Biarritz – auf dem Weg von Montalivet zum Jaizkibel

Der Tag gestern am Plage Vensac bei Monalivat-les-Bains hat uns gut getan. So kann es heute weiter nach Spanien gehen. Unterwegs legen wir in Ondres-Plage noch einen Badestopp ein. Ein dann erkunden wir Biarritz und Saint-Jean-du-Luz mit dem Wohnmobil. Auf der spanischen Seite unternehmen wir einen Abstecher zum Faro Higuer und später auf dem Jaizkibel finden wir einen schönen Platz für die Nacht mit sensationellen Ausblicken.

Durch das Médoc

Morgens besuche ich mit dem Rad nochmal Montalivet-les-Bains um uns mit frischem Baguette, Crossions und Chocolatins zu versorgen.
Wir genießen unser Frühstück im Wohnmobil mit Blick auf einen fast unnatürlich blauen Himmel. Hoffentlich übertreiben es die Tagestemperaturen heute nicht all zu sehr. Gegen 10:45 Uhr ist alles gepackt, die Fahrräder unter der Faltgarage verschwunden, alle Luken geschlossen, das Gas abgestellt und der Kühlschrank läuft auf Bordstrom. So kann es losgehen. Wir starten Richtung Süden. Nur das mit dem Entsorgen von Schmutzwasser und WC konnten wir hier nicht erledigen. Gerade für unsere Kassetten-Toilette wir es aber höchste Zeit für eine Entleerung. Mal sehen wo wir das unterwegs erledigen können.

Unser Weg führt uns zunächst durch das Médoc und später die Gascogne nach Süden. Die riesigen Wälder mit Pinien und Seekiefern werden hin und wieder von Heide, Wiesen und kleineren Ortschaften durchbrochen. Ansonsten ist die Strecke recht langweilig. Die Orte liegen zum Teil so weit auseinander, dass zwischen den Ortsschildern mehr als 20 Kilometer zu überwinden sind. Und das auf fast schnurgerader Straße. Nur der entgegenkommende Verkehr bietet ein wenig Abwechselung außerhalb der Ortschaften.

Bevor wir hinter Marcheprime die A63 erreichen sind so knappe 100 Kilometer zurückzulegen. Für diesen Abschnitt brauchen wir mehr als eineinhalb Stunden.

Deshalb sind wir froh endlich die Autobahn zu erreichen. Es geht nun schneller voran, die Landschaft aber verändert ihr Bild kaum. Auch hier sind es riesige Wälder von Seekiefern, die die Strecke säumen. Nach 30 Kilometern auf der Autobahn kündigt ein Schild den Rastplatz „Aire de la Porte es Landes“ an.

Da wir noch immer das Problem mit dem wenigen Trinkwasser, dem vielen Schmutzwasser und der überlasteten Kassettentoilette haben, hoffen wir auf der großzügig ausgestatteten Raststätte eine Ver- und Entsorgungsstation für Wohnmobile zu finden. Unser Hoffnung wird leider enttäuscht.

Durch die Landes

Wie der Name der Raststätte verkündet sind wir nun am „Tor der Landes“ angekommen. Landes steht im französischen für Heidelandschaft. Im speziellen Fall für ein Departement, aus 1790 Teilen der Provinzen Gascogne und Guyenne gebildet wurde. Durch Aufforstung entstand hier das größte Zusammenhängende Waldgebiet Europas. Bei unserem Entsorgungsproblem helfen uns diese Erkenntnisse allerdings nicht so recht weiter. Also zurück auf die Autobahn.

Bevor wir so richtig Schwung aufnehmen können, müssen wir aber schon wieder abbremsen, um die nächste Mautstelle anzufahren. Hier läuft das Verfahren ein wenig anders ab als bisher gewohnt. Es wird kein Ticket ausgegeben, das an der nächsten Ausfahrt oder Mautstelle berechnet wird. Hier muss man hier gleich einen festen Betrag zahlen. Dieser berechtigt dann zur Fahrt bis an die nächste Ausfahrt oder Mautstelle.

Die erreichen wir nach weiteren 65 Kilometern. Hier haben wir ein unangenehmes Erlebnis.

Ein besonderes Erlebnis an der Mautstelle

Ganz vorn an der Schranke steht ein kleiner Pritschenwagen und direkt vor uns ein größerer Audi mit niederländischem Kennzeichen. Die einzelnen Spuren der Mautstation sind hier, wo wir stehen, schon mit Geländern und Barrieren voneinander getrennt.

Der Transporter vorn hat irgendein Problem mit der Bezahlung seines Tickets. Wir können nicht genau erkennen, was da nicht funktioniert. Uns ist es auch egal. Wir haben es nicht eilig und 10 Minuten Pause können uns nicht schaden.

Das sieht der Fahrer des Audis vor uns offenbar ganz anders. Zunächst hupt er und versucht den Fahrer des Transporters an der Schranke zu bedrängen. Da ihn das nicht weiterbringt, richtet er seine Aufmerksamkeit auf uns. Der junge südländische Typ lässt dabei ordentlich sein südländisches Temperament raushängen. Mit immer wilderen Gesten und uns unverständlichen Worten bedrängt er uns Rückwärts zu fahren.

Wir wollen der rüde vorgetragenen Bitte nicht nachkommen. Einerseits wegen der unfreundlichen Art und Weise. Andererseits habe ich in Blogbeiträgen und Foren gelesen, dass das Rückwärtsfahren in den Mautstellen in Frankreich gar nicht gerne gesehen wird.

Mit der Zeit wir das Drängen des jungen Mannes immer heftiger, so dass wir und fast genötigt fühlen nun doch zurück zu stoßen. Wir machen das langsam. Noch steht niemand hinter uns, aber jeder Zeit könnte jemand von hinten heranrollen.

Auch jetzt zeigt sich der Niederländer sehr ungeduldig. Kaum ist die Lücke zwischen uns und den Barrieren links und rechts groß genug, wechselt er ein wenig zu schwungvoll, wie ich finde, auf die Nebenspur und sprintet zur Schranke. Mann hat der es aber eilig! Letztendlich passiert er dann die Mautstelle gemeinsam mit dem Kleintransporter, der uns aufgehalten hatte. Irgendwie bekam der wohl sein Problem wohl doch schneller in der Griff, als von manchem Beteiligten erwartet.

Wieder an den Atlantik

Als nach weiteren 30 Kilometer die Autobahn wieder näher an den Atlantik rückt, haben wir über 230 Tageskilometer hinter uns. Bei blauen Himmel mit nur wenigen Federwölkchen macht die Sonne wieder ordentlich Betrieb. Die Temperaturmarke von 30°C ist überschritten. Deshalb sind wir fest der Überzeugung, eine Badepause verdient zu haben.

Folglich verlassen wir die Autobahn und steuern Labene-Océan an. Auch so einen „Strandbastion“ eines älteren und größeren Ortes weiter im Inland.

Dort angekommen finden wir leider keinen Parkplatz für ein Wohnmobil in Strandnähe. Also auf zum nächsten Strand, dem Plage d‘ Ondres. Auf den Weg dorthin stoßen wir am Ortsrand von Labene-Océan auf den dortigen Wohnmobilstellplatz. Vielleicht können wir hier ja hier unser Mobil ver- und entsorgen.

Der „Aire Camping-Car Park Labenne“ ist jedoch nur über eine Schrankenanlage zu befahren. Einen Tarif nur für die Ver- und Entsorgung gibt es leider nicht. Den Tagestarif von fast 15 Euro zu zahlen kommt für uns aber auch nicht in Frage. Wir wollen ja heute noch weiter.

Die Sache mit unserer Toilette ist aber inzwischen sehr dringend, auch angesichts der hohen Tagestemperaturen. So mach ich mich zu Fuß auf dem Weg. Mit der Toilettenkiste im Schlepp habe ich die Station für die Chemie-Klos auf dem Platz schnell gefunden und kann für den intimsten Ort in unserem Womo wieder ordentlich Platz schaffen.

Plage d‘ Ondres

In Plage d‘ Ondres ist an der Avenue de la Page schnell ein Parkplatz für uns gefunden. Zwar greift nochmal eine Streife der Police Municipale ein und bittet uns freundlich nochmal auf den Platz nebenan umzusetzen. Der von uns gewählte Standort wäre wohl nur den PKWs vorbehalten. Für uns ist das kein Problem und wir folgen dieser Bitte gerne. Von hier aus sind es nur 5 Minuten Fußweg bis zum erfrischenden Wasser des Atlantik. Die sind aber heute nicht nur erfrischend, sondern auch sehr bewegt. Hohe Wellen schlagen an die hier recht steilen Sandstrand.

Ich bewundere immer welches Engagement die Rettungsschwimmer in Frankreich aufbringen, um den Badegästen auch bei einer recht starken Brandung den Badespaß zu ermöglichen. Hierzu haben sie gleich unterhalb des zentralen Strandzugangs einen Abschnitt vom 50 bis 60 Metern mit schwarzen Wimpeln abgesteckt. Nur in diesem Bereich ist das Baden gestattet. Die Strecken nördlich und südlich davon, sind heute tabu.

Wir nehmen die Einladung gerne an und haben Spaß in den hohen Wellen und relaxen am Strand unter der Sommersonne. Ca. eine Stunde verbringen wir hier, bevor wir uns wieder auf den Weg machen. Südlich von uns nimmt nun die Bewölkung deutlich zu. Ein Umstand, der uns heute Nachmittag und Abend noch weiter begleiten wird.

Wir ringen mit uns, ob wir jetzt die Route über Biarritz nehmen oder zurück auf die Autobahn fahren. Wir entscheiden uns für Biarritz, dem internationalen Badeort der Belle Époque. Zaren, Kaiser und Könige waren dort. Warum dann wir nicht auch?!

Biarritz

Über Bayonne, wo wir die L’Adour überqueren, erreichen wir die den Grand Plage von Biarritz. Hier ist alles so wie es unser treuer Begleiter aus dem Hause Baedecker vorhergesagt hat.

Belle Èpoque?

Man spürt noch einen zarten kleinen Rest des Glanzes und des Ruhm aus den Zeiten der Belle Époque. Das meiste davon musste aber leider einem neuerem Charme von Beton. Glas und Plastik weichen. Von prächtigen Villen aus der Zeit der Belle Èpoque bekommen wir auf unserer Route entlang des Boulevards du Marchéal Leclerc und der Esplanade de la Vierge nur eine zu sehen, die Villa Belza, südlich des kleinen Plage du Port Vieux.

Den Leuten scheint es hier aber trotzdem zu gefallen. Der Grand Plage ist mit Badegästen gut belegt. Auf den Straßen und Boulevards sind Tausende unterwegs. Sie flanieren, schoppen oder genießen den warmen Spätsommernachmittag auf einer der zahlreichen Bänken mit dem Blick aufs Meer.

Die Küste von Biarritz

Die von uns gewählte Route durch Biarritz ist für größere Wohnmobile schon ein wenig anspruchsvoll. Nicht nur die verwinkelte Straßenführung und der dichte Verkehr erfordern eine hohe Konzentration. Es sind besonders die Fußgänger, denen wir unsere besondere Aufmerksamkeit schenken müssen. Streckenweise interpretieren diese den gesamten Bereich (fälschlich) als große Fußgängerzone.

Als besonders kitzlig erweist sich der Tunnel der den Boulevards du Marchéal Leclerc und die Esplanade de la Vierge verbindet. Nur eine enge Fahrspur steht hier zur Verfügung. Dieser Fahrspur ist ein wirklich schmaler und intensiv genutzter Fußgängerweg, getrennt nur durch einen schmalen und flachen Bordstein, angliedert.
Hätten wir unsere Kabinentür geöffnet, könnten die Passanten bei uns mit nur einem Schritt bequem einsteigen.

Warum aber ein Tunnel an der bisher so flachen Küste mit seinen bereiten Stränden den sich anschließenden riesigen Wäldern auf meist flachen Grund?

Es ist das Bild der Küstenlandschaft das sich ab Biarritz dramatisch zu verändern beginnt. Die ersten Ausläufer der Pyrenäen rücken hier bis an das Ufer der Biskaya vor und bescheren Biarritz im wahrsten Sinne des Wortes die Basis für seine einmalige Lage. Der Ort steigt nach Südosten hin steil an, die Strände sind von großen Klippen eingefasst. Und eine dieser Klippen südlich des Grande Plage unterquert der eben beschriebene Tunnel.

Weiter in Richtung Irun

Die Bebauung hier an der Küste bleibt auch hinter Biarritz sehr dicht. Deshalb merken wir es kaum, dass wir die Stadt verlassen und Bidart schon erreicht haben. Ähnlich geht es uns mit Guéthary und Saint-Jaen. Von den Aussichten her, die sich bieten, lohnt sich diese Routenvariante entlang der Küste auf jeden Fall.

Wir erreichen Saint-Jaen-de-Luz und umfahren den pittoresken Hafen gleichen Namens. Schön ist es hier. Die bunten Schiffe scheinen wie an einer lagen Perlenschnur aufgereiht hier zu liegen. Weiße Laufstege führen hinunter zu den Anlegeplätzen. Dahinter liegt die Altstadt von Saint-Jean, von wo aus die Église Saint-Jean-Baptiste einen Gruß aus dem 13. Jahrhundert herübersendet.

Hinter Saint-Jean führt die Straße direkt am Meer entlang. Hier sind sie nun endgültig vorbei, die langen und breiten Sandstrände des Médoc und der Landes. Hier prallt die Biscaya auf harten Kalkstein. Die Kräfte, die nicht weit von hier die Pyrenäen aufgefaltet haben, wirkten bis hier her und haben die harten Kalkplatten, die einst Meeresboden waren, schräg zu den anlaufenden Wellen gekippt.

Irun und Faro de Higuer

In der Doppelstadt LaGare/Irun überqueren wir die Bidasoa und reisen damit nach Spanien ein. Viel merken wir nicht davon. Nur der Straßennummerierung ändert sich. Aus der D2912 wir die GI-636-H. Das war es auch schon. Lang lebe der freie Grenzverkehr in Europa.

Da das Wetter noch schön ist und wir nun schon einmal hier sind, machen wir noch einen Abstecher hinauf zu Faro de Higuer. Vielleicht finden wir dort oben sogar eine Plätzchen für die Nacht. Er geht durch Hondarribia, der nördlichen Nachbarstadt von Irun. Dann windet sich die Straße kurvenreich hinauf auf das Felsplateau, auf dem der Leuchtturm steht. Eine wichtige Landmarke für die Schifffahrt und jeden Freizeitskipper, weißt er doch den Weg zu der großen Marina und dem Hafen in der Baie de Chingoudy. Dabei warnt er natürlich auch vor den Klippen ringsum.

Der Spaziergang zu Leuchtturm und hinunter zu den Klippen ist reizvoll und tut uns gut. Immerhin sitzen wir seit Plage de Ondres nun schon wieder über zwei Stunden im Auto. Hier oben gibt es auch einen Campingplatz, aber den wollen heute nicht nutzen.

Weiter auf den Jaizkibel

Von unserer Reise im letzten Jahr wissen wir, dass es ein Stück weiter im Landesinnere hoch oben in Guadalupe, gleich bei der alten Festung Guadalupeko Gotorlekua eine Parkplatz gibt, auf dem man auch übernachten kann.

Also wieder fahren wir wieder hinunter nach Hondarribia um uns von dort über die reizvolle GI-3440 wieder hinauf nach Guadalupe zu schrauben. Auf einen Stopp an der reizvollen Aussicht an der Kirche Guadalupeko Ama Birjinaren Santutegia verzichteten wir heute. Die hatten in im letzten Jahr ausgiebig genossen. Als wir kurz danach auf der Parkplatz vor der Festung fahren werden wir enttäuscht. Schilder verweisen darauf, dass hier derzeit nur Autos bis sechs Meter Länge stehen dürfen. Offenbar will man die Plätze für die Teilnehmer an einer bevorstehenden Wallfahrt zu der berühmten Kirche gleich nebenan freihalten.

Enttäuscht und etwas ratlos fahren wir weiter und hoffen bald einen geeigneten Stellplatz für die Nacht finden zu können. Diese Hoffnung wird schneller erfüllt als wir erwartet hatten. Nur wenige Kilometer weiter gibt es den Parkplatz an der reizvollen Mirador Jaizkibel und dem benachbarten Torre Santa Bárbara.

Hier oben ist es ganz wunderbar. Als wir gegen 19:20 Uhr hier ankommen, ist der Platz schon gut besetzt. Aber wir haben noch die Wahl zwischen fünf oder sechs freien Plätzen. Eine Situation die sich in den nächsten 30 Minuten deutlich verschlechtert. Ab 20:00 Uhr war dann auch die kleinste Lücke hier oben besetzt. Ganz sicher ist der Platz auch wegen der großartign Aussichten so beliebt. Aber schaut selbst.

Wolken ziehen herauf, der Wind wird stärker, fast schon heftig. Es wird sicher eine „bewegte“ Nacht in unserem Wohnmobil werden.

Hier noch unsere Tagesstrecke von 330 Kilometern

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