Wohnmobil für vier Wochen

Vier Wochen im Wohnmobil, dass soll unser Urlaub in diesem Jahr sein. Und es ist eine für uns ungewöhnliche Zeit im Jahr für den Urlaub. Ende April und fast den ganzen Mai wollen wir unterwegs sein. Fast ein kleines Sabatikel. Unser Ziel? Frankreich, Nordspanien und vielleicht auch Portugal. Wir wollen uns treiben lassen.

Heute am 27. April 2018 geht es los. Unser fahrendes Heim für die nächsten vier Wochen mieten wir in Ilmenau. Im Caravanshop Hörcher war man schon beim Abschluss des Mietvertrags im Dezember letzten Jahres um uns sehr bemüht. Auch als wir heute hier ankommen ist der Ablauf der Dinge sehr angenehm.

Malibu

Man hat extra ein ungebrauchtes Fahrzeug neu zugelassen, um uns genau den Fahrzeuggrundriss anzubieten, den wir uns gewünscht haben. Und auf unseren Wunsch seht uns das Fahrzeug auch schon drei Stunden vor der vereinbarten Uhrzeit zur Verfügung. Für uns die Gelegenheit ohne großen Stress heute noch einiges an Kilometern zu schaffen.

Die Übergabe erfolgt in netter Atmosphäre und ist problemlos. Irgendwie scheinen wir einer der ersten Mieter der Saison zu sein. Im Umgang mit den vielen Papieren fehlt unserem Gegenüber noch ein wenig die Routine.

Da es auch nach Spanien gehen soll, wollen wir noch eine dieser Warntafeln mieten, die dort Vorschrift und am Fahrradträger anzubringen sind. Dabei werden wir darüber aufgeklärt, dass es für Spanien und Italien unterschiedliche Tafeln gibt. Diese sehen fast identisch aus, dürfen aber nur im jeweiligen Land verwendet werden. Verwechselt man da etwas, drohen wohl saftige Bußgelder. Wir mieten die Tafel für Spanien für 20 Euro.

Nach dem Abschluss der Formalitäten geht es nun an die Übergabe. Der Kollege ist von gemütlicher Art und so verläuft auch die Einweisung in das Fahrzeug und die Übergabe.

Es ist ein ungebrauchtes, zwei Jahre altes, teilintegriertes Wohnmobil aus dem Hause Mailbu. Sehr schick, viel Schränke und ein  wohnliches Ambiente. Er gefällt uns auf Anhieb.

Es geht sehr, sagen wir „bedächtigt“ zu, als wir das Fahrzeug nach Mängeln in Augenschein nehmen und die Funktionen erklärt bekommen. Dann können wir einräumen. Während Steffi noch mit dem Mitarbeiter über seine und unsere vergangenen Norwegenreisen plaudert, beschäftige ich mich mit unseren Fahrrädern.

Entgegen unserer Erwartung hat das Mobil keinen Fahrradträger außen am Heck, wie wir es bisher gewohnt waren. Der Träger befindet sich diesmal in der Heckgarage. Oh wie schön, denke ich mir. Da sind die Räder geschützt und die gerade gemietete Warntafel können wir auch gleich zurückgeben. Dann folgt jedoch die Ernüchterung. Mein Fahrrad ist einfach zu hoch für die eigentlich großzügig bemessene Heckgarage. 28“ Laufräder und eine 59er Rahmenhöhe überfordern das maximal mögliche Packmaß um einige wenige Zentimeter. Da hilft nur das Vorderrad auszubauen. Gesagt getan. Auch bei Steffis Rad ist dies erforderlich.

Danach geht es mit dem beladen schnell voran und wir rollen um 13:50 Uhr vom Hof.

Orientierungslos nach Spanien?

Während ich die ersten Kilometer fahre, versucht Steffi das Navi zu programmieren. Wir bemühen uns ernsthaft, dem kleinen elektronischen Helferlein im Armaturenbrett den Navigationsservice zu entlocken. Das Ding kann offenbar eine ganze Menge (Rückfahrkamera, Radio, CD-Spieler, USB- und Handyanschluss), nur navigieren kann es nicht.

Also nehmen wir nach wenigen Kilometern die Autobahnabfahrt in Zella-Mehlis, um im dortigen Elektronikmarkt für Abhilfe zu sorgen. Das ist kein Beinbruch. Unsere eigenes betagtes Navi hatte schon vor einiger Zeit den Geist aufgegeben und eine Neuanschaffung stand daher sowieso an.

Es ist jetzt 14:45 Uhr und die Reise kann nun richtig losgehen. Durch den Tunnel Richtung Süden, dann zieht sich die Autobahn noch einige Kilometer über die Höhen des Thüringer Waldes. Dann überwältigt uns die Frühlingslandschaft bei bestem Wetter mit aller Macht. Sattes helles Grün mit den gelben Farbtupfern der gerade mit der Blüte beginnenden Rapsfelder bestimmen die Landschaft hinunter ins Werratal. Auch die Landschaft auf der fränkischen Seite, hinter dem letzten Tunnel der Thüringer-Wald-Autobahn bietet ein gleiches Bild.

So kann der Urlaub beginnen denken wir uns. Wir setzen den Tempomat und rollen den nächsten vier Wochen in bester Stimmung entgegen.

Unser neues Navi

Gleich hinter Würzburg wird unserem neuen Navi eine erste Bewährungsprobe gestellt. Im elektronischen Helferlein im Armaturenbrett (denn Radio kann es ja 😉), überschlagen sich die negativen Verkehrsmeldungen: Bauarbeiten an diesem Autobahnkreuz, Unfall auf jener Autobahn, hohes Verkehrsaufkommen rund um jene Stadt, Vorbereitungen für einen Brückenabbruch gleich nebenan … A6, A8, A81, Heilbronn, Stuttgart, Pforzheim und Karlsruhe sind die Hotspots der negativen Verkehrsmeldungen. Alles auf unserer möglichen Strecke. Na prima!

Unser neues Navi müht sich redlich. Es schlägt Umfahrungen vor, rechnet Strecken neu und bleibt in der Stimme immer freundlich. Anna heißt die junge Dame übrigens.

Alles in allem schaffen wir es mit 40 Minuten Verzögerung und verlassen gegen 18:50 Uhr die Autobahn A5 bei Rastatt.

Am Rhein

Wir wechseln auf die andere Seite des Rheins. Vorbei an der beeindruckenden Anlage des Wasserkraftwerks Iffetzheim überqueren wir mehrere Arme des Rheins und sind in Frankreich. Wir steuern Drusenheim an.

Gleich beim Ort gibt es eine Autofähre, die das französische Drusenheim mit dem deutschen Greffern verbindet. Und es gibt hier einen Stellplatz für Wohnmobile. Man findet hier zwar keine Möglichkeiten der Ver- und Entsorgung und auch in Hinblick auf weitere Infrastruktur sieht es mau aus. Dafür ist der Platz aber kostenfrei und bietet einen sehr exklusiven Blick auf den Rhein.

Ich denke am Rhein gibt es nur sehr wenige Plätze, wo am so nah und direkt am Strom stehen kann.
Wir erobern sofort eine der Bänke oben auf dem Deich. Bei einer Flasche Wein lassen wir den Tag ausklingen. Dabei wollen wir gerne noch ein wenig Schiffe gucken.

Unser Heim für 4 Wochen
Fähre Drusus
Stellplatz am Rhein
letzer Blick in die heimische Tagespresse
Flußkreuzfahrer
Am Rhein

Dieses Ansinnen erfordert aber Geduld. Außer der noch bis 20:00 Uhr von der einen auf die andere Rheinseite pendelnde Fähre, will sich kein Schiffsverkehr einstellen. Doch dann begegnen sich doch noch ein Flusskreuzfahrer (Viking Idi) und ein Frachter (Alliance) direkt vor uns. Bei der Viking Idi denke ich noch, was mögen wohl die alten Wikinger von diesem Luxusgefährt halten, dessen Bordwand ein stilisiertes Wikingerschiff ziert.

Das Tageslicht nimmt ab, Schwäne ziehen auf und über dem Wasser ihre Bahnen, die Sonne geht in unserem Rücken unter und die Luft ist lau. Alles in allem eine Atmosphäre, die uns für die nächsten Wochen heiter stimmt.

423 Kilometer von Ilmenau bis Drusenheim

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Der Zugvogel

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