Séte

Séte und der Plage Baleine sind die Urlaubsrefugien, die unseren heutigen Tag bestimmen. Statt Kilometer machen und Kultur erleben, steht heute die Erholung im Vordergrund.

Gestern Abend wurde es nun doch etwas länger. So haben wir allen Grund heute Morgen auszuschlafen. So hat der Tag auch Zeit, die letzten grauen Wolken der Nacht zu vertreiben. Als wir wachen werden, blicken wir durch die Dachluke über unserem Bett in einen azurblauen Himmel. Was kann man sich noch mehr wünschen am Mittelmeer.

Nach dem Frühstück beschließen heute Vormittag unsere kleine Reisegruppe zu teilen. Steffi wird am Strand Ihrer Leidenschaft des Muschelsammelns nachgehen. Venusmuscheln aller Größen, klares azurblaues Wasser und eine sanfte Briese warten dort auf sie. Paula und ich werden die Räder nehmen, um Séte zu erkunden.

Mit dem Rad nach Séte

Mit dem Rad brauchen wir nicht lange. Da es aber auf der breiten Weg hinter den Dünen bei ordentlichen Gegenwind nur schnurgeradeaus geht und zwischen der Düne rechts und den großen Parkplätzen links des Weges kaum eine Abwechslung gibt, kommen uns die 4 Kilometer mal gleich wie 10 Kilometer vor.

Das erste Stadtviertel, das wir erreichen scheint eine moderne Wohn- und Ferienretorte zu sein. Wir halten und immer entlang der Küste und erklimmen den ersten Hügel von Séte. Dicht bebaut ist es hier oben und auf dem Place Èdourad Herriot ist gerade Wochenmarkt. Die bunten Stände mit mediterranen Obst und Gemüse lassen und nicht kalt und einige leckere Pfirsiche wandern in unsere Fahrradtasche.

Séte - Place Èdourad Herriot
Place Èdourad Herriot

Weiter geht es noch immer an der Küste entlang. Wir folgen nun der Promenade du Maréchal Leclerc. Benannt ist die nach jenem Marschall Leclerc der 1944 Paris befreite und neben Charles de Goulle einer der großen französischen Helden des 2. Weltkriegs ist.

Hier haben wir rechter Hand immer wieder schöne Ausblicke auf das Meer und linker Hand erkennen wir das Séte auch eine „Bergstadt“ ist. Ein großer Teil der Wohnviertel erstreckt sich um und über den 183 Meter hohen Mont St-Clair.

Séte – im Hafenviertel

Das wahre Leben von Séte spielt sich aber unten an der Fuß des Mont St-Clair in Osten der Stadt ab. Hier liegt das Hafenviertel. Von Hafenbecken und Kanälen durchzogen ragen Karrees mit stolzen Bürgerhäuser auf. Jugendstil und seine Varianten allüberall. Immer wieder beeindrucken die Balkonfassaden mit den prächtigen Geländern aus kunstvoll geschmiedeten Eisen.

Dieser Teil von Séte beginnt für aus heute am Port de Péche, dem Fischereihafen. Am Quai Maximin Licciardi liegen die großen Trawler mitten in der Stadt und warten auf ihre nächste Fangfahrt.
Ab spätesten 14:00 Uhr ist hier in den vielen Bars und Restaurants der Teufel los. Das durften wir bei unserm Besuch vor zwei Jahren erleben. Heute sind wir wohl etwas zu früh hier. Um 11:30 Uhr scheint der Franzose und wohl auch seine Gäste noch nicht für die Genüsse der hiesigen Gastronomie bereit zu sein.

Séte - Quai Maximin Licciardi
Quai Maximin Licciardi

In der Markthalle von Séte

Wir finden am Place Léon Blum einen Platz, wo wir unsere Räder einigermaßen sicher anschließen können. Dann machen wir uns zu Fuß auf den Weg und tauchen nach wenigen Metern in die lukullische Welt der großen Markthalle in der Rue Gambetta ein. Ob Obst oder Gemüse, Fische oder Meeresfrüchte, frisches Fleisch von Wild, Schwein, Rind, Geflügel oder leckere Weine. Hier findet man alles was das Herz begehrt. Wie beschränkt kommt uns da das Angebot der Märkte in der Heimat vor.

Wir finden die Stände mit den Meeresfrüchten, sagen wir mal interessant. Ein wenig muss ich Paula „schubsen“, dann lässt sie sich darauf ein, zum ersten Mal Austern zu probieren.

Als nur noch fünf leeren Schalen von dem kleinen Menü übrig sind, ist Paula noch keine Fan dieser Delikatesse. Aber wir werden daran arbeiten. Dann streifen wir noch ein wenig durch die prachtvollen Straßen von Séte.

Séte - Rue Jean Jaurés
Rue Jean Jaurés

Bis hinunter zum Hafen mit dem grandiosen Canal de Séte.

Séte - Canal de Séte
Canal de Séte

Bevor wir uns mit den Rädern auf den Weg zurück zum Wohnmobil und an den Strand machen, googeln wir noch ein wenig, um mehr über Séte zu erfahren.

Séte wurde 1666 als erste französische Hafenstadt am Mittelmeer gegründet. Hier beginnt der Canal du Midi, der das Mittelmeer mit der Garonne in Toulouse und damit auch mit dem Atlantik verbindet. Hinzu kommt der Berg Mont St-Clair der hier solitär an der Küste liegt und gut zu verteidigen war.

Georges Brassens

Anfang des 20. Jahrhunderts immigrierten Fischer aus dem Nachbarland hierher. So hat Séte eine starke italienische Prägung. Ein kulturelles Ergebnis dieses Milieus ist Georges Brassens. Er war einer der bekanntesten Chansonniers Frankreichs und das Enfant terribel seiner Zunft.

Er wünschte sich am Stand von Séte begraben zu werden. Das Chanson „Supplique Pour Être Enterré A La Plage De Sète“ erzählt davon. Indirekt hat sich dieser Wunsch auch erfüllt. Man findet sein Grab auf Friedhof Ly Py, dem „Armenfriedhof“ von Séte.

Für uns geht es nun aber zurück an dem Plage Baleine. Wo wir Sonne, Strand, Wasser und den noch immer azurblauen Himmel genießen werden.

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