Playa Puçol – Montserrat – Pineda de Mar

Heute geht es mit großen Schritten weiter nach Norden. Wir sind auf der Autopista Mediterraneo  bis Martorell bei Barcelona unterwegs. Dann fahren wir hinauf in das Gebirge, um das weltberühmte Kloster Montserrat zu besuchen. Es ist Ort mit besonderer Spiritualität, der Schwarzen Madonna Montserrat und alten und neuen Kunstschätzen in einer dramatischen Landschaft.

Playa Puçol

Es still heute morgen am Strand von Puçol. Nur noch ein Campingbus aus den Niederlanden mit beneidenswert junger und gut aussehender Besatzung kam gestern Abend kurz vor Sonnenuntergang hier an. Wir genießen kurz nach Sonnenaufgang den Blick aus unserem offenen „Schlafzimmerfenster“ direkt auf das Meer und lauschen dem leichten Plätschern der Wellen am Strand. So dämmern wir noch ein wenig dem Tag entgegen.

Beim Frühstück überlegen wir wie jeden Morgen, wo es heute hingehen soll. Das ist ein kleines Ritual auf unserer Reise geworden. Reiseführer und Atlanten werden gewälzt, „Anna“ – unser Navi und GoogleMaps befragt und diverse Handy-Apps listen die Möglichkeiten für interessante Stellplätze auf. Barcelona liegt eigentlich in Schlagdistanz. Wir entscheiden uns aber dagegen.

Die Erfahrung der letzten Wochen zeigt, dass große Städte oft immer gleichbedeutend mit einer langwierigen Suchen nach Parkplätzen sind. Die meisten Parkplätze dort sind auf ein Einfahrthöhe von zwei Metern limitiert und die Parkhäuser kommen für uns ohnehin nicht in Frage. Eine Erfahrung wie in Santiago de Compostela wollen wir uns heute ersparen.

So soll unser erstes Etappenziel hetue  nicht Barcelona sondern der Felsen von Monserrat mit seinem weltberühmten Kloster sein. Der zersägte Berg, der heilige Berg der Katalanen – das macht uns neugierig. Allerdings liegt dieses Ziel nicht gleich um die Ecke. Fast 350 Kilometer liegen bis dahin vor uns. Da ist es um 09:40 Uhr höchste Zeit aufzubrechen.

Playa Puçol – Montserrat

Von der Fahrt, für die wir zunächst wieder die Autovia Mediterraneo nutzen, gibt es nur wenig zu berichten. Es geht vorbei an Sagunt, wo wir auf die Autovia de la Plana wechseln. Die Autovia Mediterraneo wird ab hier zur kostenpflichtigen Autopista. So fahren wir auf einer mehr im Land gelegenen Route vorbei Castellón de la Plana. Ab hier nutzen wir die zunächst autobahnähnlich ausgebaute CV10. Bis zum Flughafen von Castellón kommen wir gut voran. Dann wird die Strecke zweispurig und wir sind dem Geschwindigkeitsdiktat der Lastwagen vor uns unterworfen. Das macht aber nicht die Bohne, denn wir haben ja Urlaub.

Ab Torreblanca  nehmen wir dann die mautpflichtige Autopista Mediterraneo und lernen schnell ihre Vorzüge kennen. Hier gibt es kaum LKW-Verkehr, nur die Brummis die auf Transit sind, dürfen hier entlangfahren. Alle anderen quälen sich auf der parallel verlaufenden Nationalstraße dahin. Die Art des Ausbaus, die Qualität der Fahrbahn und der allgemeine Zustand sind besser als auf einer Autovia. Die Tankstellen haben immer einen Service für die Ver- und Entsorgung von Wohnmobilen. Das ganze hat natürlich seinen Preis. 25,55 € zahlen wir am Ende für 220 Kilometer.

Die Autopista führt uns vorbei an der Sierra de Itra, dem Gebirgszug der uns von Peníscola draußen am Meer trennt. Dann geht es durch das enge, mit Organgen- und Zitronenplantagen geschmückte Tal zwischen der Sierra de Godall im Westen und der Sierra del Montsià im Osten hinunter in das Stromtal des Ebro. Das Delta, das sich nach Osten über 20 Kilometer weit ins Meer erstreckt und eine fruchtbare Ebene bildet, können wir nur teilweise überblicken.

Wenn wir es recht überlegen, ist der Ebro seit dem Guadalquivir in Sevilla der erste Strom, der diese Bezeichnung auch wirklich verdient. Alles was wir seither überquert haben, waren ausgetrocknete Rinnen, die offenbar nur nach starken Regenfällen Wasser führen oder mehr oder weniger unbedeutende Rinnsale.

Tarragona und Vilafrance sind noch zu passieren, bevor wir die Autopista bei Martorell verlassen, um für eine kurze Strecke der Autovia del Nord-Est zu folgen.

Montserrat das Gebirge

Die Autovia verläuft westlich am Fuß des Montserrat. Nun können wir deutlich erkennen, warum das gewaltigen Sandsteinmassiv den Beinamen „Der zersägte Berg“ trägt. Wie mit einer riesigen Laubsäge kunst- und fantasievoll herausgearbeitet erscheint seine Silhouette  – ein gewaltiger, grotesker Schwibbogen vom Meer und der Erosion geschaffen.

Montserrat

Wir verlassen die Autovia an der Ausfahrt 570 und stehen vor einem kleinen Problem. Ein Hinweisschild berichtet von einen Tunnel mit nur 2,60 Meter Breite vor uns auf der Strecke. Wir sind echt verunsichert. Unser Mobil ist laut Zulassung 2,27 Meter breit. Hinzu kommen noch die Außenspiegel. Vielleicht 10 Zentimeter auf jeder Seite. Das würde echt knapp werden. Wir halten kurz an einer verlassenen Tankstelle und schauen nach Alternativrouten. Dann kommen uns aber auch der Richtung der vermeintlichen Engstelle zwei ausgewachsene Reisebusse entgegen.

Wenn die das können, dann meistern wir diese Strecke auf jeden Fall auch. Die enge Straße führt hinüber auf die östliche Seite des Montserrat. Hier schlängelt sie sich, hoch über dem Tal in spektakulären Kurven und Schleifen auf das Kloster Montserrat zu. Die Ausblicke sind atemberaubend und die Straße erwartet ein wenig Konzentration vom Fahrer. Das letzte Stück des Weges wird zu einer Sackgasse, die an der Schranke zu den großzügigen Parkplätzen am Kloster Montserrat endet. Trotz der vielen Parkplätze haben wir großes Glück, einen freien Platz ergattern zu können.

Kloster Montserrat

Als wir dann zu Fuß die Klosteranlage erreichen, sind wir zunächst etwas enttäuscht. Ein moderner Bau aus Glas und Beton begrüßt uns. Am Rand einer großen Terrasse an den Berg geklebt, vermittelt er alles andere als klösterliche Beschaulichkeit. Die kommt auch sonst hier kaum auf. Wir befinden uns immerhin an einem der am meisten besuchten Orte in Spanien. Die Abfertigung der Massen erfordert offenbar diesen modernen Zweckbau.

Vor hier führt eine Treppe hinunter zu einer wunderbaren Aussichtsterrasse. Die spektakulären Blicke hinunter in das Tal des Flusses El Elobregat und auf die eigentliche Klosteranlage, die sich von hier aus bieten, sollte man auf keinen Fall verpassen. Die knallgelben Gondeln der Seilbahn, die das Tal mit dem Kloster verbindet, sind bunte Farbtupfer über dem Torrent de Santa Maria.

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Wir gehen hinüber zum Besucherzentrum und leisten uns zwei Tickets und Audioguides. 32 € sind hierfür fällig. Die Klosterkirche kann man jedoch auch kostenfrei betreten. Wir schlendern über den großen Platz vor der Klosterkirche mit ihrer gewaltigen Fassade aus neueren Tagen. Linker Hand das gotische Kloster. Geschickt werden hier die filigranen, fast zerbrechlich wirkenden gotischen Bögen des alten Kreuzganges als Kolonaden genutzt.

Die Abteikirche

Durch das moderne Portal, das erst nach dem zweiten Weltkrieg erreichtet wurde, erreicht man einen Lichthof und steht vor der eigentlichen Fassade der Abteikirche . Über der Pforte eine beeindruckenden Skulpturengruppe die Jesus und die 12 Apostel zeigt.

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In der Basilika

Die Basilika hat nicht die ausufernde Herrlichkeit der großen Kathedralen in Lugo, Santiago oder Sevilla. Hier geht es bescheidener zu. Dass das durchaus prächtige Interieur nicht in seinem vollen Glanz erstrahlt, mag an den der dunklen Lichtstimmung liegen. Vorwiegend ist es Tageslicht, welches durch die großartige Rosette und die runden Fenster über den Seitenkapellen hierher dringt. Das künstliche Licht hält sich im Hintergrund, konzentriert sich auf den Bereich über dem Hauptaltar und lässt die Skulptur der Mutter Gottes – der schwarzen Madonna von Montserrat – hell erstrahlen.

Eine Besonderheit sind sicher die zahlreichen Votivlampen, die über das gesamte Mittelschiff der Kirche verteilt sind. Sie sind nicht sehr alt. Die meisten stammen aus der Mitte des 20. Jahrhunderts. Einige von ihnen sind von hohem künstlerischen Wert. Die Votivlampen sollen eine mittelalterliche Tradition wieder beleben. Danach ist die brennende Lampe Ersatz, für die Anwesenheit des Gläubigen hier zu den Füßen der Mutter Gottes, der die Lampe hier hinterließ. Dabei frage ich mich, welche Gläubigen sich seinerzeit dieses religiöse Privileg leisteten.

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Nebenkapellen und die schwarze Madonna

Interessant sind auch die kleinen, in hervorragender künstlerischer Qualität gestalteten Seiten- und Nebenkapellen. Die Allerheiligstenkapelle und die Kapelle des heiligen St. Martin, der auf dem Bildnis gerade dem frierenden Bettler seinen Mantel überwirft, bleiben in besonderer Erinnerung, ebenso das schlichte, aber beeindruckende Bildnis des heiligen Benedikt, dessen Regeln der hiesige Orden heute noch folgt.

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Dann gelangen wir durch einen Aufgang, der von prächtigen Stuckaturen geschmückt ist in das Heiligste dieses Hauses, das Bildnis der Mutter Gottes die auf einen Thron sitzt. Sie stützt das Kind auf ihrem Schoss mit Ihrer linken Hand.  Die rechten Hand hält sie eine Kugel, das Symbol für das Universum. Bei trage eine Krone. Geschützt wird die Figurengruppe durch eine Glasscheibe, nur ein Teil der Kugel schaut heraus.
Die Figur hat einen dunkle Hautfarbe – daher auch die schwarze Mandonna – und ist sehr sehr alt. Aus der 12. Jahrhundert soll sie stammen. Auch wir berühren natürlich die Kugel in ihrer Hand. Wir sind zwar eher atheistisch und nicht abergläubig, aber wenn man schon so weit gefahren ist, um hier her zu kommen, kann es sicher nicht schaden.

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Dann gehen wir den Weg der Pilger – den Camin de L’Avemaria. Jeder Besucher kann hier gegen einen kleinen Obolus das Meer der Kerzen um seine ganz persönliche Flamme bereichern.

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Kunstmuseum Montserrat

Unser Ticket berechtigt uns auch zum Besuch des Kunstmuseums des Klosters. Und das hat es in sich. Ein Picasso hier, ein Dali dort und um die nächste Ecke auch mal ein Monet. Degas, Pissarro und Mir – große Namen der modernen Kunst geben sich hier die Klinke in die Hand. Das Geld für das Ticket hat sich für uns auf jeden Fall gelohnt.

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Zum Abschluss unseres Besuches auf Montserrat schauen wir uns noch die Muiltivisionsshow an. Die Story ist schnell erzählt. Zwei Absolventen der Chorschule von Montserrat erzählen musikalisch von ihrer Schulzeit auf Montserrat. Sie preisen das Kloster und ihre Schuljahre hier. Einer der jungen Herren ist ausgebildeter klassischer Tenor, der andere im spanischen Pop-Geschäft als Sänger erfolgreich. Vielleicht ein wenig zu dick aufgetragen im Pathos aber emotional sehr bewegend ist der Film, der in 3D auf große eine Leinwand projiziert wird.

Nun müssen wir uns aber sputen. Um 17:30 Uhr schließt das Besucherzentrum. Bis dahin müssen wir unsere Audioguides dort abgegeben.

Zurück am Parkplatz sind die meisten Autos schon verschwunden. Wir gehören wohl zu den letzten Gästen. Am Kassenautomaten bekommen wir dann noch einen kleinen Schreck. 57 € sollen wir bezahlen. Das ist die Tagesgebühr für einen Reisebus. Wir sind zunächst ein wenig ratlos. Entweder reichen unsere Sprachkenntnisse nicht aus, um den Automaten richtig zu bedienen, oder es liegt ein technisches Problem vor. Wir fahren vor an die Schranke. Dort legen wir in dem kleinen Wachhäuschen unser Parkticket vor und kommen mit 6,50 € davon.

Auf dem Weg wieder ans Meer

Wir fahren nun an der östlichen Seite des Montserrat hinunter nach Monistrol de Monstserrat in das Tal des El Elobregat. Bald erreichen wir die Schnellstraße und nutzen in Olesa de Montserrat noch schnell die Möglichkeit zu einem Einkauf. Dann stürzen wir und in das Straßengewirr rund um Barcelona. Ohne unser Navi hätten wir hier ganz sicher nicht so schnell hindurch gefunden. Es lost uns zuverlässig über Autobahnen und Schnellstraßen auf die Autopista Maresme. Mautgebühren sind uns hier egal. Hauptsache ist, wir kommen hier schell hindurch. Es geht nun schon auf 20:00 Uhr zu und wir haben noch keinen Stellplatz in Sicht. 

Bei Premià de Mar verlassen wir die Autobahn und hoffen an der Küstenstraße, die nun direkt am Strand entlang führt, einen Platz zu finden. Unsere Suche wird ein aussichtsloses Unterfangen. Die nächsten 30 Kilometer in Richtung Nordosten sind gesäumt von Wohn-, und Ferienanlagen. Eine direkte Zufahrt zum Strand ist nur an wenigen Stellen möglich, da die Gleise der S-Bahn-Strecke nach Barcelona rechts von uns zwischen Straße und Strand verlaufen. 

Camping En Mar in Pineda de Mar

Die wenigen Stellplätze, die unsere nun schon diversen Handy-Apps vorschlagen, erweisen sich als Fehltreffer. Wohnmobile sind in dieser Gegend außerhalb von Campingplätzen offenbar nicht erwünscht. So ergeben wir uns dann gegen kurz vor 21:00 Uhr einer solchen Offerte und stehen vor der Schranke des Campingplatzes En Mar in Pineda de Mar. Innerstädtisch und strandnah gelegen, bietet der Platz alles was man so braucht, inklusive Schwimmbad und Bungalowvermietung. Wir haben Glück noch eingelassen zu werden, denn um 21:00 schließt die Rezeption und die Schranke an der Einfahrt wird für alle Neuankömmlinge zu einem unüberwindbaren Hindernis.

Wir werden nett empfangen und mit einem Gutschein für zwei Glas Sangira werden wir in das platzeigene Restaurant gelockt. Diese Geste wäre aber nicht notwendig gewesen. Wir haben nun wirklich Hunger und wollen jetzt nach 21:00 Uhr keinen Küchenbetrieb mehr im Wohnmobil eröffnen. Die Küche im Restaurant entspricht unseren Erwartungen und ist für einen Campingplatz o.k. Wir sind fast die einzigen Gäste, so dass uns die volle Aufmerksamkeit des Kellners gehört. So werden wir schnell und zuvorkommend bedient und bleiben hier entspannt bis kurz vor 23:00 Uhr sitzen, um unsere Erlebnisse des Tages revue passieren zu lassen. Dann werden hier die Lichter ausgeknipst und wir schlüpfen in unser Wohnmobil 

  

477 Kilometer von Playa Puçol nach Pinneda de Mar

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