Aufbruch in Bagnères-de-Luchon
Der Morgen beginnt bei herbstlichen Wetter in Bagnères-de-Luchon. Die Wolken hängen tief ins Tal hinunter, die Feuchte des nächtlichen Dauerregens erfüllt noch die Luft. Wir müssen aufbrechen.
Um 13.00 Uhr wollen wir am Flughafen in Toulouse unsere Tochter Paula mit an Bord nehmen. Später wird es dann vielleicht Richtung Albi weitergehen. Mal sehen was der Tag so bringt.
Um 09:40 Uhr starten wir und kommen auf der D 125, immer dem Flüsschen La Pique folgend, gut voran. Schon kurz vor 10:00 Uhr erreichen wir Cierp-Gaud, wo die La Pique in die Garonne mündet. Damit wird nun die Garonne zu unserem Leitfaden für die Strecke bis nach Toulouse. Ein ganzes Stück weiter weist uns ein Schild auf das Kloster Abbaye de Bonnefont en Comminges hin. Wir sind neugierig und haben noch Zeit. Wir verlassen die Straße entlang der Garonne und fahren hinauf nach Arnaud-Guilhem. Hier weist wieder ein Schild den Weg zu dem Kloster aber auch darauf hin, daß der Weg für Wagen über sechs Meter Länge tabu ist. Davor haben wir Respekt, brechen den Abstecher ab, drehen eine kleine Schleife und erreichen in Saint-Martory wieder die Garonne.
Saint-Martory
Die Architektur und das Ortsbild begeistern uns und wir beschließen eine Ortsbesichtigung einzuschieben. Einen Parkplatz finden wir an der Avenue du Gillon direkt am Ufer der Garonne, die hier zu einem respektablen Fluss herangewachsen ist.
Zunächst besuchen wir schön erhaltene Église Saint-Martory, die mit tollen Details an der Fassade und im Innenraum glänzt. Etwas Besonderes ist der Menhir im Kirchhof. Erst 1850 fand der Menhir seinen Weg aus der unmittelbaren Umgebung von Saint-Martory hierher.
Wir schlendern durch die Rue du Centre. So wie uns die historische Bausubstanz begeistert, so erschrocken sind wir über deren Zustand. Irgendwie erinnert mich der, an das Erfurter Andreasviertel vor der Wende. Verfall an allen Ecken und Enden. Hier merken wir deutlicher als bisher, das Frankreich ein Problem hat. Wenn man in einem solchen Haus wohnen muss, ist es sicher schwer, sich einer „Grande Nation“ zugehörig zu fühlen.
Runden drehen am Flughafen Toulouse
Wir bleiben für den weiteren Weg zunächst abseits der Autobahn. Wir hoffen noch so auf noch mehr interessante Orte zu stoßen und werden z.B. in Martres-Tolosane fündig. Um 12:30 Uhr wechseln wir dann bei Carbonne auf die A64. Nur so können wir es schaffen, um 13:00 Uhr am Flughafen zu sein, den wir auch rechtzeitig erreichen.
Mittels Googel-Earth und Google-Streetview hatten wir den Treffpunkt mit Paula auf plus-minus 20 Meter genau geplant. Ort des Rendezvous sollte der Ausgang des Terminals D sein. Laut den o.g. Quellen ein leicht anzufahrendes Ziel. Auch Parkplätze sollten nach den Satellitenbildern kein Problem sein. Sollten!!!
Die direkte Zufahrt zum Terminal D ist aus uns unergründlichen Umständen gesperrt. Alle Parkplätze sind nur für eine Fahrzeuge bis zu einer Höhe von 2,75 Metern zugelassen. Wir messen 2,80 Meter. Auch zeitlich haben wir uns verspekuliert. Paula sitzt im Flieger fest, da kein Shuttelbus bereit steht. Alles ganz wunderbar!!!
Steffi macht sich zu Fuß auf den Weg zum Ankunftsterminal und ich beginne mangels Parkmöglichkeiten Runden zu drehen. Vorbei an Parkhaus 1, Parkhaus 2, Parkplatz 3, über Kreisverkehr Round-Point de la Tour (welch treffender Name für meine Situation) über die Avenue de Londres wieder zum Parkhaus 1 usw.
Nach der zweiten Runde fahre ich einfach in den Parkplatz 3 ein, der ja direkt an meiner Runde liegt und kaum belegt ist. Ich quetsche mich durch die enge Einfahrt, die bestimmt nicht für Wohnmobile gemacht wurde, bis an die Schranke. Als ich das Ticket ziehn möchte, stelle ich fest, daß die Einfahrt nur mit einem gültigen Flugticket möglich ist. Super!!!
Also ganz ganz langsam zurücksetzen in diesem Nadelöhr. Dieses Manöver treibt mir ein paar Schweißperlen auf die Stirn, die in den nächsten gefühlten 10 Runden – Parkhaus 1, Parkhaus 2, Parkplatz 3, über Kreisverkehr Round-Point de la Tour … 😉 trocknen können.
Zwischendurch kann ich Steffi via Handy erreichen. Sie hat inzwischen Paula gefunden. Wir verabreden einen Treffpunkt an meiner Runde. Um 13:42 Uhr sind beide dann an Bord.
Wir steuern über die Autobahnen und Schnellstraßen von Toulouse und halten dabei Familienrat, welches unser nächstes Ziel sein soll. Wir entscheiden uns für Albi.
Albi
Albi – das Wunder in Backstein. Wir erreichen die Stadt gegen 15:20 Uhr auch in der Absicht hier auch die Nacht zu verbringen. Dafür haben wir zwei Alternativen. Den Stellplatz an der Chemin de Pratgraussals, der sich, wie sich herausstellt, in unmittelbare Nähe vom städtischen Klärwerk befindet und für uns, nach einer Besichtigung, nicht in Frage kommt. Um die Alternative zu erreichen müssen auf die andere Seite der Tran, die die Stadt mit ihren Wasser teilt.
Im historischen Stadtzentrum und an der Kathedrale angekommen, müssen wir feststellen, daß der Stellplatz unterhalb der Kathedrale komplett belegt ist. So suchen wir uns den nächsten möglichen Parkplatz, den wir nach einigem Suchen in der Rue des Chalets finden. Wir machen uns von hier aus zu Fuß auf den Weg um die Stadt zu erkunden. 15 Minuten später stehen wir vor der Cathédrale d’Albi.
Cathédrale Sainte-Cécile
Wir treten ein und stehen in einem ganz eigenem Universum. Die Ausmaße des Kirchenschiffs die Pracht der Ausstattung sind riesig. Der filigran aus Kalkstein geschnittene Lettner im Flamboyantstil mit seinen vielen Details – atemberaubend. Die Darstellung des Jüngstens Gerichts überwältigt den Betrachter mit ihrer gewaltigen Bildsprache. Die Fresken an der Decke, dominiert von blauen, goldenem und weißen Tönen – unvergleichbar. Im großen Chor hinter dem Lettner kann der Blick nicht ruhen, angesichts der überquellenden aber wohlgeordneten Details über all im Raum.
Der wirklich gute Audioguide in deutsch begleitet uns die nächsten zwei Stunden ist eine hervorragende Hilfe um dieses Wunderwerk zu erkunden.
Gegen 17:30 Uhr betreten wir wieder den Place Sainte-Cecilie und sind zurück in der Wirklichkeit.
Von außen erscheint die der Heiligen Cecilie geweihte Kathedrale überraschend Schlicht. Kein Zierwerk schmückt diesen größten Backsteinbau der Welt. Nur über dem Eingangsportal findet man draußen die für die Kathedralen hierzulande üblichen Pracht.
Wir schauen noch kurz in die Église Saint-Salvy und schlendern dann durch die historische Altstadt von Albi.
Dann geht es zurück zum Womo, wir haben uns mit Courdes-sur-Ciel eine neues Tagesziel ausgesucht.
Cordes sur Ciel
Schon auf dem Weg dorthin erkennen wir welchen Schatz wir uns hier ausgesucht haben. Auf einen weit sichtbaren Berg thront die mittelalterliche Stadt. Wand an Wand kleben die Häuser wie Waben an einem Bienenstock. Wir finden den Stellplatz unterhalb des nördlichen Stadtrandes. Vor hier aus sind es nur fünf Minuten Fußweg über einen steilen Stieg bis zu Place de la Bouteillerie, dem Eingang in die historische Altstadt. Die heben wir uns aber für morgen Vormittag auf. Es ist inzwischen 19:30 Uhr und wir haben jetzt ein gutes Abendessen nötiger als einen weiteren Architekturgenuss.
Gleich am Platz finden wir das tolle Bistro Cordais mit seiner wunderbaren Terrasse auf der wir die nächsten zwei Stunden verbringen. Bei sehr leckerem Essen (ich gönne mir ein Cassoulet auf Toulouser Art) genießen wir den Blick über das Tal der Cerou und den Sonnenuntergang über den dahinter liegenden Bergen. Morgen werden wir uns Zeit für diesen traumhaften Ort nehmen.
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