Im Helbetal

Hainleite und Helbe

Die Helbe ist heute mein Ziel

Meine letzte Radtour, die mich am Ende entlang der Sächsischen Helbe führte, machte mich neugierig. Wo liegt die Quelle der Helbe und was gibt es an ihrem Lauf zu entdecken. Über die Lage der Quelle gibt übrigens Wikipedia Auskunft. Der längste Quellarm entspringt im Dün, einem Höhenzug im Nordwesten von Thüringen, ein paar Kilometer nördlich von Beberstedt. Er liegt aber zumeist trocken, was der Karstlandschaft geschuldet ist, die Umgebung hier prägt. Ein Zweiter Quellarm kommt aus der Hainleite. Beide Treffen sich beim sogenannten Helbehaus im Helbetal nördlich von Holzthaleben. 

Da ich meine Erkundung auf dem Rad vornehmen will, gilt es einen Bahnhof in er Nähe zu finden, was im Norden von Thüringen nicht gerade einfach ist. Ich entscheide mich für den Bahnhof in Wolkramshausen südlich von Nordhausen. Obwohl schon lange in Thüringen, kenne ich diesen Landstrich noch gar nicht. Das macht mich aber umso neugieriger.

Ich starte kurz nach neun am Vormittag mit dem Regionalexpress vom Erfurter Nordbahnhof. Die Fahrt finde ich schon deshalb interessant, weil ich diese Strecke das erst mal nutze. Es geht durch die reiche Agrarlandschaft des Thüringer Beckens. Ab Greußen folgt die Strecke ein Stück dem Helbetal aufwärts welches sie bei Bliederstedt verlässt. Weiter geht es über Sondershausen, entlang an der riesigen Halde des Kalibergwerkes nach Wolkramshausen.

 

Nordbahnhof Erfurt – hier gibt es noch viel zu tun liebe Deutsche Bahn

Start in Wolkramshausen

Um 10:20 Uhr starte ich von dort. Zunächst geht es flott bergab hinter in das breite Tal der Wipper. Die ersten Orte die ich besuche sind Wollersleben und Nohra. Erstes auf der nördlichen Seite des Tals, letzteres schon südlich der Wipper. Wie fast alle Dörfer hier sind auch die beiden von alten mächtige Feldsteinkirchen geprägt. St. Juliane heißt jene in Wollersleben, während ich den Namen der Kirche in Nohra nicht ausmachen konnte.

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In Nohra machen mich zwei braue Schilder aufmerksam. Auf einem wird auf die Burg Lohra hinwiesen. Die hatte ich mir für den heutigen Tag als ein Zwischenziel vorgenommen. Das zweite Schild weißt den Weg zu einer Pfeilerbasilika. Ich biege in Nohra also nach Süden ab und beginne damit die nördlichen Hänge der Hainleite zu erklimmen. Es geht tüchtig bergan. Auf der ersten Höhe angekommen, kann ich im Westen die Basilika mit ihren zwei markanten Türmen gut erkennen. Auf dem Berg mit Insellage ist sie trotz des trüben Wetters gut erkennen. 

Basilika Münchenlohra

Ich fahre nun ein Stück hinunter und verlasse die Straße um die Kirche auf einem Feldweg entlang eines alten Obstgartens und einiger Pferdekoppeln zu erreichen. Ich bin nun in Münchenlohra und von der romanischen Basilika St. Gangolf sehr überrascht. Einst muss es auf dem Berg eine große Klosteranlage gegeben haben, von der allerdings nur die Basilika erhalten ist. Leider war sie verschlossen, so dass ich nur mit Außenaufnahmen von diesem besonderen Ort berichten kann.

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Eine Woche später war ich mit Steffi noch einmal hier. Heute war die Basilika geöffnet und ich konnte ein neues Album anlegen,

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Wikipedia und ein Förderverein berichten mehr. Ich mache mich auf den weiteren Weg. Erst hinunter auf die L2061 die dann stetig bergauf nach Großwenden führt. Kurz vor dem Ortseingang könne ich mir einen Blick zurück nach Münchenlohra, das Wetter ist noch immer trüb. Großwenden schmiegt sich an den Nordhang der Hainleite. Oben die steilen Hänge die nur zur Forstwirtschaft taugen. Unten die flachen Bereiche die für den Ackerbau und die Weidewirtschaft geeignet sind. Von Nord nach Süd erstreckt sich der Ort über ca. 55 Höhenmeter. 

Burg Lohra

Kurz vor dem Ortsausgang befrage  ich einen fleißigen „Heckenscherer“ nach dem besten Weg mit dem Rad zur Burg Lohra. Er gibt bereitwillig Auskunft und so halte ich mich links auf einem Fahr- und Wanderweg immer oberhalb der Orte Großlohra und Friedrichslohra. Irgendwie verpasste ich aber den Einstieg zum direkten Weg zur Burg.  So lande ich wieder auf der Landesstraße, die nun einem Talverlauf folgend, auf eineinhalb Kilometern fast 100 Höhenmeter nach oben führt. Das Wetter ist zwar trübt aber auch recht warm. Der Schweiß strömt als ich oben ankomme.

Ich biege links ab und erreiche nach ca. zwei weiteren, fast ebenen, Kilometern der Ort Amt Lohra mit seiner Burg. Absolute Insellage. Sehr idyllisch und irgend wie am Ende der Welt – einem schönen Ende. Viele junge Familien sind hier.  Ein herbergsartiges Gebäude mit einem wohl nicht offiziellen Camping- und Wohnmobilstellplatz bietet offenbar Unterkunft, Verpflegung und Platz für ein entspanntes Wochenende. Ich fahre hinunter zur Burg und finde einen überraschend großen Gebäudekomplex vor. Die alte Grafenburg hat ihre Ursprünge im 12. Jahrhundert. Der Burghof ist mit bunten großen Tüchern dekoriert. Offenbar finden hier auch kulturelle Darbietungen statt. Eine unaufgeräumte improvisierte Theke auf dem Burghof zeugt vom gestrigen Abend.

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Auch diesen Ort habe ich eine Woche später noch einmal besucht. Jetzt war Zeit genug eine etwas umfangreichere Fotoreportage zu machen.

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Von der Hainleite in Helbetal

Ich mache mich aber auf den Weg. Eigentlich interessiert mich heute ja der Verlauf der Helbe. Um diese zu erreichen fahre ich auf Höhenkamm der Hainleite ca. drei Kilometer weiter nach Westen. Hier biege ich nach Süden auf einen Forstweg ab. Nun geht es rasant abwärts. Bis zum Talgrund der Helbe sind es von hieraus ca. 120 Höhenmeter. Ich versuche mich im Wald mit meiner Navigtions-App von Outddooractive zu orientieren. Der Versuch scheitert jedoch kläglich, da des hier kein Netz gibt. So verpasste ich einen Abzweig und treffe nicht wir geplant am Helbehaus auf die Helbe, sondern ca. einen Kilometer weiter westlich am zusammentreffen von Helbetal  und Tiefen Tal.

Helbetal bis Steinmühle

Das Helbetal ist für mich ein absoluter Geheimtipp. Ich kenne in Thüringen kaum ein schöneres Tal. Der Weg  führt über eine längere Stecke direkt entlang der Talsohle, die von einer üppigen Wiese bedeckt ist. Links und recht ragt eine dichter Laubmischwald die Hänge hinauf.

Es ist still und einsam hier. Ich treffe auf gerade einmal zwei Wanderer. Der Weg ist nicht mehr als einen festgefahrene Doppelspur, die mehrfach die trockengefallene Helbe kleinen Furten quert. Sollte es feuchter sein und die Helbe Wasser führen, verlaufen rechts oder links am Rand des Tales Fahrwege die man alternativ nutzen kann. So geht es einige Kilometer durch das enge Tal. Der Feldweg endet an der Steinmühle, der ersten Wassermühle auf meinem Weg.

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Steinmühle bis Ebeleben

Nun geht es auf der rechten Talseite weiter nach Süden und ich hoffe einen Weg zu finden der bequem unten im Tal verläuft. 

Ab Abzweig nach Himmelsberg löst sich diese Hoffnung jedoch in Luft auf. Ein Schild zeigt in meine Richtung zehn Prozent Steigung an. So geht es nun recht knackig den Berg hinauf um einen guten Teil der gewonnenen Höhe auf den Weg nach Toba gleich wieder zu verlieren. Ein Spiel, das sich heute noch öfter spielen werde.

In Toba werfe sich kurz einen Blick auf die Kirche mit Ihren für die Gegend typischen Minitürmchen die sich rund um die Kirchturmspitze reihen. 

Nun geht es über Wiedermuth auf der Landstraße hinunter nach Ebeleben, Das Helbetal liegt erst östlich und dann nördlich von mit. Ebeleben wird von einem riesigen und nicht schön anzuschauenden Getreidesilo überragt. Ich verweile hier nur kurz um in einem Markt einige gekühlte Cola zu kaufen, die meinen Energievorrat auffüllen sollen.

Ebeleben bis Bliederstedt

Weiter geht es durch die beschaulichen Ortschaften Rockstedt, Bellstedt und Thüringenhausen. Leider nicht unten im Tal der Helbe. Nein das liegt nun südlich von mir und Weg führt zwischen den Orten immer über einen mehr oder weniger steilen Berg. Darauf kann man sich hier verlassen. Aus Rockhausen gibt es nichts zu berichten. In Bellstedt treffe ich zum erstenmal auf Wasser im Flußbett der Helbe.

Und in Thüringenhausen, ja den Ort gibt es wirklich, hat sich wohl der örtlich Mauermeister ein besonderes Denkmal gesetzt.

Auch nach Thüringenhausen finde ich keine Gnade im Form eines Rad- oder Fahrweges unten am Bach. Es geht gnadenlos wieder bergauf. Oben angekommen geht es rechts ab Richtung Bliederstedt. Links der Straße sieht man gut wie sich die Mäander der Helbe bis zu 60 Meter tief in die Landschaft geschnitten haben.   

Bliederstedt bis Westgreußen

Auf der sonst menschenleeren Straße kommt mir eine klassisches Cabriolet entgegen. Gezogen von zwei Ponys fährt „Er“ seine „Liebste“ aus. Beide in Seniorenalter, Sie mit Strohhut und bunten Sommerkleid. Beide genießen die Ruhe und weiten Blick über die Landschaft. Ein traumhaftes Bild.

Die Straße führt eigentlich nördlich um den nächsten Ort Bliederstedt herum. Ich wage den Weg in den Ort hinein und direkt hinunter ins Tal. Es ist eine Variante die ich nicht empfehlen kann. Es geht zwar durch ein schönes Stück Natur, allerdings nur zu Fuß, da der Weg einfach zu steil ist. 

Otterstedt und dann nach Wasserthaleben sind die nächsten Orte auf meiner Route. Auch hier das bekannt Spiel: kein Weg unten um Tal, dafür zwischen jedem Ort ein Berg. 

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Ab Wasserthaleben weitet sich dann plötzlich das Tal der Helbe. Bisher oft nicht breiter als 300 bis 400 Meter und steil eingeschnitten in die Landschaft liegen zwischen den Hänge nördlich und südlich der Helbe bald ein bis fast zwei Kilometer. Außer der Stadt Ebeleben waren alle Orte am Weg bisher recht klein. Sie lagen unten am Fluß in das enge Tal gezwängt wie Thüringenhausen, oder oben am Berg. Hier wurde wie zum Beispiel in Bliederstedt der schmale Bereich zwischen den wertvollen Ackerflächen oben auf der Hochebene und den unbebaubaren Steilhängen hinunter zur Helbe für die Anlage einer Wohnstadt genutzt. 

Nun wo das Tal weit wird und ausreichend Fläche zur Verfügung steht, bildet sich eine große Siedlungsinsel von fast dreieinhalb Kilometern Länge aus. An der breitesten Stelle misst Sie von Nord nach Süd eine Strecke von über zweieinhalb Kilometern. Die Stadt Greußen mit ihren Stadtteilen Westgreußen und Clingen bilden diesen Siedlungsraum.

Die Schwarzburgische Helbe bis Grüningen

Gleich am Anfang, kurz vor Westgreußen wird, an einer für den Besucher nett hergerichteten Wehranlage, die Helbe in drei Arme aufgeteilt. Von hier an gehen die Schwarzburgische Helbe, die Helbe (oder auch Steingraben) und die Sächsische Helbe ihre eigenen Wege. Die Geschichte der Sächsischen Helbe habe ich in meinen letzen Blogeintrag erzählt.
Heute gilt mein Interesse ihrer Schwarzburgischen Schwester. Auch sie wurde im Mittelalter, quasi als Fernwasserleitung angelegt. Ziel des Versorgungsauftrages war allerdings nicht die Stadt Weißensee, sondern die Commende des Deutsch-Ordens in Griefstedt. Heute heißt der Ort Thomas-Müntzer-Siedlung und von der Commende sind nur noch dem Verfall preisgegebene Spuren zu finden.

Das Prinzip ist das gleiche wie bei der Sächsischen Helbe. Nur spielt sich die Geschichte nun am nördlichen Hang des Helbetales ab.

Auch hier folgt der Verlauf des Kanals immer entlang einer bestimmten Höhenlinie des Hangs mit leicht fallender Tendenz. So schlägt die Schwarzburgische Helbe zunächst einen weiten nördlichen Bogen um Westgreußen und Clingen und berührt Greußen erst an seinen nordöstlichsten Punkt. Auf dem Weg bis hier her versorgte die Helbe auch mehrere Wassermühlen mit Energie. Die Pfaffenhofmühle, die Kämmerermühle und die Steinfahrtsmühle sind heute noch in anderer Nutzung vorhanden. Die Steinfahrtsmühle beherbergt heute den Ziegenhof Peter mit Käserei und Hofladen.

Weiter geht es nach Grüningen, südlich der Schwarzburgischen Helbe. Kurz vor dem Ort direkt am Bach steht das große Gebäude der Grüninger Mühle. Das Anwesen wird von einem villenartigen Wohnhaus aus neuerer Zeit dominiert, welches nicht so gar nicht zu der historischen Anlage passen will. Die Schwarzburgische Helbe, die hier nun auch zum Mühlbach mutiert, fließt aber nach wie vor munter durch das Gelände.

In Grüningen selbst kann ich den Bach nicht so richtig verfolgen. Oft wir der von den Gehöften förmlich eingeschlossen. 

Grüningen bis Weißensee

Hinter Grüningen führt die Straße bergan um die Schwarzburgische Helbe nun oberhalb ihres Laufes an der nördlichen Seite zu begleiten. Kurz vor Herrnschwende kann man gut erkennen wie sich die Schächsische Helbe immer entlang der Höhenverlaufs der Landschaft schlängelt.

In Herrnschwende kann man beobachten wie geschickt dieser Ort angelegt wurde. Oben die fruchtbaren Äcker, zu wertvoll um den Ort dort anzulegen. Auch zu weit weg vom lebensnotwendigen Wasser. Unten die hochwassergefährdeten Wiesen und Weiden an der Helbe. Mitten durch den Ort fließt die Schwarzburgische Helbe. Sie versorgte den Ort mit Wasser und brachte keine Hochwassergefahr mit sich, da ihr Pegel immer reguliert werden konnte. Diese Ortsstruktur existiert so schon seit vielen hundert Jahren.

Sehenswert in Herrnschwende ist die Kirche St. Martini die oben auf einem kleinen Bergsporn über dem Ort trohnt. 

Ich fahre hinunter über die Schwarzburgische Helbe und folge dieser nun weiter nach Westen. Am Ende des Ortes ein großer, super eingerichteter und gepflegter Spielplatz. Hier lege ich eine letzte Rast ein. Eine tolle Anlage denke ich mir, nur die Kinder fehlen. Irgendwie stimmte mich das nachdenklich.

Als nächstes erreiche ich den Ortsrand von Nausiß. Hier beschließe ich der Schwarzburgische Helbe heute nicht weiter zu folgen. Es ist schon später Nachmittag und ich bis ziemlich „knülle“. Die letzten Kilometer des Bachverlaufes über Nausiß, Günstedt und der Thomas-Müntzer-Siedlung werde ich mir bei nächster Gelegenheit anschauen.

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Also biege ich hier nach Süden ab und durchquere das breite Tal der Helbe, bis ich auf der anderen Seite auf den Sächsische Helbe treffe. An ihrem linken Ufer verläuft ein Feldweg über den ich Weißensee, meine heutiges Tagesziel erreiche.    

Wolkramshausen - Weißensee
Wolkramshausen – Weißensee

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