Le Toc

Die nächsten zwei Tag verbringen wir auf Le Toc, der langen Sandbank, die die Städte Séte und Agde miteinander verbindet.

11. und 12. September 2021

Fahrt nach Sète – 11. September 2021

Am 11. September verlassen Saintes Maries de la Mer. Als wir am Stellplatz eine letzte Runde zum Platz mit der Entsorgungsstation drehen fällt uns eines dieser Traumautos auf, die man insgeheim gerne haben würde, aber nicht angemessen nutzen, geschweige denn bezahlen könnte.

Nigelnagelneu steht es da. Auf MAN TGA 18.480 Fahrgestell, 4×4 Allrad, Kabine mit Hubkasten, ein schwerer Lift für die Enduro und die Mountain-Bikes am Heck. Ein echter Hingucker. Ein Aufkleber an der Fahrerkabine verrät, dass das Gefährt auf den Namen „Jules“ hört.
Der Name steht vor einer Weltkugel die offenbar von Jules Vernes Roman „In achtzig Tagen um die Welt“ inspiriert ist. Wir wünschen „Jules“ und seiner Besatzung in Gedanken allzeit gute Fahrt und hoffen, dass der Traum all ihrer Reisen in Erfüllung geht.

Expeditonsmobil
Expeditonsmobil

Durch die Camargue

Dann verlassen wir den Stellplatz hinter den Dünen. Vorne im Ort nutzen wir die Gelegenheit zum Tanken. Dann geht es auf der D 570 und der D 38 bei bestem Wetter durch die platte Landschaft Camargue. Bald ist die Petit Rhône erreicht, die wir auf der marken Stahlgerüstbrücke bei Sylvéréal überqueren. So wie hier sieht es sicher auch im Mississippi-Delta aus – schießt es mir durch den Kopf.

Auch hinter der Petite Rhône bleibt die Landschaft flach. Unzählige mit Schilf gesäumte Gräben entwässern das Land und ermöglichen offenbar eine intensive Landwirtschaft. Wein, Getreide, Reis und Spargel werden hier kultiviert. Vorbei geht es an Aigues-Mortes und Le Grande-Motte.

Vorbei an Montpellier nach Sète

Dann verlassen wir die Camargue. Nun geht es weiter auf der gut ausgebauten D 62. Sie verläuft auf der Nehrung zwischen dem Mittelmeer dem Étang de l’Or.
Die Lagune ist elf Kilometer lang und bis zu drei Kilometer breit. Dem Étang de l’Or schließen sich Richtung Westen weitere Seen an, die durch die Nehrung vom Mittelmeer abgetrennt sind. Für eine Straße wird die Landzunge dort zu schmal. Durch die flache Seenkette verläuft jedoch der Canal Rhône à Sète.
Er verbindet die wichtige Hafenstadt Sète mit dem Flusssystem der Rhône. Eine Verbindung für die Binnenschifffahrt die von den Wetterkapriolen des Mittelmeers weitgehend unabhängig ist.

Wir müssen hinter dem Étang de l’Or landeinwärts abbiegen und fahren auf Montpellier zu. Südlich der Stadt halten wir und Richtung Südwesten. Nun haben wir den markanten Mont Saint-Clair vor uns. Dort liegt Sète, die sehr sehenswerte Hafenstadt am Mittelmeer.
Zunächst hält uns ein kleiner Stau auf. Offenbar sind wir nicht die einzigen die heute nach Séte wollen.
In der Stadt geht zunächst vorbei an Hafenbecken und über Schifffahrtskanäle durch das Hafengebiet. Dann führt uns die Straße nördlich um den Mont Saint-Clair Richtung Le Toc, der 19 Kilometer langen Nehrung die Sète im Osten mit Agde im Westen verbindet. Links von uns das Mittelmeer, rechts die große Lagune des Ètang de Thau.

Kurz nochmal nach Sète – Le Toc

Außerhalb von Sète, mitten auf Le Toc zwischen Sète und Agde liegt direkt hinter den Dünen der Air Camping-Car Ètang de Thau. Wir checken dort ein. Dann geht es mit den Rädern zurück nach Sète.
Wir müssen ein wenig unsere Lebensmittelvorräte ergänzen. Ehe wir uns mit dem großen Wohnmobil auf eine abenteuerliche Parkplatzsuche einlassen und unsern gerade ergatterten Stellplatz wieder aufzugeben, ist das Fahrrad sicher die bessere Alternative.

Vom Air Camping-Car Ètang de Thau bis zum Ortsrand von Sète sind es nicht einmal fünf Kilometer. Dort ist in den letzten 10 Jahren ein neues modernes Stadtviertel entstanden. Eine Art Vorstadt die von Sète aus gesehen am und hinter dem Canal des Quilles liegt.
Er verbindet das Meer mit dem Ètang de Thau.
Manche der Wohnanlagen direkt am Kanal habe eigene Bootsanleger. Sehr schick. Aber auch viel Beton, Glas und Stahl prägen das Viertel. Mit dem Charme des alten Sète auf dem Berg und um den Hafen hinter dem Kanal hat das hier wenig zu tun.

Die letzte urbane Errungenschaft dort ist ein großes Einkaufszentrum. Wir nutzten den Lidl-Markt, um unseren Besorgungen zu erledigen. Der Einkauf landet in unseren uralten Vaude-Fahrradgepäcktaschen, die wir für solche Zwecke immer dabeihaben. Ein banales, aber sehr nützliches Equipment.

Dann geht es zurück zum Air Camping-Car Ètang de Thau. Auf dem Weg leisten wir uns in einem kleinen Café zwei leckere Baguettes, die wir uns auf einer Bank an der belebten Standpromenade schmecken lassen.
Danach bleibt uns noch der Weg auf meist schnurgeraden Promenaden bei kräftigem Gegenwind und viel Zeit für einen Strandnachmittgag am Plage des 3 Digues (Strand der drei Dünen).

Aire Camping-Car Ètang de Thau – Le Toc

Die Lage des Wohnmobilstellplatzes direkt an einem der schönsten Mittelmeerstrände Frankreichs ist sensationell. Mehr positives gibt aber es leider nicht zu berichten. Außer vielleicht das wir heute gegen 14:00 Uhr einen der letzten freien Plätze ergattern konnten.

Die Stellplätze sind eng, sehr eng. Viele der Parzellen sind gerade 3,5 Meter breit. Mit einem mehr als sieben Metern langen Mobil wird das Einparken zur Geduldsaufgabe.
Man könnte die benachbarten Sanitäranlagen am Plage des 3 Digues nutzen. Hierzu muss man aber in Sachen mangelnder Hygiene und Sauberkeit über ein dickes Fell verfügen.
Die Ver- und Entsorgungsstation funktioniert zwar, ist aber in einem bedauernswerten Zustand. Das Einzige was einwandfrei funktioniert war der Bezahlautomat an der Einfahrt. Knappe 12 Euro werden für eine Übernachtung fällig.

Trotz der abgelegenen Lage auf Le Toc zwischen Agde und Sète ist der Platz nicht ruhig gelegen. Die vielbefahrende Departementstraße 2 führt kaum 20 Meter entfernt vorbei. Die zweigleisige Bahnstrecke Bèziers – Sète folgt keine 80 Meter weiter. Dies ist aber nur tagsüber ein Problem.
Nachts kann die Bar „Voile Rouge“ am Strand gleich hinter den Dünen gelegen, für unerwünschte Unterhaltung sorgen.
So wie in dieser Nacht. Eine Schaar beneidenswert gutaussehender junger Menschen hat sich um ein schickes Brautpaar versammelt und für die Feier die Bar am Strand gechartert.

Solange das Tageslicht anhält, geht es dort drüben recht ruhig zu. Später dann haben wir die Gelegenheit bis weit nach Mitternacht die neuesten Schöpfungen vorwiegend französischer Popmusik kennenzulernen. Auch mancher international bekannter Oldie und Ohrwurm ist mit dabei. Ungedämpft breitet sich der Schall über die Dünen aus und kommt in kräftiger Zimmerlautstärke in unserem Wohnmobil an. Als die Wolken fast schon wieder lila sind verstummt die Party. Kurz darauf starten einen Menge Autos auf dem benachbarten Parkplatz die Motoren. Dann ist der Spuk vorbei.

Und trotz alle dem sind wir nun schon das dritte mal hier. Bei unseren Reisen 2018 und 2019 nutzen wie den Aire Camping-Car Ètang de Thau als Station.

Unsere Tagesstrecke

Mit dem Rad nach Marseillan Plage – 12. September 2021

Heute wollen wir mit den Rädern unterwegs sein. Dabei wird aber nicht Sète soll unser Ziel sein. Die Hafenstadt habe wir auf unseren Touren 2018 und 2019 schon erkundet. Wir nehmen die andere Richtung und hoffen über Marseillan-Plage bis zum Cap d’Agde zu kommen.

Le Toc

Der erste Teil der Tour ist sehr schön. Der gut ausgebaute Weg führt durch die Dünenlandschaft der von Le Toc. Die 19 Kilometer lange Sandbank verbindet Séte mit Agde und trennt den Ètang de Thau vom Mittelmeer ab.
Immer wieder biegen Knüppeldämme vom gut ausgebauten Weg in die von spärlicher Vegetation überzogenen Dünen ab. Sie führen die Badegäste von den zahlreichen Parkplätzen an den Strand. Mitten auf der Strecke plötzliche liegt eine riesige Ferienanlage des hinter den Dünen.

Auf dem Campingplatz Le Castellas dienen an die 1.000 Tiny Häuser als Sommerdomizile und warten auf sonnenhungrige Urlauber. Anderthalb Kilometer lang ist die Anlage. Neben dem genialen Strand vor der Haustür gibt es dort alles, was man für einen Familienurlaub so brauchen kann. Ein Spaßbad mit Rutschen, Schwimmbecken, Strömungskanal, Whirlpools und Wasserspielen. Die Kids können in den Topi-Club gehen, wo sie von Animateuren betreut werden. Boule-Plätze, Fahrradverleih und Restaurant. Hier kann es sich die Familie gut gehen lassen.

Am Ende der Anlage macht der Radweg einen kleinen Schlenker Landeinwärts. Dort erkennen wir, wie der Campingplatz zu seinem Namen kam. Hier steht doch tatsächlich ein Wachturm auch vergangener Zeit. Ein Kastell sozusagen. Die Redoute du Castellas stammt aus dem 18. Jahrhundert und war einer der Wachtürme von Sète. Mit seinen drei Etagen und den mächtigen Mauern, die von schmalen Schießscharten durchbrochen sind, macht er einen wehrhaften Eindruck.

Schon geraume Zeit begleiten am Weg Palmlilien, bekannt auch als Yuccas, die hier einfach so in den Dünen stehen. Da die gerade ihre prächtigen Blütenstände entfaltet haben, sind sie ein echter Hingucker am Weg.

Marsellian-Plage

Dann erreicht wir Marseillan-Plage. Zunächst macht der Ort einen verschlafenen Eindruck. Links ein Neubauviertel, dass sicher in erster Linie als Feriensiedlung dienen wird.

Kallax für Boote

Als die Straße den Grau de Pisses Saumes überquert – einen weiteren Kanal der den Ètang de Thau mit dem Meer verbindet – fällt uns eine überdimensionales „Regal“ auf. Es mit unzähligen Motorbooten bestückt.
Ein Winterlager kann es jetzt Mitte September noch nicht sein.
Der Port Eden, so heißt die Anlage, bietet in der Saison einen ganz besonderen Service. Wenn der Skipper eine Seefahrt unternehmen möchte, ruft er einfach im Port Eden an. Fleißige Gabelstapler wuseln dann über das Gelände, heben des Skippers Lieblingsstück aus dem Regal und bringen es zu Kaimauer. Dort wartet ein spezieller Lift, auf dem die Boote abgelegt werden. Der lässt die Boote dann zu Wasser.
Wir das genau funktioniert zeigt das folgende Video:

Port Eden
Port Eden

Das ist eine geniale Idee wie wir finden. Liegeplätze im Wasser sind hier sicher knapp und damit teuer. Das „Regal“ kann da sicher eine günstige Alternative sein.
Außerdem liegen die Boote nicht ewig ungenutzt im Wasser, was ihnen auf die Dauer nicht guttut und den Pflegeauswand erhöht.
Und das Winterlager ist dort sicher auch inklusive. Außerdem werden verschieden Services wie die Wartung der Bootsmotoren oder Reparaturen an den Bootsrümpfen angeboten.

Touristenmeile

Dann biegen wir nach links auf die Avenue de la Mèditerranèe ab und fahren in Richtung Strand. Links und rechts der von hohen Palmen gesäumten Allee liegen unzählige Ferienappartements, einige Restaurants und  eine Einkaufsmeile.
Wir biegen nach rechts ab. In der Chemin de l’Airette und der sich anschließenden Avenue des Campings reihen sich Geschäft an Geschäft, Bar und Bar und Restaurant an Restaurant.
Alles sieht irgendwie provisorisch und abgelebt aus. Das hier muss man wirklich mögen. Für uns ist es nichts.
Wir fahren weiter und hoffen am Ende der Avenue des Campings einen Weg zu finden, der und nach Cape de Agde bringt. Beiderseits der Straße schließen sich den Ferienhaus- Appartementanlagen nun die Campingplätze an. Camping bedeute hier übrigens nicht Zelt, Wohnwagen oder Wohnmobil. Ähnlich wie auf dem Campingplatz Le Castellas setzt man auch hier auf die Vermietung von Tiny-Häusern.

Am Ende der Straße dann noch ein Kreisverkehr und dann ist Schluss. Alles hier ist eingezäunt, auch keiner noch so schmaler Pfad führt uns weiter.
Etwas enttäuscht kehren wir um. Auf dem Rückweg finden wir zwischen den Campingplätzen dann doch noch eine schmale Straße, die bis zu Strand führt.
Von dort gibt es aber auch keinen Weg, der weiter in Richtung Cape de Agde führt. Die einzige Alternative wäre es die Räder anderthalb Kilometer über den Strand zu schieben. Dazu haben wir aber keine Lust.

Rückweg

Also kehren wir nun endgültig um. Auf dem Rückweg machen wir noch einen kurzen Abstecher zum Hafen von Marseillan-Plage. Hierzu biegen wir in die Straße Quai de la Plaisance ein.
Vorn am Wasser angekommen kann man einerseits ein Blick über den gesamten Strand an der Le Toc bis nach Sète werfen. Andererseits kann man sich Am Kai niederlassen und dem Treiben in der Marina gleich gegenüber zusehen. Wir rasten uns auf einen der Stege, schauen den ein- und auslaufenden Booten zu und genießen ein wenig Mittelmeersonne. Zwischendurch kommt noch ein Tourenradler auf einer Rennmaschine vorbei, Er ist froh, dass wir ihm mit unserer Luftpumpe aushelfen können. Wir wünschen ihm eine gute Weiterfahrt.

Marsellian-Plage
Marsellian-Plage

Dann geht es auch für uns zurück. Nochmal geht es über die Le Toc, vorbei an der Redoute du Castellas, dem Campingplatz Le Castellas und 23 Strandübergängen. An einem können wir die Räder gut anschließen und machen uns zu Fuß am an den Strand. Wir verbringen einen schönen Strandnachmittag.
Den Abend verbringen wir ebenfalls am Strand und im Wohnmobil. Hochzeiten ähnliche Kapriolen bleiben uns heute Nacht erspart.

Unsere Tagesstrecke

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