El Ferrol – A Coruña – Finisterra

Nach einer unruhigen Nacht fahren wir nach A Coruña um den Torre de Hércules, den ältesten noch in Betrieb befindlichen Leuchtturm der Welt zu besuchen. Dann geht es quer durch Galizien an das Cabo Finisterra – Weltens Ende. Hier begegnen wir vielen Pilgern, die ihren Marsch nach Santiago de Compostela bis hier her verlängert haben und auf eine beeindruckende Naturkulisse.

 

Von orientalischer Pop-Musik geweckt

Der Tag beginnt sehr früh, um 02:12 Uhr. Wir werden von orientalisch eingefärbten Pop-Rhythmen geweckt. Sie entströmen einem Kleinwagen, der nicht weit von uns geparkt hat. Einige Junge Leute wollen hier der Nacht wohl einen weiteren Programmpunkt hinzufügen. Dabei ist der Sound durchaus hörenswert, nur die Zeit stimmt für uns irgendwie nicht.

Irgendwann sind die Besucher wieder verschwunden und die Nacht wird wieder still. Das der Stellplatz, auf den wir ganz alleine stehen, beleuchtet ist, stört uns nicht. Im Gegenteil, es vermittelt ein wenig ein Gefühl von Sicherheit.

Torre de Hercules

Später, als wir aufbrechen, nehmen wir als nächstes Ziel den Torre de Hercules in A Coruña ins Visier. Der Turm aus der Zeit der Römer gilt als der älteste noch in Betrieb befindliche Leuchtturm der Welt.

Bevor wir den Turm des Hercules erreichen, müssen wir uns durch das Straßengewirr von El Ferrol und A Coruña kämpfen.

Das gelingt uns ganz gut. Nur die Aussichten sind nicht so besonders. Auf dem Weg ist der alte geschmiedete Zaun am Hafen von A Couruña noch das Sehenswerteste. Ansonsten durchqueren wir einen Ballungsraum mit einer regelrechten Skyline von modernen Hochhäusern.

Der Torre de Hercules ist aber von anderem Format. Mächtig steht der älteste Leuchtturm der Welt, der heute noch den Schiffen den Weg weist, auf einem Hügel draußen am Meer.

Die gesamte Anlage mit dem breiten Weg hinauf zum Turm wirkt monumental. 

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Als wir den Torre de Hercules betreten, setzen wir unsere Füße in das älteste, je von uns betretene Gebäude. Ehrfurcht macht sich breit. Immerhin seit dem zweiten Jahrhundert versieht der Turm hier seinen Dienst.

Die Ausstellung mit originalen Fragmenten ist sehr sehenswert. Unter anderem findet man den Stein, in dem vor 1.800 Jahren der Docht einer riesigen Öllampe brannte. Das so erzeugte Licht, verstärkt durch einen Parabolspiegel war den Schiffen weit draußen ein sicheres Zeichen in der Dunkelheit.

Der Aufstieg auf den Turm war trotz des trüben Wetters für uns lohnenswert.

Wieder unten angekommen schauen wir nochmal auf die heute verschlossen Türen zum Turm oben auf dem Postament. Sie werden von Bronzereliefs geziert. Sie künden von der Sage, wonach das Herkules hier nach drei Tagen Kampf den Riesen Geyron besiegte.

Diese Diashow benötigt JavaScript.

 

Der Weg an das Ende der Welt

Nach unserem Besuch bei Herkules, machen wir uns schnurstracks auf den Weg nach Finisterra – „Weltens Ende“ wie schon die Römer meinten.

Hierzu nehmen wir zunächst die neue AV55 – die Autovía del Atlántico. Anna, unser neues Navi scheint diese reizvolle neue Straße noch nicht zu kennen. So macht der Blick auf ihr Display den Eindruck, als ob wir über die Landschaft fliegen. Und irgendwie ist es auch so. Die Kilometer bis Baio Grande vergehen wie im Flug. Danach geht es wieder verhaltener weiter, da die Autobahn ab hier noch im Bau ist und wir die gut ausgebaute Landstraße nutzen müssen.

Bei Finisterra erreichen wir wieder das Meer. Blau ist es hier und klar, wie die Luft. Natürlich wollen wir weiter hinauf zum Cabo Finisterra, noch dreieinhalb Kilometer nach Süden.

Cabo Finisterra

Die Anzahl der Caminos, der Pilger auf dem Jakobsweg, nimmt nun dramatisch zu. Auf unserer Reise durch Spanien sind uns bisher nur wenige Pilger begegnet. Die nahmen den nicht so bekannten Camino Norte. Hier nun sind aber alle unterwegs, die auf welcher Variante des Jakobsweges auch immer Santiago de Compostela erreicht haben und nun noch bis zum „Weltens Ende“ hier am Cabo Finisterra wollen. Kein Wunder, findet sich doch oben am Kap der Kilometer Null des vielleicht bekanntesten Pilgerwegs der Christenheit.

Dabei fällt mir ein, dass wir in diesem Jahr schon an einem Ausläufer dieses Weges waren. Einige tausend Kilometer entfernt zwar, aber immerhin liegt auch Görlitz an diesem Weg, ganz zu schweigen von unserer Heimatstadt Erfurt.

Das Cabo Finisterra ist schon ein besonderer Ort. Einerseits natürlich der Pilger wegen. Sie möchten, hier wo es wirklich nicht mehr weiter geht, ihren Pilgerweg beenden und das zurücklassen, was ihnen zur Last wurde oder wovon sie sich befreien möchten. Symbolisch oder ganz real.

So findet man oben in den Klippen vielerlei Dinge: Wanderschuhe, Schweißtücher, Zigarettenpackungen und Feuerzeuge und und und …

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Aber auch die Natur hier oben fasziniert uns. Da sind die tollen Aussichten auf das offene Meer und in die Buchten ringsum. Auch die bedrohlich heranziehende Wolkenbank, die wir heute Morgen schon in A Coruña kennenlernten, gehört zu diesem Naturschauspiel.

Was uns aber die Spucke weg bleiben ließ, war die Begegnung mit zwei prächtigen Perleidechsen, der größten Art, die man in Europa finden kann.

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Finisterra

Wir überlegen hier oben stehen zu bleiben für diese Nacht. Aber ehrlich gesagt ist uns dieser Ort dafür zu heilig. Dieses Privileg haben wir uns, anders als die Pilger, nicht verdient.  Das sieht nicht jeder Wohnmobilist so, wir aber schon. So rollen wir wieder hinab in den Ort Finisterra und erleben Wohnmobilservice vom Feinsten.

Der kleine private Stellplatz für vielleicht 20 Mobile bietet für 10 Euro die Nacht alles was man sich so wünscht (Stromanschluss, Ver- und Entsorgung, WLAN) und darüber hinaus einen super Meeresblick auf die Bucht von Finisterra. Hier checken wir gerne ein. Der Platzwart ist sehr nett und trägt weitere Inklusivleistungen vor: WC-Toiletten-Zusatz, Stühle und Tische für jeden Stellplatz. Nur mit dem Handschlag ist das so eine Sache. Den will er partout nur mir anbieten. Bei Steffi fällt diese Geste aus. Auch das „Geschäftliche“ wird ausschließlich mit mir besprochen. Andere Länder andere Sitten.

Wir gönnen uns noch ein Abendessen in einem netten Restaurant im Hafen von Finisterra und beenden den Tag mit einem Spaziergang durch die beschaulichen Gassen des westlichsten Ortes in Spanien.

Diese Diashow benötigt JavaScript.

185 Kilometer von El Ferrol nach Finstere
Nach oben scrollen