Aigues-Mortes und Saintes-Maries-de-la-Mer

Aigues-Mortes, die Camargue und Saint-Maries-de-la-Mer werden unseren heutigen Tag begleiten.

Aus dem schönen Nachmittag gestern am Strand Plage Baleine wurde noch Aus dem schönen Nachmittag gestern am Strand Plage Baleine bei Séte wurde noch ein langer und lauer Sommerabend vor dem Wohnmobil. Heute Morgen nutzen wir die Infrastruktur am Stellplatz, um für Ent- und Versorgung des Wohnmobils zu sorgen. Das wird auch langsam Zeit, den das letzte Mal hatten wir vor drei Tagen in Luchon die Gelegenheit hierzu. Und da wir nun zu dritt unterwegs sind, füllt sich mancher Tank doch deutlich schneller.

Auf dem Weg nach Aigues-Mortes

Als alles erledigt ist, zeigt die Uhr schon 11:30 Uhr. Nun ist es an der Zeit aufzubrechen. Wir fahren durch Séte und dann auf die gut ausgebaute D 612, die uns nah am Meer entlangführt. Da wir heute immer nah dem Wasser bleiben wollen, biegen wir kurz vor Montpellier auf die D 185 ab.

Die führt am Étang de l’Arnel, wo wir an einem Kreisverkehr einen Stand mit Obst und Gemüsen aus der Gegend finden. Da unsere Vorräte zur Neige gehen und das Wochenende bevorsteht, macht es Sinn unsere Bestände ein wenig aufzufüllen. Während sich Steffi und Paula darum kümmern, habe ich die Gelegenheit einen Blick auf den Étang de l’Arnel zu werfen.

Flamingos

Von seiner Fläche her ist er ein respektabler Küstensee, von der Tiefer her wohl eher eine Pfütze. Daher fühlen sich hier die Flamingos, die Charaktervögel der Camargue, besonders wohl. Eben noch steht eine ganze Vogelschule im Wasser. Dann erheben sich die Tiere in die Lüfte und ziehen majestätisch nach Norden. Während ich mich noch auf dieses Motiv konzentriere, streift mich mitten auf der Landstraße eine Straßenbahn. Seltsame Gegend.

Dann fahren wir weiter. Le Grand Motte lassen wir bewusst rechts liegen. Zwar ist das Gesamtensemble des Badeortes eine Art Ikone der modernen Architektur, aber mit der Durchquerung von Benidorm vor einigen Tagen, ist unser Durst nach Beton am Meer mehr als gestillt. Zudem befürchten wir mit dem Wohnmobil in Le Grand Motte keinen Parkplatz zu finden.

Statt dessen beschließen wir weiter nach Aigues-Mortes zu fahren, um der alte Festungsstadt am Rande der Camargue zu besuchen.

Aigues-Mortes

An der nordöstlichen Ecke der der gewaltigen Festungsmauer von Aigues-Mortes finden wir den Parkplatz mit einen eigenen Abteil für Wohnmobile. Schnell haben wir ein Parkticket gezogen, das Auto abgestellt und machen auf den Weg die Stadt zu erkunden.

Aigues-Mortes - Festungsmauer
Aigues-Mortes – Festungsmauer

Nachdem wir die Stadt durch die Porte de la Reine betreten haben, kommt uns alles ein wenig verschlafen vor. Kein Mensch ist in den Gassen unterwegs nur ab und zu fährt ein Auto durch sonst verlassenen Straßen.

Die Stadtanlage innerhalb der Festungsmauer ist akkurat in Rechtecke gegliedert. Zwei größere Straßen, der Boulevard Gambetta und die Rue Theaulon durchziehen dieses „Schachbrett“ von Nord nach Süd. Jenseits der Rue Theaulon wird aus dem verschlafenden Städtchen plötzlich ein quirliger Touristenhotspot. Die Freisitze der Restaurants am Place Saint-Louis sind gut besetzt. Neugierig strömen die Schaulustigen in die sehenswerte Église Norte-Dame des Sablons.

Aigues-Mortes - Aigues-Mortes
Aigues-Mortes

In den Gassen nördlich von uns, östlich des Place Saint-Louis das übliche touristische Treiben eines französischen Ferienortes. Die Bars, Restaurants und Läden mit Souvenirs und regionalen Spezialitäten sind gut besucht. Vor den Eisständen drängen sich die Warteschlangen. Klamotten- und Schuhläden, Schmuckgeschäfte und solche mit Taschen- und Lederwaren laden zum Shoppen ein.

Alles in allem ist dies nett anzuschauen und einen Besuch wert. Das architektonische Highlight ist natürlich die riesige Festungsmauer. Vom Place Anatole France hat man einen besonders guten Blick auf die Mauer und die Porte de la Gardette, einem der gewaltigen Haupttore zur Stadt.

Während Steffi und Paula durch die Gassen uns Läden streifen, lasse ich mich hier nieder mache mich im Internet über Aigues-Mortes schlau.

Wissenswertes über Aigues-Mortes

Da ist erstmal dieser seltsame Name. Aigues-Mortes [ɛgˈmɔʀt] – Totes Wasser. Ein Blick auf eine Karte der Umgebung lässt die Herkunft dieses Namens erahnen. Südöstlich der Stadt erstreckt sich eine große Wasserlandschaft aus ehemaligen Strandseen, die heute zum großen Teil in Salinen umgewandelt sind.

Im 13. Jahrhundert war dies noch eine riesige Lagune, die über die Jahrhunderte mehr und mehr verlandete. Zu jener Zeit hatte der französische König Ludwig IX. die Gegend an sich gerissen und konnte die erste französische Hafenstadt in dieser Gegend gründen.

Damals lag Aigues-Mortes noch direkt am Meer. Heute ist es sechs Kilometer entfernt. Trotzdem hat die Stadt den Anschluss dorthin nicht verloren. Ein Kanal führt hinaus zum Meer. Außerdem führt das Wasserkreuz der Stadt auch in den Canal du Rhône à Sète und damit in den Canal du Midi und weiter bis zum Atlantik.

Konzipiert wurde Aigues-Mortes als Hafenstadt und Festung. Darüber gibt die Stadtmauer heute noch Auskunft. Die steht seit den vielen hundert Jahren übrigens auf einer hölzernen Plattform die sich wiederum auf Eichenpfählen gründet. Venedig lässt grüßen.

Aigues-Mortes gilt als als herausragendes Beispiel einer mittelalterlichen geschlossenen Stadt. Ähnliches sahen wir auch schon in Port de Brouage. am Atlantik.

Wir machen uns nun auf den Rückweg und besuchen noch die katholische Chapelle de la confrérie des Pénitents-Gris mit ihrer bemerkenswerten barocken Ausstattung.

Durch die Camargue nach Saintes-Maries

Die Fahrt nach Saintes-Maries-de-la-Mer über die D 58 und die D 38 gestaltet sich recht unspektakulär. Es geht durch eine flache Kulturlandschaft. Wiesen, Weiden, Hecken, Felder – hier und da ein Weiler oder ein Gehöft. Ab und zu ein Hof der mit den Pferden der Camargue, einem Charaktertier dieser Landschaft wirbt. Einige Rindviecher kommen hinzu und das war’s. Die einzige Abwechslung auf der Strecke war die Überquerung der Kleinen Rhone auf der D 38c.

Saintes-Maries

Wir erreichen Saint-Maries von Westen her. Hier draußen am Plage Quest gibt es einen schönen Stellplatz direkt am Strand. Wir aber wollen mehr. Mancher Blog berichtet von einem Stellplatz direkt in der Stadt, hinter der gewaltigen steinernen Uferbefestigung, vor der der Strand liegt. Da wollen wir hin.

Als wir an der Einfahrt zu diesem Platz ankommen, ist unser Geld gern gesehen. Ein Kassierer ist sofort zur Stelle und verbucht 13 Euro auf seiner Einnahmenseite. Unser Auto darf hier aber nicht stehen und wir werden über einen sehr schlechten und sehr, sehr engen Weg 800 Meter weiter verwiesen. Dort liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Campingplatz der Stadt der neue Wohnmobilstellplatz. Der Vorteil hier: Mann steht nicht auf der schattenlosen Bitumenplatte, sondern im grünen auf Gras, unter Bäumen und zwischen Hecken. Gar nicht so schlecht dieses Plätzchen.

Am stürmischem Stand

Den Nachmittag verbringen wir am Strand. Die Sonne steht schon tief und der Wind hat merklich aufgefrischt. Beim Baden im Meer ist durchaus schon Vorsicht angesagt. Die Wellen nehmen den Schimmer gern ein Stückchen mit und lassen den stehend Badenden schon mal den Boden unter den Füßen verlieren.

Auch an Land dominiert als Element der Wind und versetzt manche Textilie in heftige Bewegung.

Irgendwie erinnert mich das an ganz andere flatternde Textilien.

Von WikidonorEigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link

So verbringen wir einen stürmisch sonnigen Nachmittag am Strand von Saint-Maries-de-la-Mer.

Ein Abend in Saintes-Maries

Unsere persönlichen Sonnentanks sind nun aufgefüllt und es ist Zeit für ein Stündchen Ruhe im Wohnmobil. Danach machen wir uns mit drei Personen auf zwei Fahrrädern auf den Weg in Zentrum von Saint Maries. Paula reist klassisch auf dem Gepäckständer von Steffis Fahrrad mit uns.

Oben auf dem Weg auf der Mole merken wir deutlich, dass der Wind nochmals zugenommen hat. Es ist schon ein wenig unangenehm, wie der zunehmende Wind den Sand vom Strand in unsere Gesichter treibt. Wir schließen die Räder am großen Parkplatz in der Avenue de la République an. In den Straßen und Gassen von Saint-Maries ist noch so viel Betrieb, dass wir befürchten die Passanten mit unseren Drahteseln zu belästigen.

In der Altstadt von Saint-Maries

Wir schlendern ein Stück die Rue Victor Hugo hinab. Dann biegen wir ab hinüber zur Rue Moliére an der sich die Eglise Notre-Dame-de-la-Mer – das Wahrzeichen – von Saint-Maries befindet.

Die Kirche ist Ziel von Wallfahrten. Denn nach einer alten Legende soll hier in Saint-Maries Maria Magdalena in einem Schiff ohne Steuer und Segel gestrandet sein. Eine schöne Geschichte, die sicher über die Jahrhunderte viele Wallfahrer und ihr Geld in die Stadt strömen lies.

Auf der Rue Moliére geht es vorbei am Place Jousé d’Arbaud zur Avenue Frédéric Mistral. Irgenwie scheinen wir hier in einem recht literarischen Viertel von Saint-Maries gelandet zu sein. Viele Straßenamen ehren große französische und regionale Poeten und Literaten.

Im La Grange

Dann übermannt uns der Hunger und wir kehren im La Grange ein. Unser Menü wir recht bunt. Am leckersten war sicher der provenzalische Fischtopf des Steffi geordert hat. Auf jeden Fall war dieses Gericht der Hingucker des Abends.

Während wir essen geht ein erster Schauer nieder. Der Sturm, die heraufziehenden Wolken, dieser erste Schauer. Alles riecht nach einem Wetterwechsel.

Zwei Stunden später machen wir uns auf den Weg zurück zum Wohnmobil. Über den Gassen liegt noch eine laue Sommernacht. Als ich in der Rue Victor Hugo nach einer passenden Kameraeinstellung für das markante Gebäude des Musée Baroncelli suche, spricht uns ein netter Schweizer mit nützlichen Tipps für mein Unterfangen an.

Wir kommen ist Gespräch und Plaudern über seine Heimat Winterthur, eine Ausstellung des Winterthurer Kunstvereins die wir vor einiger Zeit in Halle an der Saale besuchen durften, über Saint-Maries, die Provence und andere schöne Seiten des Lebens. Sehr, sehr nett und gebildet dieser Zeitgenosse.

Dann geht es mit den Rädern auf den Weg oben auf den Dünen. Irgendwie mag der Wind unsere Anwesenheit hier oben allerdings nicht. Orkanartige Böen aus Südsüdwest traktieren uns mir Ihre Wucht und führen fieser Weise Unmengen an Sand vom Strand mit sich. So wird der Rückweg zu einer echten Herausforderung, die wir tapfer bestehen.

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