Île de Noirmoutier und weiter an die Loire

Es geht weiter auf die Île de Noirmoutier. Zuvor verbringen wir einige Stunden am wunderschönen Plage de la Terriére. Von dort aus geht es auf die Île de Noirmoutier. Wir besuchen das Städtchen L’Herbaudiére mit seinem quirligen Hafen, die Saline „La Bonne Pogne“ und überqueren natürlich die berühmte Passage du Gois. Dann machen wir einen längeren Satz an die Loire und lernen den Port Maillard bei Angers kennen.

Start in L’Aiguillon sur Mer

Heute solle es mit unserem kleinen Inselhopping weitergehen. Nachdem wir an den letzten beiden Tagen der Île de Ré einen Besuch abgestattet haben, soll es nun weiter nach Norden auf die Île de Noirmoutier gehen. Von unserem aktuellen Übernachtungsort in L’Aiguillon sind es bis dahin sind es gute 120 Kilometer, die in zwei Stunden gut zu bewältigen sind.

So bleibt uns ausreichend Zeit, auf dem Weg einige Stunden am Strand zu verbringen. Das Wetter einfach zu schön, als nur im Auto zu sitzen.

Bevor wird abfahren wollen wir aber noch gerne die Schuld für unsere Übernachtung begleichen. Den an französischen Stellplätzen fast immer üblichen Zahlautomaten gibt es hier nicht. So besuchen wir die nahe gelegene Tourist-Information in der Hoffnung, dort den Stellplatz bezahlen zu können. Dort erklärt man sich jedoch für nicht zuständig. Wir bekommen die Auskunft, dass der Stellplatz zum „Atlantic Wake Parc“ gehört. Dort ist aber auch noch niemand anwesend. Obwohl es jetzt schon auf 12:00 Uhr zugeht. Auch fehlt der an manchen Plätzen übliche Briefkasten, in dem man seinen Obolus in einem verschlossenen Umschlag hinterlegen könnte.

So müssen wir quasi als „Zechpreller“ L’Aiguillon verlassen und haben dabei ein durchaus schlechtes Gewissen. Auch deshalb, weil wir auf dem Stellplatz noch den Service für die Versorgung mit Frischwasser und die Entsorgung von Grauwasser und Chemietoilette in Anspruch genommen haben.

Dabei hatten wir übrigens noch eine seltsame Begegnung. Ein älteres Camper-Paar winkte uns aufgeregt zu, als wir die Versorgungsstation mit Schwung verließen und uns auf den Weg machten. Dabei deuteten sie auf das rechte hintere Teil unseres Autos. Wir nahmen das allerdings nicht ernst und machten uns ohne weiteren Stop auf unsere Tagesetappe.

Wie nehmen von L’Aiguillon die gut ausgebaute D 1045 in Richtung Les Sables d’Olonne. Die Straße führt in Küstennähe durch eine wenig aufregende Landschaft. Die Gegend wird offenbar intensiv landwirtschaftlich genutzt. Jetzt im späten September sind die meisten Felder abgeerntet und umgestürzt. Nur einige Schläge mit Mais stehen hier und da noch auf dem Halm.

Von der Straße zweigen an Kreisverkehren immer wieder Straßen zu den nahe gelegenen Küstenorten ab. Wir entscheiden uns für den Abzweig nach La Terriére, der ausnahmeweise mal einfach so, ganz ohne Kreisverkehr links von der Hauptstraße abbiegt.

Am Plage de la Terriére

Nach wenigen 100 Metern ist La Terriére erreicht. Der etwas verschlafen erscheinende, aber feine herausgeputzte Ort liegt vor dem Küstenwald, der hier ca. einen Kilometer tief ist. Schell ist La Terriére durchquert. Auf einer schmalen Asphaltstraße geht es nun durch den Wald. Auf halben Weg zum Wasser noch eine kleine Feriensiedlung und dann ist der große Parkplatz hoch oben auf den Dünen erreicht.

Wie so oft die ist Einfahrt nur für Fahrzeuge bis 1,90 Meter Höhe zugelassen. Enttäuscht fahren wir weiter. Am anderen Ende des Platzes tut sich jedoch eine zweite Einfahrt auf, die auch wir nutzen können.

Das Auto abgestellt, die Badesachen zusammengerafft und dann geht es hinunter an den Strand. Der Weg zum Wasser ist ein wenig beschwerlich, weil lang. Der Stand hier ist sehr bereit und die Düne, die wir hinunter müssen recht hoch.

Es sind nur wenige andere Gäste hier und wir haben unendlich viel Platz. Wir lassen und nieder und die genießen die Sonne, den angenehm warmen Wind auf der Haut, das Rauschen der Wellen und schauen dem Treiben der wenigen Badegäste zu. Dann kommt plötzlich Bewegung in die Sache. Ein Bunte Scharr von jungen Familien kommt hinunter an den Strand. Sie scheinen aus aller Herren Länder und von verschiedenen Ethnien zu stammen. Neben ihre Badesachen schleppen sie mehrere große Boxen und auch Klapptische mit sich. Schnell ist aus den Boxen ein Picknick und eine kleine Getränkebar auf die Klapptische gezaubert.

Betreut wird die Truppe offenbar von einigen jungen Franzosen. Wir nehmen an, dass es sich um eine Gruppe von Emigranten handelt. Vielleicht sind sie für heute der Tristes ihrer Flüchtlingsunterkünfte entflohen und genießen einige Stunden am Meer, Ein Selbstverständlichkeit, die wir Ihnen gerne können.

Ein- zweimal tauchen wir auch in recht frischen Fluten des Atlantik ein und Sophie jagt Loki, ihren Kromfohrländer-Rüden über den Strand. Oder es umgekehrt.
Wir verbringen hier ca. drei Stunden bevor es für uns in Richtung Île de Noirmoutier weitergeht.

Plage de la Terriére
Plage de la Terriére

Lange Fahrt auf die Île de Noirmoutier

Die Fahrt dorthin gestaltet sich zäh. Wieder sind des mehrere Baustellen und Umleitungen, die uns aufhalten. Bei Longeville sur Mer geht es über Feldwege, die D21 über Jard sur Mer bleibt für uns Tabu und muss weiträumig umfahren werden. Ähnlich sieht es bei Bertignolles sur Mer aus. Und zu guter Letzt ist auch D38 zwischen Saint Jean des Monts und Formetine gesperrt. In Brem sur Mer versperrt uns auf der ohnehin schon engen Durchfahrtsstraße ein riesiger Fahrmischer den Weg. Er braucht gefühlt 10 Minuten, um rückwärts in eine unglaublich engen Hofeinfahrt zu rangieren. Und zu allem Überfluss müssen wir auf der Strecke noch einen Tankstop einlegen.

So werden aus knappen 100 Kilometern und einer Stunde und vierzig Minuten Fahrzeit, die Google-Maps prognostizierte, 120 Kilometer und zwei Stunden und fünfzig Minuten bis wir bei Formentine über die Ponte de Noirmoutier auf die gleichnamige Insel gelangen.

Als in Formentine vorbeifahren, erinnern wir uns gerne die sie fantastische Show, die wir, gestaltet von den Animateuren und den Gästen des Campingplatzes auf unserer Tour im Jahr 2017 dort erleben durften.

L’Herbaudiére

Als wir kurz nach 17:00 endlich auf der Insel sind, steuern wir den Hauptort Noirmoutier de l’Île an. Dort gibt es einen großen Wohnmobilstellplatz. Die Lage und die Größe des grau geschotterten Platzes ohne jedes Grün und jeden Schatten sagen uns aber überhaupt nicht zu. Eine letzte Chance haben wir in dem Hafenstädtchen L’Herbaudiére ganz im Norden der Insel. Zwar haben habe wir große Zweifel, zu dieser Tageszeit dort noch einen Platz zu bekommen. Der dortige Platz Parking Ganachaud weist nämlich nur 18 Stellplätze für Wohnmobile aus. Aber wer nichts wagt, der nichts gewinnt. Und Bingo! Als wir Eintreffen ist noch genau ein Stellplatz für uns frei. Und Sophie kann ihren Caddy gleich auf dem Parkplatz nebenan mit einem schönen Blick die felsige Küste abstellen.

Ein nur vermeindlicher Verlust

Schnell machen wir uns bereit, um das Hafenviertel von L’Herbaudiére zu erkunden, Die Kais liegen nur 500 Meter entfernt. Als wir aufbrechen bemerken wir jedoch mit einem kleinen Schrecken, dass das der Verschlussdeckel von unserem Frischwasserstand verschwunden ist. Wir vermuten sofort, dass wir den bei Wassertanken heute Morgen auf der Zapfsäule am Stellplatz in L’Aiguillon abgelegt und vergessen haben. Nun können wir auch das aufgeregte Winken des Camper-Paares von heute Morgen einordnen.

Wir sind deprimiert. Das Ganze ist zwar kein Drama. Ein Ersatz wird sich in den nächsten Tagen sicher beschaffen lassen. Allerdings wird uns das Einiges an Zeit und Fahrerei kosten. Und wenn wir das Mietauto wieder abgeben, wird man sicher nicht begeistert sein, wenn sich der Wassertankdeckel nicht mehr mit dem Schlüssel für alle anderen Außenklappen schließen lässt.

Gerade als wir mit den Gedanken um die Lösung diese Problems die ersten Schritte Richtung Hafen aufnehmen, habe ich plötzlich einen Gedankenblitz. Nicht auf der Wasserzapfsäule in L’Aiguillon liegt der vermisste Deckel, sondern in unserer Heckgarage. Ich hatte ihm beim Hantieren mit Wasserschlauch, Chemietoilette und Grauwasserablass heute Morgen dort abgelegt. So erinnere ich mich nun. Also nochmal zurück zum Wohnmobil und nachgeschaut. Und siehe da, meine Erinnerung war nicht falsch.

Port de L’Herbaudiére

So können wir nun ganz unbeschwert den Abend im Hafen von L’Herbaudiére auf uns zukommen lassen. 500 Meter geht es auf der Rue de Port leicht bergab. Dann ist der Port de L’Herbaudiére erreicht. Der Hafen bildete des quirlige Zentrum des Inselortes. Wenn man von der Rue de Port hier herunterkommt, stößt man zunächst auf eine Helling auf den Boote auf Slip-Wagen stehen. Offenbar werden dort kleine Reparaturen und Verschönerungen an den Unterwasserschiffen der Boote vorgenommen.

Helling Port de L'Herbaudiére - Île de Noirmoutier
Helling im Port de L’Herbaudiére

Linker Hand davon das Comptoir de la Mer. „Mode, Nautisme, Déco, Loisirs, Alimentaire, Cluture, Cosméiques“ also „Mode, Wassersport, Dekoration, Freizeit, Lebensmittel, Kultur, Kosmetik“ werden auf Spruchbändern über den Schaufenstern angekündigt. Eine Vielfalt, die uns heute Abend überfordert. So lassen wir den Laden links liegen.

Viel interessanter erscheint uns die Aussichtsgalerie, die über den Gebäuden und dem Kai der Fischereigenossenschaft errichtet wurde. Knallig gelb gestrichen lockt sie die Besucher an. Von dort oben hat man eine tollen Blick über gesamten Hafen von L’Herbaudiére.

Direkt unter uns das Hafenbecken, wo die Fischerboote ihren Fang löschen und die Werft ihre Boote auf die Helling bringt. Links der eigentliche Hafen, in den die Boote der Fischer festmachen aber auch manch anderes Boot liegt.

Gegenüber die große Marina mit weit über 500 Liegeplätzen für Sportboote aller Art.

Der Hafen ist von mächtige Molen umschlossen, die vor Sturm und Seegang schützen. Nur eine kleine Ausfahrt Richtung Nordosten gibt den Weg hinaus auf die Biscaya frei. Bei Aus- und Einfahrt ist auf die gefährlichen Felsenriffs zu achten, die westlich und östlich der Fahrrinne lauern.

Port de L'Herbaudiére - Île de Noirmoutier
Port de L’Herbaudiére

Direkt unter uns hat ein Fischkutter angelegt. Geschäftig werden rote Kisten mit dem Fang aus seinem Bauch entladen. Ein kleiner Kran unterstützt die Männer dabei. Kiste für Kiste wandert auf einen klapprigen Wagen. Von oben ist der Fang gut erkennbar. Gut sortiert finden jede Menge Tintenfische ihren Weg an Land.

Wir beenden unseren Besuch auf der Aussichtsgalerie und schlendern über die Helling hinüber zum Port de Plaisance, dem Yachthafen. Hier gibt es eine coole Straßenzeile mit einigen Bars und Restaurants die mit ihren Freisitzen einen tollen Blick auf das Gewirr von Booten und Masten bieten. Die Szenerie wird von der nun schon recht tief stehenden Sonne in ein besonders warmes Licht getaucht.

Wir lassen uns im L‘ Comptoir nieder. Bei einen netten Getränk und gut ausgewählter Musik genießen wir den Blick auf den Hafen und den nun kühler werdenden Wind der wie ein Hauch an uns vorbeizieht. Ähnlich wir im Le Grange in Saint Maries de la Mer hat man sich auch hier den Erfordernissen der Pandemie angepasst. Doch wird hier die Karte nicht via Tablet gereicht. Der Trick ist ein QR-Code der die Getränkekarte auf das eigene Handy zaubert, Kontaktloser geht es kaum.

Da es jedoch immer kühler wird und das L‘ Comptoir leider keine Speisen anbietet, wechseln wir hinüber in die Rue Marie Lemonier ins Restaurant La Cormaroune. Entwischen sind wir auch hungrig wie die Kormorane und fühlen uns so im gleichnamigen Restaurant gleich wohl.

Zwar ist es ähnlich spartanisch eingerichtet wir das Les COPAIN d’ABORD in Montalivet, aber die Qualität der Speisen und die Freundlichkeit der Bedienung sind um Klassen besser. So lassen wir uns nochmal verschiede Variationen von Fisch und Meeresfrüchten schmecken. Als wird das La Cormaroune verlassen, legt sich gerade die Dunkelheit über L’Herbaudiére. Auf den Straßen ist kaum noch jemand unterwegs. So machen wir uns auf zum Stellplatz. Sophie und Loki verschwinde in Ihrem Caddy und wir strecken uns im Wohnmobil aus und legen die Beine hoch.

Unsere Tagestrecke

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Abschied von der Île de Noirmoutier und weiter an die Loire

Auch der nächste Tag, der 23. September 2022 begrüßt uns mit hervorragendem Wetter. Die Stunden des Tages widmen wir einem ausgiebigem gemeinsamen Frühstück. Sophie jagt noch einem Loki den Parkplatz direkt am Meer auf und ab, oder ist es umgekehrt? Wir sorgen mal wieder für eine gewisse Grundordnung im Wohnmobil.

Auf die Ver- und Entsorgung können wir heute verzichten, denn das hatten wir ja gestern Morgen in L’Aiguillon sur Mer erledigt. In der Regel kommen wir drei Tage Frischwasser und Chemietoilette aus.

Da bei unseren Reise eher der Weg das Ziel ist, wollen wir die Île de Noirmoutier heute wieder verlassen. So brechen wir gegen 10:00 Uhr in L’Herbaudiére auf. Bei unserer Fahrt wird und klar, dass große Teile der nördlichen Insel eine weitgehend amphibische Landschaft sind. Westlich und südlich von Noirmoutier de l’Île erstrecken sich unzählige künstliche Wasserbecken. Viele hunderte sind es auf jeden Fall. Vielleicht tendiert die Zahl aber auch gegen die Tausend,

Marais Salants „La Bonne Pogne“ – Île de Noirmoutier

Manche werden als Salinen genutzt und andere dienen für die Austernzucht. Viele liegen aber auch brach und drohen zu verlanden. Und einige liegen gar schon trocken. Die Marais Salants „La Bonne Pogne“ ist wohl die Saline, die am besten in Schuss ist, Sie liegt direkt an unserer Route und verfügt über einen großzügigen Parkplatz. So fällt es uns leicht hier zu halten.

Die Anlage scheint in jüngster Zeit umfassend erneuert worden zu sein. Auf den kleinen Dämmen die ein großes Becken im weit über hundert kleine Becken, meist mit einer Größe von acht mal zehn Meter teilen, konnte sich noch keine Vegetation ansiedeln. Auch die sonst typischen Schilfgürtel rund um die Anlage fehlen. Um den Wasserfluss zwischen den Becken zu regeln, dienen hier keine Gräben mit Schiebern, sondern handelsübliche graue HT-Rohre mit Deckeln, wie man sie aus jedem Baumarkt kennt. Die Dämme, die jene Becken umschließen aus denen „geerntet“ wird, haben in der Mitte eine kreisrunde Verbeiterung, auf denen die „Salzernte“ abgelegt werden kann. Weiß leuchten die kleinen Hügel mit dem kostbaren Gut in der Sonne.

Marais Salants "La Bonne Pogne" - Île de Noirmoutier
Marais Salants „La Bonne Pogne“

Zur Saline gehörte ein Kiosk/Hofladen in dem allerlei Produkte und Souvenirs rund um das Thema Salz angeboten werden. Wir erwerben einige Kleinigkeiten als Reisemitbringsel für unser Lieben daheim und eine größere Packung Chili-Salz. An der werden wir wohl viele Jahre unsere Freude haben. Die Mischung verleiht den Speisen eine so unverschämte Schärfe, dass wir sie nur sehr, sehr sparsam einsetzen werden. Aber immer wenn es tun, werden wir uns an die Marais Salants „La Bonne Pogne“ erinnern.

Wir fahren weiter und kommen nicht weit. Nicht einmal einen Kilometer weiter lockt und am Straßenrand eine Werbetafel der Bar à huitres La Perle. Schnell biegen wir links in Einfahrt ab, Die Bar à huitres La Perle hat schon geöffnet und Verkauft auch Austern und andere Muscheln außer Haus. So decken wir uns mit einem kleinen Vorrat an Muscheln ein, die uns heute als Mittagsmal dienen sollen, Zwei Zitronen und das obligatorische Baguette dürfen natürlich nicht fehlen.

Passage du Gois – Île de Noirmoutier

Nun ist sind es nur noch wenige Kilometer bis an die Südspitze der Insel. Von dort aus kann man in flotter und bequemer Fahrt das Festland über die Ponte de Noirmoutier erreichen. Es gibt aber noch einen anderen Weg hinüber. Die Passage du Gois. Das klapp aber nicht zu jeder Zeit. Die beliebte Straße führt mitten durch das Watt zwischen der Île de Noirmoutier und dem Festland. Und heute haben wir Glück. In nur wenigen Minuten wird das Wasser so weit abgelaufen sein, dass wir die Passage in einer langen Kolonne mit vielen anderen Autos in Angriff nehmen können.

Eine Tafel zeigt an, dass die Passage du Gois von 11:14 bis 13:23 geöffnet sein wird. Das ist sehr schön, so können wir ohne lange Wartezeit das kleine Abenteuer in Angriff nehmen. Nur Sophie ist doch sehr skeptisch als sie sieht, wie die Straße gerade noch direkt ins kühle Nass führt. „Niemals fahre ich dort hindurch“ meint sie. Das ist in gewisser Weise zu verstehen. Der schicke rote Caddy ist ihr erstes eigenes Auto und sie besitzt es erst seit einem halben Jahr. Neben ihrem Hund ist der Wagen ihr zweites Schätzchen.

Als sie jedoch sieht, wie von der Landseite kommend, größere und kleinere Autos und auch Radfahrer unbeschadet sie Straße passieren, fast Sie sich ein Herz und folgt uns.

Zwar ist das Wasser noch am ablaufen, aber die Passage du Gois und das Watt zu Seeseite hin sind schon mit hunderten Leuten bevölkert. Ihre Autos haben Sie einfach neben der Straße auf dem feuchten, aber offenbar festem Sand geparkt. In Gummistiefeln steckend und mit Drahtkörben und Grabegabeln bewaffnet, machen sich auf, dem Watt seine Köstlichkeiten zu entreißen, Eine Tätigkeit übrigens, die am dem flachen Küstenabschnitten des Pay de la Loire, der Bretagne und der Normandie weit verbreitet ist und eine lange Tradition hat.

„Pêche à pied“ nennt sich das Ganze und ist im Nordwesten Frankreichs ein wahrer Nationalsport. Was werden sie wohl finden? Eben das, was man an vielen Marktständen der Region nicht immer ganz billig angeboten wird. Austern, Herzmuscheln, Wellhornschnecken und Taschenkrebse, nur eben ganz umsonst.

Wir sind versucht bei dem Treiben mitzumachen. Aber uns ist das Risiko zu groß, das schwere Wohnmobil in dem feuchten Sand neben der befestigten Straße zu steuern. Ein Parken oder Halten auf der Passage de Gios ist nämlich tabu.

Für alle die, die hier im Watt die nahende Flut unterschätzen, gibt es alle vier- bis fünfhundert Meter Fluchttürme, auf die man sich retten kann. Im Fall der Fälle ist dies auch bitter nötig. Bei einer Springflut kann das Wasser bis zum viereinhalb Meter über der Fahrbahn stehen.

Strecke ist 4,2 Kilometer lang und wurde erst 1924 aufgeschottert. Heute bedeckt ein bequeme Asphaltdecke oder ein Pflaster aus quadratischen Betonplatten die Fahrbahn. So ist die Überfahrt leicht zu meistern. Aber eilig hat es hier niemand. Alle wollen möglichst lange die einmalige Aussicht genießen.

Während der Passage haben wir einfach die Kamera laufen lassen. So könnt Ihr einen Eindruck von diesem recht einmaligen Erlebnis bekommen.

Auf der andern Seite angekommen suchen wir einen Parkplatz. Wir wollen noch ein wenig von der Landseite aus diese einmalige maritime Szenerie genießen. Dort haben wir mit dem großen Wohnmobil allerdings keine Chance zu halten. Offenbar ist das landseitige Ende der Passage du Gois ein beliebtes Ausflugsziel. Erst ca., zwei Kilometer weiter im Land bei der Ortschaft La Croix Rouge finden wir einen schattigen Rastplatz, auf dem wir das Wohnmobil abstellen können.

Nun erweist sich Sophies roter Caddy als sehr nützliches Tool. Zu viert wechseln wir in ihr Auto und können ganz bequem zu Küste zurückfahren. Für ein kleines Auto gibt es dort immer einen Platz. Wieder an der Küste angekommen lassen wir uns aus den großen Granitsteinen der Uferbefestigung nieder und schauen dem Treiben hier zu.

Noch immer wechseln Radfahrer, PKWs und Wohnmobile hin und her. Viele Menschen sind im Watt unterwegs und stellen den Meeresfrüchten nach. Für LKWs ist die Passage du Gois übrigens tabu Die örtlichen Austernzüchter aber dürfen mit ihre Traktoren natürlich nutzen. Immer wieder ziehen sie Anhänger, voll beladen mit Austernkörben zu den Bänken im Watt zwischen dem Festland und der Île de Noirmoutier.

Wir könnten hier stundenlang sitzen.

Passage du Gois - Île de Noirmoutier
Passage du Gois

Hier gönnen wir uns noch einen letzten kulinarischen Höhepunkt gemeinsam mit Sophie. Denn unsere Wege werden sich heute wieder trennen. Wir holen die vorhin an der Bar à huitres La Perle gekauften frischen Austern und Zitronen hervor. Und natürlich das Austernmesser, welches mir Sophie am Phare de Baleines geschenkt hat.

Ich habe den Dreh mit dem Austernmesser schnell heraus. In einem alten Geschirrtuch gehüllt liegt die Auster in meiner rechten Hand. Das bietet nicht nur einen gewissen Schutz, falls ich mit dem Austernmesser abrutsche, auch die Austernschalen sind mit scharfen Spitzen und Kanten übersät, an denen man sich leicht verletzen kann. Mit der Messerspitze übe ich einen stetigen Druck zwischen den beiden Muschelschalen dort aus, wo der Schließmuskel sitzt. Das ist quasi am links uns rechts vom „Scharnier“ der Auster. So habe ich schnell die 12 Muscheln geöffnet. Mit einem Spritzer Zitrone und einem Stück Baguette lassen wir uns unsere wohl letzten Austern des Jahres schmecken.

Wer hier nicht auf Selbstversorgung eingestellt ist, dem sein gesagt, dass es an diesem schönen Ort auch zwei Restaurants und eine Crêperie gibt. Bei aller Schönheit des Momentes will aber ich aber nicht verhehlen, dass dieser Ort bei Flut recht unattraktiv sein wird. Dem Blick hinüber zur Île de Noirmoutier wird sich dann nur eine graue Wassermasse bieten. Es sein denn, einige Unvorsichtige haben das schnelle Eintreffen der Flut unterschätz und grüßen dann winkend von einer der Rettungstürme.

Mehr über die Passage du Gois weiß wie so oft Wikipedia zu berichten.

Weiter an die Loire

Für und ist es an der Zeit diesem schönen Ort Adieu zu sagen. An dem Rastplatz in La Croix Rouge wechseln wir wieder ins Wohnmobil. Gemeinsam fahren wir mit Sophie noch bis nach Beauvoir sur Mer und erlegdigen einen letzten gemeinsamen Einkauf im Super U. Dann trennen sich unsere Wege. Sophie will weiter nach Norden, die Küsten der Bretagne erkunden. Hierzu gegen wir ihr noch diesen und jenen Tipp von unserer Tour dorthin im Jahr 20217 mit.

Marais Breton

Wir fahren nun Richtung Nordosten ins Landesinnere. Unser Ziel ist die Loire. Es ist jetzt 14:00 Uhr und die Fahrt bis an den Stadtrand von Nantes ist in einer Stunde geschafft. Dabei durchqueren wir zunächst die Marais Breton. Das riesige Feuchtgebiet ist ca. 45.000 Hektar groß liegt teilweise unter der Höhe des Meeresspiegels. Ein System von Gräben, Kanälen und Schleusen sorgt dafür, dass das Salzwasser nur in wenige Bereiche der Marais Breton vordringen kann. Erst so wurde hier Weidewirtschaft möglich.

Hier und da liegen eher kleine Herden von Charolais-Rindern auf den ausgedörrten Weiden und dösen in der Sonne des hereinbrechenden Nachmittags. Kilometerweit begleiten breite Gräben die Straßen, denen wir folgen. Jetzt im Spätsommer führen sie nur wenig Wasser, Hier und da tauchen kleine Höfe oder Weiler am Straßenrand auf. Die riesige Ebene wird von kleinen Baumreihen aufgelockert. Und irgendwie fühlt man sich in dieser eher amphibischen Landschaft dem Meer noch immer nahe.

Entlang der Loire

Dann ist Machecoul erreicht. Dort wechseln wir auf die teilweise vierspurig ausgebaute D 117. Die bringt uns schnell an den Autobahnring von Nantes. Den nutzen wir nur kurz und wechseln dann auf die D 751 und folgen so dem südlichen Ufer der Loire stromaufwärts. Die Loire kommt uns mächtig und ungezähmt vor. Immer wieder spalten große Flussinseln den Strom in mehrere Arme auf. Manchmal zweigt ein Seitenarm ab, um wenig später zum Fluss zurückzukehren. Gerade liegen manche von ihnen trocken. Im wasserreichen Frühjahren wird die sicher anders sein,

Davon, dass mit der Loire bei Hochwasser nicht zu spaßen ist, zeugen die manchmal kilometerlangen steinernen Flutmauern, die sich entlang der Straße ziehen. Die Fahrt hier ist interessant und abwechslungsreich. Hier fährt man gern entlang. Trotzdem wollen wir aber langsam Ausschau nach einem Stellpatz für die kommende Nacht halten.

Eine ersten Versuch machen wir im Le Mesnil en Vallée. Der am nördlichen Ortsrand neben einem kleinen Weiher gelegene Parkplatz kommt uns wenig attraktiv vor. Wir verweilen dort aber für eine kleine Kaffee-Pause und nutzen die Möglichkeiten die und die hiesige Versorgungstation für Wohnmobile bietet. Den nächsten Versuche machen wir Chalonnes sur Loire. Der Außerhalb gelegene Stellplatz scheint, offenbar genauso wir der benachbarte Campingplatz nicht mehr in Betrieb zu sein. Also geht es weiter nach Rochefort sur Loire.

Der hier ausgewiesene Stellplatz erweist sich als ausgewachsener Campingplatz, dessen Leistungen wir eigentlich nicht in Anspruch nehmen wollen. So beschließen wir die nahe gelegene Brücke zu nutzen, um unser Glück am nördlichen Ufer der Loire zu versuchen. Der Weg zur Brücke ist nicht weit und nichts weist auf eine Besonderheit bezüglich der bevorstehenden Überfahrt hin. Der Verkehr ist recht dicht, uns so fahren wir in Kolonne mit vielen anderen Autos auf die Brücke.

Es ist eine der Fachwerkträgerbrücken, die hier an der Loire offenbar so eine Art Standardtyp sind. Die solide Stahlkonstruktion wird von massiven Nieten zusammenhalten und ragt links und rechts der Fahrbahn auf. Die ist allerdings etwas schmal, aber ich habe zunächst keine Bedenken. An den PKW, die uns entgegenkommen kommen wir gut vorbei.

Auf der Brücke wird es eng

Dann, wir sind vielleicht 100 Meter auf der Brücke vorangekommen, ist es aber ein Mercedes Sprinter den es zu passieren gilt. Also Spiegel angeklappt so weit wie möglich nach rechts gefahren wie möglich. Dort begrenzt uns die Stahlkonstruktion des Brückenträgers. Die Kanten der Stahlträger nähern sich gefährlich der Außenwand unserer Wohnkabine.

Wir versuchen mit möglichst kühlen Kopf mehren Anläufe, um unbeschadet am Gegenverkehr vorbeizukommen. Aber keine Chance!!! So bleibt uns nur noch eine Möglichkeit. Wir stoßen ganz langsam rückwärts nach links auf die dort leere Spur des Gegenverkehrs. Den dort steht wie ein Pfropfen der Mercedes Sprinter, an dem aus der Gegenrichtung natürlich auch niemand vorbeikommt. Rückwärts geht es auf der Gegenspur nun 200 Meter zurück. Erst da finden wir eine Gelegenheit die Straße auf einen Nebenweg zu verlassen. Zur Sicherheit weist mich Steffi auf den ganz Weg zurück hinter der Auto stehend ein.

Das Ganze hat nach der Aufzeichnung unseres Navis an die 10 Minuten gedauert, Gefühlt war es deutlich länger. Und die Verkehrsteilnehmer beider Fahrtrichtungen waren von der Aktion mitten im Feierabendverehr sicher nur mäßig begeistert. Ärgerlich ist nur, dass vor der Brücke keinerlei Schild auf die enge Fahrbahn hingewiesen hat. Sonst hätten wir diese Passage sicher gemieden. Aber egal, wir haben die Situation in großer Ruhe gemeistert weder an unserem Auto, dem Sprinter und der Brücke haben wir unschöne Spuren hinterlassen.

So fahren wir zurück zur D 751 fahren in Angers auf der gut ausgebauten Fahrbahn der Pont Dummnacus ans andere Ufer. Es ist nun schon 18:20 Uhr und wir sind von Beauvoir sur Mer schon mehr als vier Stunden unterwegs. Nun wir es aber Zeit einen Platz für die Nacht zu finden. Und siehe da, außerhalb von Angers gibt einen ganz zauberhaften Ort direkt am Ufer der Loire, den wir gerne ansteuern.

Le Port Maillard

Der gleich etwas abseits der Straße gelegenen Parkplatz, auf dem wir für diesen Nacht stehen dürfen, gehört zum ehemaligen Port Maillard. Manche nannten den alten Hafen auch Port Royal oder Port a Godon.

Wir befinden uns 871 Flusskilometer von der Stelle entfernt, an der die Loire am Mont Gerbier de Jonc in den felsigen Bergen der Monts d’Ardèche entspringt. Im 18. und 19. Jahrhundert bildeten sich hier lange Staus von Flussschiffen die Handelswaren, Tiere und Menschen transportieren. Unterhalb vom Port Maillard versperrten ausgedehnte Sandbänke und Untiefen den Schiffen den. Also wurde hier angelegt und entladen. Von hier aus ging es dann auf dem Landweg weiter.

Mit dem Aufkommen der Eisenbahn als wichtiges Transportmittel verlor der Port Maillard seine Bedeutung. Heute ist die schöne Stelle am Fluss ein beliebtes Ausflugsziel.

Guinguette L’Embardée

Gleich neben dem Parkplatz gibt es einen kleinen Park, der offenbar einst als Campingpatz diente. Dort hat das Guinguette L’Embardée sein Domizil aufgeschlagen. Eine hippe Bar, die den vorwiegend jungen Gästen coole Getränke, leckere Snacks und gediegene Musik aus der Konserve anbietet. Wir sind hungrig und mischen uns gerne unter das junge und jung gebliebene Volk.

Auf einem Postest ist ein „Freilicht-Gastraum“ eingerichtet. Hier finden wir noch einen Tisch für uns. Wer dort nicht unterkommt oder unterkommen will, kann sich mit seiner Bestellung aber auch an die Bänke und Sitzgruppen im Park rund herum oder auf einer mitgebrachten Picknickdecke auf der Wiese niederlassen. Wir holen uns an einem Tresen Getränke, die Spiesen gibt es an dem anderen. Da alles frisch zubereitet wird, gibt man zunächst nur die Bestellung auf. Die nette Dame möchte nun meinen Vornamen wissen. Damit möchte sie mich aufrufen wenn die Speisen fertig sind. Da sie aber sprachlich mit meinem Vornamen von althochdeutscher Herkunft gar nicht zurechtkommt, benenne ich mich kurzerhand in Henri um. Dass versteht sie sofort.

Während wir darauf warten, dass der Name Henri ausgerufen wird, sitzen wir bei unseren kühlen Getränken am Tisch und beobachten das Treiben ringsum. Da ist eine Gruppe Studenten die offenbar den Geburtstag einer Kommilitonin feiern. Jedenfalls verehrt jeder der zu Gruppe hinzukommt, einem Mädchen im Sommerkleid ein kleines Präsent. Ein paar Plätze weiter sitzt ein ergrautes aber trotzdem wohl jung gebliebenes Biker-Pärchen in schwarzer Montur aus feinsten Leder. Genau wie wir genießen sie den Blick hinunter zum Fluss. Der wird mit der untergehenden Sonne in immer wärmeres Licht getaucht. So gibt es hier so machen Charakter den man beobachten könnte.

Doch dann erschallt der Name Henri aus einem etwas kratzigen Lautsprecher. Es das unverkennbare Signal das unser Essen fertig ist. Die Pommes, das Entrecote und der Burger sind solide gelungen und eine reichliches Abendmahl für uns. Anschließen gönnen wir uns noch ein, zwei Glas Wein, denn hier sitzt man viel schöner als im Wohnmobil. Erst mit dem schwindenden Tageslicht beenden auch wir den Tag und ziehen uns ins Wohnmobil zurück. Jedoch ohne nicht noch einmal am dem kleinen Strand vorne an der Loire vorbeigeschaut zu haben. Dort veranstaltet die Sonne gerade das letzte Spektakel des Tages.

Port Maillard - Loire
Port Maillard

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