Saintes-Maries-de-la-Mer

Den Tag verbringen wir in den Weiten an der Küste der Camargue und in Saintes-Maries-de-la-Mer. Die rosa Flamingos und die Schwarze Sara beeindrucken uns heute besonders.

In der Nacht ist Regen über Saintes-Maries-de-la-Mer aufgezogen, der sich bis in die Morgenstunden hinzieht. Das gibt uns die Gelegenheit lange auszuschlafen und ausgiebig zu frühstücken. Um 11:00 Uhr brechen wir mit den Rädern auf. Wir wollen die Camargue dort erkunden, wo man mit dem Auto nicht hinkommt. Dazu müssen wir nicht weit fahren. Gleich unterhalb des Stellplatzes ist der Strandweg für Fahrzeuge über zwei Meter Höhe gesperrt und mit dem PKW hat man ab dort auch nur wenig Freude.

Radtour zum Leuchtturm von Gacholle

Die ersten 400 Meter des Strandes sind noch mit einem Damm aus groben Steinen befestigt. Ein Abschnitt, der bei den Brandungsanglern offenbar beliebt ist. Auf der anderen Seite der Straße, an der Mündung des Ètang Monro übt sich ein Junge in einer ganz anderen Art der Fischerei.
Geschickt hantiert er mit einem Wurfnetz. Er schleudert es immer wieder hinaus auf die Wasseroberfläche wo es wie von Zauberhand nur wenige Meter entfernt immer eben auftrifft. Es sinkt ab. Dann zeiht der Junge das Netz mit einer Leine zusammen, die er in der Hand behalten hat. Mancher, meist kleiner Fisch landet so in seinem mit Wasser gefüllten Eimer.

Flamingos

Wir radeln weitern. Wir müssen nicht lange in die Pedale treten, bis sich ein nächster Stop anbietet. Im flachen Wasser des lagunenartigen Sees auf der Binnenseite haben sich Flamingos niedergelassen. Wir tun es ihnen an Land gleich. Stativ, Kamera und Teleobjektiv kommen aus der Packtasche ans Licht. Vielleicht gelingen je ein paar schöne Fotos.
Die meiste Zeit staken rosafarbenen Großvögel auf ihren langen roten Beinen durch das seichte Wasser. Den Kopf nach unter ziehen sie ihre rosa Schnäbel mit schwarzer Spitze kopfherum durch das Wasser. Daher werden sie auch „Verkehrtschnäbler“ genannt. Rastlos geht es vor und zurück oder von links nach rechts.
So decken sie ihren recht spezialisierten Nahrungsbedarf. Nur Kleinstlebewesen, wie Salinenkrebse, Wasserschnecken oder Insektenlarven sollten in den langen schmalen Hals gelangen. Stundenlang könnten wir den großen Vögeln nachhängen.

Durch die Dünen, vorbei an den Strandseeen und Lagunen

Wir machen uns aber auf Richtung Osten. Ein kräftiger Westwind hilft uns dabei. Es geht durch eine amphibische Landschaft. Manchmal muss sich der Weg aber auch durch Dünen hindurchschlängeln. Dort ist versinkt die leicht befestigte Fahrspur in feinem Sand. Da hilft nur schieben, um weiterzukommen.
Rechts von uns breiten sich kleinere und größere Strandseen aus. Dahinter der Strand an dem sich in der Ferne die Wellen des Mittelmeers brechen. Linker Hand von uns erstreckt sich der mächtige Étang Monro. Bis zu 11 Kilometer erstreckt sich die Lagune ins Land der Camargue. Sie ist durchzogen von unzähligen Sand- und Schilfbänken.

Nach 11 Kilometern erreichen wir den einsam gelegenen Leuchtturm von Gacholle. Er ist leider nur in den Ferien und am Wochenende geöffnet. So bleiben uns seine Türen leider verschlossen. Ein Stück weiter machen wir eine kleine Pause am Parkplatz Gacholle.
Den kann man offenbar aus Richtung Osten vom Pont-Saint-Louis an der Rhône-Mündung anfahren. Vielleicht ein Tipp für unsere nächste Reise in die Camargue.

Leider ist Himmel noch immer von grauen Wolken verhangen. Es ist so gar kein Licht für stimmungsvolle Fotos. Schade! Auch deshalb machen wir uns auf den Rückweg. Der Wind der uns hierher schob wird nun zum lästigen Widersacher. Aber wir haben ja Zeit. Hier und da legen wir noch einen kleinen Stop ein und schauen hin aus Richtung Meer. Noch in der Ferne grüßt der Turm von Notre-Dame-de-la-Mer in Saintes-Maries.

Speerwerk am Meer - Camargue
Sperrwerk am Meer

Die Zukunft der Camargue

Auch an einem kleinen Sperrwerk, dass das dahinter gelegene Land vor dem Stürmen des Mittelmeers schützen soll, halten wir kurz. Wie lange wird es seinen Dienst noch versehen?
Die Camargue ist von dem durch den Klimawandel verursachten Anstieg des Meeresspiegels stark gefährdet. Liegt doch das Rhône-Delta im Schnitt nur einen Meter über dem Meeresspiegel.
Die Bauern landeinwärts fürchten schon jetzt die zunehmende Versalzung der Böden durch das immer weiter vordringende Meereswasser.
Vielleicht wird Saintes-Maries-da-la-Mer in nicht allzu ferner Zukunft eine Insel sein und später zu einem neuzeitlichen Atlantis werden. In den letzten 30 Jahren ist die Küstenlinie 200 Meter landeinwärts gewandert. Mehr darüber, und dass der Mensch sich schon entschlossen hat sich hier zurückzuziehen könnt ihr diesem Videobeitrag erfahren.

Zum Schluss statten wir den Flamingos einen weiteren Besuch ab. Sie werden sich schnell an die neuen weiter im Land liegenden Lagunen der Zukunft schnell gewöhnen. Gegen 14:00 Uhr sind wieder am Wohnmobil.

Den Nachmittag verbringen wir urlaubsgemäß mit nichts tun. Abends geht es nochmal nach Saintes-Maries. Wir nehmen uns Zeit Notre-Dame-de-la-Mer zu besuchen.

Notre Dame de la Mer – Saintes-Maries-de-la-Mer

Die Kirche von Saintes-Maries-de-la-Mer ist ein romanischer Bau, außen schlicht, wie so manche Kirche in Frankreich aus dieser Zeit. Ein wirklicher Turm fehlt. Das Geläut hängt an einer erhöhten Mauer, die einen echten Turm mehr oder weniger imitiert. Auch das ist für die sakralen Bauten in Südfrankreich nichts Besonderes.

Interessant wir es in Innenraum. Auf Bildern und an einem Altar finden wir ein immer wiederkehrendes Motiv. Ein Boot vor der Küste, zwei oder drei mit einer Gloriole gekennzeichnete Frauen darin. Offenbar sind sie kurz davor an Land zu gehen.
Hier wird eine uralte Geschichte erzählt. Der Legende nach sollen hier um das Jahr 40 drei Marien, nämlich Maria Magdalena, Maria Salome von Galiläa und Maria Kleophae mit einem Schiff hier angekommen sein. Die Christenverfolgung hatte sie aus Israel vertrieben.

Die Schwarze Sara von Saintes-Maries-de-la-Mer

Begleitet wurden sie von der Schwarzen Sara. Sie war die Dienerin von Maria Salome von Galiläa und Maria Kleophae. Hier angekommen haben die Marien damit begonnen, die Camargue und später die Provence zu missionieren.
Die Schwarze Sara bliebt ihnen treu und sorgte durch das Betteln um Almosen für den Lebensunterhalt der Gruppe. So eine der Legenden um die Schwarze Sara.

Und sie, die treue Dienerin ist die zentrale Figur der Kirche Notre Dame de la Mer und auch die Schutzpatronin der Stadt. In der Krypta der Kirche wird ihre Reliquie aufbewahrt. Gleich daneben eine prächtig gekleidete Statue der Sara. Sie ist das verehrte Ziel vieler Wallfahrer, die nach Saintes-Maries-de-la-Mer kommen.
Ihrer dunklen Hautfarbe verdankt die später heiliggesprochene nicht nur ihren Beinamen „die Schwarze“. Vielleicht erzählt die Legende auch deshalb, dass Sara aus dem Volk der Roma stammte. Die Sinti und Roma haben sie später zu ihrer Schutzheiligen auserkoren.

Dank der Reliquie wurde Saintes-Maries zu einem bekannten Wallfahrtsort. Der Höhepunkt des Wallfahrtjahres in Saintes-Maries-de-la-Mer sind der 24. und 25. Mai eines jeden Jahres. Dann findet eine feierliche Prozession statt. Dabei werden prächtig gekleidete Figuren der drei Marien und der Sara an den Strand von Saintes-Maries-de-la-Mer getragen und mit Meerwasser benetzt.

Nun wird uns auch klar, warum diese schöne kleine Stadt am Meer Sainte-Maries-de-la-Mar heißt. Heiligen Marien, also der Plural von Marie.

Schwarze Sara - Saintes-Maries-de-la-Mer
Schwarze Sara

Im La Grange – Saintes-Maries-de-la-Mer

Mit dieser Erkenntnis gehen wir auf die Suche nach einem Restaurant. Heute Abend ist Suche ungleich leichter als gestern. Zwar ist Saintes-Maries-de-la-Mar nicht gerade ausgestorben. Aber es sind deutlich weniger Menschen unterwegs als gestern Abend. Vielleicht ist der Freitag traditionell Abreisetag für die Urlauber hier und sie haben gestern Abschied gefeiert.

Wir finden einen Platz im Außenbereich des Restaurants Le Grange, einem Restaurant welches wir vor zwei Jahren schon einmal besuchen durften. Die Speisekarte wird uns pandemiegerecht auf einem Tablet präsentiert. Das lässt sich superleicht desinfizieren. Und auf die Dauer ist das sicher günstiger, als bei jeden Menüwechsel die Karte in die Druckerei zu bringen.
Und so haben wir als „Französischmuffel“ auch gleich eine Speisekarte in deutscher Sprache. Wir schlemmen uns herrlich durch Jacobmuscheln, Langustinen, Miesmuscheln und andere Leckereien. Auch das Dessert und der Espresso sind ganz wunderbar.

Dann geht es vorbei am Notre-Dame-de-la-Mer durch die bunt beleuchteten Gassen wieder zurück zum Hôtel de Ville, wo heute noch ein kleiner Markt der Kunsthandwerker stattfindet. Vor dort setzten wir uns wieder auf unsere Räder und genießen auf der Rückfahrt über die Strandpromenade eine wunderschönen Spätsommerabend am Meer in Saintes-Maries-de-la-Mer.

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