Costa Blanca

Entlang der Costa Blanca geht es weiter nach Nordosten. In Los Alcázares treffen wir auf die schrecklichen Folgen der Unwetter der letzten Nächte. Von Alicante über Benidorm bis nach Calp ist die Costa Blanca eine große Retorte für den Massentourismus. Das fast malerische Villajoyosa scheint da eine rühmliche Ausnahme zu sein.

Nachdem wir in der vergangenen Nacht das Auto um 90 Grad mit dem Heck in den Wind gedreht hatten, konnten wir etwas besser schlafen. Zuvor hatte der Sturm kräftig an unserer Kabine gerüttelt. Unser Frühstück nehmen wir bei noch immer stürmischen, kühlen und trüben Wetter im Auto ein. Unsere Stimmung ist mäßig, was wohl an der dicken grauen Wolkendecke liegt, die sich über uns erstreckt. Kein Sonnenstrahl findet den direkten Weg zu uns.

So brechen wir um 09:36 Uhr auf. Unser Ziel steht noch nicht fest. nur über die Richtung sind wir uns einig. Entlang der Costa Blanca soll es weiter Richtung Nordosten gehen.

Zunächst müssen wir aber für eine Ver- und Entsorgung des Wohnmobils sorgen. Die Letzte liegt nun schon drei Tage zurück und die Toiletten-Kassette hat kaum noch Reserven. Die App vom Camper-Contact weiß nah am unserem Weg, ca. 40 Kilometer von hier in Los Alcázares einen Wohmobilstellplatz mit Entsorgungsmöglichkeit aus.

Los Alcazares

Wir erreichen Los Alcázares an der Binnenseite des Mar Menor gegen 10:10 Uhr. Los Alcázares scheint uns einer der typisch modernen spanischen Küstenorte zu sein. Vieles aus der architektonischen Retorte der letzten 40 Jahre reiht sich um einen historischen Kern, der bis auf die Römerzeit zurückgeht. Die eigentliche Attraktion ist aber der viereinhalb Kilometer lange Sandstrand, der sich mit dem Orte entlang des Mar Menor erstreckt.

Area Los Alcázares

Nicht weit vom Strand liegt auch der neue Stellplatz für Wohnmobile. Dächer mit Solarpaneelen spenden im spanischen Sommer Schatten für die großzügigen Parzellen. Das Gebäude mit Rezeption, Bistro und Sanitäranlagen ist nigelnagelneu und für drei Euro können wir die Ver- und Entsorgungstation benutzen. Jetzt, mitten im September ist hier nicht viel los. Von den über 100 Parzellen sind vielleicht 10 belegt. Der nette Platzwart berichtet, dass er den Platz von der Kommune gepachtet hat und sich hier eine Existenzgrundlage für seine junge Familie schaffen will. Wir wünschen Ihm viel Glück und er uns eine gute Reise.

Flutfolgen in Los Alcázares

Als wir vorhin durch Los Alcázares zum Stellplatz fuhren, kam uns der Ort merkwürdig ruhig vor. Wir hatten das auf die Jahreszeit geschoben. Nur die Sperrung der Hauptstraße war uns aufgefallen, wegen der wir einen kleinen Umweg zum Area Los Alcázares in Kauf nehmen mussten.

Nun als wir auf anderer Route durch den Ort in Richtung Autobahn fahren, wird uns bewusst, dass wir mitten hinein in ein Katastrophengebiet geraten sind. Ob die Wassermassen, die das Zentrum des Ortes überflutet haben, vom Sturm aus dem Mar Menor in den Ort gedrückt wurden oder ob die Fluten von landeinwärts kamen können wir nicht erkennen.

Klar sind jedoch die dramatischen Folgen dieses Ereignisses für die Menschen hier. Die Straßen sind mit rotbraunen Schlamm überzogen. Überall große Pfützen auf den Straßen, zum Meer abfließendes Wasser in den Gräben und Gassen die zum Strand führen. Autos stehen demoliert am Straßenrand. Offenbar waren sie Spielbälle der tosenden Fluten.

Menschen werfen ihr zerstörtes, durchweichtes und mit Schlamm verschmutztes Hab und Gut auf die Pritsche eines Lastwagens. Die Erdgeschosse und Keller der Gebäude hatten den Schlamm- und Wassermassen offenbar nichts entgegenzusetzen.

Polizei, Zivilschutz und Militär sind im Einsatz und stehen den Menschen zur Seite. Mit schweren Räumgerät bemüht man sich die Straßen freizuräumen.

Auf keinen Fall wollen wir die Arbeiten hier behindern oder Katastrophentourismus betreiben. Wir verlassen Los Alcázares auf schnellstem Weg und Wünschen den Menschen hier viel Kraft und alles Gute.

Überschwemmung auch in de Region Murcia

Wieder auf der Autopista 7 erkennen wir welche Schäden das Unwetter auch in der Fläche angerichtet hat. Die Orangenplantagen und Felder sind überflutet. Das Wasser ist an einigen Stellen dabei, über randvolle Gräben Richtung Meer abzufließen.

Eigentlich sollte der Regen in einem der trockensten Landstriche Europas ein Segen sein. Kämpft man hier doch, wo die Sonne an mehr als 300 Tagen im Jahr scheint und das Thermometer im Sommer mit Leichtigkeit über 40°C steigt, mit ständiger Wasserknappheit.

Die in den letzten Tagen gefallenden Wassermassen sind aber zum Fluch geworden. Der im Sommer ausgetrocknete Boden kann die Wassermassen nicht aufnehmen. Und da es kaum eine Vegetationsdecke gibt, die den Boden schützt, ist der lehmige Lössboden in Bewegung geraten und hat die Landschaft mit Schlamm bedeckt.

Der Autobahntunnel bei Pilar de la Horadada ist mit Schlamm und Wasser vollgelaufen, die Autobahn daher in beide Richtung gesperrt. So geht es für uns auf Schleichwegen und Nebenstraßen weiter.

Und noch eins fällt uns auf, oder besser steigt uns in die Nase. Ein unangenehmer Gestank nach Fäulnis und Moder macht sich breit.

Auf der N 332 geht es in Küstennähe bis nach Santa Pola. Dort hat der Spuk mit dem Hochwasser ein Ende.

Später erfahren wir noch ein paar Zahlen zu den Unwetter das hier die Menschen so schwer traf. In den letzten 24 Stunden vielen hier 150 bis über 200 Liter Regen auf den Quadratmeter. Sechs Tote waren zu beklagen. Ein Blick auf das Archiv von Lightning-Maps zeigt eindrucksvoll welche Gewitter in den letzten Tagen hier tobten.

Weiter nach Alicante

In Santa Pola kennen wir aus dem letzten Jahr einen schönen Stellplatz direkt am Wasser. Aber einerseits ist es noch zu früh am Tag, um jetzt schon die Etappe zu beenden. Andererseits steht man dort unten nur wenige Zentimeter über dem Meer, ohne von einer Düne oder einen Deich geschützt zu sein. Damit ist dieser Platz bei dem noch immer stürmischen Wind sicher keine Empfehlung für die kommende Nacht.

So fahren wir weiter nach Alicante. Da wir die Stadt nur von einem Blick auf Ihre Skyline von Santa Pola her kennen, gönnen wir uns die Tour entlang der Strände und des Hafens von Alicante. Noch immer ist es recht windig und große Wellen Rollen auf den Strand und brechen sich an den mächtigen Molen des Hafens.

Wir bleiben der N 332 treu und hoffen irgendwo ein Plätzchen am Strand zu finden, wo wir uns vom Sturm durchblasen lassen können und die hohen Wellen für nassen Füße sorgen.

An der Straße selbst ist ein solcher Ort leider nicht auszumachen. In El Campello dann endlich finden wir eine Parklücke für uns. Gleich an einer kleinen Terrasse über dem Meer. Das mit dem Sturm und dem Durchblasen klappt hier wunderbar. Die Füße aber bleiben trocken. Der Strand ist steinig und vom Meer überflutet.

Villajoyosa

In Villajoyosa versuchen wir nochmals unser Glück um den Strand zu erreichen. Auch dieses nette Küstenstädtchen ist von den Unwettern der letzten Tage ein wenig gezeichnet. Die Strandstraße Richtung Osten, hin zum Hafen, können wir nicht befahren. Eine kleine Lawine von Schutt und Schlamm versperrt den Weg. Mit einem Radlader und Wasserschläuchen versucht man das Hindernis zu beseitigen.

So wenden wir uns auf der Strandpromenade nach Westen und überqueren den kleinen Rio Amadorio der wenige Meter weiter ins Meer mündet. Gleich hinter der Brücke befindet sich ein großer neu gestalteter Platz wo wir einen Parkplatz finden. Hier können wir zwar nicht über Nacht stehen, aber das teilweise recht pittoreske Städtchen lädt uns zu einer Besichtigungstour ein. Diese wollen wir mit dem Rad unternehmen.

Während ich die Fahrräder fertig mache, stützt Steffi in ihrer fürsorglichen Art einen kleinen Baum, der schwer mit dem noch immer stürmischen Wind zu kämpfen hat.

Auf dem Rad geht es gegen den Wind zurück zum Ortszentrum. Es ist ein recht hübscher Ort. Der Strand ist breit und gepflegt. Kleine Gruppen von Palmen die im Sommer sicher Schatten spenden sollen, richten heute im Sturm ihre Wedel konsequent nach Westen aus.

Malerisch prägt ein Gewirr aus kleinen bunten Häusern die Szene oberhalb der Strandpromenade. Richtung Hafen kommen zunehmend auch große Hotelbauten hinzu, die sich in ihrer Höhe aber bescheiden und sich so weniger störend in das Ortsbild einfügen. Schön ist es hier.

Wir kommen zum Hafen. Hier an der Mole liegen stattliche Trawler und Kutter und warten auf Ihren nächsten Fischzug. Eines der größeren Schiffe hier trägt noch die norwegische Flagge am Heck als Kennzeichen für das Heimatland. Ein Name oder andere Kennzeichen sind nicht auszumachen. Was treibt dieses Schiff hier her, fragen wir uns. Fangen die Norweger in unserer globalisierten Welt nun Sardinen rund um die Balearen anstatt Kabeljau vor den Lofoten oder wurde dieses Schiff schlicht hierher verkauft?

Benidorm und Calp

Gegen 16:00 Uhr sagen wir Villajoyosa Ade und machen uns auf die Suche nach einen Stellplatz für die Nacht.

Zunächst führt uns unser Weg nach Benidorm. Der Stadt mit den meisten Hochhäusern auf dem Quadratkilometer weltweit. Man will es kaum glauben was aus dem einst verschlafenden Fischerdorf in den letzten 60 Jahren geworden ist. Wir streifen bei unserer Vorbeifahrt auf der N332a nur die höher gelegenen Bereiche der Stadt. Was wir hier sehen gehört für uns auf jeden Fall in die Schublade „Grausamkeiten der Moderne“ Es könnte auch Berlin-Hellersdorf sein, dass wir gerade durchqueren. Nichts lockt uns diese Stadt näher zu erkunden.

Auf der Suche nach einem Stellplatz setzen wir zunächst auf den Camperpark San Antonio direkt am Meer kurz vor Altea. Der ist aber leider geschlossen. Offenbar offeriert er sein Angebot nicht in der Sommersaison, die gerade zu Ende geht. Hier kommt man nur von Ende September bis Mitte Mai unter. Wohl eher ein Angebot für die “ Schlechtwetterflüchtlinge “ aus den harten mitteleuropäischen Wintern.

Laut Camper Contact und Park4Nights soll es aber in Calp, nur 15 Kilometer entfernt, sogar drei Stellplätze geben. Vor den dreien finden wir einen und müssen feststellen, dass man hier nicht mehr über Nacht stehen darf. Die ganze Gegend ist für uns eine einzige Enttäuschung. Da Calp auch alles andere als ein lauschiger kleiner Fischerort ist kehren wir hier der Costa Blanca den Rücken.

15 Kilometer landeinwärts finden wir in Benissa im Gewerbegebiet am Stadtrand einen Stellplatz. Hier ist es ruhig und der Blick nach Nordwesten auf die umliegenden Berge ist sogar ein wenig sehenswert. Für eine Nacht soll es uns genügen.

Hier noch unsere Tagesstrecke.

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