Viva Katalonia - Tossa de Mar

Pineda de Mar – Tossa de Mar – Roses

Es geht von Penida de Mar nach Roses. Wir besuchen unterwegs den großartigen botanischen Garten Jardí Botànic Marimutra in Blanes und die sehr schöne Altstadt Tossa de Mar. Wir sind entsetzt von den Betonschluchten in Lloret de Mar, cruisen über malerische Küstenstraßen und finden am Ende des Tages mit Roses einen sehr schönen und großzügigen Ferienort.

 

Morgen auf dem Camingplatz En Mar in Pineda

Heute morgen wird klar, warum wir Camingplätze lieber meiden. Es geht uns nicht um die höheren Kosten, denn die sind meist berechtigt. Bietet doch so ein Campingplatz einiges mehr an Komfort, als dass auf Stellplätzen üblich ist. Es sind eher die Camper selbst, die hin und wieder seltsame Wesenszüge an den Tag legen. Ein besonders krasses Beispiel ist heute morgen unserer Nachbar linker Hand. Schon gestern griff er empört ein, als wir die nach seiner Auffassung falsche Steckdose zur Stromversorgung für unser Mobil nutzen. Auch bei der unvermeidlichen Verlegung des Kabels über seine Parzelle, hatte er manches zu bemängeln. Nach dem Frühstück heute morgen konnte er erst dann zufrieden den Tag im Campingsessel fortsetzen, nachdem er aber auch wirklich jeden Krümel, welchen ein solches Frühstück im Freien nun mal mit sich bringt, von seiner Parzelle verbannt hatte.
Dann schweifte sein kritischer Blick über die Aktivitäten seiner Nachbarn und weit darüber hinaus.

Nein, das müssen wir nicht haben. Am besten irgendwo frei stehen, natürlich mit dem entsprechenden Respekt gegenüber der Natur oder dem Ort in dem man zu Gast sein darf.

Jardí Botànic Marimutra

Nach dem wir in der Rezeption unsere Schuld für die vergangene Nacht beglichen haben, machen wir uns auf den weiteren Weg. Die erste Etappe wird eine recht kurze. Gleich zwei Orte weiter, in Blanes, hat Steffi im Reiseführer den Botanischen Garten Jardí Botànic Marimutra ausgemacht. Er wurde von einem Deutschen angelegt. Das scheint uns irgendwie spannend zu sein und wir wollen erfahren welche Geschichte dahinter steckt. Spannend wird aber erstmal die Anfahrt zu dem Garten. Die Straße ist eng und geht steil bergan. Leider ist es keine Einbahnstraße, die Gegenverkehr ausschließen würde. Bei einigen Begegnungen und in einer engen Haarnadelkurve wir es echt kitzlig.

Die Sache mit den Kameras

Wir erreichen den Garten, die Parkmöglichkeiten sind nochmal 400 Meter entfernt. Wir packen die Kameras, hoffen auf tolle Bilder und machen uns auf dem Weg zum Eingang. An der Kasse werde ich skeptisch beäugt. Meine Kameras (zwei Spiegelreflexkameras) behagen der Dame an der Kasse überhaupt nicht. Ja man könne im Garten natürlich fotografieren teilt sie uns mit, aber mit solchen Kameras wären 60 €!!! für die Fotoerlaubnis fällig. Ich bin ein wenig perplex und versuche zu erklären, dass mein fotografisches Interesse ein ausschließlich privates sei und ich keinerlei kommerzielle Absichten verfolge. Es nützt nichts. Wären die Kameras übrigens von einem anderen Hersteller hätte man kein Problem. Was soll man dazu sagen.

Ich beuge mich dem Diktat und schleppe meine Kameras in den nächsten zwei Stunden ausschließlich zum Zweck der körperlichen Ertüchtigung mit mir herum. Das florale Wunder um uns herum wird ersatzweise auf dem Handy abgelichtet.

Die Gärten im Jardí Botànic Marimutra

Der Garten selbst ist jedoch sehr schön und lohnt den Besuch auf jeden Fall. Die Anlage gliedert sich in drei Teile, in denen verschiedene, ineinander übergehende Themengärten zu bestaunen sind. Am spektakulärsten ist sicher der dritte Garten, der direkt an den Klippen über dem Meer liegt. Hier gibt es die schönsten Aussichten der Anlage. Breite Treppen gesäumt von farbenfrohen Hecken und zu Kegeln gezogenen Zypressen führen dorthin hinab. Es gibt hier den Goetheplatz und einen Linné-Tempel!!! Der zweite Garten ist als großer Plamengarten angelegt. Im ersten Garten gibt es verschiedene Blicke in den florale Welt. Die Themengärten hier widmen sich Mexiko, den afrikanischen und amerikanischen Trockengebieten und Makronesien.

Carl Faust

Ach ja, wir wollten ja noch erkunden, wer dieser Deutsche war, der den Grundstein für diese Anlage legte. Carl Faust war ein deutscher Kaufmann der seinem Beruf in Spanien nachging. Seine Berufung war allerdings die Botanik. Er bildete sich im Selbststudium weiter und erfüllte sich ab 1928 hier in Blanes, auf 15 Hektar über dem Meer seinen Lebenstraum. Eine kurze, aber schöne Geschichte.

Gegen 12:00 Uhr verlassen wir diesen schönen und für den Fotoamateur durchaus zwiespältigen Ort und machen uns auf den Weg entlang der Küste nach Nordosten.

Lloret de Mar

Lloret de Mar

Wir passieren Lloret de Mar. Um das hiesige Flair zu beschreiben zitiere ich nun ungekürzt den entsprechenden Eintrag in unserem Baedecker Reiseführer (Baedecker Spanien, 16. Auflage 2016, Seite 335):
„Was El Arnenal für Mallorca, ist Lloret de Mar für die Costa Brava: Diskos, Lärm, Bars, Alkohol, englische Pubs und deutsches Schnitzel für massenhaft junges Publikum – vor allem Britten, Deutsche und Holländer – , das die Hotelbetten nur vormittags für eine kurze Erholungspause vor der nächsten Fete aufsucht. Spanien findet man in den Betonschluchten Llorets nicht, aber das sucht hier auch keiner“
Diese „Verlockungen“ liegen so gar nicht auf unserer Wellenlänge. Das örtliche Tourismus-Marketing bemüht sich zwar mit großflächigen Plakaten diesem negativen Image entgegenzuwirken – Familienurlaub, Strand, Papa mit Lieblingstochter beim Schnorcheln und so. In unserem Fall bleibt das ohne Erfolg. Das mag auch daran liegen, dass wir recht aktuelle persönliche Berichte aus Llorett kennen, die das Zitat aus dem Reiseführer lebendig werden lassen. Für uns Grund genug dieser touristischen Ausgeburt keine Minute unserer kostbaren Urlaubszeit, außer der unvermeidlichen Ortsdurchfahrt, zu schenken.

Tossa da Mar

Wir suchen eine Parkplatz

Ganz anders als Llorett kommt Tossa de Mar daher.

Zunächst gilt es hier aber einen Parkplatz zu finden. Das ist gar nicht nicht so ganz leicht und eine eigene kleine Geschichte Wert:

Mitten in der Stadt finden wir die offenbar letzte unbebaute Fläche die als Parkplatz dient. Ein unbefestigter sandiger Platz, umzingelt von in Beton gegossenen Appartment- und Ferienanlagen. Man kann fast spüren, wie sie ihre Tentakeln auf dieses letzte freie Idyll für verzweifelte, parkplatzsuchende Automobilisten ausstrecken. Die Einfahrt schützt ein Pförtnerhäuschen. Der Insasse wird angesichts unseres Wohnmobils fast aggressiv und versucht sein Heiligtum vor dieser Gattung Fahrzeuge zu schützen. Übernachten, kochen oder  Campinggestühl  – das alles ist hier streng verboten. Erst als wir signalisieren, dass wir nur zwei bis drei Stunden parken wollen, um uns den Ort anzusehen, erlangen wir die Gnade des Einlasses auf diesem Platz.

Der Strand

Wir schlendern hinunter zu Strand. In einer Bucht gelegen, an der sich der Ort entlang zieht, ist er einfach sensationell. Alle Klischees die ich so vom Mittelmeer habe werden hier bedient. Allem voran das blaue Meer am weißgelben Stand. Kleine Wellen plätscher bei leichtem warmen Wind an das Ufer. Ein reger Schiffsverkehr bunter Barkassen zieht weiter weiter draußen seine Bahnen. Am Strand tummeln Badegäste die die Sonne genießen. Wer meint mehr Power zu brauchen, kann sich ein Speed(schlauch)boot ausleihen. Hinter der Uferstraße das alte und neue Tossa, getrennt durch den Riera de Tossa, der unter am Strand in das Meer mündet. Rechts das alte Fischerdorf und der alte Festungsberg, links die modernen Ferienhotels und -appartments.

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Ava Gardner

Wir entscheiden uns für die rechte Seite. Der Berg auf dem sich die alte Festung und ein Teil der Altstadt befindet ist grandios, schon der Blicke wegen, die man von hier oben auf die Bucht von Tossa hat. Die Statue von Ava Gardner lässt jeden (zumindest jeden männlichen) Besucher hier eine Minute länger verweilen und ist einen beliebter Fotospot. Ava Gardner war einer der weiblichen Superstars der Traumfabrik Hollywood in den 40er und 50er Jahren des letzten Jahrhunderts . Dass sie hier steht, ist der Tatsache zu verdanken, dass Ava Gardner in dem Traumfabrikschinken „Pandora und der Fliegende Holländer“ hier am Drehort in Tossa die Rolle der Pandorra spielte.

Ava Gardner

Der Burgberg von Tossa

Der weitere Spaziergang hinauf auf den Festungsberg schenkt uns tolle Ausblicke auf der Meer und die felsige Küste.  Bis ganz nach oben erklimmen wir den Berg und finden immer neue interessante Blickwinkel. Auf dem Turm oben auf dem Burgberg weht selbstbewusst die Katalonische Flagge. Ein Fanal in der aktuellen innenpolitischen Situation hier in Katalonien.

Die Altstadt von Tossa

Dann geht es wieder hinunter in die Gassen des alten Fischerdorfes Tossa. Ja, hier ist alles auf das Geschäft mit den Touristen getrimmt. Restaurants, Bars, Souvenirgeschäfte, Eisdielen und Imbißbuden haben in den alten Mauern Einzug gehalten. Aber gerade die alten Mauern sind es, die das Flair von Tossa ausmachen und uns durch einen schon vergangene Welt schlendern lassen.

Für uns geht es nun weiter. Der mürrische Kerl am Parkplatz ist einer spanischen „Mama“ gewichen. Wir werden von ihr beim bezahlen der Parkplatzgebühr sehr freundlich und auch irgenwie „mütterlich“ behandelt – die Armen Kinder, kein zu Hause und schlafen müssen sie in dieser Blechbüchse. Aber egal, sie ist auf jeden Fall cooler als ihr Vorgänger von heute Vormittag. Welch ein Kontrast zu unserer Ankunft hier.

Von Tossa de Mar nach Sant Feliu de Guíxols

Dann sind wir auf der vielleicht schönsten Küstenstraße unterwegs, die uns das Mittelmeer bisher bieten konnte. Sie windet sich durch gefühlt hundert Kurven und Kehren an der Steilküste entlang. Immer wieder flieht die Straße weg vom Meer landeinwärts, da sie den Rändern der Täler folgen muss, die sich tief in den Fels geschnitten haben. Gleich darauf strebt sie wieder hinaus ans Meer und bietet atemberaubende Aussichten. Anders als an der Costa Blanca, wo wir ähnliche Straßen entdeckten, erstrahlt hier alles in sattem Grün. Von der dortigen Trockenheit ist hier nichts zu spüren. Das tolle Erlebnis auf dieser Straße hat aber seinen Preis. Für die gerade einmal 20 Kilometer benötigen wir inklusive zweier kurzer Fotostopps fast eine Stunde.

Weiter nach Norden

Nun gilt es heute noch ein wenig Strecke zu machen. Seit unserem kleinen Bergfest in Playa Granda sind schon wieder sechs Tage vergangen und wir müssen langsam an die Rückfahrt nach Deutschland denken.

Da bringt uns jeder heute noch absolvierte Kilometer ein wenig Zeitreserve für nächsten Tage. Von San Feliu fahren wir deshalb weiter nach weiter nach L’Escala. Hierzu nehmen wir die gut ausgebauten Schnellstraßen, die mehr im Landesinneren verlaufen. So schaffen wir die 60 Kilometer nach L’Escala in einer knappen Stunde. Hier angekommen erweist sich der, in der Stellplatz-App „park4night“ angepriesene Platz, als nicht existent. Also legen wir nochmal 30 Kilometer und 40 Minuten Fahrtzeit drauf und finden in Roses einen niegelnagelneuen Stellplatz mit allen Schikanen. Eine dieser Schikanen ist jedoch eine im wahrsten Sinne des Wortes. Der Bezahlautomat ist ein Monstrum in Sachen Usability. Ohne den netten und sehr um seine Gäste bemühten Platzwart hätten wir dieses Wunderwerk der Technik nicht beherrschen können. Geduldig führt er uns durch jeden Schritt des Menüs. Gefühlt nach 30 Eingabeschritten öffnet sich dann endlich die Schranke.

Roses

Wir nehmen die Räder und rollen an den Strand. Der erweißt sich als imposant in seinen Ausmaßen. Roses liegt am nördlichen Ende des gleichnamigen Golfes, einer Meeresbucht die sich von Nord nach Süd 20 Kilometern lang erstreckt. Am anderen Ende im Süden sehen wir in der Ferne im Dunst hinüber bis nach L’Escala.
Den Strand in Roses säumt ein breite Strandpromenade. Ein Ort an dem das Leben tost und wirkliches ausgelassenes Urlaubsfeeling zu spüren ist.

Einen Straßenzug hinter dem Strand beginnt die Flaniermeile von Roses. In den engen Gassen findet man das typische Angebot. Restaurants, Bars, Cafès, Klamottenläden und Souvenirgeschäfte bilden den harten Kern. Es gibt aber auch originelle Angebote. Während Steffi durch die verschiedenen Läden streift, gönnen ich meinen Füßen eine ganz besondere Wohltat.

„Fische an die Füße“

Anschließend gehen wir noch Essen. Heute soll es nun endlich einer dieser angeblich so sensationellen Fisch- und Meeresfrüchteteller sein, die an der ganzen Mittelmeerküste in Spanien, vor den Restaurants in fantasievollen großformatigen Fotos angeboten werden. Wir lassen uns überraschen. Zunächst können wir nicht alles identifizieren was uns aufgetragen wird. Miesmuscheln und Kaisergrant, soviel ist klar. Was aber ist dieses flunderartige Stück mir den vielen knorpelartigen Gräten? Und dann die beiden in ihrer Konsistenz so unterschiedlichen Koteletts. Eine Frage bei der Kellnerin, die sich weder der deutschen noch der englischen Sprache bedienen kann, bringt Aufklärung. Nicht mit Worten, sondern mit den Kugelschreiber skizziert auf eine Serviette, beantwortet sie unsere Frage. Rochen, Hai und Conger vervollständigen das Menü. Der Geschmack? Eher gewöhnungbedürftig für jemanden der europäische Süßwasserfische wie Zander und Barsch bevorzugt und aus nordischen Urlaubserlebnissen an Dorsch, Makrele und Seelachs gewöhnt ist. Anders gesagt: wir würden dieses Menü nicht mehr ordern. 

146 Kilometer von Pinneda de Mar nach Roses
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