Da kommt was auf und zu

Roses – Le Barcarès

Von Roses in Spanien geht es heute wieder hinüber nach Frankreich. Die Küstenstraße zwischen Portbou und Cebère wird noch einmal zu einer Herausforderung. Wir überqueren die östlichen Ausläufer der Pyrenäen und erreichen Frankreich. Am Strand La Racou Plage gönnen wir uns eine kleine Pause. Dunkle Wolken ziehen herauf und erzwingen unsere Weiterfahrt nach Le Barcarés. 

Aufbruch in Roses

In Roses ist heute morgen schönstes Wetter. Wir hätten hier eine wirkliche erholsame Nacht verbracht, wenn der Stellplatz nicht unmittelbar an der Hauptstraße liegen würde, die in das Stadtzentrum führt. Der Verkehr war bis spät in die Nacht und schon früh in den ersten Morgenstunden leider deutlich zu hören. Dies blieb aber er einzige Mangel hier. Wir hangeln uns nochmal durch die Tiefen des Menüs des Bezahlautomaten, um Tickets für Frischwasser und die Entsorgung von Abwasser und Chemie-WC zu ziehen. Jede Leistung hier am Platz muss einzeln hinzugebucht werden. Dabei geht ohne Personalausweisnummer und Kreditkarte gar nichts. Big Data lässt grüßen. Bei der Ausfahrt fragt uns der freundliche Platzwart noch, ob wir abreisen oder nur einen Ausflug machen wollen. Im zweiten Fall würde er den Stellplatz für die kommende Nacht für uns reservieren. Ein toller Service, wie ich finde.

Die letzen Kilometer in Spanien

Aber wir wollen ja weiter. Es werden heute unsere letzten Kilometer in Spanien sein. Noch müssen wir nicht hetzen und nehmen wieder die Straße entlang der Küste. Es wird wieder ein tolles Kurvenfestival. Zwischen Llançá auf der Spanischen und Argelés sur Mer auf der Französischen Seite ist es ein fröhliches Auf und Ab, Hin und Her durch die östlichen Ausläufer der Pyrenäen, die hier im Mittelmeer zu versinken scheinen. 16 Tage ist es nun her, als wir am atlantischen Ende der Pyrenäen nach Spanien einreisten. 16 Tage, wie mit Flug mit unendlich vielen Eindrücken und Erfahrungen. Gerne wären wir länger geblieben.

Folgendes ist noch von diesem Streckenabschnitt zu berichten: Während die Straßenverbindung zwischen Spanien und Frankreich hier draußen am Meer eine eher untergeordnete Bedeutung hat – im Vergleich zur Autobahnroute zwischen Nabonne und Girona – scheint hier die Hauptschienenverbindung zwischen den beiden Ländern zu verlaufen. In Portbou und in Cebere sind große Bahn- und Rangieranlagen auszumachen, die durch den Tunnel unter dem Coll dels Belitres verbunden sind. An den beiden Orten dies- und jenseits der Grenzen werden wohl die Züge neu zusammengestellt und in das jeweilige Land weitergeleitet. 

Portbou
Portbou

Wir fahren von Portbou hinauf zum Coll dels Belitres und müssen eine druchaus anspruchsvolle Route meistern. Bei entgegenkommen Verkehr empfiehlt es sich hier durchaus, auch mal am Straßenrand kurz zu stoppen, um unangenehme und kostenspielige Begegnungen zu vermeiden.  Kurz vom dem Pass, an dem auch die Grenze verläuft, treffen auf eine Tankstelle mitten in der Einsamkeit des Berges. Ist die Lage hier oben auch einsam, an Kundschaft mangelt es nicht, ca. 600 Meter vor der französischen Grenze. Kein Wunder, sparen die Franzosen hier um die 30 Cent pro Liter, gegenüber den Preisen an ihren heimischen Zapfsäulen. Oben am Pass sind noch die alten Grenzlagen zu sehen, die heutzutage niemand mehr braucht. 

Wieder in Frankreich

Auf der französischen Seite halten wir am Cap de Cervera de la Marenda. Das ist ein toller Platz, besonders bei diesem Wetter das beste Fernsichten ermöglicht. Von Norden her schient sich allerdings an der französischen Küste eine Wetterverschlechterung einzustellen. Drohende schwarze Wolken sind in der Ferne zu erkennen.
Hier oben steht ein Kiosk an den man Wein verkosten und kaufen kann. Dabei handelt es sich um den „Banyuls Rancio“, einen roten oder topasfarbenden Süßwein, der in Fässern oder Glasballons unter freiem Himmel reift. Der Preis für eine Flasche beginnt hier mit 13,00 €, so dass wir auf dieses Vergnügen verzichten.  

La Racou Plage

Wir fahren hinunter nach Cebére und weiter nach Banyuls-sur-Mer. Noch immer schlängelt sich die Straße durch die zerklüftete Steilküste. Der Landstrich ist ein Weinanbaugebiet. Die Flecken mit Rebstöcken werden immer häufiger und immer größer. Ab Banyuls-sur-Mer kommen wir dann schneller voran, fahren nach Argelés-sur-Mer um einige Stunden am dortigen La Racou Plage zu verbringen.  Einige Zeit haben wir hier noch bestes Wetter. Dann ändert sich die Lage dramatisch. Von Norden ziehen gewaltige Gewitterwolken heran und stauen sich über um Nordhang der Pyrenäen auf. Da wir genau darunter liegen, packen wir lieber zusammen und fahren weiter in Richtung Norden.

Camping-Car Park

Noch will sich der Regen nicht entladen und so fahren wir „trockenen Reifens“ bis nach Le Barcarés. Der großzügige Stellplatz ist schell gefunden. Die Einfahrt bedarf jedoch einer kleinen Extrainvestition. Der Platz gehört zu Kette Camping-Car Park. Um hier einfahren zu können, benötigt man eine Art Clubkarte. Die kostet 4,00 € einmalig. Danach kann man diese Karte mittels Kreditkartenzahlung aufladen. Anschließend zahlt man mit der Camping-Car-Park-Karte den Stellplatz. Alles in allem Klappte das aber ganz gut.

Wolkenbruch in Le Barcarés

Hier scheint es vor kurzem geregnet zu haben. Auf den unbefestigten Platz, der direkt am Yachthafen liegt, machen sich große Pfützen breit. Wir machen uns mit dem Rad auf, den Ort zu erkunden. Die Gebäudefront vorne am Strand erweist sich als typische Urlaubsretorte, die aber noch ein wenig in einem vorsaisonalen Dämmerschlaf liegt. Einzig am zentralen Platz, dem Place de la République de Le Barcarès herrscht reges Leben.

Die Shops mit Klamotten und Strandzubehör sind gut besucht, die Eisdielen erfreuen sich vieler Gäste. Auch wir leisten uns eine solche Leckerei. Wir sitzen unter massiven Schirmen und genießen unser Eis als es beginnt zu regnen – nein es schüttet wie aus Eimern. Die Schirme halten den Wassermassen nicht stand. Wir suchen Schutz unter dem großen Zeltdach, unter dem sich die vielen Verkaufstände befinden. Auch hier bleiben wir nicht ganz trocken, aber der dieser Unterstand ist erträglich. Draußen stehen unsere Fahrräder. Sie werden nun gründlich vom spanischen Staub befreit. Wen ich es recht überlege, ist es der ersten Regen seit Grand Crohot Ocean und das ist nun schon fast drei Wochen her. 

Wohnmobilbalett auf dem Stellplatz in Le Barcarés

Nach einer Stunde ist der Spuk vorbei und wir fahren zurück zu unserem mobilen Heim auf Zeit. Hier angekommen essen wir kurz zu Abend und haben dann, nach einem weiteren Wolkenbruch, viel Spass an einer kleinen Show.

Drei Mobile treffen ein und suchen auf dem eigentlich recht großen Stellplatz eine Stelle, wo die drei Wagen zu einer Art Wagenburg zusammengestellt werden können. Das ist nicht so leicht, den der Platz ist eigentlich parzelliert. Dicke Balken grenzen die Parzellen voneinander ab. So versucht man es erstmal auf der Wiese links hinten von uns, mit dem Ergebnis, dass sich ein Wagen auf dem feuchten Grass fest fährt.

Ich denke alle auf den Platz beobachten das Ergebnis dieses etwas extrovertierten Verhaltens mit ein wenig Häme. Solidarisch mit dem Dreiergespann zeigt sich außer dem Platzwart jedenfalls niemand. Der schiebt kräftig mit, um das festgefahrene Mobil zu befreien. Angesicht der tiefen Fahrspuren, die diese Aktion auf der einzigen gepflegten Rasenflächen hier hinterlässt, ist er sicher nicht glücklich.

Dann zieht die Dreier-Karawane genau uns gegenüber ein und bildet tatsächlich fast so etwas wie eine Wagenburg. Es bleibt aber eine Lücke. Durch die können wir von unserem Platz aus in das Innere, diesen sich nun bildenden Kosmos schauen. Reges Leben breitet sich darin aus. Campinggestühl für 6 Personen wird aufgestellt, der Grill angeworfen, Markisen darüber so ausgefahren und miteinander Verbunden, das sie jedem Wetter trotzen könnten. Sind wohl doch Campingprofis die sechs Freunde. 

High-Tec-Mobil?

Besonders auffällig das Größte der drei Mobile. Eines aus dem Hause Bürstner, drei Achsen, Alkoven. Der Chauffeur ist eine Mischung aus Jean Paul Belmondo und Adriano Celentao in jüngeren Jahren. Er trägt jedoch eine deutlich längere Haarpracht, als die beiden Leinwandhelden in ihren besten Jahren. Er gibt den Ton unter den sechs Verschworenen in der Wagenburg an. Sein Fahrzeug scheint bemerkenswert zu sein. Beim öffnen der Heckgarage erblickt das Bullauge eines ausgewachsenen Waschvollautomaten das Tageslicht. Eine externe Ver- und Entsorgung (Strom, Wasser, Abwasser) für dieses Gerät ist offenbar selbstverständlich. Entsprechende Leitungen werden schon ausgelegt, aber damit ist der Platzwart dann doch nicht einverstanden. Auch an die Sicherheit ist bei der Aufrüstung diese Wagens gedacht worden. LED-Strahler mit Bewegungsmeldern zieren Front und Heck sowie beide Seiten der Wohnkabine, genauso wie insgesamt vier Videokameras. Das Armaturenbrett des Wagens gleicht sicher dem Cockpit ein Eurofighters. 

Den vielen Stare ringsum interessiert dieses Treiben nur wenig. Für sie sind die große Pfützen ringsum viel interessanter, bieten sie doch die Gelegenheit für einen Wellnessabend in sonst trockener Stadtlandschaft.

113 Kilometer von Roses nach Le Barcarès
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