Les Eyzies de Tayac-Sireuil – Sarlat – Pellegrue

Wir erkunden weiter das Périgueux und entdecken die wunderbare Stadt Sarlat. Dort fasziniert uns nicht nur eine mittelalterliche Kulisse wie aus dem Bilderbuch. Heute am 1. Mai lernen wir in Sarlat auch kennen, wie eine Demo zum Tag der Arbeit in der französischen Provinz aussieht. Wieder an der Dordogne finden wir das zauberhafte, in den Fels gebaute La Roque Gageac. Wir folgen der Dordogne weiter Richtung Westen und finden Abends in den Weinbergen des Bordolais, in Pellegrue einen ganz besonderen Ort. Vor einer Bar am Marktplatz lassen wir uns zwischen Einheimischen nieder und lassen 1. Mai stimmungsvoll ausklingen.

Morgen in Les Eyzies

Heute Morgen ist neben der normalen Frühstücks- und Aufbruchsroutine noch ein Besuch in der Mairie von Les Eyzies de Tayac-Sireuil erforderlich. Als wir gestern Abend den sehr schönen, direkt an der Vézère gelegenen Stellplatz ansteuerten, war dort niemand auszumachen, der die Stellplatzgebühr von sechs Euro kassieren wollte. Auch die sonst übliche Schranke, bei der sich der Balken erst nach einer Zahlung mit Kreditkarte oder Münze hebt, gibt es hier nicht.

Dafür klemmte nach unserer Rückkehr vom Abendessen ein Zettel im Türgriff der Fahrertür. Gestempelt mit dem Gemeindesiegel gab er Auskunft darüber, dass unser Wohnmobil als eines notiert wurde, dass hier für eine Nacht stehen wird. Verbunden war die Mitteilung mit der Bitte, die Gebühr am nächsten Tag in der Mairie zu entrichten. Sollte diese geschlossen sein, kann man den Betrag in einem Umschlag im Briefkasten hinterlegen.

So stand ich mit dem Wohnmobil dann 10 Minuten nicht ganz vorschriftsmäßig in der Avenue de la Préhistorie (welche ein Straßenname!) während Steffi sich auf die Suche nach dem Briefkasten an der Mairie machte.

Auf Weg nach Sarlat

Nachdem wir diese Schuld beglichen hatten, machten wir uns auf den Weg nach Sarlat. Dieser führte uns auf der D46 durch das wunderschöne Tal der Beune, die bei Les Eyzies  in die Vézère mündet. Auf dem Weg erregt ein Schild zur einer Sehenswürdigkeit mit dem Namen „Cabanes du Breuil“ unsere Aufmerksamkeit.

Cabanes du Breuil

Wir biegen links ab und nun geht es für etwa fünf Kilometer tüchtig bergan. Vorbei an einem Château wird die Gegend immer einsamer. Nur noch ein Gehöft mitten in einer Hochweide ist am Weg auszumachen. Oben angekommen entpuppt sich „Cabanes du Breuil“ als landwirtschaftliches Freilichtmuseum bei dem die Saison offenbar noch nicht begonnen hat, alles ist verschlossen.

Vielleicht gerade deshalb kommt uns dieser Ort mit seiner Einsamkeit und Stille irgendwie verwunschen vor.

Bevor wir weiterfahren erregt noch eine uralte Esskastanie unsere Aufmerksamkeit. Was mag dieser Baum in all den Jahrhunderten hier oben schon erlebt haben. In diesem Frühjahr jedenfalls quält ihn ein Parasit, der sich in vielen seiner Blätter eingenistet hat. Hoffentlich übersteht er auch dieses Ungemach.

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Sarlat

Wir fahren wieder hinunter zur D46 und erreichen kurze Zeit später Sarlat-la-Caneda. Wir finden einen Parkplatz in der Avenue Thiers.  Unser Michelin Atlas weißt den Ort mit drei Sternen aus. Und besonders sehenswert ist Sarlat auf jeden Fall. Unser Baedecker-Reiseführer spielt bei der Ortsbeschreibung gar mit dem Superlativ „einer der schönsten Orte Frankreichs“. Obwohl uns erst eine größere Reise nach Frankreich geführt hat, und wir somit noch „Frankreichamateure“ sind, möchten wir diesem Superlativ zustimmen.

Rund um den Place de Liberté entfaltet sich ein Ensemble mittelalterlicher Bürgerhäuser, wie wir es nur selten gesehen haben. Mittendrin die Kathedrale St.-Sacredos und der Bischofspalast. Wie aus einem Bilderbuch, fast unwirklich erscheint uns die Kulisse. Kleine und große Details runden das Bild ab. Da ist in einer Nische die Quelle der heiligen Maria und gleich daneben die im wahrsten Sinne des Wortes haushohen Tore an einer ehemalige Kirche. Heute sind die Tore geöffnet, da im Querschiff die Markthalle ihre Heimat gefunden hat, in der auch heute am ersten Mai regionale Spezialitäten und Produkte angeboten werden.

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Der Wichtigste Bau im Stadtzentrum ist die Kathedrale St.-Sacredos. Das reiche Interieur belohnt jeden, der durch ihre Pforten geht. Aber nicht nur der Innenraum ist interessant. Folgt man von der Rue de Montaigne kommend der schmalen Passage des Enfeus, gelangt man hinter den Chor der Kathedrale. Hier befinden sich scheinbar Teile des Benediktinerklosters auf das Sarlat zurückgeht. Die vielen Grabplatten auf dem terrassenförmig angelegten Friedhof werden der Laterne des Morts, er Totenlaterne überragt, einem seltsam anmutenden Turm dessen ursprünglicher Zweck im Dunkeln liegt.

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Bräuche in Sarlat

Wir lernen an diesem Tag in Sarlat noch zwei Bräuche kennen. Erstens gibt es auch hier eine Demo zu ersten Mai. Bescheiden in seiner Größe aber lautstark marschiert sich der Zug durch die Stadt. Es geht wohl um die Unterversorgung und die Missstände in den Krankenhäusern, besonders auf den Kinderstationen.

Die Demo ist halb Protest und halb Happening. Sehr sympathisch. Ein alter Kämpe von vielleicht 75 oder 80 Jahren kommt auf uns zu und drückt uns ein Flugblatt in die Hand.  Als er erfährt, dass wir aus Deutschland kommen, kramt er sofort einige Brocken Deutsch hervor. Wir sind sehr gerührt. Er hat mit seinem langen Leben sicher nicht nur gute Erinnerungen an uns Deutsche und ist trotzdem so freundlich.

Wenn ich hier an die so genannte „Revolutionäre Maifeier“ in Berlin denke, bin sich sehr froh den ersten Mai hier in Frankreich feiern zu können.

Beim zweiten Brauch geht es um Maiglöckchen. Heute am ersten Mai stehen hier in Sarlat gefühlt an jeder Ecke und an jedem zweiten Geschäft mehr oder weniger junge Damen und preisen kleine Sträuße von Maiglöckchen an.  Und die Sträußchen gehen weg wie warme Semmeln. Auch Steffi bekommt ein eins. So kann Sie ihr Blumengebinde aus Bourboule ein wenig auffrischen.

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Wieder an der Dordogne

Wir verlassen Sarlat Richtung Süden und stoßen wenig später bei Carsac-Alliac wieder auf die Dordogne. Anders als gestern stimmt nun auch das Wetter für einen Ausflug diesen malerischen Fluss. Erstes kleines Schmankerl auf dem Weg entlang der Dordogne ist der Cingle de Montfort.  An diesem Aussichtspunkt steht man in vielleicht 60 Metern Höhe über einer markanten Flussschleife. Während unten träge die Dordogne dahinfließt, hat man nach Westen einen tollen Blick auf das Schloss Montfort.

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La Roque Gageac 

Der Anblick auf La Roque Gageac wenige Kilometer weiter, verschlägt uns den Atem. Wie am Fels emporgewachsen, erstreckt sich der Ort über vielleicht über einen Kilometer entlang dem Ufer der Dordogne.

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Während Steffi noch über den heute stattfindenden Trödelmarkt schlendert, sitze ich nur staunend auf der Hafenterrasse und bewundere diese zu Stein gewordene einmalige Kulisse. Wir beschließen noch ein wenig die Gassen weiter oben zu Fuß zu erkunden stiegen hinauf in Richtung Kirche.

Was von unten wir eine in Stein gebaute Felsenstadt in vorwiegend Ockertönen erschien, wird hier oben zum mediterranen grünen Garten. Palmen und Feigen säumen den Weg. Immer wieder grüßen Bananenpflanzen auf den kleinen Höfen. Es ist eine ganz besondere Atmosphäre, die den Besucher hier erwartet.

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An der Dordogne bis Bergerac

Wir folgen weiter der Dordogne und können uns kaum satt sehen. In Beynac-et-Cazenac stoppen wir um die dortige Festung ins Visier der Kamera zu nehmen. Bei Tremolat legen wir am linken Ufer der Dordogne eine Mittagspause ein.

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In Lalinde und Siorac versuchen wir unser Glück, um einen Stellplatz zu finden. Da unsere Suche nicht von Erfolg gekrönt ist, verlassen wir die Dordogne bei Bergerac, um einen Stellplatz auf einem Weingut in Monbazilliac anzusehen.

Es geht hinauf in die Weinberge des Bordolais und der Stellplatz ist schnell gefunden. Obwohl schön gelegen wollen wir hier nicht bleiben. Es scheint keine Stromanschlüsse zu geben. Unser Laptop braucht aber heute auf einen Fall eine Dosis Energie mit 220 V Spannung.

Also geht es wieder hinunter an die Dordogne, an der sich in dieser Gegend leider kein Stellplatz finden lässt.

So steuern wir auf Empfehlung unseres ADAC-Stellpatzführers den Ort Pellegrue an. Nach einigem Hin und Her ist Pellegrue und der Stellplatz gefunden.

Pellegrue

In Pellegrue klingt gerade die Maifeier am zentralen Platz mit seiner Markthalle aus. Wir drehen eine Runde durch den Ort und lernen, dass alles hier recht alt ist. Im englisch-französischen hundertjährigen Krieg war Pellegrue eine wichtige Bastion und immer wieder umkämpft. Nur wenige Reste der alten Verteidigungsanlagen sind noch erhalten. Die Kirche jedoch, ganz oben auf dem Hügel gelegen, um den die sich der kleine Ort gruppiert, steht da wie eh und je.

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Der Zufall brachte es mit sich, dass wir auch den Friedhof besuchten. Ein großer Teil der hier Bestatteten liegen in imposanten Familiengruften. Manchmal grüßen auf diesen Gruften Trauernde von weit her.

Am Grab der Familie Sellier-Laurent finden wir folgenden Gruß.
„AMICALE des ANCIES DÉPORTÈS.
d‘ Oranienbourg Sachsenhausen et ses Kommandos
EN SOUVENIR DE LEUR CAMARADE“
Ein Gruß der uns als Deutsche Gäste hier mitten in der französischen Provinz beschämt. Und neugierig macht, welche Geschichte sich hier verbirgt.

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Auf dem Weg zurück zum Wohnmobil kommen wir wieder am Marktplatz vorbei. Hier sitzen vor einer kleinen Bar die letzten Händler und Gäste des Marktes, der hier den Tag über stattfand. Wir gesellen uns dazu und haben viel Freude bei einem Glas Wein und den Menschen um uns herum. Hier sitzen die, die in Paris vielleicht vergessenen wurden. Es sind die, die Frankreich irgendwie ausmachen – an diesen schönen Frühlingsabend mit Wein, Palaver das wir nicht verstehen und mit Gesang.

 

190 Kilometer vomLes Eyzies de Tayac-Sireuil nach Pellegrue
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