Gourdon – Grasse, Parfumerie Fragonard – Saint-Maries-de-la-Mer

Heute fahren wir von Gourdon in Richtung Camargue. Unser Ziel dort ist das schöne Städtchen Saint-Maries-de-la-Mer. Bevor wir die lange Strecke in Angriff nehmen, besuchen wir in Grasse die Parfumerie Fragonard.

Heute Morgen liegt ein Wolkenschleier über der Cote Azure. Leichter Dunst erfüllt die Luft. Die Fernsicht ist ein wenig getrübt. Die herausragende Lage von Gourdon, dem kleinen mittelalterlichen Dorf am Rande der Seealpen ermöglicht uns trotzdem einen Blick bis hinunter zum Meer. Wie ein Adlerhorst auf einem Felsvorsprung klebt das Dorf auf einem Bergsporn auf 740 Meter Meereshöhe. Die Küste ist circa 20 Kilometer entfernt.
Wir blicken hinunter bis zum Cap d’Antibes. Auch Cannes und die Ile des Sainte Marguerite könnten wir von hieraus sehen. Die sind aber durch einen küstennahen Berg verdeckt. Rechts davon noch ein weiterer Blick bis hinunter ans Meer. Weiter südöstlich verdecken die Berge des Parc naturel de l’Esterel das Mittelmeer. Ein großartiges Panorama!

Wir frühstücken bei angenehmen Temperaturen an einem der Tische, die am Parkplatz in Gourdon zu finden sind. Hier gibt es auch einfache Sanitäranlagen und die Möglichkeit der Ver- und Entsorgung für das Wohnmobil.

Fahrt nach Grasse

Dann sagen wir Gourdon, das anerkannt zu den schönsten Dörfern Frankreichs gehört, adieu und starten in Richtung Grasse. Wir haben von der „Hauptstadt des Parfüms“ nur vage Vorstellungen. Wir verbinden die Stadt natürlich mit dem genialen Roman „Das Parfüm“ von Patrick Süßkind.

Gerne wollen wir das „Musée International de la Parfumerie“ besuchen. Es liegt am Rand der verwinkelten Altstadt. Es wird sicher eine Herausforderung werden, in der Nähe einen geeigneten Parkplatz für das Wohnmobil zu finden.

Wir bleiben aber optimistisch gestimmt und fahren durch die reizvolle Landschaft am Rande der Seealpen hinunter nach Grasse. Als uns auf dem Weg auf enger Straße ein LKW entgegenkommt gibt es einen gewaltigen Krach. Sofort denken wir „das wars!“. Sicher hat uns der LKW gestreift. Ein mächtiger Schreck fährt uns in die Knochen. Ein paar Meter weiter finden wir eine Gelegenheit neben der engen Straße zu halten. Ängstlich steigen wir aus, um den vermeintlichen Schaden zu begutachten. Es ist aber nichts zu finden. Da hat wohl nur die Stahlmulde des Kippers, der uns entgegenkam auf der schlechten Straße gedröhnt. Gott sein Dank.

Grasse

Bald erreichen wir Grasse. Mit Parkplätzen in der Nähe des Museums sieht es schlecht aus. An nächsten gelegen ist der am Bahnhof. Dort wollen wir es versuchen. Als wir ankommen steht dort neben vielen PKW auch ein Wohnmobil. Das lässt uns hoffen. So biegen wir auf den Parkplatz ein und bereuen es. Erstens sind hier wirklich alle Plätze belegt und zweitens ist der Platz nicht für Fahrzeuge über sechs Meter Länge ausgelegt. Der Weg zur Ausfahrt ist sehr, sehr eng. Nur wenige Zentimeter bleiben uns rechts neben einer Absperrung und links neben geparkten Autos zum Rangieren. Wir schaffen es mit Geduld ohne Katzer oder Beulen diesem Ort zu entkommen.

So entscheiden wir uns mit schweren Herzen Grasse doch dem Rücken zu kehren und das Thema Parfüm von unserer Agenda zu streichen. Wir haben wenig Lust den halben Vormittag mit der Suche nach einem Parkplatz zu verbringen. So machen wir uns durch das Straßengewirr von Grasse auf in Richtung Autobahn. Auf dem Weg kommen wir an dem modernen Gebäude der Parfümerie Fragonard vorbei.
Um das Thema Parfüm für uns doch noch zu retten, biegen wir einfach auf dem Hof ein. Hier sieht es mit Parkplätzen zwar auch schlecht aus, aber man bedeutet uns hinter das Gebäude zu fahren. Dort gibt es Busparkplätze, die wir gerne nutzen dürfen. Das funktioniert ganz wunderbar. Dort gibt es sogar einen Sicherheitsmann, der ständig einen wachsamen Blick auf die abstellten Busse und unser Wohnmobil haben wird.

Parfumerie Fragonard

So gehen wir beruhigt um das Gebäude zurück zum Haupteingang. Dort starten kostenfreie Führungen durch die Parfümmanufaktur Fragonard. Um es schon vorwegzunehmen. Es wurden zwei amüsante und lehrreiche Stunden, die aber keineswegs kostenfrei endeten.
Übrigens befinden wir uns hier im modernsten Werk der Parfumerie Fragonard. Neben der „Blumenfabrik“ gibt es noch das „Historische Werk“ im Zentrum von Grasse und ein Werk in Èze gelegen in der zauberhaften Berglandschaft zwischen Nizza und Monaco.

Die Führung -Parfumerie Fragonard

Wir erleben die Führung durch das Haus in englischer Sprache. Eine junge Dame übernimmt unsere Gruppe und führt sie in einem ersten Raum. Charmant und eloquent präsentiert sie Fakten zur Parfümerie Fragonard, den Herkünften der Rohstoffe und den beiden grundsätzlichen Methoden die betörenden und manchmal auch verstörenden Düfte aus ihnen zu gewinnen. Destillation und Mazeration sind die Sichtworte.

La Route des Parfums - Parfumerie Fragonard
La Route des Parfums – Parfumerie Fragonard

Das Labor – Parfumerie Fragonard

Dann geht es in das Labor. Hinter einer schaufensterartigen Glaswand kann man einen Blick auf den Mittelpunkt der Parfümerie Fragonard werfen. Gläserne Flaschen und Kolben gefüllt mit geheimnisvollen Stoffen stehen dort aufgereiht. In der Mitte ein Tisch mit Grunddüften die zu neuen Parfümen kombiniert werden sollen. Rechts von uns, in einem Nebenflügel des Labors steht modernste elektronische Analysetechnik.

Daneben, ebenfalls hinter Glas verborgen die „Duftorgel des Parfumeurs“. Auf einem Tisch stehen, angeordnet ähnlich den Manualen einer Orgel, 195 Laborfläschchen. Glasstopfen hindern den wertvollen Inhalt daran in die Umgebung zu entweichen. Dahinter ein Regal mit noch mehr Ingredienzen zur Komposition neuer Düfte.
Daneben hängt eine Tafel mit der Olfaktorischen Pyramide. Sie ordnet die Düfte nach Kopf-, Herz- und Basisnoten. Unsere Begleitung referiert über die Rolle der Duftnoten und wie sie bei der Parfümherstellung zum Einsatz kommen. Für die interessierten Damen in unsere Gruppe offenbar ein fesselndes Thema.

Die Produktion – Parfumerie Fragonard

Als nächstes geht es in den Konditionierungsraum. Wieder hinter einer Glaswand geschützt, kann man beobachten, wie Eaux de Toilettes abgefüllt, etikettiert und verpackt werden. Das Abfüllen und das Aufbringen der Etiketten sind automatische Vorgänge. Bei den anderen Arbeitsschritten wie dem Zuführen der leeren Falschen zu Abfüllen, dem Verpacken und der Qualitätskontrolle am Ende der kleinen Produktionsstraße legen flinke Finger und kluge Köpfe Hand an.

Der letzte Raum ist die Seifenproduktion. Förderbänder transportieren die Seifenflocken von Station zu Station. Sie enden in einer halbautomatischen Maschine, die sie zu den bekannten Fragonard-Seifen in Kieselform presst.

Die Boutique – Parfumerie Fragonard

Dann geht es eine Treppe hinunter in die Boutique der Parfümerie Fragonard. Unsere nette Führerin lauft nun zur Hochform auf. Sie bittet die Gruppe an einen Ladentisch, begibt sich selbst dahinter und beginnt mit ihrem Publikum ein amüsantes Ratespiel rund um die Welt der Düfte.
Sie präsentiert uns verschiedene Basisnoten. Hierzu benetzt sie kleine Papierstreifen mit den Düften und teilt sie zur olfaktorischen Begutachtung an ihr Publikum aus. Es entspinnt sich für die nächste viertel Stunde eine heiteres Ping-Pong zwischen ihr und den Gästen. Die liegen mit ihren Einschätzungen um welche Düfte es sich handelt meist falsch. Charmant für sie uns aber immer wieder in die richtige Richtung.
Raffiniert und subtil platziert Sie zwischen den Zeilen hin wieder eine Bemerkung, die unseren Konsumwillen nach den Verlockungen in der Boutique steigern soll. So entlässt sie nach einer Stunde Führung ihre Gäste in Welt der betörenden und kostspieligen Angebote der Parfümerie Fragonard.

Wie lassen uns Zeit. Wir schnuppern hier und schauen dort. Stöbern in den reichen Angeboten von Parfüms, Eaux de Toilettes und Seifen für Frau und Mann. Einiges wandert in die geflochtene Korbschale, die hier als Einkaufwagen dient. Am Ende ist unsere Reisekasse um 150 Euro leichter und wir um ein tolles Erlebnis reicher.

Nach Saints Maries de la Mer

Wir fahren von Grasse wieder in Richtung Autobahn A 8, die wir oberhalb von Cannes erreichen. Von hier aus geht es Richtung Osten. Die Autobahn schlängelt sich vorbei am Flughafen von Cannes-Mandelieu und dann über das zerklüftete Esterel-Gebirge. Bei Capitou passieren wir die erste Mautstation für heute und ziehen ein Ticket. Von den nun folgenden 140 Kilometern gibt es wenig zu berichteten. Die Trasse führt durch die fruchtbare Ebene zwischen den Provenzalischen Voralpen links von und den Provenzalischen Alpen rechts von uns.
In La Barque, kurz vor Aix-en-Provence bekommen wir Rechnung für die Fahrt durch dieses Stück Landschaft serviert. 23 Euro werden für 139 Autobahnfahrt Kilometer fällig. Als wir die Mautstation passieren ist es 14:27 Uhr. Hinter Aix-en-Provence wechseln wir auf die A7 und dann auf die A 54. Nochmal werden 6,80 Euro Mautgebühr fällig. Bei Arles überqueren wir die Rhone und biegen auf die D 570 ab.

Durch die Camargue

Die führt uns durch das platte Schwemmland des Rhône-Deltas direkt bis nach Saintes-Maries-de-la-Mer. Die Landschaft links und rechts der Straße ist unspektakulär und eher langweilig. Reis und Getreidefelder wechseln sich mit verschilften Wasserläufen ab. Hier und da liegt ein einsames Gehöft an der Straße. Dann, schon nahe an Saintes-Maries, sind ersten Wasserflächen der Binnenseen der Camargue auszumachen. Nun wird die Bebauung enger. Der ersten Reiterhöfe tauchen auf. Die bieten Ihren Gästen Ausritte auf den berühmten weißen Pferden der Camargue an.

Dann erreichen wir Saintes-Maries. Über der Stadt erhebt sich die markante Silhouette der Kirche Notre-Dame-de-la-Mer. Den Weg bis zum Stellplatz kennen wir schon von unserem Besuch vor zwei Jahren hier. Es geht in Strandnähe zur Avenue Commandant Jacques Y Cousteau. Auf den Parkplätzen dort darf man mit dem Wohnmobil leider nicht mehr stehen.
An der Einfahrt zum Parkplatz zahlen wir trotzdem 26 Euro für zwei Übernachtungen. Hinter den asphaltierten Parkplätzen führt eine enge, holprige und ausgefahrene Piste zu einem hinter Hecken verborgenen Gelände nicht weit vom Strand. Hier finden wir neben vielen anderen Campern einen schönen ruhigen Stellplatz für die nächsten zwei Nächte. Gerne erinnern wir uns an unserem Besuch im Jahr 2019 hier und hoffen für die nächsten Tage auf weniger stürmisches Wetter als damals.

Ein Abend in Saintes-Maries-de-la-Mer

Es ist nun 16:00 Uhr und die Fahrt war doch ein wenig anstrengend. Während Steffi sich aufmacht den Strand zu erkunden lege ich kleines Schläfchen ein.
Gegen 19:00 Uhr machen wir uns mit den Fahrrädern auf, um Saintes-Maries zu erkunden und ein Restaurant für ein Abendessen zu suchen. Unterwegs verweilen wir ein wenig auf der Strandpromenade und genießen den Blick auf das Meer.
Dann lassen wir die Fahrräder am Platz am Rathaus stehen und gehen zu Fuß durch die engen Gassen der Altstadt rund um die Kirche Norte-Dame-de-la-Mer. Es gibt hier unzählige Restaurants, die meisten haben aber jetzt um 19:30 Uhr noch nicht so richtig geöffnet.

Also schlendern wir noch ein wenig. Nach und nach öffnen nun die Restaurants ihre Türen und Außenbereiche, aber keines will uns so richtig gefallen. Außerdem scheinen, wie aus dem nichts alle Restaurantplätze in der Stadt besetzt zu sein.
So erleben wir eine kleine Odyssee, die uns wieder zum Ausgangspunkt unseres Rundgangs durch die Altstadt am Place Esprit Pioch führt. Dort kommen wir im Le Remake, einem Restaurant mit recht durchschnittlicher italienischer Küche unter. Dafür sind die aber Preise akzeptabel.

Zu unsere Unterhaltung in den nächsten eineinhalb Stunden trägt ein drahtiger Herr bei, dessen fortgeschrittenes Alter sich nur schwer schätzen lässt. Er führt draußen, rund um die Laterne auf dem Place Esprit Pioch ekstatische Tänze mit durchaus akrobatischen Einlagen vor.
Dabei sind seine Körperbeherrschung und sind Rhythmusgefühl von bemerkenswerter Präzision. Und er ist beneidenswert fit für sein Alter. Er setzt seine Darbietungen bis zu Einbruch der Dunkelheit fort.

Der Anbruch der Nacht ist auch für uns das Signal den Tag zu beenden. Wir lassen uns vom Strom der Urlauber zu Fuß durch die malerisch beleuchteten Gassen bis zum Rathaus ziehen. Dann geht es mit dem Rad zurück zum Wohnmobil. Eine aufgerissene Wolkendecke gönnt uns einen kurzen Blick auf die Milchstraße.

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