Zahara de la Sierra – Playa Granada

Es geht hinauf in die Sierra Grazalema, vorbei an Gautschos und Korkreichen. Ronda besuchen wir nicht. Wir sehen von den Bergen der Sierra Bermeja erstmals das Mittelmeer, den Felsen von Gibralta und Nordafrika. Dann erleiden wir die Costa del Sol und beenden den Tag am Playa Granada.

Durch die Sierra de Grazalema

Der Tag beginnt bei wunderbaren Wetter in zauberhafter Landschaft. Wir lassen uns Zeit mit dem Aufbruch. Ein wenig spiele ich mit dem Hund des Nachbarn, der eine leere Mineralwasserflasche gerne als „Stöckchen“ akzeptiert und begeistert dem so geworfenen Objekt nachjagt.

Heute soll es ans Mittelmeer gehen. „Mare“ wie der alte Lateiner einfach sagte. Aber der kannte ja auch kein anderes.

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Doch bevor wir auf dessen Gestade treffen, die schon Odysseus und seiner Crew manches Ungemach brachten, cruisen wir durch die Höhen der Sierra de Grazalema. Wir fahren über ein Flußtal hinauf, das sich tief in das Kalksteingebirge gegraben hat. Dann streifen wir den Ort Grazalema, dem die Sierra ihren Namen verdankt. Es ist grandios wie die schneeweißen Häuser von Grazalema förmlich am Berg kleben.

Wir entscheiden uns gegen die von hier aus mögliche und wohl sehr attraktive Runde um das Bergmassiv zu dem Grazalema den Einstieg bietet. Wir fahren weiter Richtung Ronda.

Auf den recht einsamen Straßen hier oben haben wir zwei Erlebnisse, die uns besonders in Erinnerung bleiben. Zunächst treffen wir an diesem Pfingstsonntag auf eine Gruppe von – ich würde sagen Gautschos. In Sachen Pferde wurde ich bisher fast immer nur mit jungen Damen konfrontiert. Und in dieser Sache weiß ich wovon ich spreche. Immerhin macht unsere Tochter ihr seit Kindertagen geliebtes und gelebtes Hobby zurzeit zum Beruf. Hier sind es aber gesetzte Herren, die sich mit Sonnenhut und auf edlen Tieren sitzend, auf einen Ausritt vorbereiten. Als wir Sie fotografieren, grüßen sie freundlich. Bei ihren Anblick verstehen wir sofort das hiesige Sprichwort. „Setze einen Andalusier auf ein Pferd und er wird es reiten können

Als nächstes ist es ein seltsamer Wald, der unsere Aufmerksamkeit erregt. Die Stämme der niedrigen Bäume sind bis hinauf die ersten Verzeigungen der Krone abgeschält. Wir halten an um uns da näher anzusehen. Auch hier ist wieder anfassen, fühlen und entdecken angesagt. Und unsere Ahnung wird bestätigt. Wir stehen mitten in einem Hain von Korkeichen. Wir versuchen ein paar Quadratzentimeter zu „ernten“. Mit meinen in Frankreich erworbenen Langiol ein mühsames Unterfangen. Aber bei der Rinde handelt es sich eindeutig um Kork. Hellbraun gemasert mit dunklen Einschlüssen, weich, elastisch und trotzdem sehr zäh. Es wurde ein lehrreicher Stopp für uns.

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Zur Sierra Bermeja und dann hinunter ans Mittelmeer

Bevor wir das Mittelmeer sehen können geht es vorbei an Ronda. Steffi zitiert zu spät auf unserem Reiseführer Begriffe wie: „einer der schönsten Orte in Südspanien“, „Wiege des modernen Stierkampfs“ oder „Wallfahrtsort“. Wir sind in diesem Moment aber schon an Ronda vorbeigerollt und wollen nicht mehr umdrehen.

Es geht es weiter hinauf in die Sierra de Ronda und dann über Sierra Bermeja. Von hier aus stürzt die Straße hinab nach San Perdo unten am Mittelmeer.

Auch hier oben mitten in den Bergen finden wir eine der für Spanien so typischen Investitionsruinen. Gerade hier im Süden beginnen sie das Bild der Landschaft an vielen Stellen zu verschandeln. Aber auch schon in Norden, wie z.B. in Lugo war das Phänomen der geplatzten Immobilenträume auffallend. 

Noch oben in den Bergen finden wir einen fast beschaulichen Platz an einem Restaurant, von wo wir unseren ersten Blick auf das Mittelmeer festhalten. Dann windet sich die A-397 in unendlichen Kurven und Schleifen hinunter nach San Pedro Alcántara. Auch die tollen Ausblicke hinunter über das Meer bis hin zum Felsen von Gibraltar und hinüber nach Afrika lassen diese Abfahrt kurzweilig werden. 

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Costa de Sol

Als wir noch weit oberhalb von San Pedro El Madronal erreichen, verändert sich das Landschaftsbild. Nicht zu seinem besten jedoch, wie wir finden. Jeder irgendwie bebaubare Flecken ist oder wird gerade bebaut. Unten in San Pedro erkennen wir dann das ganze Ausmaß. Wir sind an der Costa de Sol, dem Touristeninferno Europas angekommen. Von San Pedro bis hinter Malaga fahren wir durch eine Landschaft, die diesen Begriff nicht mehr verdient hat.

Hotel reiht sich an Hotel, Restaurant an Restaurant. Eingestreute Diskotheken und Einkaufsmärkte können die Szenerie auch nicht auflockern, im Gegenteil. An der Autovia Mediterraneo reihen sich wie an einer Perlenschnur Touristenhochburgen wie San Predro, Marbella, Fuengirola, Torremolinos und natürlich Málaga. Zeitweise riecht es sogar auf der Autovia kräftig nach Frittenfett. Es ist für uns ein schreckliches Bild, dass sich da über 70 Kilometer lang abzeichnet. Anderen gefällt es aber, wenn man auf die jährlichen Buchungszahlen für diesen Küstenabschnitt schaut. Für uns ist es eher ein Grund für eine schnelle Weiterfahrt.

Nach den so vielfältigen Eindrücken der letzten anderthalb Wochen wissen wir nun auch, dass jeder Unsinn erzählt, wenn er nach einem Sieben-Tage-Badeurlaub an der Costa de Sol behauptet, er wäre in Spanien gewesen. Das Spanien das wir bis hier her kennen lernen durften, hat mit dem was wir hier entlang der Strecke ausmachen wenig zu tun. 

Wir beenden diese für uns so widersprüchliche Etappe am Playa de Granada bei Motril. Wir gehen erstmals auf unserer Tour auf einen Campingplatz. Das Wohnmobil benötigt dringend eine Ver- und Entsorgung, die in dieser Gegend nicht anders zu bekommen ist.

Camping Playa de Poniente

Hier setzt man auf High-Tec. Selbst die Aufschaltung des Stroms auf die Steckdose an unserem Stellplatz erfolgt von der Rezeption aus via Computersteuerung. Sehr beeindruckend! Funktioniert aber leider nicht! Zweimal pendle ich zwischen unserem Stellplatz und den Rezeption hin und her, nur um dort zu berichten, dass noch immer kein Strom ankommt. Dann wird der rettende Engel entsandt. Natürlich von der Rezeption aus. Natürlich via Computerprogramm. Bei uns angekommen entpuppt sich der Engel als ganz normaler Platzwart. Oder ist er gar ein Facility-Mananger? Oder schon an Android? Jedenfalls führt er recht archaisches Werkzeug mit sich: Schraubenzieher, Kombizange und Phasenprüfer. Ob das bei dieser High-Tec-Anlage wohl gut geht? Er klemmt kurzerhand ein paar Kabel um, und lässt in einem spanisch, das selbst wir verstehen, heraussprudeln, was er von der High-Tec hält. Aber egal, wir haben nun unseren Strom.

Heute ist sowas wie das Bergfest auf unserer Tour und auch ein Waschtag ist damit dringend angesagt.

Den Rest unseres Tages schenken wir dann dem Strand und dem Restaurant direkt am Campingplatz, wo man uns ein leckeres Menü serviert.

280 Kilometer von Zahara de la Sierra nach Playa Granada
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