Plaza Mayor - Almagro

Almagro und ein Abend in Cordoba

Wir besuchen Almagro mitten in der Spanischen Provinz zwischen Ciudad Real und Valdepeñas. Dort sind wir vom architektonischen Reichtum dieser kleinen Stadt begeistert. Wir erfahren wie sich die Fugger hier, weitab von ihrer Heimat engagiert haben. Von dort aus bringt uns lange Fahrt durch unwirtlichen Landschaften und über die Sierra Morena bringt nach Cordoba.

Aufbruch in Torrealba de Calatrava

Als wir den Tag Torralba de Calatrava beginnen machen wir uns zunächst Gedanken wie wir den Tag gestalten. Nur eins ist klar: Wir wollen heute Abend in Cordoba sein und uns dort morgen die weltberühmte Mezquita Catedral ansehen. Bis Cordoba sind es gute 200 Kilometer, die in ca. drei Stunden zu schaffen sind. Bleibt also die Frage was wir den Rest des Tages anstellen.

Bevor wir starten gilt es aber noch das Wohnmobil zu ver- und entsorgen. Das klappt auf dem recht neuen Stellplatz ganz wunderbar und ist kostenfrei. Die erforderlichen Anlagen sind zweckmäßig, sauber und großzügig angelegt.

Wie so oft in solchen Fällen gibt uns unser Baedeker Reiseführer profunde Auskunft über die Gegend, in der wir uns gerade befinden. Und dort stoßen wir auf den Eintrag über das kleine Städtchen Almagro. Mit zwei Sternchen gekennzeichnet scheint es besonders sehenswert zu sein. Und der Baedeker empfiehlt den Besuch dort ausdrücklich. Von Renaissance-Häusern, einem schönen Plaza Mayor und der Kaufmanns-Dynastie der Fugger wir berichtet. Kurzerhand nehmen wir das nur ca. 20 Kilometer entfernte Almagro mit in unsere Reiseplan auf.

Almagro

Die Fahrt nach Almagro ist schnell erledig und es gibt wenig über die Strecke zu berichten. Außer vielleicht das mehr und mehr Weinstöcke in der ebenen Landschaft zu finden sind. Wir befinden uns am nördlichen Rand des Weinanbaugebietes Valdepeñas das für seine Rebsorten Tempranillo, Garnacha, aber vor allem Airén bekannt ist.

In Almagro angekommen finden wir einen Parkplatz in der Nähe der kleinen Parkanlage de la Florida. Von dort aus sind es nur 10 Minuten zu Fuß bis zum Plaza Mayor.

Wir nehmen und allerdings etwas mehr Zeit. Am Wegesrand stehen großartige Häuser und kleine Paläste aus der Zeit der Renaissance. Sie zeugen von der ehemaligen Bedeutung Almagros.

Da ist zum Beispiel der Palacio de los Condes de Valdeparaiso, den man auch von innen besichtigen kann. Tritt man durch das beeindruckende Renaissance-Portal findet man sich im einem kühlen Innenhof mit umlaufenden Arcaden wieder. Darüber befindet sich eine verglaste Galerie, die ebenfalls den gesamten Hof umschließt. Nach rechts durchbricht ein schöner Durchgang das Gebäude und führt in einen schattigen Garten an der östlichen Seite des Palastes.

In der Gegend südlich des Plaza Mayor finden sich noch andere schöne Gebäude. Von außen wirken sich allesamt eher schlicht. Meist sind es die Portale die zeigen, dass sich die Besitzer etwas leisten wollten und konnten. Hier eine kleine Auswahl:

Plaza Mayor Almagro

Während wir durch die Gassen von Almagro streifen ist es sehr still und uns herum. Kaum jemand lässt sich blicken. Dann jedoch gesellt sich ein ältere Dame zu uns und lotst uns sprachgewaltig und gestenreich zum Plaza Mayor, auf den sie mächtig stolz zu sein scheint.

Und der große Platz überrascht uns wirklich. Er misst 100 Meter in der Länge und 30 Meter in der Breite. Der Blickfang sind dort ohne Zweifel die Fassaden der Gebäude, die den Platz an seinen Längsseiten im Norden und Süden flankieren. Fast spiegelgleich ziehen sich in sattem Türkis auf weißen Grund zweistöckige Fenstergalerien über Arkadengängen im Erdgeschoss entlang beider Seiten des Platzes. Nur an den schmalen Seiten des Platzes bietet sich ein anderes Bild. Im Osten wird der Plaza Mayor vom Rathaus begrenzt. An der westlichen Seite geht der Platz in einen kleinen Park über.

Das Leben spielt sich allerdings unter des Arkaden ab. Hier haben sich Restaurants, Boutiquen, Souvenir- und Spezialitätenläden und manch anderer geschäftiger Geist angesiedelt. Sie alle habe wohl in erster Linie die Touristen und Gäste im Visier, die Almagro einen Besuch abstatten. Heute Vormittag ist es hier aber sehr ruhig.

Dort sind aber auch interessante Museen angesiedelt. Da ist einmal das „Corral de Comedias de Almagro“. Hier wurde seit Jahrhunderten Theater gemacht und der „Theaterhof“ mit seinen Zuschauergalerien ist hervorragend erhalten und beherbergt immerhin das Nationale Theatermuseum Spaniens. Aufgrund einer Veranstaltung können wir es aber leider nicht besichtigen.

Spitzen in Almagro

Museo del Encaje - Almagro

Dafür finden wir gegenüber ein Museum ganz anderer Art, das Museo del Encaje. Hier dreht sich alles um Spitzen. Damit sind jene gemeint die geklöppelt werden. Das Museum widmet sich dem Thema auf sehr lebendige Art. Im Unterschoß sitzen ca. 10 Damen und klöppeln was das Zeug hält. Ganz in schwarz oder strahlend weiß sind die filigranem Muster die auf den Klöppelkissen Knoten um Knoten entstehen. Manche der Damen hat aber auch den Mut zu bunten Farben. In Windeseile fliegen die Klöppel hin und her. Die Frau beraten sich einander über die komplizierten Muster oder halten einfach einen kleinen Plausch nebenbei.

In den Vitrinen ringsum finden sich Spitzen unterschiedlichster Muster und Farben. Sie dienen unterschiedlichsten Zwecken. Manchmal als Raumdekoration, manchmal zu einem Kleid verwoben, das jeder Königin Ehre machen würde. Leider ist das Fotografieren hier nicht gestattet. Dafür durften wir in der benachbarten Boutique, die sich ebenfalls auf „Spitzenware“ spezialisiert hat einige Aufnahmen machen.

Iglesia San Augustin Almagro

Von der Plaza Mayor begeben wir uns zur Iglesia San Augustin. Von ihrer ursprünglichen Pracht sind leider nur die Wandmalereien in Inneren erhalten. Sie sind jedoch ein Meisterwerk des Barock und unbedingt sehenswert. Dass die Kirche nicht mehr in voller Pracht erscheint ist Ihrer wechselhaften Geschichte geschuldet.

Zunächst war sie die Kirche des Augustinerklosters welches 1635 gegründet wurden. Von Anfang an gab es Streit mit dem Orden der Jesuiten. Die Entwicklung des Klosters wurde dadurch behindert. Nachdem später der Orden gar aufgelöst wurde haben Privatpersonen die Liegenschaft von Kirche und Kloster erworben. Das Kloster wurde abgerissen alles bewegliche Gut aus das Kirche entfernt und verhökert. So blieben nur die Malereien übrig. Seit 1936 kümmert sich ein Verein um den Erhalt von San Augustin in Almagro.

Die Fugger in Almagro

Bei all dem was wir in Almagro entdecken durften fragen wir uns natürlich woher hier mitten der der spanischen Provinz all diese Pracht und der Reichtum der Vergangenheit herkamen? Ein Teil dieses Geheimnisses liegt ca. 120 Kilometer entfernt, der andere über 2.000 Kilometer.

In Almadén 120 Kilometer westlich von Almagro lag die größte Zinnobervorkommen der damaligen Welt. Schon die Römer gewannen hier das Mineral, dass als Grundlage der Quecksilbergewinnung dient.

2.000 Kilometer von hier im Bayrischer Augsburg residierte 1519 die Handels-Dynastie der Fugger. Mit seinem Kapital machte Jakob Fugger die deutschen Kurfürsten gefügig. Über 850.000 Gulden, einen ungeheure Summe zu jener Zeit, flossen an sieben deutsche Kurfürsten. Sie wählen am 28. Juni 1519 Karl V., König von Spanien zum Römischen König und damit zum deutschen Kaiser.

Der wiederum musste sich gegenüber den Fuggern erkenntlich zeigen und überließ ihnen die Pacht über die Zinnoberminen von Almadén. Quasi den Firmensitz für diese Unternehmung – die Faktorei – siedelten die Fugger in Almagro an. Quecksilber war seinerzeit ein begehrtes Gut. Ließen sich doch nur mit dessen Hilfe die reichen Goldvorkommen in der Neuen Welt ausbeuten. Ein gelungener Deal für die Krämer aus dem fernen Bayern.

Weiter nach Cordoba

Als wir die Kirche San Augustin verlassen ist es 12:15 Uhr. Beste Zeit, um unseren Weg in Richtung Cordoba fortzusetzen. Vorbei an Ciudad Real schlagen wir einen Weg ein der uns in südliche Richtung bringt. Dabei können wir bis Puertollano die A-41 nutzen. Dort legen wir einen Tankstopp ein und füllen in einem Lidl-Markt unsere Lebensmittelvorräte auf.

Puertollano selbst ist eine vom Bergbau gezeichnete Stadt. Kohle und Ölschiefer wurden hier gewonnen. Die Zeche wurde Anfang der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts geschlossen. Ein alter Förderturm sowie die Abraumhalden und die aufgelassenen Industrieanlagen links und rechts der N-420 am Ortsausgang zeugen von dieser Zeit.

Zechentrum - Puertollano
Zechentrum – Puertollano

Weiter geht es einige Kilometer im Tal des Rio Ojailén, dann schwenkt die N-420 nach Süden und überwindet eine kleine Bergkette. Dann durchquert die Straße auf 10 Kilometer schnurgerader Strecke das breite und trockene Tal des Rio Tablilljos. Eine wirklich trostlose, fast entmutigende Landschaft. Leider haben wir es versäumt hier auf den Auslöser der Kamera zu drücken. Aber ein Link in Google Street-View vermittelt einen recht guten Eindruck von der Landschaft die wir nun durchfahren.

Über die Sierra Morena

Dann geht es hinauf in die Sierra Morena die Kastilien nach Süden hin zur Nachbarprovinz Andalusien abgrenzt. Es ist ein angenehmer und abwechslungsreicher Streckenabschnitt. Vorbei an Fuencaliente und Cardeña lassen wir die Sierra Morena hinter uns. Vor uns liegt nun Andalusien.

Kurz bevor wir bei Montoro die A-4 erreichen, machen ist auf einem Parkplatz an der N-420 noch eine Pause. Es ist einsam hier oben. Hunde streunen um das Auto und der Wind treibt unablässig irgendwelchen Müll heran. Die hüglige Landschaft rund herum ist von großen Monokulturen mit Olivenbäumen geprägt. Kein schöner Ort um länger zu verweilen.

So nehmen wir gegen 16:00 Uhr die letzten 50 Kilometer nach Cordoba in Angriff, wo wir kurz vor 17:00 Uhr auf dem schönen Stellplatz der Nähe des historischen Zentrums eintreffen.

Ein Abend in Cordoba

Der große Stellplatz in Cordoba befindet westlich der Altstadt, gegenüber den Resten der historischen Stadtmauer, zwischen Friedhof und zoologischen Garten. Als wir aussteigen werden wir vom Konzert der Zikaden begrüßt, sie es sich in den Kronen der Bäume über uns gemütlich gemacht haben. Wir machen die Fahrräder fertig, um Cordoba noch ein wenig zu erkunden.

Puente Romano und Rio Gualdaquivir

Schnell haben wir die Straße rechten Ufer des Rio Guadalquivir erreicht. Hier geht es vorbei an dem riesigen Wasserrad, welches vor Jahrhunderten die Stadt mit Wasser aus dem Fluss versorgte.

Molino de la Albolafia - Cordoba
Molino de la Albolafia

Dann erreichten wir die Puente Romano, die schon seit den Zeiten der Römer den Fluss mit 16 Bögen überspannt. Am anderen Ufer ragt als mächtiges Bollwerk der Torre de la Calahorra auf. Auf der Brücke herrscht ein buntes Treiben. Viele flanieren zwischen den Ufern, genießen die Aussicht auf die Stadt und den Fluss und lassen sich vom warmen Wind dieses beginnenden Spätsommerabends verwöhnen.

Über die Szene wacht die Statue des Erzengels Raphael. Als Schutzpatron der Pilger hatte er hier sicher einiges zu tun. Auf der alten Brücke kreuzen sich der von Granada kommende Camino Mozarabe und die viel ältere Römerstraße Via Augusta.

Ihm gegenüber unterhalb der Puente Romano teilt eine natürliche Barriere den Rio Guadalquivir in sieben einzelne Flussarme auf. Eine Situation die die Vorfahren zu arabischer Zeit geschickt zu nutzen wussten. Noch heute sind die Reste von vier Mühlen erhalten, die die Kraft des Wassers zu unterschiedlichen Zwecken nutzen.

Rund um die Mezquita Catedral

Puerto de Puente - Cordoba
Puerto de Puente

Wir verlassen die Puente Romano und rollen durch die Puerta del Puente in die Altstadt und stehen auf dem Plaza del Triunfo an der südwestlichen Ecke der riesige Mezquita Catedral.

135 Meter in der Breite und 180 Meter in der Länge misst die gesamte Anlage inkl. des Organgenhofes an ihrer Nordseite. Wir sind von der Größe des Gebäudes wirklich beeindruckt und machen uns auf einen kleinen Rundgang. An der Ostseite treffen wir auf die letzte große Erweiterung die Al-Mansur der damaligen Moschee schon im Jahr 991 hinzufügte. Die Höhe der Außenmauer und die prächtigen Tore vermitteln uns einen ersten Eindruck von der Größe der Anlage. Wir werfen noch einen Blick in den Organgenhof und auf den mächtigen Glockenturm, der in die nördlichen Mauer der Anlage eingepasst wurde. Vom Orangenhof aus können wir auch einen ersten Blick in die gewaltige Säulenhalle werfen und freuen uns dabei schon auf morgen.

Im Jüdischen Viertel

Nördlich der Mezquita Catedral, jenseits der Calle del Cardenal Herrero liegt das historischen jüdischen Viertel von Cordoba. Dicht an dicht drängen sich die Häuser. Durchzogen von engen Gassen ist das Viertel heute eine Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt. Da wir die Fahrräder dabei haben ist der Weg durch die vielen Menschen ein wenig beschwerlich.

Schließlich erreichen wir den Plaza de la Agrupación de Cofradías. Hier können wir die Räder anschließen und suchen uns ein Plätzchen vom dem Restaurant La esquinita de la juderia. Hier sitzen wir an diesem Spätsommerabend ganz wunderbar. Unter dem Schatten der Bäume lauschen wir den Straßenmusikern die sich im 30-Minutentakt ablösen. Ein kühler Wein löscht den Durst und Steffi macht sich noch einmal auf die Straßen weiter nördlich zu erkunden und kommt bis zum prächtigen Plaza de las Tendillas. Auf dem Weg dorthin fallen in der Calle Jesus y Maria die Sonnensegel auf, die hoch oben zwischen den Häusern gespannt sind und ein wenig Schatten spenden.

Ein schlechtes Abendessen und Heimweg im Dunkeln

Wir leisten und dann noch Tapas zum Abendessen und hätte es lieber lassen sollen. Einfachste schlecht zubereitete Gerichte werden hier teuer verkauft. Teilweise ist die Qualität so schlecht, dass wir aus den „Genuss“ lieber verzichten. Wir ärgern uns sehr darüber. Ein wenig hebt sich unsere Stimmung, als unvermittelt ein prächtiger Schimmel aus den berühmten Gestüt “ Yeguada Nacional“ auf dem Platz steht. Offenbar eine kleine Werbemaßnahme. Gleich nebenan werden die Tickets für die Shows und Vorführungen des Gestüts verkauft.

Mit der Zeit ist dunkel geworden über Cordoba. Zeit für uns des Tag zu beenden und zum Wohnmobil zurückzukehren. Der Weg durch die nun hell erleuchteten Gassen ist nicht weniger reizvoll als bei Tageslicht. Vorbei den der Mezquita Catedral mit ihren Glockenturm und dem prächtigen Gnadentor bewegen wir uns in Richtung des Alcázar de los Reyes Cristianos. Jetzt das es langsam kühler wird, stehen die Tore einiger der prächtigen Häuser in der Calle de los Manriques offen und ermöglichen uns einen Blick in die großzügigen Innenhöfe.

Schnell haben wir mit den Fahrräder das Wohnmobil wieder erreicht und freuen uns auf den nächsten Tag.

Hier unsere Tagesstrecke

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