8. September 2021 – Le Lauzet-Ubaye – Cime da la Bonette – Nizza- Gourdon
Bis Barcellonette
Als wir am Morgen den Blick von Stellplatz in Lauzet-Ubaye nach Osten richten ist die Sonne gerade über die steilen Berghänge aufgestiegen. Geradezu liegt die Westseite des Grande Séolande noch im Schatten und Morgendunst. Hier auf dem Stellplatz hat haben uns die Strahlen der Sonne aber schon erreicht und künden von einem weiteren schönen Tag. Heute soll es auf der Route des Grandes Alpes weiter durch die Seepalpen Richtung Menton an der Cotè Azure gehen.
Um wieder in die Route des Grandes Alpes einsteigen zu können, müssen wir zurück nach Barcellonette. Bevor wir aber abfahren bezahlen wir in der mikroskopisch kleinen Postfiliale von Lauzet le Ubaye wenige Euro für unsere Aufenthalt hier. Statt im Kassensystem der Post verbucht zu werden, landen die Münzen klappernd in einer Blechbüchse. Wir sind überzeugt, dass dies seine Richtigkeit hat.
Dann geht es auf der D 900 in Richtung Barcellonette. Dort angekommen nutzen wir die Gelegenheit für einen Tankstop an der Garage de Restefond – einer Mischung aus Total-Tankstelle und Reparaturwerkstatt. Hier sieht man das gearbeitet wird. Die Hallentüren stehen offen, auf der Hebebühne aufgebockt ein Jeep, der offenbar schon manches Jahr hinter sich hat. Fleißige „Schrauberhände“ machen sich am Fahrgestell zu schaffen.
Enttäuschung in Richtung Col de la Couillole
In Barcellonette biegen wir auf die D 902 ab und befinden uns nun wieder auf der Route des Grandes Alpes. Weit kommen wir hier jedoch nicht. Am Ortsausgang von Ubernet-Foures weisen Verkehrsschilder eine Strecke aus, die für uns zu schmal ist und zu niedrig ist. Offenbar haben die Tunnel vor uns nur eine maximale Durchfahrtshöhe von drei Metern. Auch sollen hier nur Autos mit einer Länge von maximal sieben Metern unterwegs sein. Alles Abmaße die unser Wohnmobil überschreitet.
Also drehen und disponieren wir um. Statt über den Col de la Couillole, den Col de Valberg und den Col de la Couillole werden wir die Route über den Cime de la Bonette nehmen. Wir machen dies mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Einerseits ist unser Vorhaben gescheitert, die Route des Grandes Alpes komplett vom Genfer See bis zum Mittelmeer zu erkunden. Andererseits lockt der Cime de la Bonette mit einer großartigen Hochgebirgslandschaft und der höchst gelegenen Straße Europas.
Um die alternative Route zu erreichen, müssen wir zurück nach Barcellonette. Von dort aus geht es nochmal auf die D 900 in Richtung Jausiers. Kurz bevor wir den kleinen Ort erreichen, finden wir am rechten Straßenrand einen Parkplatz mit einer Entsorgungstation. Für uns ist das ein kleiner Glückfall. Das letzte Mal konnten wir uns vor drei Tagen in Le Reposoir um Wasser, Abwasser und Chemietoilette kümmern.
Jausiers ist ein beschauliches Örtchen, in dem der Tourismus offenbar eine nicht unbedeutende Rolle spielt. Davon zeugen mehrere Restaurants und Pensionen entlang der Hauptstraße. Wir biegen in Jausiers rechts ab, überqueren ein letztes Mal die Ubaye und beginnen unseren Aufstieg zur Cime de la Bonette.
Route de la Bonette aufwärts
Fast 23 Kilometer wird es nun nur bergan gehen. Die durchschnittliche Steigung der Strecke liegt bei 6,9 Prozent. Der letzten Kilometer ist mit 10 Prozent Steigung das steilste Stück.
Gleich am südlichen Ortsrand von Jausiers geht es mit den ersten Straßenkehren los. Dann folgt die Straße hoch über dem Tal dem Bergbach Riou Versant. Saftige Almen, das Dorf Lans und einige einzelne Höfe sind letzte bewohnte Bastionen, bevor es in eine einsame Bergwelt geht. Ein paar weitere Serpentinen führen uns den letzten bewaldeten Hang hinauf. Unterwegs passieren wir auf 2.000 Meter Höhe die „Halte 2000“. Das kleine Restaurant ist der letzte gastronomische Vorposten vor dem Gipfel.
Dann wir unser Aufstieg gestoppt. Eine Schafherde unter der Obhut ihres Hirten nutzt selbstbewusst die Straße für den Abstieg ins Tal. Das Gelände lässt es aber zu, dass die Tiere rechts von uns ausweichen können. So wird der Verkehr für uns wieder freigegeben.
Dann lassen wir die Baumgrenze unter uns. Es geht immer höher hinauf. Die Ausblicke werden immer großartiger. So lohnt sich hier natürlich ein Fotostop. Dabei bewundern wir nicht nur die schönen Aussichten, sondern auch die Radfahrer, die es sich nicht nehmen lassen, auch diesen Pass zu bezwingen. Leider ziehen sich nun immer mehr Wolken über dem Gebirge zusammen. Wir ahnen, dass es mit ebenso großartigen Aussichten am Cime de la Bonette schwierig werden könnte.
Auf einer Höhe von 2.540 Metern stehen plötzlich wieder Gebäude am Weg. Massiv gemauert, offenbar aus dem Gestein der umliegende Felslandschaft wirken die Bauten wehrhaft. Die Caserne des Resterfond ist jedoch dem Verfall preisgegeben. Sie gehörte einst zur zu sogenannte Maginot-Linie, die Frankreich vor Angriffen aus Italien schützen sollte.
Cime de la Bonette
Ein wenig später zweigt die Piste nach St. Dalmas Le Selvage ab. Sie umgeht den Cime de la Bonette, ist unbefestigt und sicher keiner Alternative für uns. Und wir wollen ja hinauf, um die höchst gelegene Straße Europas kennenzulernen.
Als nächstes erreichen wir den Col de la Bonette, den eigentlichen Pass-Übergang. Vor dort zweigt rechts die höchstgelegene Straße Europas ab. Sie ist asphaltiert, knappe zwei Kilometer lang, umrundet die Cime de la Bonette und endet wieder hier am Pass. Selbstverständlich wagen wir die kleine Runde.
Am höchsten Punkt auf 2.802 Meter Meereshöhe angekommen, werden unsere Befürchtungen hinsichtlich einer schlechten Aussicht leider war. Eine dicke Wolke hat die Cime de la Bonette eingehüllt. Und die Wolke will nicht weichen. Das ist schade aber nicht zu ändern.
So haben wir dort oben nur einen klaren Blick auf das Schild, dass den Namen die und Höhe der Straße ausweist. Es ist wie üblich mit unzähligen Aufklebern bepflastert, die meist von der Herkunft der Besucher dort oben berichten. Auch die Gedenktafel, die von der Geschichte und der Bedeutung der Straße erzählt und die wichtigsten ihrer Erbauer ehrt, können wir klar entziffern. Nur der Blick hinunter ins Tal und weiter über die Gipfel der südlichen Seealpen bleibt uns versperrt.
Durch unsere alternative Route über den Col de la Bonette ist dieser wolkenverhangene Ort nun das „Dach“ unserer Reise geworden. Eigentlich hatten wir das schon vor zwei Tagen am Col de l’Iséran erreicht.
Route de la Bonette abwärts
Etwas enttäuscht machen wir uns an die Weiterfahrt. Die Straße ist bis zum Col de la Bonette ist bedenklich schmal. Das ist aber kein Problem. Der langgezogene Straßenring um die Cime de la Bonette ist eine Einbahnstraße. Mit Gegenverkehr ist somit nicht zu rechnen. Ab den Col de la Bonette wir die Straße breiter und die Weiterfahrt entspannter. Ca. 200 Höhenmeter weiter unten am Col de Raspillion halten wir noch einmal. Die Wolken sind nun über uns und wir können den Blick in die Berglandschaften auf der anderen Seite des Cime de la Bonette genießen.
Der Blick zurück zeigt uns, dass der Cime de la Bonette noch immer in die gleiche dicke Wolke gehüllt ist.
Bei unserer weiteren Abfahrt beobachten wir große Raubvögel, die über uns kreisen. Sind 10, 15 oder 20? Ihre Zahl und ihre Art sind in der großen Höhe kaum auszumachen. Sicher haben sie es auf die Murmeltiere abgesehen, die ein paar hundert Straßenmeter weiter oben über die Wiesen huschten.
Camp des fourches und Bousieyas
Weiter unten kommen wir an einer Art Geisterstadt vorbei. Es ist das Camp des fourches. In der zwischen 1899 und 1910 errichteten Bergkaserne hausten einst bis zu 150 Männer. Die Gebirgsjäger lebten praktisch autark. Küchen, Lager, Toiletten und ein Brotbackofen gehörten zur Ausstattung. Einst waren sogar Stallungen für Maultiere vorhanden. Und ab 1930 gab es sogar eine Seilbahn hinunter zum Weiler Pra. Mit ihr konnten Lasten hinaufgebracht und Verwundete evakuiert werden. Das war sicher eine große Erleichterung für die Besatzung des Camps. Denn die Straße dort hinauf wurde erst 1960 errichtet. Heute ist vom Camp des fourches nicht viel übrig. Die 26 Gebäude stehen ohne Dach da und sind dem Verfall preisgegeben.
Als nächstes erreichen wir Bousieyas, Der kleine Ort liegt recht verlassen da. Vor vielen der Fenster sind die schweren Holzläden geschlossen. Bewohnt scheint der Ort nicht zu sein, aber bewirtschaftet. Vielleicht dienen die Häuser in der Wander- und Skisaison als Herbergen. Kurz hinter Bousieyas haben wir die Baugrenze wieder erreicht, Das Hochgebirge haben wir aber noch nicht verlassen. Immerhin befinden wir uns dort auf 1.800 Meter Meereshöhe.
Im Tal der Tinnée
Wir folgen nun dem Flüsschen Tinnée. Es wird uns die nächsten 46 Kilometer begleiten. Die erste Siedlung an seinem Ufer ist der Weiler Par. Einst war hier die Talstation der Seilbahn die zum Camp des fourches. Auch Par scheint verlassen zu sein. Die Gebäude sind aber noch intakt.
Immer enger wird nun das Tal der Tinée. Längst klettern Nadelwälder die Hänge hinauf. Wir haben die großartige Hochgebirgswelt rund um dem Cime de la Bonette hinter uns gelassen. Weiter unten im Tal die ersten bewohnten Orte. Als erstes kommen wir in den 1.500-Seelen-Gemiende Saint-Etienne-de-Tinée. Ein gutes Stück weiter dann Isola. Hier unten im Tal ist Isola ein fast beschaulicher Ort. Das alte Isola ist aber nur der Vorposten einer ganz anderen Welt 1.100 Höhenmeter weiter oben. Dort liegt Isola 2000, eine der typischen Winterurlaubsretorten in den französischen Alpen. Geboren aus Stahl und Beton ragen dort oben klobige Hotels in den alpinen Himmel. 13 Liftanlagen nehmen im Winter die Gäste auf um sie noch höher hinauf, bis auf über 2.300 Meter Höhe zu tragen.
Für uns ist ein Abstecher dort hinauf keine Option. Wir fahren weiter auf der M 2205 und erreichen Saint-Sauveur-sur-Tinée. Hier mündet aus Westen kommend nicht nur der Gebirgsbach Vionéne in Tinée. Aus gleicher Richtung kommt auch die Departementstraße D 30. Das wäre kaum der Rede wert. Aber mit der D 30 kommt auch die Route des Grandes Alpes zu uns zurück. Unsere Alternativroute über den Cime de la Bonette findet hier also ihr Ende und wir sind mit unserer Alpenroute wieder vereint.
Über den Col Saint Martin
Wenige Kilometer weiter bricht die Route des Grandes Alpes aus dem Tal der Tinée aus. Sie biegt nach Osten ab und führt über die Orte Valdeblore und Saint Dalmas hinauf auf den Col Saint-Martin. Wir folgen. Oben angekommen scheint uns der Pass zwar ein zivilisierter, aber in seiner zu Beton erstarrten Neuzeitlichkeit ein irgendwie trostloser Ort zu sein. Es mag sein, dass es zu den Zeiten des Heiligen Martin hier anders ausgesehen hat, wenngleich es unwahrscheinlich erscheint, dass er gerade hier oben seinen Mantel mit einem Mittelosen geteilt haben soll. Heute gibt es dort das Skiresort La Colmiane. Acht Liftanlagen verteilen dort die Skifahrer auf 21 Pisten mit einer Länge von insgesamt 30 Kilometern. Uns reizt nichts dort oben zu verweilen.
Die Katastrophe an der Vésubie
So fahren wir hinunter nach Saint-Martin-Vésubie. Schon oben über dem Tal erkennen wir das sich dort unten vor nicht allzu langer Zeit eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes ereignet haben muss. Wo früher Häuser den Lauf des Bergbaches Le Boréon säumten, ist aus der Ferne nur ein großer grauer Streifen zu erkennen. Aber als wir unten im Ort ankommen erkennen wir, wie die Natur sich hier mit ungeheurer Kraft ihre Bahn gebrochen hat. Dort wo sich vor dem 3. Oktober 2020 noch lauschige Auwiesen am beschaulichen Bach Boréon ausbreiten und Chalets die bevorzugte Lage am Wasser nutzen, hat sich ein gewaltiges Geröllfeld ergossen.
Was geschehen war beschrieben die Medien Anfang Oktober 2020 mit Superlativen wie „katastrophaler denn je“, „meteorologischen Bombe“ oder „kriegsähnliche Szenen“. Ein Video auf YouTube lässt erahnen, welche Urgewalt dort über die Menschen, ihr Hab und Gut hereinbrach.
Was war geschehen? Das Sturmtief Alex mit kalter Atlantikluft zog von den Britischen Inseln kommend über Frankreich. Schon in der Bretagne richtete es große Schäden an. Es zog weiter über Mittelfrankreich bis an die Alpen. Hier traf es auf außergewöhnliche warme Luft. Dies führte zu den stärksten Niederschlägen in dieser Gegend seit menschengedenken.
Bilder der Zerstörung in Saint Martin-Vésubie
Google Streetview zeigt die Halle von der der anderen Seite. Die Straße, von der aus diese Aufnahme gemacht wurde, wurde nach der Katastrohe behelfsmäßig weiter nach unten ins Tal verlegt.
Das Grundstück des Chambres d’hôtes La Transhumance war einst grüner Garten am Ufer des Bergbaches. Die Streetview-Sequenz zeigt die Einfahrt zum Grundstück von der Route de la Vésubie die dort nicht mehr existiert.
An der Route de la Vésubie befindet sich auch die Polizeistation von Saint-Martin-Vésubie. Street-View zeigt, dass einst zwei Gebäude zu der Station gehörten. Das vordere existiert nicht mehr.
Diese schwer gezeichnete Villa war einst die Pension Clos Joli.
Die Brücke über die Vésubie musste durch eine Behelfsbrücke ersetzt werden. Die Tankstellte am rechten Flussufer ist verschwunden, ebenso eines der beiden Gebäude auf der anderen Seite. Eine Fahrt über die Brücke vor der Flut könnt ihr hier unternehmen.
Das Tal des Boréon hat sich auch weiter unter in Saint Martin-Vésubie in ein Geröllfeld verwandelt. Vor dem 02. Oktober 2020 lagen dort unten Sportplätze und eine kleine Parklandschaft.
Bilder der Zerstörung weiter unten an der Vésubie
Das Bild der Zerstörung setzt sich auch weiter unten im Tal fort. Hier eine Street-View-Sequenz die den Vergleich von 2020 zum oben stehenden Bild zeigt.
Auch 10 Kilometer unterhalb von Saint Martin bei Roquebillière, wo sich das Tal weitet, wird das ungeheure Ausmaß der Zerstörung deutlich. Auch hier ein Vergleich aus Google Street-View.
Nicht nur Hab und Gut der Menschen an Boréon und Vésubie wurden von der Flut zerstört. Auch die Vegetation im Tal wurde zu großen Teilen hinweggefegt. Vor dem Oktober 2020 war hier dichter Bewuchs vom Bäumen und Sträuchern, die kaum einen Blick in das Tal zuließen.
Ein letztes Symbol der Zerstörung begegnet uns an der Pont du Martinet ca. 15 Kilometer unterhalb von Saint Martin. Pont du Martinet in Google Streetview.
Weiter unten im Tal hinter, dort wo die Vésubie in die Var mündet ist der Schrecken vorbei. Das weite Tal vermochte offenbar die Wassermassen aufzunehmen. Hier sieht aus wie eh und je.
Abschied von der Route des Grandes Alpes
Für uns ist die Route des Grandes Alpes im Tal der Vésubie zu Ende gegangen. Zu verlockend erschien uns ein Wegweiser, der Nizza und das Mittelmeer in knapp 50 Kilometern Entfernung anzeigte. Außerdem war unser Ehrgeiz gebrochen die ganze Route des Grandes Alpes zu entdecken, nachdem wir heute Morgen bei Barcellonette umkehren und den Umweg über dem Cime de la Bonette nehmen mussten.
Somit folgen wir weiter dem Lauf der Var und erreichen die westlichen Vororte von Nizza. Am Flughafen biegen wir auf die Promenade des Anglais ab. Hier verstehen wir sofort, warum sich dieser Küstenabschnitt mit dem Namen Cote d’Azur schmücken darf. Das Meer hier ist einfach unfassbar blau.
Nizza
Obwohl wir ahnen, dass nur wenig Hoffnung besteht eine Parkmöglichkeit zu finden, wagen wir die Fahrt durch Nizza am Meer entlang Richtung Monaco. Hierzu verlassen wir die Promenade Anglais und fahren über den Boulevard Jean Jaurés am Jardin Albert 1er vorbei. Dicht und quirlig ist der Verkehr dort. Viele Fußgänger strömen über den prachtvollen Place Masséna. Prächtige Bauten säumen diesen Ort.
Dann geht es rechts ab in Richtung des Hafenviertels. Zuerst vorbei am Place Garibaldi mit seinen Cafés und Restaurants. Die Straße hier ist breit aber die Fahrbahn schmal. Der meiste Platz ist den Fußgängern vorbehalten. Am Port Lympia erhaschen wir einen ersten Blick auf die Exklusivität des Wassersportzentrums Nizza.
Die Straße führt nun hoch über dem Ufer an der Küste entlang. So geht es um Cape de Nice hinüber zu den Ortsteilen Villafranche-sur-Mer und Beaulieu-sur-Mer. Dort angekommen, haben wir eigentlich genug gesehen. Von den Küstenvierteln Nizzas und vom dichten Stadtverkehr. So machen wir kehrt. Auch auf dem Rückweg hadern wir ein wenig mit den unzähligen Motorrollern, die bei jedem Ampelstop links und rechts wie ein Wespenscharm an uns vorbeiziehen. Ganz vorn in der Reihe an der Roten Ampel angekommen kämpfen sie dann um den besten Startplatz für die nächste Grünphase.
Als wir wieder in der Nähe des Port Lympia sind, haben wir für die 25 Kilometer Wegstrecke in Nizza deutlich mehr als eine Stunde benötig. Und es ist schon gegen 17:30 Uhr. Höchste Zeit unser „Straßenabenteuer“ in Nizza zu beenden.
Weiter nach Gourdon
Wir fahren Richtung Autobahn, die jetzt zum Feierabendverkehr mit Staus und stockenden Verkehr auf uns wartet. So geht es auf der A 8 manchmal nur im Schritttempo rund um Nizza, vorbei am Flughafen und dann Richtung Cannes. Die Stunde die wir für die nächsten 30 Kilometer benötigen, nutzen wir für die virtuelle Suche nach einem Stellplatz für die kommende Nacht. Es gibt zwischen Nizza und Cannes mehrere Campingplätze in der Nähe der Küste, aber keinen unmittelbar am Meer. Mit Wohnmobilstellplätzen sieht es noch schlechter aus.
Daher entscheiden wir uns für ein kostenfreien Parkplatz in Gourdon, einem kleinen Ort an den südlichen Ausläufern der Seealpen. Als wir dort gegen 19:40 Uhr angekommen, hoffen wir auf ein nettes Restaurant für eine schönes Abendessen. Restaurants gibt es hier ausreichend. Allerdings haben alle schon geschlossen. Der Ort, der malerisch gelegen, wie ein Adlerhorst auf einen Bergsporn thront, lebt offenbar eher vom Tagestourismus. Nach 18:00 Uhr werden dort scheinbar alle Pforten geschlossen.
So bleibt uns nur ein kleiner Spaziergang durch den pittoresken Ort. Auf dem Weg zum Place Victoria überqueren wir eine Art Burgbrücke. Der Ort besteht aus einem schönen Ensemble mittelalterlicher Bauten. Am Place Victoria angekommen genießen wir den großartigen Blick Richtung Cannes und Antibes unten am Mittelmeer. Wir verweilen hier ein wenig bis die blaue Stunde anbricht. Die Sonne senkt sich immer schneller in Richtung der Bergkuppen im Westen. Bald wird sie hinter ihnen verschwunden sein.
In Gourdon sind nun die Lichter angegangen. Sie tauchen den Ort in eine zauberhafte Lichtstimmung. Die fangen wir auf unserem Rückweg hier und da ein.