Auf unseren Weg an den Atlantik ist Bordeaux heute unser Zwischenziel. Zunächst geht es aber durch die schier endlosen Weinberge des Bordolais. Dann erreichen wir die alte Stadt an der Garonne. Mit über 800.00 Einwohner ist Bordeaux die Nummer sieben unter den Französischen Städten und hat einen sehr schönen historischen Stadtkern, den wir mit Begeisterung mit dem Fahrrad erkunden. Der weitere Weg an den Atlantik ist eher langweilig und in Grand Crohot Ocean holt uns Sturm und Regen ein.
Bordolais
Wir standen einsam auf unserem Stellplatz in Pellegrue oben in den Hügeln des Bordolais und ganz nah an der Straße. Die ersten vorbeirauschenden LKW’s in den frühen Morgenstunden versetzen mit ihrem Fahrtwind unser mobiles Heim immer wieder in schwankende Bewegungen. Dafür ist hier alles kostenfrei: Standgebühr, Stromanschluss, Wasser, Abwasser.
Es war eine kalte klare Nacht, so dass sich auf dem Dach des Wohnmobils tatsächlich eine dicke Reifschicht gebildet hat. Und das am 2. Mai im Süden Frankreichs.
Wir packen zusammen und machen uns auf den Weg nach Bordeaux. Dabei geht es zunächst durch die fast unendlich scheinenden Weinfelder des Bordelais. „Weinfelder“ ist hier der richtige Begriff, wie ich finde. Wie bei uns Getreide oder Kartoffeln auf großen Äckern angebaut werden, sind es hier eben Weinstöcke. Extrem zurückgestutzt stehen sie da in endlosen Reihen. Sie sind optimiert auf maximalen Ertrag und auf maschinelle Bearbeitung. Und jeder Flecken Erde der sich irgendwie dafür eignet, wird für den Weinanbau genutzt. Nur ganz selten mischt sich hier und da ein einsamer Wallnusshain in die Landschaft.
Bordeaux
Wir erreichen den Stadtrand von Bordeaux. Auf der endlos langen Avenue Thiers rollen wir in Richtung Stadtzentrum. Es sind gefühlt an die hundert Ampeln, die zu passieren sind. Fast immer ist es eine grüne Welle. Als eine Ampel dann doch auf Rot steht, ist plötzlich die Gendamerie neben uns und weist freundlich darauf hin, dass wir gerade bei Rot gefahren wären. Ich bin mir keiner Schuld bewusst und die Gendarmen lassen es auch bei dem freundlich gemeinten Hinweis.
Wir finden um 10:30 Uhr einen kostenpflichtigen Parkplatz in der der Straße Quai des Queries und machen die Fahrräder klar, um das Stadtzentrum zu erkunden.
Zunächst geht es über die Pont de Pierre. Von hier aus hat man einen phantastischen Blick auf das Quai Richelieu. Früher war das tatsächlich ein Hafenkai mit Schuppen und Lagerhäusern, die die prachtvolle Straßenfront dahinter verdeckten, Heute sind die Hafenanlagen verschwunden und man blickt auf eine beeindruckende Front aus großen Bürgerhäuser aus dem 18. Jahrhundert. So entstand das neue Gesicht von Bordeaux aus alten Häusern.
Wir erkunden nun das historische Zentrum. Dabei ist uns das Wetter noch immer wohl gesonnen. Unsere ersten Stationen: St. Michel, Porte Cailhau, St. Pierre, St. Andrè, Rue St. Catharine.
Der Weg führt durch enge Straße und Gassen, nach wenigen Ecken dann wieder über kleine Plätze, die mit ihren Cafés zum Verweilen einladen.
Gegen 11:50 Uhr erreichen wir die sehr beeindruckende Cathedrale St. Andrè. Wir können leider nur einen sehr kurzen Blick hineinwerfen. Man glaubt es kaum, aber dieses zentrale Gotteshaus pflegt eine streng einzuhaltende Mittagspause. Kurz vor 12:00 Uhr werden wir freundlich aber bestimmt gebeten, die Kirche zu verlassen. Punkt 12:00 Uhr verschließt ein junger Mann mit einem beeindruckenden Schlüsselbund die Tore der Kathedrale. Schade!
Wir erkunden weiter die Altstadt und sind überrascht wie hier Fußgänger, der Liefervekrehr der LKW’s und Transporter sowie die Radfahrer eine Art unaufgeregte friedliche Koexistenz leben, ohne das jemand zu Schaden kommt.
Wenn Ihr irgendwann in der Nähe von Bordeaux seid, nicht daran vorbeifahren!
Weiter an den Atlantik
Wir fahren mit den Rädern zurück zum Wohnmobil und machen uns auf dem Weg an den Atlantik. Hierzu müssen wir in Bordeaux zunächst die Gironde überqueren. Wir nehmen hierzu den Weg über die Pont Jacques Chaban-Delmas. Die vier mächtigen Pylonen dieser Brücke scheinen uns zunächst ein wenig protzig und mit wenig Sinn versehen. Später erfahren wir, dass sie das Tragwerk einer gewaltigen Hubbrücke sind. Der riesige Mittelteil der Brücke kann soweit angehoben werden, dass auch mancher Ozeanriese über die Gironde flussaufwärts bis in die City von Bordeaux gelangen kann.
Wir verlassen die Stadt und finden uns auf der D1215 und später auf der D6 wieder. Hier gilt es den Tempomaten einzulegen und das Lenkrad anzubinden. Auf den nun folgenden fast 30 Kilometern gibt es nur einen wesentlichen Richtungswechsel, die Umfahrung von Staint-Hélène. Ansonsten führt die Straße wir mit dem Lineal gezogen geradeaus nach Westen.
Etwas müde geworden, treffen wir gegen 14:00 Uhr in Lacanau ein. Wir nutzen das kleine Einkaufszentrum um ein wenig unsere Vorräte aufzufrischen. Wir versuchen nochmals einen Adapter für den Anschluss unseres Wohnmobils an das Stromnetz zu bekommen, leider auch hier vergeblich.
Weiter geht es nach Lacanau-Ocean. Wir hoffen einen Stellplatz gleich hinter den Dünen finden zu können. Das klappt leider nicht. Hier gibt es keine Straße die bis direkt an die Küste führt.
Grand Crohot Ocean
So folgen wir der Empfehlung unseres ADAC-Stellplatzführes und fahren nach Grand-Crohot-Ocean. Diesem Ferienort draußen am Meer wird im Sommer offenbar von zwei Campingplätzen gehörig Leben eingehaucht. Zur Zeit dämmert hier aber noch alles im vorsaisonalen Schlaf vor sich hin.
Wir nehmen den großen kostenfreien unbefestigten Stellplatz, auf dem nur zwei weitere Mobile vereinzelten unter den großen Pinien stehen. Das Wetter ist umgeschlagen. Es regnet recht heftig. Trotzdem wollen wir natürlich an den Strand. Endlich wieder Atlantik. Neben dem Regen liegt salzige Gischt in der Luft. Wir lassen uns vom salzigen Wind durchblasen und sind glücklich.