. Es hat in den frühen Morgenstunden geregnet und graue, dichte Wolken hängen über dem Tal der Loire.

Um uns herum tat sich in den letzten zwei Stunden so manches. Wagen für Wagen hat sich ab ca. 07.30 auf den Weg gemacht und den Stellplatz in Briare verlassen.

Auch wir werden ihnen nun folgen. Unser Plan für heute: Möglichst konsequent in Richtung Osten vorankommen. Daher verlassen wir in Briare das Tal der Lore und fahren hinauf in die Hügel, die eine Wasserscheide zwischen der Loire und der Yonne bilden, Auf der D 965 geht es zunächst nur leicht aber stetig bergan. Die Landschaft ist wenig bemerkenswert. Hinter Lauvau wird aus den offenen Äckern und Feldern zunehmend eine Wald- und Heidelandschaft. In Pourrain drängt uns eine Umleitung von direkten Weg nach Auxerre ab. Wir müssen die D 4 in Richtung Nordosten nehmen. Auf den Hügeln über dem kleinen Städtchen bereiten sich wieder Äcker aus. Längst abgeerntet und umgestürzt hat der lehmig graugelbe Boden seinen Zweck für dieses Jahr wohl erfüllt.

Auf den Äckern über Pourrain
Auf den Äckern über Pourrain

Dort oben haben wir auch den höchsten Punkt der Strecke zwischen der Loire und der Yonne erreicht. 200 Meter ging es bis hierher vom Ufer der Loire hinauf.

Auxerre

Nun sind es nur noch wenige Kilometer bis nach Auxerre. Wir haben uns den Hauptort des Départements Yonne als ersten Zwischenstopp für heute ausgesucht. Unten in der Stadt angekommen, folgen wir auf der Suche nach einem zentrumsnahen Parkplatz dem Fluss Yonne auf den Straßen Quai de la Marine und Quai de la République. Auf dem Hügel rechts von uns erhebt sich die Altstadt und links fließt die Yonne träge dahin.

An den vielen Anlegern liegen Sportboote und ein Passagierschiff fest vertäut. Das Flussufer wurde zu einer netten Promenade umgestaltet. Rechts in der Straßenzeile haben einige Restaurants ihr Domizil. Offenbar dies hier die Flaniermeile von Auxerre.

Wir finden am anderen Flussufer einen Parkplatz und machen uns mit den Fahrrädern auf, um die Altstadt zu erkunden.

Den ersten Stopp legen wir auf der Pont Paul Bert ein. Vor dort aus haben wir einen wunderbaren Blick auf die Altstadt. Drei große Kirchenbauten überragen die prächtigen Fachwerkviertel. Die alte Pfarrkirche Saint Pierre auf südlichen Teil des Stadthügels, im Norden die Kirche des Klosters Saint German dazwischen die Kathedrale Saint Etiénne. Welche eine Versammlung gotischer Architektur und katholischer Macht auf so engen Raum.

Auxerre
Auxerre

Fassade der Pfarrkirche Saint Pierre

Wir fahren über die Rue du Pont hinauf in die Altstadt und steuern als erstes Ziel die Pfarrkirche Saint Pierre an. Die ist leider ist verschlossen, so dass wir keinen Blick in ihr Inneres werfen können. Der Anblick der Westfassade jedoch, die sich hoch über den Place Saint-Pierre erhebt war den kleinen Abstecher auf jeden Fall wert.

Westfassade Saint Pierre Auxerre
Westfassade Saint Pierre Auxerre

Es scheint als wollte man hier jede freie Stelle der Fassade mit gotischen Maßwerk aller Art schmücken. Besonders auffällig sie als Säulengänge stilisierten Strebewerke zwischen den Seitentürmen und dem Mittelteil der Fassade. Vielleicht haben wir ein anderes Mal die Gelegenheit auch einen Blick in die Pfarrkirche zu werden.

Place de l’Hôtel de Ville

Weiter geht es für uns auf Rue Joubert bergauf. Oben ein kurzer Schlenker nach links und wir stehen auf dem Place de l’Hôtel de Ville. Der Platz wird vom Rathaus, dem Hotel de Ville dominiert. Auf der bunt geschmückten Fassade prangt unterhalb des Dachgeschosses mit Dreiecksgiebel prangt das nun schon über 230 Jahre alte Motto der französischen Revolution: „Liberte, Egalite, Fraternite“. Nach Westen hin wird der Platz von dem wohl wunderschönen Uhrenturm mit einem Tordurchgang abgeschlossen. Leider sind sowohl der Turm als auch das Tor heute eingerüstet. Neben den klassizistischen Fassaden befinden sich einige bemerkenswerte Fachwerkhäuser am Platz. Geht es nach dem Haus Nummer 3, in dem heute eine Buchhandlung untergebracht ist, so ist Fachwerk hier nicht mit Stroh und Lehm, sondern mit roten Ziegeln gefüllt.

Auf dem Platz steht schüchtern mit Hut, Mantel, Rock und einem riesigen Schaal gekleidet Marie Noël. Die Poetin und Schriftstellerin blieb Auxerre ihr Leben lang treu und gehörte lange Jahre zu den bekanntesten Autorinnen Frankreichs.

Die bunte Wolke aus Schmetterlingen, aufgehängt hoch über dem Platz, vermag des die grauen Himmel hier etwas freundlicher erscheinen zu lassen. Mit diesem Eindrücken verlassen wir den Place de l’Hôtel de Ville mit dem Ziel Cathédrale Saint-Étienne.

Cathédrale Saint-Étienne d’Auxerre

Wenigen hundert Meter weiter stehen wir vor der Westfassade der Kathedrale Saint Étienne.

Die Westfassade

Mit nur einem Turm sieht sie irgendwie unvollendet aus. Trotzdem lohnt es sich vor der Fassade halt zu machen. Vielgestaltige Reliefs schmücken die Fassade. Die Archivolten über den drei Eingängen sind überaus detailreich und sehenswert. Das Motiv der großen Fensterrose über dem Hauptportal setzt sich in einem Flachrelief im Giebeldreieck fort. Überhaupt zeichnet sich die Fassade mit einer Vielfalt an aufgeblendeten Maßwerk aus. Wölle man alle Details an der Fassade entschlüsseln könnten man hier sicher einige Stunden zubringen.

In der Kathedrale

Im Inneren folgt Saint Étienne den Regeln der französischen Hochgotik in beispielhafter Weise. Dem dreischiffigen Langhaus mit sechs Jochen schließt ich das Querhaus an. Es ragt nur wenig über die Breite von Langhaus und Chor hinaus. Dem Querhaus folgt der Chor mit vier Jochen. Im Osten schließt sich die Apsis mit Chorumgang an. Dort beeindrucken wunderschöne farbigen Fenster, die den Raum in hellem Licht erstrahlen lassen.

Chor und Langhaus wirken sehr hoch. Der Kreuzgratgewölbe ragt 30 hoch über uns auf. Die Grate des Gewölbes setzen sich elegant über die Obergaden in die Dienste der mächtigen Säulen fort, die das Langhaus und den Chor tragen. Auch von dem riesigen Fenstern in den Obergaben flutet jede Menge Licht in das Gotteshaus. Ganz den Prinzipien der Gotik folgt auch der Wandaufbau aus Untergaden, Triforium und Obergaden. Genauso es mit den Fenstern. Die Spitzbögen sind mit aufwendig gestalteten Maßwerk oder mit Glasrosen gefüllt. Für die recht kleine Stadt Auxerre hat Saint Ètienne überraschend große Ausmaße. Die Außenlänge beträgt 100 Meter. Die Westfassade ist 40 Meter breit und der Nordturm ragt 68 Meter in die Höhe.

Eine Besonderheit ist die unter dem Chor gelegene Krypta. Sie geht noch auf den Vorgängerbau von um 1030 zurück. Im Prinzip nehmen der Chor und die Apsis die Form der Krypta auf und stützen sich auf sie. So verfügt auch die Krypta über ein Mittel- und zwei Seitenschiffe sowie über eine Apsis. Untypisch ist, dass die Krypta über Fenster verfügt. Dies ist nur dadurch möglich, als dass Saint Etienne bis an die Kante des kleinen Hochplateaus heran gebaut wurde.

Hinunter in die Stadt

Wie verlassen Saint Étienne über das Portal des nördlichen Querhauses und sind auch von dessen reichhaltiger Gestaltung schwer beeindruckt. Mit der Besichtigung von Saint Étienne beenden wir unsere kleine Zwischenstation in Auxerre. Mit den Rädern geht es wieder hinunter an die Yonne und über die nur den Fußgängern und Radfahrern vorbehaltene Passarelle de Liberté auf die andere Flussseite. Von Brücke schauen wir noch einmal auf die sehr schöne Silhouette der Stadt, Dann verabschieden wir uns von Auxerre und setzen gegen 14:45 unsere Fahrt Richtung Osten fort.

Auxerre - Cathédrale Saint-Étienne d'Auxerre - Nordportal
Nordportal

Lange Fahrt nach Chaumont

Als Tagesziel haben wir und Chaumont, ein kleines Städtchen an der Marne ausgeschaut. Am Stadthafen soll es dort einen Stellplatz für Wohnmobile geben. Bis dahin liegen noch um die 150 Kilometer vor uns. Dem kürzesten Weg, den Departementstraßen D 965 und D 65 folgend benötigen wir für die Strecke gute zwei Stunden über die es nicht viel zu berichten gibt. Nur so viel, der Osten Frankreichs kann sehr weitläufig und durchaus auch langweilig sein.

Am Stadthafen von Chaumont, dem Port de la Maladière angekommen, belegen wir einen der beiden letzten noch freien Stellplätze. Dabei ergattern wir auch den letzten freien Stromanschluss. Kameras und Laptop benötigen dringend einen Energiestoß. Den letzten Stellplatz mit Stromanschluss hatten wir bereits vor einigen Tagen in L’Aiguillon-sur-Meer. Dann melden wir uns im Büro des Hafenmeisters an, der uns auch auf das Vorhandensein von Sanitären Anlagen inkl. einer Dusche hinweist. Ein Angebot, das wir später am Abend gerne in Anspruch nehmen.

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