Weiter geht es für uns entlang der Loire. Wir besuchen die kleine Église Parosissiale de la Translation de Saint-Martin und das großartige Château de Chambord. Weiter geht es nach Saint Benoît sur Loire, wo wir die berühmte Abteikirche mit den Reliquien des heiligen Benedikt von Nursia besuchen. Wir folgen der Loire noch bis Briare. Dort stoßen wir auf den Canal latéral à la Loire.
Morgenstimmung am Port Maillard
24. September 2021
Als wir nach einer ruhigen Nacht auf dem Stellplatz am Port Maillard wach werden, hat sich Sonne gerade über den Wiesen an der Loire erhoben. Nebel liegt über dem Fluss, die Weisen sind vom Tau feucht. Es ist das erste Mal auf unsere Tour, das uns ein leiser Hauch des nahenden Herbstes streift. Wir frühstücken an einem der Tische die locker um das Guinguette L’Embardée verteilt stehen und genießen noch ein wenig die Ruhe am Fluss. Auch im morgendlichen Guinguette L’Embardée herrscht nun Stille.
Als wir gegen 10:15 Uhr aufbrechen zeichnet sich trotz der leicht herbstlichen Stimmung von heute Morgen ein weiterer schöner Tag ab. Wir verlassen den Platz über die mit seltsamen Totenpfählen geschmückten Brücke und biegen auf die D 952 in Richtung Westen ein.
Hinter dem Port Maillard verläuft die Straße wieder kilometerweit direkt am nördlichen Ufer der Loire. Während die Sonne höher steigt, liegt noch immer Dunst über dem träge und breit dahinfließenden Strom. Immer wieder teilen Flussinseln oder Sandbänke seinen Lauf.
Hier und da weicht die Straße vom Flussufer zurück. Dann wird als Land zwischen der Straße und dem Ufer als Weide genutzt oder als wilde Überschwemmungsfläche für immer wieder auftreten Hochwasser. Die Loire kann innerhalb von 24 Stunden ein bis drei Meter ansteigen. Dem beugen sicher auch die langen Mauern vor, die sich am wasserseitigen Straßenrand kilometerweit dahinziehen.
Im Schatten eines AKW
Wie rollen bei nun schönsten Sonnenschein dahin. Kein Wölkchen über uns trübt den Himmel. Doch dann wird plötzlich dunkel, als ob gerade eine Gewitterwolke über uns eingeschwebt wäre. Wir wundern uns, da ja keine Wolke am Himmel steht wird durch einen offene Flusslandschaft fahren, die kaum Schatten bietet Dann entdecken wir des Rätsels Lösung. Die drei gewaltigen Dampffahnen des Atomkraftwerkes von Chinon steigen am anderen Ufer der Loire hoch hinauf und vereinigen sich über uns zur einer kompakten lokalen Wolke. Die hat für kurze Zeit der Sonne den Weg zu uns hinunter versperrt.
Ja die Franzosen und die Atomkraft. Möge uns und ihnen ein mitteleuropäisches Fukujima oder Tschernobyl erspart bleiben. Denn die Folgen würden, den sich stetig nach Osten bewegenden Strömungen folgen und an Ländergrenzen sicher keinen Halt machen.
Église Parosissiale de la Translation de Saint-Martin
Einen ersten Stopp legen wir gegen 12:00 Uhr in Chapelle sur Loire ein. Als wir aussteigen und über die Loire nach Westen zurückschauen können die Dampffahnen aus den Kühltürmen nun auch direkt sehen.
Deshalb haben wir hier aber nicht angehalten. Direkt an der Straße steht die Église Parosissiale de la Translation de Saint-Martin. Ein recht langer Name, der darauf hinweist, dass die Kirche dem Heiligen Bischof Martin von Tours gewidmet ist. Vielleicht bediente man sich aber dieses berühmten Namens auch nur, um ein wenig Aufmerksamkeit auf diesen kleine Ort zu richten.
Wir kam Saint-Martin hierher?
Die Legende jedenfalls erzählt, dass sich hier im November 397 die Weißdornsträucher mit weißen Blüten bedecken, als der Bischof nach seinem Tod aus dem nahe gelegenen Candes hier vorbei nach Tours überführt wurde. Dies war wohl Anlass genug, um einige hundert Jahre später hier eine Kirche zu errichten. Diese wurde 1450 durch ein Hochwasser zerstört und Anfang des 16. Jahrhunderts wieder aufgebaut. So stehen wir heute von einer kleinen, aber sehenswerten Pfarrkirche mit unverkennbar gotischen Stilelementen.
In der Kirche
Von außen wirkt der Bau in seinen Proportionen ungewöhnlich gedrungen. Als ob er in das umliegenden Gelände irgendwie ein wenig versunken sein. Die Erklärung hierfür erschießt sich uns, als wir die Kirche betreten. Hinter der Tür geht sechs Stufen und somit 1,20 Meter nach unten ehe wir die Ebene des Kirchenschiffs erreichen. Der Platz um die Kirche wurde nach einer verheerenden Flut im Jahr 1856 um genau diese 1,20 Meter erhöht und diese Kirche damit umschlossen.
Das bedeutendste Kunstwerk hier ist das Fenster über dem Altar aus dem Jahr 1892. Es zeigt in einer farbenfrohen Szene die Weihe des heiligen Martin von Tours zum Bischof am 4. Juli 371.
Auffällig ist aber auch ein riesiges Segelschiff, das von der Decke herabhängt. Der Drei-Decker mit einer beeindruckenden Takelage führt 120 Kanonen mit sich. Das Modell ist 2.30 Meter lang und 2,00 Meter hoch. Gefertigt und gestiftet wurde es von einem Matrosen im Jahr 1810. Das dies auch auf eine maritime Tradition von La Chapelle sur Loire hinweist erscheint und zweifelhaft. Immerhin liegt die Mündung der Loire in den Atlantik über 200 Flusskilometer von hier entfernt. Vielleicht stammte der Stifter aber einfach nur von hier und wollte seine Gemeinde an seinem Seemannsleben ein wenig teilhaben lassen.
Ansonsten sind der Innenraum und das übrige Interieur schlicht gehalten und trotzdem sehenswert. Was nicht zum Baustil der Gotik passt, die sonst immer zu Licht strebt, sind die recht kleinen Fenster. Aber die waren hier sicher den Möglichkeiten einer nur kleinen Gemeinde entsprechend. Und heute, wo draußen das Thermometer schon wieder gegen die 30 °C strebt, sorgt der verhältnismäßig dunkle Kirchenraum für eine angenehmen Kühle.
Als wir aus dem Dunkel wieder hinaustreten, brennt die Sonne und La Chapelle sur Loir liegt wie ausgestorben da. Kein Grund also für uns hier länger zu verweilen.
Schlösser im Tal der Loire
Natürlich haben uns auch die „Schlösser im Tal der Loire“ hierher geführt. Über 600 Burgen und Schlösser soll es dortgeben. Das Tal der Loire zwischen Sully und Chalonnes gehört wegen der unerhörten Dichte an Baudenkmalen gar zum UNESCO-Welterbe.
Die Schlösser sind meist unter klangvollen Namen bekannt: Blois, Amboise. Sully, Châteauneuf, Chambord, Saumur, Chaumont, Villandry und, und, und … . Die Name rühren von den Orten her, an denen sie stehen. Oft gehen die Schlösser eine Symbiose mit den wunderbaren Parks und Gärten ein, die sie umgeben. Die sind oft genauso sehenswert sind wie die Schlösser selbst.
Dieser Vielfalt wollen wir uns in den verbleibenden Tagen unseres Urlaubs nicht stellen. Dazu müssten eigentlich noch einmal vier Wochen freie Zeit her, um wenigstens einen Teil dieses ungeheuren architektonischen, kulturellen und historischen Reichtums entdecken zu können.
Vorbei an Tours, Amboise und Blois
Wir wollen uns daher nur auf ein Objekt konzentrieren. Hierzu folgen wir von La Chapelle sur Loire dem Fluss weiter nach Nordosten. Die Landschaft verändert sich kaum. Rechts von uns fließt die Loire nach wie vor träge durch eine flache und fruchtbare Landschaft.
Wer mit der Vorstellung hier her kommt eine zweite „Rheinromantik“ zu erleben liegt falsch. Das Tal ist viel weiter als das Rheintal. Und von den vielen Burgen und Schlössern bekommen wir kaum etwas mit. Das liegt daran, dass nur wenigsten direkt an der Loire stehen. So können wir auf der gegenüberliegenden Seite der Loire nur das Château dʼAmboise und das Château de Chaumont ausmachen. Hier und da bietet aber auch moderne Kunst einen Farbtupfer am Weg.
Beeindruckend sind auch die alten Bogenbrücken an der Loire, auf denen schon seit Jahrhunderten Menschen, Tiere und Waren aller Art den Strom überqueren. So wie die Port Jacues Gabriel in Blois. Wir zu Schiffen geformt stehen die Sockel ihrer Pfeiler im Wasser und trotzen der Strömung, die ständig an ihnen nagt. Von ihr hat man wohl einen wunderbaren Blick auf die Stadt Blois zu beiden Ufern des Loire. Um schneller voranzukommen, nutzen wir jedoch in Blois die moderne und vierspurige Ponte Charles de Gaulle, um an das andern Ufer der Loire zu gelangen.
Schloss Chambord
Von dort aus ist es nicht mehr weit bis zu unserem Tagesziel, welches wir mit Bedacht gewählt haben. Unter den vielen Schlössern an der Loire ist wohl das Château de Chambord jenes mit den meisten Superlativen. Das spektakulärste, der geheimnisvollste, das innovativste und das größte aller Schlösser im Tal der Loire. Um dorthin zu gelangen, verlassen wir die Loire und fahren einige Kilometer nach Süden. Den beiden kleinen Orten Montlivault und Maslives sieht man beileibe nicht an welches Wunderwerk sich nur zwei Kilometer weiter in einer ehemals sumpfigen Waldlandschaft verbirgt.
Die schnurgerade Route de Saint-Dyé durch den Wald von führt leicht bergan. Langsam beginnt, wie bei einer Fata Morgana das Schloss hinter der kleinen Anhöhe aufzutauchen. Zunächst sind die unzähligen Türme und Türmchen auf dem Dach zu erkennen. Dann sieht man die gesamte zentrale Fassade des Donjon, zu dem eine breite Parkallee hinführt. Die linken und rechten Flügel des Schlosses bleiben uns von hier aus verborgen. Zu schmal ist die Sichtachse die die Allee und bietet.
Diese Inszenierung, die Kaiser Franz I. seinen anreisenden Gästen vielleicht gerne präsentiert hat, endet für uns an einem Kreisverkehr. Der drängt uns nach rechts ab und wir fahren eine Bogen in Richtung Westen zum Schloss. Die Straße führt uns direkt an der Zufahrt des großen Wohnmobilstellplatzes der Domain de Chambord vorbei. Dort biegen wir ein finden auf dem gut besuchten Areal hinter hohen Hecken noch einen schattigen Platz für unser Wohnmobil.
Das Château de Chambord von Norden
Da es schon auf 15:30 Uhr zugeht, beschließen wir uns heute nur noch die weitläufigen Parkanlagen rund um das Château de Chambord anzusehen. Hierzu machen wir uns mit den Rädern auf den Weg. Zunächst folgen wir der Allee, die gerahmt von mächtigen Eichen den Rond Prince Louis umschließt. Vom Scheitelpunkt dieses halbkreisförmigen Teils des Parks hat man den wohl besten Blick auf die gewaltige Nordwestfassade. Monumental und im Detail dennoch filigran erhebt sie sich über den vorgelagerten Jadins á la française. Dort zeichnen Rasen, Buchsbaum und andere Gehölze Muster aus der Zeit der Renaissance vor das Schloss. Diese kommen allerdings nur vom begehbaren Dach des Schlosses mit seine unzähligen Türmen am richtig zur Geltung.
Das Dach des Donjon ist von außen wohl das auffälligste Merkmal des Schlosses. Die strenge Symmetrie der drei darunter liegenden Geschosse wird dort oben komplett aufgelöst. Wie die Zacken einer wilden Felslandschaft ragen scheinbar unzählige Türme, Türmchen und Kamine empor. Ein Schriftsteller verglich dies einst mit einer schönen Frau mit vom Wind zerzausten Haaren.
Vor den Jadins á la française liegt ein breiter schnurrgerader Kanal der den Zutritt in die Gärten verwehrt. Es die kanalisierte Cosson in deren einst sumpfiger Flussaue das Château de Chambord erreichtet wurde. Der Kanal umschließt die Gärten an deren nördlicher Seite im rechten Winkel biegt dann nach Osten ab. Wir folgen dem Lauf der Flusses der nun von einen weiten Parkanlage eingefasst wird.
Das Château de Chambord von Osten
Am Ende des Kanals führt die Ponte Saint-Michel hinüber ans südliche Ufer. Vorn im Wasser steht ein Silberreiher wie ein Wächter zwischen der großartigen Parklandschaft mit der der Silhouette des Schlosses vor uns und dem sumpfigen Wildnis hinter uns, in der die Cosson wieder ihrem natürlichen Lauf folgen kann.
Von hier aus kann man einen kurzen Abstecher zum einem Wildbeobachtungspunk machen. Dort haben ambitionierte Naturfotografen bereits ihre langen Teleobjektive auf schwere Stative gepflanzt. Mit der hereinbrechenden Dämmerung besteht dort die Aussicht die Brunft der Hirsche beobachten zu können. Die stolzen Tiere sind heute übrigens die Wappentiere der Domain national de Chambord.
Wir wollen jedoch nicht warten, bis Rufe der Hirsche über das Land schallen. So geht es für uns am südlichen Ufer des Cosson zurück in Richtung Schloss. Dort angekommen stehen wie vor der südöstlichen Front der Schlossanlage, die nicht weniger spektakulär als die gegenüberliegende Seite ist.
Das Château de Chambord von Süden
Zunächst halten wir an der großen Rotunde, die den eingeschossigen Seitenflügel des Schlosses nach Osten hin abschließt. Hier bietet sich wieder eine ganz neue Perspektive auf das Château de Chambord. Dann erreichen die Porte Royal. Fast schlicht kommt der Hauptzugang zum Schloss daher. Sie zitiert, ganz im Geist der Renaissance Elemente der klassischen griechischen und römischen Architektur und glänzt dabei mit einer bestechenden Klarheit.
Von der Porte Royal führt die breite Avenue du Roi hinaus in die südliche Parklandschaft. Die ersten 200 Meter werden von einer Wiese begleitet, die ein großes U bildet. Sie nimmt die Form des Rond Prince Louis auf nördlichen Seite des Parks auf und spiegelt diese in gewisser Weise. Die Wiese ist von niedrig gehaltenen Buchen gesäumt, deren Kronen akkurat zu großen Quadern gezogen wurden.
Von dort ergeben sich immer neue Sichten und Perspektiven auf die einmalige Schlossanlage. Daneben liegen die ehemaligen die königlichen Stallungen, in denen auch heute noch stattliche Tiere gehalten werden. Jeden Tag in der Hauptsaison finden zwei Showvorführungen mit Pferden und Greifvögeln statt, die dem Publikum das höfische Flair zur der Zeit in Kaiser Franz I. und seiner Jagdgesellschaften nahebringen.
Ein anderer Teil des Marstalls wird heute als Gemüsegarten genutzt, der erst 2019 angelegt wurde. Man legt hier Wert auf eine biologische und ökologische Landwirtschaft, die von der Permakultur inspiriert ist. Bei einer Führung durch die Gärten kann man manches Wissenswerte hierzu erfahren.
Place Saint-Louis
Wir steuern als nächstes dem des Place Saint-Louis an. Er bildet so etwas wie den „Empfangsbereich“ der Anlage. Die von den Parkplätzen kommenden Besucher haben hier einer erste Begegnung mit dem Schloss. Der kleine Platz wird von mehreren Restaurants und einen Hotel gesäumt. Von dort hat man einen schönen Blick auf die westliche Ecke der Schlossanlage mit dem mit dem Turm der Schlosskapelle im Vordergrund. Hier findet heute ein Markt mit regionalen Produkten und Kunsthandwerk aus der Region statt. Zu einem Einkauf der uns aber nicht verlocken.
Wir gönnen uns einen Espresso und eine Cola im Les Armes du Château, einem der fünf Restaurants hier. Danach begeben wir uns noch einmal an der Startpunkt unserer kleinen Rundfahrt um das Schloss. Wir lassen uns auf der großen Wiese am Rond Prince Louis nieder und genießen noch weinig des schöne Wetter des beginnenden Abends. Dabei hören wir rechts von uns hinter den Bäumen ein grollendes Rauschen. Geräusch wiederholt sich in unregelmäßigen Stößen. Schnell wird uns klar, dass dort drüben gerade Heißluftballons auf ihren Start in den abendlichen Himmel vorbereitet werden.
Und siehe da, eine viertel Stunde später erhebt sich der erste über den Bäumen der Allee, die uns vom Startplatz der ursprünglichsten aller Fluggeräte trennt. Sechs weitere sollen ihm in den nächsten Minuten folgen. Der schönste von ihnen ist wohl jener, der das Wappentier der Domain national Chambord, einen prächtigen Hirsch auf seiner Hülle trägt.
Mit dieser außergewöhnlichen Begrüßung hier am Schloss Château de Chambord endet für uns dieser Tag.
Unsere Tagestrecke
Im Schloss Chambord
25. September 2021
Gestern am Château de Chambord angekommen, wollen wir dieses Wunderwerk natürlich auch von innen besichtigen. Dazu geht es zunächst zum Besucherzentrum, wo man die Tickets erwerben kann. 29 Euro werden für zwei Erwachsene fällig. Darüber hinaus leisten wir uns für 6,50 Euro pro Person den Audioguide der uns in deutscher Sprache durch das Schloss und seine Geheimnisse führen wird. Dann begeben wir uns zur Porte Royal. Die liegt, wie gestern schon erkundet an der Südostseite und ist ca. 500 Meter vom Besucherzentrum entfernt.
Wie in Pandemiezeiten üblich gilt am Einlass die 3G-Regel. Im Schloss selbst besteht Maskenpflicht. Maßnahmen, die wir angesichts der vielen Besucher, die jetzt schon kurz nach der Öffnung hier zusammen kommen vollkommen o.k. finden.
Nach dem Einlass stehen wir im Innenhof vor dem mächtigen Donjon, dem Zentralbau des Schlosses. Mächtig ragt er vor uns auf und lässt ich kaum in seiner ganzen Größe auf den Sensor bannen.
Dort beginnen wir unseren Rundgang, durch die vielen Räume und Säle der drei Etagen bis hinauf auf das Dach. Alles gesehene zu beschreiben, würde hier zu weit führen. So sollen nur auf die wichtigsten Stationen notiert werden.
Einige Fakten zum Château de Chambord
Der Legende nach soll Leonardo da Vinci der architektonische Ideengeber für den außergewöhnlichen Bau gewesen sein. Er verbrachte nachweislich die letzten zwei Jahre seines Lebens auf Einladung von Franz I. nicht weit von hier im Schloss Clos Lucé in Aboise. Der Grundstein wurde in seinem Todesjahr 1519 gelegt. Der Stil italienische Renaissance wurde hier durch seine französische Ausführungen modifiziert und weiterentwickelt.
Da Schloss besteht auf einem Zentralbau, dem Donjon. Der eigentlich quadratische Grundriss wird durch vier mächtige Ecktürme ergänzt. Diese Grundform nehmen auch Seitenflügel auf, die den Innenhof umschließen, der sich dem Donjon nach Südosten hin anschließt.
Chambord war aber nicht nur mit seinem ästhetischen Konzept wegweisend. Auch in der Bautechnik setzte es Maßstäbe. Hunderte von Holzpfählen mussten bis zu fünf Meter tief in den sumpfigen Boden getrieben werden. Nur konnte man ein solides Fundament für die Masse aus Tuffstein schaffen, aus den das Schloss errichtet wurde. Die sanitären Einrichtungen waren an ein zentrales Sammelbecken für Fäkalien unter dem Schloss angeschlossen, welches über Schächte zum Dach hin entlüftet wurde. Darüber hinaus entbehrte des Bau jedoch jedes weiteren Komforts für seine Bewohner. Da liegt an der offenen Gestaltung, in der die meisten der Innenräume miteinander verbunden sind. Ein sinnvolles Beheizen in der kühlen Jahreszeit war trotz der 365 Feuerstellen kaum möglich.
Das Nutzungskonzept sah vor, neben den Repräsentationsräumen möglichst viele ebenbürtige „Appartements“ für die Gäste des Königs zu schaffen. Keiner sollte bevorzugt oder benachteiligt werden. Sie bestehen aus Vorzimmer, Zimmer, Kabinett und Garderobe. Davon gibt es acht auf jeder Etage des Donjon. Nur dem König selbst wurde natürlich wurde mehr zugestanden. Seine Gemächer liegen in der rechten Seitengalerie des Donjon und sind über eine separaten Eingang zu erreichen.
Unser Rundgang durch das Château de Chambord
Wir durchstreifen das Schloss für einige Stunden. In Erinnerung bleiben die erstaunliche doppelläufige Wendeltreppen um die herum sich alles im Donjon sehr symmetrisch anordnet. Große Säle, reiche Ornamente, überraschende Sichtachsen, reizvolle Perspektiven von offenen Galerien. Schloss Chambord bietet seinen Besuchern scheinbar unendlich Vieles was es zu entdecken lohnt. Selbstverständlich erfährt man auch eine Menge über den historischen Hintergrund rund um Kaiser Franz I. ein seine Zeit.
So auch über die rieche Symbolik dort. Die Bauform und Architektur wurde von vom herabkommenden Neuen Jerusalem aus der Offenbarung des Johannes inspiriert. Überall finden wie das F wieder. Es steht in doppelter Bedeutung für Franz und Frankreich. Genauso oft ist der feuerspeiende Salamander zu entdecken. Er ist das Wappentier von König Franz I.
Jedem der hier her kommt sein empfohlen sich mindestens einen Tag für die Erkundung des Schlosses zu nehmen. Die folgende kleine Galerie kann von der Vielfalt des Schlosses nur ein bescheidenen Eindruck vermitteln.
Wir erkunden den Donjon und die Seitenflügel von der ersten bis zur dritten Etage, steigen dem Schloss auf das Dach, schlendern über Galerien und streifen durch die Seitengalerien, die auch die Gemächer des Königs beherbergen. Dann werfen wir noch eine Blick in die Remise mit der beeindrucken Sammlung von historischen Kutschen und in das Lapidarium, welches über die Baugeschichte und die Rekonstruktion des Schlosses erzählt.
Dann reißen wir uns los und verabschieden und vom Château de Chambord.
Weiter nach Saint Benoît sur Loire
Wir wollen weiter der Loire folgen und haben als nächstes Ziel Saint Benoît sur Loire ausgemacht. Um dorthin zu kommen folgen wir von Chambord zunächst dem Tal der Loire bis nach Lally-en Val. Dor biegen wir nach Osten ab. So kürzen wir den großen Bogen ab, den die Loire über Orleans noch Norden vollzieht. So geht es 50 Kilometer durch eine waldreiche Landschaft die keine besonderen Höhepunkt anbieten kann. Die Städtchen durch die wir kommen heißen Jouy le Potier, Marcilly en Villette oder Tichy. Sie kommen uns adrett und gepflegt vor. Vom Verfall den wir in ähnlich großen Orten in der Provinz Südfrankreichs erleben mussten ist hier nichts zu sehen.
Bei Châteauneuf sur Loire stoßen wir wieder auf den Fluss und wechseln auf das rechte Flussufer. Von dort sind es nur noch wenige Kilometer nach Saint Benoît mit der Abtei de Fleury und der bekannten Abteikirche.
Der Heilige Benedikt und Saint Benoît sur Loire
Dort sollen die Reliquien einer der wichtigsten Persönlichkeiten der frühen christliche Kirche zu finden sein. Der Legende nach haben es die Mönche der Abtei im Jahr 672 geschafft, die Gebeine von niemand Geringeren als die des Heiligen Benedikt von Nursia aus den Ruinen des Klosters Montecassino in Italien zu bergen und hierher an die Loire zu bringen.
So konnte auch hier ein erfolgreiches Geschäftsmodell des Mittelalters etabliert werden. Die Reliquien eines möglichst populären Heiligen werden an einen bisher unbedeutenden Ort gebracht. Die neue Stätte der Heiligenverehrung wird zum Wallfahrtsort und die Pilger kommen in Strömen. Neben der Verehrung bringen Sie natürlich Geld in die Kassen des Klosters und der umliegenden Gemeinde. Pilger mussten etwas essen und trinken. Sie wollten untergebracht sein und brachten sicher auch diesen und jenen Denar in den Klingelbeutel. So wurde die kleine Abtei im ganzen Frankenreich und darüber hinaus bekannt.
Selbst Odo von Cluny, der zweite Abt der berühmten Reformklosters von Cluny hielt es für angemessen hier eine Klosterschule zu gründen, die hohes Ansehen erlangte. So beeinflusste das Kloster Fleury Klöster in Italien, Katalonien, England und Deutschland.
Die Abteikirche des Kloster Fleury
Die imposante Abteikirche aus romanischer Zeit steht am bescheidenen Place de l‘Abbaye in Saint Benoît sur Loire. Den teilt sie sich mit dem Hotel de Labrador, einer kleinen Bar und dem Empfangsgebäude des Klosters. Die Kirche wirkt für diesen kleinen Ort von gerade einmal 2.000 Einwohnern irgendwie überdimensioniert. Aber man musste seinerzeit den Pilgern und Wallfahrern ja etwas bieten.
Der Vorhallenturm
Ähnlich wie in Moissac ist der Kirche ist auf der Westseite ein Vorhallenturm (Narthex) vorangestellt. Zwölf mächtige Säulen tragen die zwei darüber liegenden Geschosse und bilden dabei neun gleichgroße Kreuzgratgewölbe. Bemerkenswert ist nicht nur die Mächtigkeit der Säulen, sondern auch die reich mit meist figuraler Gestaltung geschmückten Kapitele. Meist sind Szenen aus der Bibel die dort dargestellt sind. Aber auch klassische Akanthusblätter sind auszumachen. Der Vorhallenturm war seinerzeit eine Neuheit ist in seiner Art bis heute einzigartig.
Langhaus und Krypta
Dem Narthex ist das Langhaus angegliedert. Es besticht durch sein Klarheit und ist für einen romanischen Bau erfreulich licht und hell. Spannend wird es in der Krypta. Zu ihr geht es hinter der Vierung eine Stufen hinunter. Dort unten trägt ein Wald mächtiger Rundpfeilern das Gewicht des darüber liegenden Bauwerks. Alle Säulen gruppieren sich um einen noch mächtigeren zentralen Pfeiler.
In dessen Inneren wird das heiligste der Abteikirche des Klosters Fleury aufbewahrt. Im Inneren des Pfeiler finden wir den offenbar kupfernen Schrein, in dem die Gebeine des Heiligen Benedikts von Nursia aufbewahren sind. Der Raum dort unten ist so inszeniert, dass ein wenig Ehrfurcht ob der Bedeutung der berühmten Reliquie zu spüren ist.
Tympanon über dem Nordportal
Wie verlassen die Abteikirche über das Nordportal. Das wird von außen von einem Tympanon geschmückt. Im dessen Zentrum waltet der Gottessohn als Weltenrichter am letzten aller Tage seines Amtes. Er wird den vier Evangelisten flankiert und Engeln und Apostelfiguren säumen die Bogenläufe. So weit, so üblich.
Über den Türsturz jedoch, wo bei andern Tympana oft die 24 Ältesten Ihren Platz finden, gibt es hier ein ganz andere Szene. Um die Legende um die Legende um das Kloster Fleury und dem heiligen Benedikt zu untermauern, wird dort in einem Triptychon die Bergung und Überführung der Reliquien des heiligen Benedikt von Montecassino nach Fleury dargestellt.
Rechts die Bergung der Gebeine und die Einlagerung in den Schrein. In der Mitte die Segnung des Schreins mit Weihrauch und rechts die Überführung des Schrein nach Fleury. Ganz rechts werden die Mönche mit dem Schrein von Ihren Brüdern im Kloster Fleury empfangen. Und wer nun noch immer nicht glaubt, dass dies die Knochen des Benedikt sind, dem ist nicht mehr zu helfen.
Ganz fest werden die Mönche des Kloster an die Kraft der Reliquie glauben. Auch heute leben noch 40 von ihnen hinter den Mauern des noch immer aktiven Klosters gleich nebenan. Einer von ihnen schreitet gerade zum Nordportal, als wir uns auf den Rückweg machen. Wir lassen die Gottesmänner mit ihren am diesem späten Nachmittag nur noch wenigen Gästen zurück und finden das sich der Abstecher hierher auf jeden Fall gelohnt hat.
Sully sur Loire und Briare
Wir brechen gegen 17:30 Uhr in Saint Benoît sur Loire auf. Es ist höchste Zeit sich nach einem Stellplatz für die Nacht umzuschauen. Die nächste Gelegenheit hierfür winkt im gerade acht Kilometer entfernten Sully sur Loire. Dort hätten wir morgen die Gelegenheit das bekannte Wasserschloss Château de Sully-sur-Loire zu besichtigen. Als wir 10 Minuten später am Aire de camping-cars municipale in Sully ankommen, müssen wir aber leider feststellen, dass der Platz gleich am Rand des Schlossparks bereits komplett belegt ist.
So lassen wir Sully sur Loire und das Schloss hinter uns und fahren über Glien weiter nach Briare. Dort gibt es gleich zwei Stellplätze. Wir steuern den Aire de services et stationnement camping car an. Der liegt in unmittelbare Nähe eines besonderen Bauwerkes.
Dort beginnt der Canal latéral à la Loire (Loire-Seitenkanal). Er macht das Loiretal stromaufwärts für Sportboote und kleine Binnenschiffe schiffbar. Im weiteren Verlauf schleißt an eine Kanalkette an, die bis zum Mittelmeer führt. Das liegt gute 480 Kilometer Luftlinie von hier entfernt. Nach Norden hin ist der Kanal über Flüsse und weitere Kanäle mit der Seine verbunden. So liegt Briare nicht nun an der Loire, sondern auch an einer Wasserstraße, die vom Ärmelkanal bis an Mittelmeer mitten durch Frankreich führt.
Bei diesem Gedanken denken wir zurück an Saint Maries de la Mer und in beiden schönen Tage in der Camargue. Wehmut will dabei allerdings nicht aufkommen. Den für das hier fehlende Meeresrauschen werden wir mit einer wunderbaren Lichtstimmung entschädigt. Sie macht sich gerade über der Loire breit, dort wo der Canal latéral à la Loire auf einem schmalen Kanalbrücke des Fluss überquert.
Wir genießen dieses einmalige Licht eine ganz Weile. Als der Zauber verblasst ziehen wir in die Auberge du Pont Canal ein. Dort genießen wir ein wunderbares Abendessen und denken an den Zauber des Château de Chambord und den heiligen Benedikt von Nursia.