Es geht in die Pyrenäen an unserem letzten Tag in Spanien. Wir genießen die schönen Landschaften auf dem Weg hinauf in die Berge. Der Stausee Embalse de El Grado, die enge Schlucht Congosto de Ventamillo am Rio Éresa, der Coll de L’Espina und ein schöner Abend in Bagnéres-de-Luchon bleiben uns in Erinnerung
Start in Huesca
Die ersten Kilometer nach dem Start führen uns durch das etwas unübersichtliche Huesca und unser Navi will heute morgen partout keinen Satelliten finden. Letztlich hilft uns die Navigation mit dem Handy weiter und wir finden östliche Ausfahrt aus der Stadt.
Zur Überquerung der Pyrenäen haben wir uns eine Route zurechtgelegt, die uns am Ende dieser Etappe nach Bagnères-de-Luchon in Frankreich bringen soll.
Dazu müssen wir zunächst ein Stück der N-240 folgen die am südlichen Rand des Gebirges entlangläuft. Gegenüber unser gestrigen Fahrt durch das trockene Herz von Aragón ist die Landschaft hier wieder angenehm grün.
Nach Barbasto
An der Strecke bis Barbastro wird viel gebaut. Parallel zur N-240 entsteht zurzeit die A-22 die Huesca mit Lleida verbinden wird. Somit wird eine der am dünnsten besiedelten Provinzen Spaniens an die Metropolen Bilbao und Barcelona angeschlossen. Bleibt zu hoffen, dass damit für die Menschen hier wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Aufschwung verbunden sein wird.
Streckenweise können wir die neue Trasse schon nutzen und erreichen so zügig Barbastro. Von hier aus wenden wir und nach Norden und folgen den Tal des Rio Cinca bis nach El Grado.
Embalse de El Grado
Hier wird der Fluss von einer gewaltigen Mauer aus Stahl und Beton aufgestaut. Die A-211 überquert das Tosbecken das heute still unter uns liegt. Das wenige Wasser dort unten glitzert türkis bis tief blau. Ein kleiner Parkplatz am der anderen Seite der Brücke lädt uns zu einem kleinen Fotostopp ein.
Wir folgen A-221, die uns auf teilweise enger Spur über den ersten Pass des Tages führt. Von 390 Meter Meereshöhe an der Staumauer geht es hinauf auf 670 Meter. Dort auf der Passhöhe steht die kleine Kapelle Ermita San Roque.
Vorbei an La Puebla de Castro mit seinen Ausgrabungen aus der Römerzeit geht es nun wieder bergab bis an den Rio Èsera, der hier von der Embalse de Barasona aufgestaut wird. Viel Wasser scheint auch hier nicht vorhanden zu sein. Teile des Stausees liegen trocken.
Am Rio Ésera hinauf in die Pyrenäen
Der Rio Ésera wird nun eine Weile unsere Richtschnur für die Fahrt hoch in die Pyrenäen sein. Zunächst ist es noch weites Tal, in dem der Fluss von sich in mäandert. Je höher wir kommen, des so enger schmiegt sich die Straße an den Fluss. Wir finden einen kleinen Parkplatz den wir gerne nutzen. Nach wenigen Stufen stehen wir am steinigen Bett des Rio Èsera das weitgehend trocken vor uns liegt.
Diese Ruhe ist allerdings trügerisch, Oben am Parkplatz warnt ein Schild davor, dass der Fluss in Zeit der Schneeschmelze und nach starken Regenfällen an ganz anderes Gesicht zeigen kann. Dann wird es hier unten, wo wir gerade stehen lebensgefährlich.
Congosto de Ventamillo
Richtig eng wird des dort, wo sich der Rio Èsera in der engen Schlucht Congosta des Ventamillo durch die ersten hohen Felsen durchbrechen muss. 150 bis 200 Meter ragen die Felswände fast senkrecht auf. Die Straße musste sich ihren Platz mit Schweiß, Sprengstoff und schwerem Gerät vom Fels abtrotzen. Von Fluss war in dieser Sache hier keine Unterstützung zu erwarten.
Reizvoll ist die Strecke hier aber nicht nur für den Mobilisten. Egal ob er mit dem PKW, dem Motorrad oder Wohnmobil unterwegs ist. Andere Zeitgenossen denken hier einfach quer und kreuzen die Schlucht auf eine ganz andere Art und Weise.
Von hier aus ist es nicht mehr weit, bis in in Castejón de Sos das Tal des Rio Ésera verlassen. Vorher legen wir aber auf dem netten Parkplatz am Ortseingang von El Run noch eine kleinen Mittagspause ein. Ein Pärchen aus dem Schwäbischen gratuliert uns zu unseren letzten Linsensuppe aus deutschen Konserven. Dabei sammeln sie Zeltbahnen und Schlafsäcke ein, die auf dem kleinen Lattenzaun zum trocknen hingen.
Die beiden sind mit schweren Maschinen unterwegs und haben hier offenbar ein ideales Bike-Revier gefunden. Und wenn man es recht bedenkt, liegen zwischen dem Schwarzwald und diesem lauschigen Ort hier gerade einmal 1.200 Kilometer. Eine Strecke die in zwei Tagen auf dem Bike gut machbar ein sollte.
Wir schwatzen ganz kurz über das „Woher“ und „Wohin“ und über die Qualitäten einer Linsensuppen aus deutschen Konserven am 16. Reisetag. Dann trennen unsere Wege schon wieder.
Coll de L’Espina – ein weiterer Pass in den Pyrenäen
Von Castejón de Sos geht es nach Westen hinauf auf den nächsten Pass. Es geht zum Coll de Fadas auf 1.470 Meter Meereshöhe und weiter zum Coll de L’Espina auf 1.407 Meter. Dieser Gebirgsrücken trennt den Rio Ésera und den Noguera Ribagorçana voneinander. Beide tragen ihre immer weniger werdenden Wasser nach Süden, vereinen sich mit anderen Flüssen, münden irgendwo in den Ebro und strömen dann dem Mittelmeer zu.
Es sei denn die Sonne ist stärker und holt die Tropfen zurück in den Himmel und schickt sie dann wer weiß wohin.
Wir stoppen am Coll de L’Espina und genießen ein wenig die Natur hier oben und den Blick in die Ferne.
Embalse de Baserca
Dann führt die Straße hinunter zum Noguera Ribagorçana wendet sich nach Norden. Kurz hinter Senet de Barrabés versperrt eine 40 Meter hohe und 330 Meter breite Mauer dem Fluss seinen Weg. Über zwei Kilometer Länge werden die Wasser hier angestaut. Um Strom zu erzeugen und die tiefer liegenden Ort vor launischen Hochwassern zu schützen. Aber auch hier, am Rand der Pyrenäen hier ist jener Wassermangel sichtbar, der uns schon vor Tagen am südlichen Rand der Picos des Europa begegnete.
Es geht weiter Richtung Norden. Nur ca. dreieinhalb Kilometer hinter dem Stausee verschwindet die N-230 in einem etwa fünf Kilometer langen Tunnel und unterquert so den Hauptkamm der Pyrenäen, die hier bis zu 2.600 Metern aufragen.
Als wir den Tunnel wieder verlassen ist Frankreich noch immer nicht erreicht. Eigentlich verläuft der Kamm der Pyrenäen und damit die Grenze zwischen Frankreich und Spanien relativ konsequent von West nach Ost mit einer leichten südlichen Tendenz.
Aber gerade in dieser Gegend mach der Kamm des Gebirges einen kurzen Knick nach Norden und bringt Spanien einen „Geländegewinn“ von ca. 15 Kilometern ein.
So ist der kleine Winkel von Veihla bis Bausen und Canejan am Flüsschen Ariu Garona noch spanisches Gebiet. Selbst die Serpentinen von Bossóst hinauf zum Pass von Eth Partilhon auf 1.293 Meter gehören noch zu Spanien.
Mirador de Bossóst
Das wir hier noch in Spanien sind, wird an der Mirador de Bossóst nochmal deutlich klar gestellt. Ein Denkmal aus Granit und Stahl würdig hier alle spanischen Sieger der Tour de France. Idole meiner Jugendzeit wie Pedro DelGado oder der fünffache Tour gewinner Miguel Induráin sind hier genauso vermerkt, wie die späteren Helden Alberto Contador und Carlos Sastre.
Ein Stopp an der Mirador de Bossóst lohnt sich aber nicht nur wegen dieses Denkmals. Auch der grandiose Blick über das Tal des Ariu Garona und auf die Gipfel weiter im Westen lohnen einen Halt hier oben.
Bagnéres-de-Luchon
Nun sind es nur noch wenige Kilometer und wir erreichen die Passhöhe. Damit sind wir zurück in Frankreich.
Wir fahren hinunter nach Bagnéres-de-Luchon. Schell finden wir den Stellplatz am kleinen Sportflugplatz. Der ist heute gut belegt. Auch an einem Spätsommertag in der Woche, scheint der über die Pyrenäen hinaus bekannte Kurort bei Wohnmobilisten beliebt zu sein.
Wir nehmen die Fahrräder, umrunden einmal die Landebahn des kleinen Sportflughafens, der fast nur von Segelflugzeugen und ihren Schleppern benutzt wird.
Dann schlendern wir die Allées d’Étigny entlang. An vielen Stellen dieser Prachtstraße fühlt man sich wie in der Zeit der Belle Époque. Jugendstil und Art Déco schmückt die vielen Hotels, Restaurants und Läden. Irgendwie hat man den Eindruck, als ob hier eine Art Biarritz der Pyrenäen entstehen sollte. Aber Vieles strahlt auch eine gewisse Morbidität aus. Irgendwie hat man den Eindruck das der Orte seine besten Jahre hinter sich hat.
Aber wer weiß, vielleicht ist es ja auch nur eine temporäre Schwäche. Immerhin schätzen schon die Römer die Thermalquellen von Luchon. Und seitdem gab es immer wieder gute und schlechte Zeiten.
Thermes Chambert
Besonders sehenswert ist heute noch das alte Kurbad, das mit seinen Thermalquellen sicher eines der Highlights in der Blütezeit des Ortes war. Der klassizistische Bau wirkt mit seinen Säulenarkaden ein wenig wie ein römischer Tempel. Gleich daneben am Ende der Straße ein Block aus Glas und Stahl. Dabei handelt es sich um eine Erweiterung der alten Therme aus dem Jahr 1969.
Für alle Freunde des Dampfbadens bietet die Therme eine einmalige Attraktion. Hier kann man in unterirdischen Gängen wandeln, in denen das natürliche Thermalwasser für eine ganz besondere Atmosphäre sorgt.
Wir aber bleiben heute Abend lieber bei den kulinarischen Genüssen und lassen uns von einem Menüangebot ins Le Glacier locken. In dem Restaurant werden wir nett bedient und die Speisen inklusives des Nachtisches sind sehr lecker.
So endet der Abend nach einem Tag in prächtiger Landschaft sehr „gehaltvoll“. Wir sind sehr zufrieden und freuen uns auf die kommenden Tage in Südfrankreich.