Über die ersten Pässe bis Cluses – Route des Grandes Alpes
Wir starten unsere Reise entlang der Route des Grandes Alpes am 5. September 2021 am Plage Champ de l’Eau in Corzent am Lac Léman (Genfer See). Das schöne Wetter, welches uns gestern Abend einen großartigen Sonnenuntergang über dem See bescherte, hat sich gehalten. Daher genießen wir noch ein wenig die klare Luft hier am See und die Wärme der morgendlichen Sonnenstrahlen.
Um zum eigentlichen Startpunkt der Route des Grandes Alpes zu gelangen, müssen wir einen Ort weiterfahren. In Thonon-les-Bains beginnt die D 902, die bis Cluses an der Arve die erste Etappe der Route des Grandes Alpes bildet. Die Straße folgt dabei dem Lauf der Dranse die in Thonon-les-Bains in den Genfer See mündet. Der Bergfluss entspring im Schweizer Kanton Wallis nur ca. 45 Kilometer von hier. Wir folgen er Departementstraße von Thonon aus nach Süden. So geht es für uns in die Chabalais-Alpen. Sie erheben sich am Ufer der Lac Léman und reichen bis an das Tal der Arve im Süden.
Über den Col des Gets
Zunächst geht es durch einen dichten Wald nur sachte bergan. Rechts unter uns rauscht der Fluss. Wir legen einen kurzen Stop ein, um diese erste Stimmung an der Route des Grandes Alpes mit der Kamera einzufangen.
Nach ca. 15 Kilometern könnten wir eine erste Attraktion besichtigen. Links von uns liegen die Gorges Pont du Diable, die Schluchten an der Teufelsbrücke. Zu schlecht sind allerdings die Bewertungen über in diese Sehenswürdigkeit im Internet. Deshalb verzichten wir auf eine Begegnung mit dem Beelzebub.
Ein wenig später erreichen wir Saint-Jean-d’Aulps, den ersten größeren Ort an der Route des Grandes Alpes. Ging es bisher an der Dranse durch dichten Wald, so lichtet dieser sich nun. Somit werden immer öfter Blicke auf ein noch sanftes Bergpanorama frei.
Ein wenig später und ca. 280 Höhenmeter über Saint-Jean-d’Aulps erreichen wir den ersten von 21 Pässen auf der Route des Grandes Alpes – den Col des Gets. Mit unseren Erwartungen an einen einsamen Bergpass, gesäumt von Almen und Berggipfeln liegen wir hier vollkommen falsch. Le Gets ist ein respektabler Wintersportresort auf 1.172 Metern Höhe. Nicht nur im Ortskern entlang der Hauptstraße reihen sich Hotels und Restaurants aneinander. Auch oben an den Berghängen über dem Ort bieten verschiedenste Chalets dem Gast Unterkunft.
Taningnes
Von Let Gets geht es hinunter Taningnes. Am Ortsrand fällt uns ein seltsames Depot mit gebrauchten Verkehrsmitteln auf. Ausrangierte Seilbahnkabinen stapeln sich auf dem Gelände. Die Firma Taninges Télécabines haucht den gebrauchten Schmuckstücken neues Leben ein. Man kann sie mieten oder zu Dekorationsobjekten umarbeiten lassen. Auf der Website von Taninges Télécabines kann man mehr hierzu erfahren – was es nicht alles gibt.
Und Tanignes hat noch eine weitere Überraschung für uns. Vor uns fährt ein kleiner Korso von Oldtimern durch die Ortsmitte. Natürlich ist hier in Frankreich der legändere CV11, der berühmte Gangster-Citroen mit von der Partie. Das ist nicht weiter verwunderlich. Das der aus unzähligen Filmen bekannten „Verbrecherkarre“ allerdings ein Trabant 601 aus Zwickau folgt, ist aber eher eine Überraschung für uns. Himmelblau und glänzend aufpoliert tuckert er vor uns her.
Über den Col Châtillion-sur-Cluses
Tanignes liegt unten im Tal des Giffre. Um Cluses zur erreicht geht es nochmal bergan. Oben in Châtillion-sur-Cluses angekommen bemerken wir gar nicht, dass wir nun schon den zweiten Pass auf der Route des Grandes Alpes passieren. Kein Wunder, ist er 742 Metern Höhe doch kaum der Erwähnung wert.
Von Châtillion-sur-Cluses geht es dann hinunter nach Cluses. Die kleine Industriestadt mit ihren mehr als 16.000 Einwohnern füllt den ganzen Talkessel links und rechts der Arve aus. In Cluses wird uns mit einem Blick auf unserer Michelin-Atlas klar, dass wir uns ganz in der Nähe des höchsten Bergmassives in Europa befinden. Chamonix und der Mont Blanc sind gerade einmal 45 Straßenkilometer entfernt.
Nach Chamonix
Autobahn fahren heißt in Frankreich oft auch Geld bezahlen. 3,80 Euro werden uns gleich nach der Auffahrt abverlangt. Ein Betrag der sich aber lohnt. Die Autobahn folgt ab hier dem Lauf der Arve hinauf durch eine beeindruckende Bergkulisse. Weit über 2.000 Meter ragen rechts von uns die Gipfel der Chaîne des Aravis auf. Das helle Grau des Deckgebirges aus Kalkstein zeugt von deren maritimen Ursprung. Kaum vorstellbar, dass dies vor Jahrmillionen einmal Meeresboden war.
Entlang der A 40
Am Autobahnrastplatz Aire De Passy-Mont-Blanc legen wir eine kurze Pause ein und lassen das Bergpanorama auf uns wirken. Vor uns, noch etwas entfernt das gewaltige Mont-Blanc-Massiv. Links über dem Téte de Colonney drehen kühne Gleitschirmflieger ihre Runden. Sie wollen wohl in der aufsteigenden Thermik dieses strahlenden Sommertages Höhe gewinnen. Hinter uns die Bergkette des Massifs des Bornes-Aravis.
Wir fahren weiter nach Osten. Die Autobahn wandelt sich in die zweispurige Nationalstraße N 205. Die führt nicht nur nach Chamonix. Sie ist auch die Zubringerstraße für den 11.611 Meter langen Mont-Blanc-Tunnel. Er verbindet Frankreich mit Italien seit 1965. Wohl deshalb sind hier heute auch viele LKW mit Kennzeichen aus vieler Herren Länder unterwegs.
Spektakulär wird die Straßenkonstruktion am Viaduc des Égratz de Passy. Kühn schwingt sich die Fahrbahn auf bis zu 68 Meter hohen Pfeilern über der Arve hin und her. Dreimal überquert sie den wilden Gebirgsfluss. Das zunächst noch weite Tal wird dort vom Städtchen Passy ausgefüllt. Am Ende des Ortes macht das Viadukt eine jähe Kurve nach Osten. Fast ein Halbkreis ist vollendet, als das Viadukt endet. Von weiter Aussicht kann hier nicht mehr die Rede sein. Das Tal hat sich verengt. Es wird von dicht bewaldeten Hängen gesäumt.
Kurz vor Chamonix windet sich die Nationalstraße 205 in 4 Serpentinen weitere 180 Höhenmeter hinauf. Dort oben auf 1.258 Meter befindet sich das nördliche Portal des Mont-Blanc-Tunnels.
Chamonix
Wir aber verlassen die Nationalstraße und sind quasi schon in Chamonix. Schnell finden wir einen Platz für unser Wohnmobil auf dem Parkplatz Grepon. Von hier aus sind es nur wenige hundert Meter zur Talstation der Télépherique de l’Aiguille du Midi. Sie ist eine der spektakulärsten Seilbahnen im ganzen Alpenraum. Der Besucherandrang ist gerade überschaubar und die Tickets sind schnell erworben.
Günstig ist der Spaß nicht. 134 Euro müssen wird für eine Berg- und Talfahrt für 2 Personen berappen. Aber was soll’s. Wir haben immerhin Urlaub. Viel wichtiger aber ist, dass sich das Wetter sensationell gibt. Blauer Himmel und wenig Dunst oben in den Bergen lassen großartige Fernsichten erwarten.
So lassen wir uns in eine der Gondeln pferchen. Von Mindestabstand in Pandemiezeiten kann keine Rede sein. Allerdings mussten wir per Handy-App nachweisen, dass wir gegen das Corona-Virus geimpft sind. „Pass sanitaire“ nennt man das in Frankreich. Eine Kontrolle die wir in den nächsten Wochen in Frankreich wohl noch oft passieren müssen.
Télépherique de l’Aiguille du Midi – erste Sektion
Die Seilbahn Télépherique de l’Aiguille du Midi ist wirklich spektakulär. In zwei Sektionen führt sie 2.800 Höhenmeter hinauf zur L’Aiguille du Midi. Die aufwendig für den Tourismus ausgebaute Felsnadel auf 3.842 Metern Höhe ist ein direkter Vorposten des Mont-Blanc-Gipfels. Erste Sektion der Seilbahn führt hinauf zur Plan de l’Aiguille auf 2.258 Meter Meereshöhe.
Unsere Gondel schwebt zunächst über dichten Nadelwald. Dann weitet sich der Blick auf das Tal von Chamonix. Leider ist die Aussicht durch die von Skiern stark zerkratzten Kabinenfester getrübt. Drei Pfeiler stützen das Seil der ersten Sektion. Immer wenn das Laufwerk über einen der Pfeiler gleitet, scheint es einem Moment so, als ob die Gondel plötzlich in die Tiefe fällt. Ein kollektives Jauchzen in der Kabine quittiert den kleinen Fall. Kurz bevor wir die Station Plan de l’Aiguille erreichen, passieren wir die Baumgrenze.
Plan de l’Aiguille
An der Zwischenstation angekommen gilt des in die zweite Seilbahn umzusteigen. Während wir auf die nächste Bergfahrt warten, haben wir ein wenig Zeit die Bergwelt um uns herum zu genießen. Ca. 2.200 Meter westlich von uns endet die Gletscherzunge des Glacier des Bossons auf ca. 1.700 Meter Höhe. Laut Wikipedia ist sie damit die am weitesten ins Tal reichende Gletscherzunge in den Alpen. Ende des 19. Jahrhundert reichte sie allerdings noch ca. 600 Meter weiter in das Tal hinunter. So stand der Gletscher direkt von den Toren des Örtchens Bossons. Es gab den Gletscher seinen Namen.
Südlich von unserer Aussichts-Terrasse, hoch über uns ragt die Felsnadel Aiguille du Midi auf. Die mächtigen Drähte der zweiten Sektion der Seilbahn führen ohne jeden Stützpfeiler zu ihr hinauf. Fast direkt über der Aiguille du Midi steht jetzt zur Mittagszeit blendend hell die Sonne am stahlblauen Himmel. Rechts davon die schneedeckte Kappe des Mont Blanc. Dass er von hier aus etwas entrückt erscheint liegt daran, dass er noch fast acht Kilometer Luftlinie von uns entfernt ist. Zur Aiguille du Midi sind es hingegen nur zweieinhalb Kilometer. Mit seinem weißen Kleid macht Mont Blanc seinen Namen jetzt Anfang September alle Ehre.
Télépherique de l’Aiguille du Midi – zweite Sektion
Wir steigen in die Gondel, die uns vom Plan de l’Aiguille fast weitere 1.500 Meter Höhenmeter hinauf zur Aiguille du Midi bringen wird. Das Gedränge in der Gondel ist das gleiche wie auf der ersten Etappe. Niemand ist an dieser Station ausgestiegen. Als wir die Plan de l’Aiguille verlassen, wird der Blick nach Westen frei. Gleich neben der Plan de l’Aiguille können wir nun das Buvette du Plan de l’Aiguille sehen. Eine Berghütte mit Imbiss und Terrasse keine 50 Meter von der Seilbahnstation entfernt. Dann geht es über den nur noch kümmerlichen Glacier Les Pelerins. Bis dahin fuhren wir kaum bergan. Die Seile der Bahn führen in einem Bogen, der erst über den ehemalige Gletscher anfängt emporzusteigen. So geht es in einer Art Parabel nach oben in eine wilde Fels- und Gletscherwelt.
Die Gegend ist heute offenbar bei den Gipfelstürmern beliebt. Aus der Kabine können wir mehrere Seilschaften ausmachen. Scheinbar sind sie auf der Tour Frendopfeiler Aiguille du Midi unterwegs. Winzig wirken die Bergsportler in der gewaltigen Felskulisse. Am steilen Anstieg den Firngrad hinauf kann man die Anstrengungen der Seilschaften erahnen. Wir als fußlahme Flachländer kommen nicht umhin ihnen unseren größten Respekt zu zollen.
Für die schwere Bergtour Frendopfeiler Aiguille du Midi von der Plan de l’Aiguille hinauf zur Aiguille du Midi veranschlagt die Plattform Outdooravtive.com eine Gehzeit von neuneinhalb Stunden. Mit der Télépherique de l’Aiguille du Midi sind es gerade 10 Minuten. Eine Eile die sich bei uns in Kürze unangenehm bemerkbar machen wird.
Aiguille du Midi
Nach dem rasanten Anstieg speit die Gondel ihre Fahrgäste auf einer Höhe von 3.777 Metern am Piton Nord aus. Schon nach wenigen Minuten bemerken wir, dass hier oben nicht nur die Ausblicke im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend sind. Zunächst bemerken wir ein leichtes Schwindelgefühl. Dann, als wird die wenigen Stufen zur Aussichtsterrasse hinaufgehen, empfinden wir den Weg als ungewöhnlich anstrengend. Dann geht uns ein Licht auf. Wir spüren erste Symptome des Sauerstoffmangels hier oben. Der lieg hier nur bei 60 Prozent von dem was auf Meereshöhe üblich ist. Hinzu kommt, dass wir uns keinerlei Zeit für die Anpassung an diese Höhe gegönnt haben und der Aufenthalt in größeren Höhen für uns vollkommen ungewohnt ist.
Schnell wird klar, dass dieser unangenehme Umstand unseren Aufenthalt hier oben begleiten wird. Wir bewegen uns langsam und legen so mache Pause zum Ausruhen ein.
Piton Nord – Aiguille du Midi
Nun aber zu dem atemberaubenden Ausblicken hier oben. Unsere erste Station ist die Aravis-Terrasse. Ihren Namen hat sie von der Chaîne des Aravis, der Bergkette, die uns vorhin rechts der Autobahn mit ihren rauen Gipfeln begrüßte. Die Terrasse bietet auch sensationelle Ausblicke hinunter ins Tal von Chamonix. Im Vordergrund zwei Gletschertäler die in Richtung Chamonix hinabführen. Links der Glacier des Bossons, der trotz glazialer Schwindsucht noch immer zu Tal kriecht. Rechts das Tal des Glacier Les Pelerins. Nur grauer Schutt ist zwischen den Seitenmoränen auszumachen. Längst sind Nähr- und Zehrgebiete des nun ehemaligen Gletschers von ewigen Eis befreit. Wie eine grüne Pest kriecht die Vegetation den Hang zwischen den Gletschermoränen hinauf.
Am Horizont im Westen die Chaîne des Aravis, Cumuluswolken dekorieren gerade ihre Gipfel. Der Blick nach Norden zeigt den Carlaveyron, die Gebirgsgruppe von Chamonix. Auch über ihr rollen erste Wolken heran.
Der Blick nach Südwesten geht hinauf zum schneebedecken Gipfel des Mont Blanc. Hier wird auch deutlich, dass wir die eigentliche Aiguille du Midi auf dem Piton Zentral noch gar nicht erreicht haben. Die befindet sich gegenüber und ragt weitere 80 Meter über uns auf. Die Aravis-Terrasse klebt wir eine Art Vogelnest an der Piton Nord, einer Art felsiger Vorposten der Aiguille du Midi. In ihr Gestein wurde die Bergstation der Télépherique de l’Aiguille du Midi getrieben. Weiter oben auf dem Dach befindet sich die Chamonix-Terrasse mit den besten Ausblick nach Norden.
Wir finden allein schon die Ausblicke von der Piton Nord rechtfertig die Kosten der Fahrt hier hinauf.
Piton Zentral – Aiguille du Midi
Über eine Brücke, der sogenannte „Passerelle“ gelangen wir von der Piton Nord zur Piton Zentral – der eigentlichen Aiguille du Midi. Von der Brücke blicken wir nach Osten. Links unter uns kommen noch immer Bergsteiger über den Firngrad hinauf. Weiter hinten am Ende des Tals von Chamonix und weiter über dem Rhonetal werden die Cumuluswolken scheinbar immer dichter. Uns gegenüber die Aiguille du Plan. Davor ein riesiges Schneefeld über das Bergsteiger von der italienischen Seite zur Aiguille du Midi aufsteigen.
Ein System von Galerie und Tunnel führt auf die Südseite der Anlage. Auf dem halben Weg durch den Fels kommen wir an dem Lift vorbei, der weitere 65 Meter hinauf zur Aussichtstrasse mit Skywalk auf der oberen Felsspitze führt.
Terrassen nach Süden und Westen – Aiguille du Midi
Wir halten uns aber weiter geradeaus und biegen dann nach links in den Tunnel „Le Tube“ ab. Die Stahlröhre scheint wie an den Fels geklebt zu sein. An Ende treten wir hinaus auf eine weitere der vielen Panoramaterrassen hier oben. Von dort erschließen sich Blicke in das Meer von Fels, Schnee und Gletschern im Süden. Eine Dominat auf dieser Seite der Piton Zentral ist die Felsnadel, die nun den Kletterern als höchster Punkt hier oben dient. Die eigentliche Aiguille du Midi ist mit Sendeturm, Aussichtsterrasse und Skywalk komplett überbaut und für den Kletterer in seiner eigentlichen Passion unerreichbar geworden. Nur mit dem Lift kommt man dort noch hinauf.
Rechts geht es des durch einen Schneetunnel in Richtung der Bergstation der Panoramic Mont-Blanc Cable Car. Die Gondelseilbahn bringt die Besucher von der italienischen Seite hier hinauf. Von dort hat man den besten Blick auf das etwa acht Kilometer entfernt liegende Becken des Glacier de Taléfre im Westen. Jahrtausende mündete er in den 900 Meter tiefer liegenden Glacier de Leschaux und nähre so das berühmte Mer de Glace von Chamonix. Heute blicken wir dort allerdings nur auf den grauen Schutt der leeren Gletschermoräne. Reste ewigen Eises sind nur sehr weit oben, in vielleicht 3.000 Metern Höhe auszumachen.
Mont-Blanc Terrasse – Aiguille du Midi
Wir wechseln hinüber auf die Mont-Blanc Terrasse. Unterwegs machen wir eine Pause. Die „dünne“ Luft hier oben macht uns mehr und mehr zu schaffen. Die ca. 50 Treppenstufen dort hinauf bringen uns ganz schön außer Puste. Wie zum Hohn für uns gibt es auf einem Treppenabsatz nach oben eine kleine Ausstellung zu Thema Hypoxie – der Sauerstoffarmut in der Höhe. Aber die Anstrengungen hinauf auf die Mont-Blanc Terrasse lohnen sich. Die Ausblicke hier oben sind grandios. Und man findet dort auch ein Plätzchen, auf dem man sich nach all der Anstrengung niederlassen kann. Für uns wird es der Lieblingsplatz hier oben.
Die Mont-Blanc Terrasse scheint aber auch ein Geheimtipp für manch anderen Besucher zu sein. Von den Gästen aus vieler Herren Länder verweilen viele hier länger. Selbst aus Grand Bavaria taucht hier ein Herrenrudel auf. Stolz tragen sie den Gamsbart am Hut, stramme Waden wachsen aus den Lederhosen. Mach einer von ihnen, durchaus jünger als wir, scheint aber ebenfalls mit der Hypoxie zu hadern.
Noch kurz zu den Ausblicke von hier oben: Nach Süden geht der Blick über das Mont-Blanc-Massiv. Wir meinen am Horizont das Aostatal ausmachen zu können. Unter uns winzig die Wanderer im Schneefeld auf dem Weg zum Mont-Blanc. Rechts von uns der Gipfel des Mont-Blanc, ein Meer von Schneefeldern darunter, die Pfade hinauf zum Gipfel sind gut zu erkennen. Noch ein wenig genießen wir die Aussicht hier oben, das geht es wieder hinunter ins Tal.
Abstieg von der Aiguille du Midi
Wir sind froh mit der Télépherique de l’Aiguille du Mid wieder ins Tal fahren zu können. Die Hypoxie hier oben lässt unsere Stippvisite nun langsam zu einem recht anstrengenden Ausflug werden. Weiter unten auf der Plan de l’Aiguille gönnen wir uns eine Pause und steigen nicht gleich in die nächste Anschlussbahn hinunter nach Chamonix ein. Der Blick hinauf zur Aiguille du Midi zeigt uns welch ein unverschämtes Glück wir mit dem Wetter dort oben hatten. Schon hüllt die erste Wolke die Felsnadel ein und von Norden kündigen sich dunkle Wolken an. Sie werden das Tal von Chamonix wohl bald erreichen.
Unten in Chamonix angekommen strahlt dort noch immer die Sonne. Von Norden her kriecht jedoch ein Schatten die Berghänge hinunter. Dunkle Regenwolken die sich von Norden über die Stadt schieben sind die Ursache. Erste Tropfen klatschen auf den Platz vor der Talstation der Télépherique de l’Aiguille du Midi. Schnellen Schrittes machen wir uns auf den Weg zum Wohnmobil. Als dort ankommen ist aus ersten Tropfen ein starker Platzregen geworden. Auf dem vorhin noch staubigen Parkplatz bilden sich große Pfützen.
Zurück nach Cluses
Wir machen uns auf den Weg nach Westen in Richtung Cluses. Mit uns sind plötzlich sehr viele Autos unterwegs. Es scheint, als ob der einsetzende Regen wie eine Art Startschuss für sie war. Alle wollen nun hinaus aus Tal von Chamonix. So geht es bis zum Beginn der Autobahn in Passy nur langsam vorwärts. Die Regenschauer haben sich verzogen und wir kommen bis Cluses gut voran. Südlich der Stadt biegen wir auf die Departementstraße 4 ab und haben die Route de Grandes Alpes wieder erreicht.
Bis Le Reposoir – Route des Grandes Alpes
Nach unserer Rückkehr aus Chamonix biegen wir südlich der Stadt nach Süden auf die Departementstraße 4 ab. Schon am Ortsrand von Cluses geht es tüchtig bergan. In Blancy macht die Straße eine weitere Kehre von fast einhundertachtzig Grad und gibt einen letzten Blick auf Stadt an der Arve frei.
Damit haben wir die Chabalis-Alpen verlassen und steigen nun in den Bornes-Alpen hinauf.
Die Straße führt uns durch einen dichten Mischwald bergan. Link von uns, 200 Meter tiefer im Tal fließt ein Bergbach, der Foron du Responsir. Weiter oben folgt die Straße seinem Flussbett und der Wald weicht zurück. Als wir dann gegen 18:00 Uhr Reposoir erreichen, finden wir dass es an der Zeit ist, unsere erste Etappe auf der Route des Grandes Alpes zu beenden. Schön, dass es in Reposoir einen kleinen Wohnmobilstellpatz mit einer Entsorgungsstation gibt.