Vom Grand Ballon folgen wir auf der Route des Crêtes dem Kamm der Vogesen. Wir besuchen Hohneck, den drittgrößter Berg des Gebirges, Dann geht es hinunter in das malerische Ribeauvillé mit seiner deftigen Elsässischen Küche.

28.September 2021

Route des Crêtes

Die Nacht auf dem Stellplatz oben am Grand Ballon war ein wenig unruhig. Wind war aufgekommen und in den Morgenstunden gingen einige Regenschauer nieder. Ansonsten haben wir dort oben aber gut und lange geschlafen. Heute, an einem Dienstagmorgen im späten September ist hier oben nicht viel los. Nur das Wetter gestaltet sich ein weiterhin wechselhaft. War am frühen Morgen noch ein hoher dünner Dunst über uns, durch den man den blauen Himmel fast erahnen konnte, hat sich gegen 10:40 Uhr eine dicke feuchte Wolke auf dem Grand Ballon niedergelassen. Höchste Zeit für uns aufzubrechen.

Am Grand Ballon

Wir folgen der Route des Crêtes, der alten Militärstraße nach Norden. Die Straße die früher zum Bollwerk gegen den Feind aus den Osten gehörte ist heute eine Touristenattraktion. Damals wie heute zieht sich sich knapp westliche neben dem Kamm der Vogesen entlang und bietet immer wieder großartige Aussichten. Und wir haben zunächst mit dem Wetter Glück. Die Wolkendecke reißt auf und es lohnt sich hier und das einen kurzen Fotostopp einzulegen. So zum Beispiel am Aussichtspunkt und Parkplatz Rothenbach oder ein Stück weiter an der Auberge Breizhousen mit einem schönen Blick hinunter auf den Lac de la Lande.

Parkplatz Rothenbach
Lac de la Lande.

Hohneck

Ein ausgewiesener Höhepunkt an der Route des Crêtes ist der Berggipfel Hohneck. Die flache Bergkuppe lässt ich mit dem Auto erreichen. Die Straße mit ihre acht Kehren dort hinauf ist mit dem Wohnmobil allerdings eine kleine Herausforderung. Auf knappen 1,4 Kilometern geht es 110 Höhenmeter nach oben. Dabei ist allein die Steigung von knappen 8% weniger das Problem. Aber in Kombination mit dem Gegenverkehr auf der schmalen Straße ohne befestigten Straßenrand kann es schon mal eng werden. In den Kehren liegt die Steigung dann auch gerne mal über 10%. Es geht aber alles gut und wir finden auf dem unbefestigten Parkplatz gleich unterhalb der Berggasthofes einen Platz für unser Wohnmobil. Von hier aus sind es nur noch wenige Meter bis zu Gipfel.

Hoheneck ist mit 1.363 Metern der dritthöchste Berg der Vogesen. Nur der Grand Ballon über unserem Startort von heute morgen und der Strokenkopf sind höher. Zwischen 1871 und 1919 verlief die Grenze zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich über den Gipfel. Die Landschaft hat subalpinen Charakter. Der Berg fällt im Norden, Osten und Süden mit steilen Felswänden in tiefe Schluchten ab. Nur nach Westen ist der Anstieg sanfter ermöglichte der Bau einer Straße hier hinauf. Bis in die dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts fuhr sogar eine Bergbahn dort hinauf. Von der ist aber nichts mehr zu sehen. Außer vielleicht der Berg- und Skistation La Schlucht, wo sich damals der letzte Bahnhof vor Hohneck befand.

Hohneck – schlechte Aussichten nach Osten
Blicke über den Parkplatz nach Westen
Blick ins Vallée de la Wormsa

Auf dem Gipfel

Mit ein wenig Glück soll man bei guten Bedingungen rund um den Gipfel auch Gämsen beobachten können. Die bleiben uns jedoch verborgen. Vielleicht auch weil das Wetter hier oben ich so richtig mitspielt. Wieder hängen dicke Wolken über uns und vermiesen und den Blick in die Ferne. Immerhin erfahren wir aber wohin wir hätten Blicken könnten. Ähnlich wir auf dem Ballon de Alsace geben zwei halbkreisförmige Bronzeplatten hierüber Auskunft. So erfahren wir, wohin wir uns wenden müssten, um zur Hohen Königsburg, zum Gipfel des Belchens im Schwarzwald oder nach Strasbourg zu kommen. Aber auch Ziele in der Ferne wie Paris, Lyon oder Berlin sind hier verzeichnet. Bei letzterem werden wir und ein wenig wehmütig, da uns die deutsche Hauptstadt an das bald bevorstehende Ende unserer Reise erinnert.

Hohneck – Orientierungshilfe am dem Gipfel

Wir finden aber der Weg dort hinauf hat sich trotz der suboptimalen Bedingungen für eine gute Aussicht gelohnt. Langsam fahren wir wieder hinunter zur Route des Crêtes und folgen dieser weiter nach Norden. Auf der ganzen Route de Crétes erkennen wir über welch eine großartige Gebirgslandschaft wir hier fahren. Die wenigen bewaldeten und vielen von Wiesen und Weiden gesäumten Strecken Abschnitte lassen auch beim schlechten Wetter erahnen, welch schönen Ausblicke hier möglich sein müssen. Immer wieder gibt es an der Strecke Pensionen, Restaurant und Skistationen. So kommt keine Langeweile auf und die kurvige Strecke zu fahren macht auch mit dem Wohnmobil Spaß.

Der Pilzfreund

Kurz vor dem Col du Bohomme finden wir gegen 13:00 Uhr in einem Waldstück eine kleine Einfahrt, in der wir gut parken können. Wir wollen eine Pause einlegen und die Zeit nutzen um wohl ein letztes Mal unser Glück bei einer Pilzsuche herausfordern. Wir steigen unter großen Fichten bergan, bis wir eine Bergkante erreichen hinter der junge Bäume heranwachsen. Dort gibt es nochmal einen schönen Blick nach in das Tal der Meuthe. Mit den Pilzen haben wir allerdings kein Glück. Viel zu trocken ist es hier.

Als wir wieder unten am Wohnmobil ankommen, hat sich ein weiteres Fahrzeug hinzugesellt. Dem SUV französischer Bauart entsteigt ein rüstiger Frührentner wie meinen. Offenbar hat er an unserem Verhalten oder vielleicht auch in den Messern in unseren Händen erkannt, was uns in den Wald trieb. Nach einer freundlichen Begrüßung auf Französisch öffnet er den Kofferraum seines Wagens und holt eine Plastikdose hervor. Fast feierlich nimmt der den Deckel ab und präsentiert uns seine Schätze.

Einige uns völlig unbekannte Pilze liegen darin. Wir verstehen nur so viel, als das dies wohl ganz seltene Exemplare sind. Offenbar sammelt und dokumentiert er seltene Pilze. Mehr verstehen wir leider nicht. Einerseits ist da die Sprachbarriere, andererseits meinen wir uns mit Pilzen schon ganz gut auszukennen. Hier merken wir aber, dass unsere Kenntnisse kaum über Marone und Steinpilz, Parasol und Pfifferling, Rotkappe und Butterpilz, Violetter Ritterling und Krause Glucke hinausgehen. Das finden wir in diesem Moment schade. Trotzdem finden wir es toll, dass der Herr so offen auf uns zukam, um sein Wissen und seine Leidenschaft mit uns zu teilen.

Abstecher nach Fraize

Wir setzen unsere Fahrt auf der Route de Crêtes noch wenige Kilometer fort. Am Col du Bohomme beschließen wir die 10 Kilometer hinunter nach Fraize zu fahren. Dort soll es einen Intermarché-Markt geben, wo wir unsere Lebensmittelvorräte für letzten Tage unserer Reise ergänzen wollen. Die Fahrt hinunter auf der gut ausgebauten D 415 ist angenehm und bietet hier und da einen schönen Blick hinter ins Tal der Meuthe und auf die Stadt Fraize.

Der Einkauf dort ist schnell erledigt. So können wir um 14:00 Uhr wieder hinauf zum Col du Bohomme starten. Er ist Pass und Wegekreuz zugleich. Hier kreuzt die Route des Crêtes die Straße von Saint-Dié-des-Voges nach Colmar. Einige Pensionen und ein Parkplatz zieren diesen Ort, an dem wir nicht verweilen wollen. Wir biegen links ab und folgen der Route des Crêtes auf ihren letzten Kilometern bis zum Col des Bagnelles auf 905 Metern Meereshöhe. Dann geht es hinunter nach Sainte-Marie-aux-Mines und weiter an den Rand des Rheingrabens nach Ribeauvillé. Der Ort ist berühmt für sein Stadtbild und seine Elsässische Küche. Ein guter Grund für uns zu bleiben. Allerdings sagt uns die Lage des Wohnmobilstellplatzes nicht so richtig zu.

Umgebung von Ribeauvillé

Er ist zwar nigelnagelneu und bietet in Zentrumsnähe alles, was man so braucht. Von Häusern dicht umbaut ist ein aber Blick in die Natur ist hier nicht zu haben. Da wir den aber schätzen und die Umgebung von Ribeauvillé mit seinen Weinbergen ganz zauberhaft ist, wollen wir unser Glück noch woanders versuchen. So fahren wir die Nachbarorte südlich und nördlich von Ribeauvillé von Zellenberg bis Orschwiller ab. Die Orte und die Landschaft sind ganz wunderbar. Ein Weinberg folgt dem nächsten. Nach Osten kann der Blick über die weite Ebene des Rheintals schweifen. Hinten im Dunst stiegen die dunklen Berge des Schwarzwaldes auf.
Links gleich hinter den Weinbergen ragen die ersten Berge der Vogesen auf. Auf einigen von ihnen erheben sich stolze Burgen aus vergangenen Zeiten.

Die Ortschaften sind aufgeräumt und farbenfroh. Die Ortsränder dominieren meist moderne Ein- oder Mehrfamilienhäuser auf großzügigen Grundstücken. Die Ortsmitte füllen enge Straßen und Gassen gesäumt von historischen Baubestand. Die meisten Fassaden, oft aus Fachwerk, leuchten in bunten Farben. In Naturstein gefasste Eingangsportale und Fenster sprechen für ihr Alter. Die typischen Fensterladen gegen zusätzliche Farbtupfer. Und auch mit Blumenschmuck an ihren Häusern gehen die Menschen nicht sparsam um.

Ribeauvillé

Nur eine sinnvolle Alternative zu dem Wohnmobilstellplatz in Ribeauvillé finden wir nicht. So geht es dorthin zurück. Gegen 17:20 Uhr checken wir auf dem Wohnmobilstellplatz an der Route de Colmar ein. Wir machen die Räder fertig und beginnen unsere Erkundungen von Ribeauvillé.

Grand’Rue

Die Gegend rund um die Grand ‘Rue ist das belebte und bei Touristen beliebte Zentrum des Städtchens. Hier reihen sich auf einem knappen Kilometer Haus an Haus. Die meisten stammen aus der 16. oder 17. Jahrhundert. Das Stadtbild ist hier fast zu schön um wahr sein. Ohne die vielen Restaurants, Läden und Boutiquen wäre das wohl nicht möglich. Und ohne die Touristenströme wohl auch nicht. Wir genießen das alles und versuchen einiges mit der Kamera einzufangen.

Place de la 1E Armée
Grand’Rue Nr. 77
Rathausplatz
Grand’Rue Nr. 76 und 78
Place de la Sinne
Le Goupil
Fontaine de Ribeauvillé

Immer wieder richtet sich unser Blick auch nach oben. Hoch über der Stadt können wir eine alte Burg, das Château de Saint Ulrich, die Ulrichsburg gut erkennen. Die ist nur eine von drei Burgen und die über die Jahrhunderte hinweg über Ribeauvillé wachten. Die Geschichte von Ribeauvillé reicht aber noch ein gutes Stück über das Hochmittelalter hinaus. Münzfunde belegen, dass bereits die Römer von diesem Flecken angetan waren. Sicher brachten die wohl auch den Weinbau hierher.

Brasserie de la Poste

Abends kehren wir dann in die Brasserie de la Poste ein. Um draußen zu sitzen, scheint es uns jetzt Ende September zu kühl zu sein. So entscheiden wir uns für einen Tisch in dem schon gut gefüllten Gastraum. Auf jeden Fall wollen wir uns hier der berühmten Elsässischen Küche stellen.

So konzentrieren wir uns auf der Speisekarte auf den Abschnitt „Les sécialités du terrior Alcacien. Für Steffi gibt es geschmortes Eisbein auf Sauerkrautbett („Le jambonneau braisé sur lit de choucroute“) und für mich ein Baeckeoffe mit Salat („Le beakaoffa et sa salade“). Sehr deftig, sicher nicht gesund aber sehr, sehr lecker. Aber nicht nur wegen des Essens fühlen wir uns hier wohl. Trotz des etwas vielleicht zu rustikalen Ambientes finden wir es hier recht gemütlich. Vielleicht auch deshalb, weil wir direkt am Fenster sitzen und sehen, dass es bei den Gästen draußen auf der Terrasse bei einsetzenden Nieselregen weniger behaglich zugeht.

Als wir uns auf den Heimweg machen ist die Grand’Rue in Ribeauvillé menschenleer und heimelig ausgeleuchtet. Nochmal eine ganz anderen andere von dem sonst so quirligen Ribeauville.

Brasserie de la Poste
Der Zugvogel

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